XXVIII. Geschäftsbericht des Centralkomitees | Club Alpino Svizzero CAS
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XXVIII. Geschäftsbericht des Centralkomitees

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des

des

Centralkomitees des Schweizer Alpenclub

über die Zeit vom August 1893 bis September 1895, beziehungsweise vom Clubfeste in St. Gallen bis zum gegenwärtigen in Schwyz, erstattet an der Generalversammlung vom 8. September 1895 durch Dr. jur. Michel, Vizepräsident des Centralkomitees.

Werte Clubgenossen!

Sie sind hier im klassischen Lande Schwyz versammelt, um von uns zu erfahren, was der S.A.C. und sein gegenwärtiges Centralkomitee seit den unvergeßlichen Festtagen in St. Gallen angestrebt und ausgeführt hat. Es ist in den letzten Jahren vieles beschlossen und während unserer Amtsperiode zur Ausführung gelangt, und wenn deshalb auch unser Finanzbericht etwas melancholisch lautet, so dürfen wir uns doch damit trösten, daß die betreffenden Geldsummen nicht unnütz ausgegeben worden sind, sondern daß der entsprechende Gegenwert, insbesondere in unsern neu entstandenen Clubhütten und auch in den Errungenschaften wissenschaftlicher Natur, vorhanden ist.

I. Bestand des Yereins.

Seit der letzten Generalversammlung in St. Gallen ist die Zahl der Sektionen von 38 auf 40 gestiegen; im Kanton Aargau ist die neue Sektion Lindenberg mit 52 Mitgliedern entstanden und in der Waadt hat sich die frühere Subsektion de Jaman ( Diablerets ) zu einer selbständigen Sektion mit 111 Mitgliedern entwickelt. Wir entbieten diesen beiden jüngsten Sektionen des S.A.C. auch an dieser Stelle ein herzliches Willkommen!

In sehr erfreulicher Weise hat sich in den letzten zwei Jahren auch die Mitgliederzahl vermehrt; am Clubfeste in St. Gallen zählte der S.A.C. mit den 8 Ehrenmitgliedern 4044 und heute 4869 Mitglieder, so daß wir also einen Zuwachs von 771 Mitgliedern zu verzeichnen haben. Es wird nicht mehr lange gehen und das fünfte Tausend ist erreicht; Die mitgeteilten Zahlen sprechen, sie beweisen uns, daß die Bestrebungen des S.A.C. immer mehr sich Bahn brechen, daß das Interesse und die Liebe für unsere Alpenwelt, für unser Hochgebirg, in immer weitere Kreise dringt.

Leider haben wir in unserm Bestände aber nicht nur Gewinn, sondern auch schwere Verluste zu verzeichnen. Der unerbittliche Tod hat vor allem das Centralkomitee heimgesucht und hier reiche Ernte gehalten. Nachdem uns bereits im Januar 1893 nnser Beisitzer und treue Hüttenwart, Herr Dr. Körber, entrissen worden, verstarb am 12. November 1894 nach längern Leiden im besten Mannesalter unser hochverdiente Centralpräsident, Herr Pfarrer Baumgartner in Brienz, welcher dem S.A.C. sozusagen sein ganzes Leben geweiht hat. Und um das Maß des Herben voll zu machen, hat ein tragisches Geschick, ein unglücklicher Zufall, unsern frühern Centralsekretär und nachherigen Beisitzer, Herrn Alfred Züricher, Gymnasiallehrer und Chefredaktor des Intelligenzblattes in Bern, jählings in dem noch jugendlichen Alter von 28 Jahren hinweggerafft. Das Centralkomitee hat also innerhalb 2V2 Jahren drei Mitglieder verloren und wir stehen noch heute unter dem erschütternden Eindrucke dieser Thatsache. Sie werden hier keine Nekrologe erwarten; Jahrbuch und Alpina werden Ihnen von dem Leben und Wirken der seit der letzten Generalversammlung verstorbenen Herren Baumgartner und Züricher ein besseres und vollständigeres Bild geben, als es an dieser Stelle geschehen könnte. Der S.A.C. hat in den Heimgegangenen zwei seiner besten und verdientesten Mitglieder, und das Vaterland zwei seiner treuesten und edelsten Söhne verloren. Möge ihr Geist, möge ihr Andenken in uns allen fortwirken zur Ehre des S.A.C., zum Wohle unseres lieben Vaterlandes!

Ich weiß mich mit Ihnen allen einverstanden, wenn ich Sie ersuche, das Andenken unserer teuern Toten, unter denen sich auch die Herren Müller-Wegmann ( Ehrenmitglied der Sektion Uto ), René Guisan und W. Treichler-Näf befinden, dadurch zu ehren, daß Sie sich von Ihren Sitzen erheben.

II. Geschäftsführung im allgemeinen.

Das berichterstattende Centralkomitee hatte mit ungeahnten Schwierigkeiten zu kämpfen. Ein ganz besonders schweres Verhängnis schien in den letzten 21h Jahren über ihm zu walten. Wie konnte der unerwartete Verlust der drei bewährten und verdienten Mitglieder des Centralkomitees, der Herren Körber, Baumgartner und Züricher, anders als im höchsten Grade deprimierend auf die überlebenden wirken! Körber, der sich in kurzer Zeit energisch und verständnisvoll im Hüttenwesen eingelebt und in Hüttenfragen sich ein kompetentes Urteil erworben hatte; Baumgartner, der unermüdlich, mit einem wahren Feuereifer, sein Amt als Centralpräsident verwaltete und stets die Hauptlast der dem Centralkomitee obliegenden Pflichten trug, ja auch dann die Bürde nicht ablegen wollte, als sie ihn fast erdrückte; Züricher, der ideal angelegte, für alles Schöne, Wahre und Gute begeisterte, eloquente Verehrer von Natur, Kunst und Wissenschaft — wie sollten sie ersetzt werden? Und doch mußte es sein; es durfte kein Stillstand eintreten. So übernahm denn am Platze Baumgartners der Sprechende die Präsidialleitung und die Vertretung des S.A.C. nach außen. In seiner Abwesenheit führte Herr Sekundarschul-vorsteher Schlosser das Präsidium. An Dr. Körbers Stelle war schon im Frühling 1893 Herr Pfarrer Studer getreten und vereint mit Pfarrer Baumgartner dem Hüttenwesen vorgestanden. Nach Zürichers Umzug von Interlaken nach Bern, Neujahr 1895, übernahm Pfarrer Studer das Sekretariat, während Pfarrer Baumgartner in der Verwaltung des Hüttenressorts durch das neue Mitglied, Herrn Bezirksingenieur Äbi in Interlaken, ersetzt wurde. Herr Züricher behielt auch in Bern die Mitgliedschaft des Centralkomitees, erschien so oft als es ihm möglich war in den Sitzungen und widmete sich während und nach seinem Sekretariat besonders den wissenschaftlichen Bestrebungen des S.A.C. ( Exkursionskarten, Publikationen, Genfer Ausstellung, Bibliothek etc. ). Sein Platz am Sitzungstische des Centralkomitees ist noch leer; ein Nachfolger wird nicht leicht zu finden sein, muß aber bald gefunden werden.

Mit Herrn Züricher arbeitete auf dem mannigfaltigen und umfangreichen wissenschaftlichen Gebiete Herr G. Schlosser; seit Zürichers Tod, zum Teil auch schon nach seinem Wegzug von Interlaken, ruhte auf letzterm die ganze vorher beiden zugewiesene Arbeitslast. Die Finanzverwaltung war von Anfang an und blieb in den Händen von Herrn Amtsschreiber E. Flück und das so wichtige Führerwesen ( Führerversicherung, Führerkurse, Führerabzeichen ) in denen des Herrn Pfarrer Straßer.

Sie sehen, daß wir im ganzen einen starken Wechsel in der Geschäftsverteilung und -führung hatten, ein Umstand, der nachteilig wirken mußte! Wir machen ferner aufmerksam auf die weite Entfernung der einzelnen Mitglieder ( Interlaken, Brienz, Grindelwald, Ringgenberg, Bern ), welche ein häufiges Abhalten von Sitzungen, wenigstens von vollzählig besuchten Sitzungen, sehr erschwerte. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn die Behandlung der laufenden Geschäfte manches zu wünschen übrig ließ.

Die Zahl der Sitzungen, welche das Centralkomitee seit dem Clubfest in St. Gallen abhielt, beträgt immerhin in den 40. Außer den ordentlichen Delegiertenversammlungen in St. Gallen ( 1893 ) und Baden ( 1894 ) berief das Centralkomitee zwei außerordentliche ein, nämlich nach Bern ( Oktober 1893 ) und nach Langenthai ( Februar 1894 ). Dort wurde die Revision der Hüttenstatuten vorberaten, hier der Ankauf des Montblanc-Panoramas beschlossen. Durch Cirkularabstimmung beschloß der S.A.C. die Beteiligung an der Genfer Landes-Ausstellung und bewilligte eine Subvention von Fr. 5000. Zu den wichtigern Entscheiden des Centralkomitees gehört die Erneuerung resp. Fortsetzung des Vertrages mit Or eil Fäßli in Zürich betr. Alpina. Sichert dieser Vertrag auch weniger dem S.A.C., als der genannten Firma pekuniären Vorteil zu, so war das Centralkomitee doch der Meinung, daß es schwer gehalten hätte, bei einer anderen Firma günstigere Bedingungen auszuwirken, und daß die Zeit von zwei Jahren doch nicht genüge, um sich schon für die Kündung des bestehenden Vertrages zu entscheiden.

Einen lichten Punkt in der Thätigkeit des Centralkomitees bildet die Erlangung günstigerer Bedingungen im Vertrag mit der Unfallversicherungsgesellschaft Zürich, betr. die Versicherung unserer Fuhrer. War manch bittere Erfahrung geeignet, die noch vorhandenen Mitglieder des Centralkomitees niederzuschlagen, Erfolge, wie der auf dem Gebiete der Führerversicherung, über welche wir unter besonderer Rubrik berichten, sind denn doch wieder geeignet, den gesunkenen Mut zu beleben.

Ich gehe über zu

III. Bericht über das Hüttenwesen.

Wenn dieser Bericht vielleicht nicht alle wünschenswerten Details, sondern nur die markantesten Vorkommnisse in der Entwicklung des Clubhüttenwesens des S.A.C. enthält, so mögen dessen geehrte Mitglieder dies in Rücksicht auf den mehrfachen, durch Todesfälle verursachten Wechsel in der Leitung des Hüttenressorts entschuldigen.

Seit dem letzten Clubfeste in St. Gallen sind nicht weniger als zehn neugebaute oder umgebaute, beziehungsweise versetzte Clubhütten eröffnet worden:

1 ) Die Panossierehütte, erbaut von der Sektion Genf mit 60 % Subvention aus der Centralkasse, in unmittelbarer Nähe der alten, infolge Feuchtigkeit unbewohnbar gewordenen Hütte im Bagnesthal. Die Einweihung fand am 10. August 1893 statt. Als Vertreter des Centralkomitees wohnte Herr Dr. Guglielminetti von Brieg der Feier bei. Die Hütte faßt 16 — 20 Personen.

2 ) Die Ornyhütte, im Val Ferret über Orsières, in der Nähe der alten Hütte gleichen Namens, von der Sektion Diablerets erbaut und am 24. September 1893 im Beisein des Centralsecretärs Züricher sei. eingeweiht. Die Centralkasse leistete auch zu diesem Baue einen Kostenbeitrag von 60 °/o. Die Hütte bietet Raum für 30 Personen.

3 ) Die Keschhüttey von der Sektion Davos mit einer Subvention von 75 °/o aus der Centralkasse erstellt und am 20. August 1893 unter zahlreicher Beteiligung von Clubisten und einheimischer Bevölkerung eingeweiht. Das Centralkomitee war vertreten durch sein Mitglied, Pfarrer Studer. Dankbar sei hierbei erwähnt, daß die Gemeinde Bergün das Bauholz unentgeltlich lieferte und die Sektion St. Gallen einen Beitrag von Fr. 100 leistete. Der solide Holzbau bietet Raum für 18—20 Personen.

4 ) Die Blümüsalphütte, 20—30 m oberhalb der alten, ungenügend gewordenen Frauenbalmhütte auf dem Hohthürligrat, 16—20 Personen fassend, von der Sektion Blümlisalp erstellt und am 26. August 1894 eingeweiht. Vertreter des Centralkomitees war Pfarrer Studer. Die Centralkasse subventionierte den Bau mit 75 °,'o der Kosten.

5 ) Die Guggihütte war, weil ungünstig placiert und wenig besucht? vom Glarner Centralkomitee aus der Liste der S.A.C. Clubhütten gestrichen worden. Mit dem Betrieb der Wengernalpbahn machte sich da s Bedürfnis einer neuen Hütte wieder geltend. Man begnügte sich jedoch mit der Versetzung der alten Hütte an einen trockenen Standort, nämlich auf den Felsen am Ostrande des Guggigletschers. Der größere Teil der Kosten wurde von den Herren Seiler, Hoteliers auf der kleinen Scheidegg, bestritten; die Subvention der Centralkasse betrug bloß Fr. 200. Die Einweihung des wieder in seine Rechte als S.A.C. Clubhütte eingesetzten Baues fand unter Beiwohnung des Centralkassiers, Herrn Flück, Anfang Oktober 1893 statt.

6Der Pavillon Dollfus am Unteraargletscher wurde, nachdem die Landschaft Oberhasli Grund und Boden nach vielen Schwierigkeiten dem S.A.C. abgetreten, umgebaut und vergrößert und bietet nun Raum für mindestens 10 Personen. Die Kosten der Möblierung wurden von der Sektion Zofingen übernommen. Die Einweihung des von Sachverständigen geprüften und zweckdienlich befundenen Steinbaues fand am 20. August 1894 statt. Herr Kassier Flück vertrat dabei das Centralkomitee.

7Die Moeveranhütte, am Grand Mœveran ( südwestlich von den Diablerets ), von Bex aus via les Plans zu erreichen. Diese Hütte, ein hübscher Holzbau für 18—21 Personen, wurde von der Sektion Diablerets erstellt und am 20. Juli a. c. im Beisein des seither verstorbenen Central-sekretärs A. Züricher eingeweiht. Fragen Sie nach der Höhe der Subvention seitens der Centralkasse, so kann mit aufrichtigem Danke gegenüber der Sektion Diablerets bezeugt werden, daß sie die sämtlichen Baukosten allein trägt.

8 ) Die Vereinahülte wurde von der Sektion Uto auf einem lawinensicheren Platze errichtet, nachdem die alte Hütte gleichen Namens vor wenig Jahren das Opfer einer Lawine geworden. Das Centralkomitee sicherte der genannten Sektion eine Subvention von 50 °/o an die Baukosten aus der Centralkasse zu. Die Hütte, ein schöner Riegelbau, 24 Personen fassend, wurde am 4. August a. c. eingeweiht; als Vertreter des Centralkomitees war Herr Ingenieur Äbi von Interlaken zugegen.

9Die Gaulihütte, auf der Urnenalp am Gauligletscher, ist ein Geschenk des Herrn Lory, verdienten Mitgliedes der Sektion Bern. Der hochherzige Donator hat sich damit den S.A.C. zu großem Danke verpflichtet. Beiträge an die Erstellungskosten sind geleistet worden von Herrn Boß, Hotelier in Meiringen, und von den Führern von Oberhasli ( zusammen Fr. 800 ), ferner vom Verkehrsverein Meiringen ( Fr. 200 ). Auch ihrer sei hier anerkennend gedacht. Die Baukosten beliefen sich im ganzen auf Fr. 6207. 80. Die Hütte, aus Holz gebaut, bietet zur Zeit Unterkunft für cirka 20 Personen, kann aber ohne große Mühe und Kosten für eine größere Zahl eingerichtet werden. Die Einweihung fand am 7. Juli a. c. statt. Herr Pfarrer Straßer, der vom Centralkomitee dazu delegiert war, sah sich im letzten Augenblick an der Teilnahme verhindert und konnte nicht mehr ersetzt werden.

10 ) Die Betempshütte auf dem Plattje am Monte Rosa, Eigentum des S.A.C., ist schon am 23. August 1894 von Herrn Architekt Corbaz aus Lausanne kollaudiert, aber leider immer noch nicht offiziell eröffnet worden. Das Centralkomitee wünschte erst mit den Herren Ing. Becker-Becker in Ennenda und Dr. Seiler in Zermatt endgültig abzurechnen. Ersterer hatte die Zurüstung der Hütte in Lintthal, ihren Transport bis Visp und ihre Aufrichtung auf dem Plattje übernommen; letzterem konnte der Transport der Hütte von Visp zum Plattje, sowie die Verpflegung der Träger und Bauleute übertragen werden. Wie schon früher mit Herrn Becker, so wurde auch mit Herrn Seiler zur gegenseitigen Sicherstellung ein Vertrag abgeschlossen, in dem freilich nicht auf alle Details eingetreten werden konnte. Als die Hütte endlich fertig dastand, hoffte das Centralkomitee bald auch die finanzielle Seite dieses langwierigen Hüttenbaues ins reine zu bringen. Warum es vergeblich hoffte, wird an anderer Stelle des gegenwärtigen Geschäftsberichtes gesagt. Immerhin zeigte sich, daß die Bau-, Transport- und Verpflegungskosten eine ungeahnte Höhe erreichten. Dafür aber nimmt die Betempshütte hinsichtlich Schönheit, Geräumigkeit und rationeller Einrichtung wohl den ersten Rang unter ihren schweizerischen Schwestern ein. Sie bietet Raum für cirka 40 Personen. Die Aufsicht, bezw. die Anstellung eines Hüttenwartes hat bis zur definitiven Übertragung derselben an eine Sektion ( welche in nächster Zeit erfolgen soll ) Herr Dr. Seiler übernommen.

Im Bau begriffen ist die MutthornMitte, welche die Sektionen Weißenstein und Oberland am Mutthorn auf der Lauterbrunnerseite des Petersgrates erstellen. An die auf cirka 5000 Fr. veranschlagten Kosten sind aus der Centralkasse 50 % zugesagt. Die Hütte soll noch im Laufe dieses Monats fertig erstellt und eingeweiht werden.

Schon längere Zeit wartet das Projekt einer Tschiervahütle, von der Sektion Bernina aufgestellt, der Realisierung. Ein günstiger, den Anforderungen der Hüttenstatuten genügender Platz ist gefunden. Verschiedene Gründe be wogen das Centralkomitee, die genannte Sektion mit einer Subvention auf das Entgegenkommen des nächsten Centralkomitees zu vertrösten. Bis dahin mögen sich die Clubisten mit dem zunächst dem Tschiervagletscher gelegenen Hotel behelfen.

Die Frage der Stockjehütte ist seit der letzten Generalversammlung nicht weiter gediehen; noch ist kein lawinensicherer Platz gefunden.

Zudem liegt dem Centralkomitee viel daran, erst die Betempshütten-angelegenheit ins reine zu bringen, bevor es riskiert, gleichen Schwierigkeiten bei einem Stockjehüttenbau zu begegnen. Freilich giebt es die Notwendigkeit desselben zu und hofft, daß er nicht über lang zu stände komme.

Die sog. ambulante Hütte diente während des Baues der Bétempshütte als Unterkunftslokal für die Bauleute; nun befindet sie sich in Zermatt unter der Aufsicht des Herrn Dr. Seiler. Noch ist ungewiß, wo sie zunächst Verwendung finden soll. Vielleicht kann mit ihr der Sektion Wildhorn gedient werden, welche schon lange am Fluhsee auf der Lenker-seite des Wildstrubels eine Schirmhütte erstellen möchte.

Die Dossenhütte ist, obwohl schon einmal der Gefahr der Vereisung entrissen und versetzt, noch immer nicht genügend gegen Feuchtigkeit geschützt. Entweder bedarf es kostspieliger Schutzarbeiten außerhalb der Hütte auf der Gratseite, um dem Übelstand abzuhelfen, oder, was die sicherste Abhülfe wäre, die Hütte muß auf den Grat versetzt werden. Die Kosten der letzteren Arbeit sind auf cirka Fr. 500 veranschlagt. Da von Herrn Nationalrat Zurbuchen, Besitzer des Rosenlauibades, in verdankenswerter Weise ein Beitrag von Fr. 200 zugesagt ist, so hat denn auch das Oentralkomitee die Versetzung der Hütte auf den Grat beschlossen.

Die Windeggliüttej von den Erbauern, bezw. Eigentümern im Nessen-thal dem S. A. O. zum Kaufe angetragen, wurde, wie schon für 1893 und 1894, so auch wieder für 1895 um Fr. 150 per Jahr gemietet, weil sie, ungeachtet der Nähe der Trifthütte ( am Thältisstock ), doch gute Dienste leistet.

Von den zahleichen Hüttenreparaturen, welche aus der Centralkasse subventioniert wurden, seien nur die drei bedeutendsten genannt, nämlich diejenige der Schwarz eg ghütte ( inklusive Vertäfelung ), der Oberaarjoch-Jiütte ( inklusive neuer Ofen ) und der Mortellhütte ( Dach ). Das Centralkomitee bewilligte an erstere Fr. 621, an die zweite Fr. 350 und an die letzte Fr. 450.

Entspricht auch manche unsrer S.A.C. Schirmhütten nicht ganz den Anforderungen, welche an derartige Gebäude gestellt werden dürfen, so können wir doch im ganzen stolz sein auf unsere 42 Asyle im Hochgebirge. Und wenn man diese mit den Schirmhütten des D. u. Ö.A.V. zu unsern Ungunsten vergleichen will, so erinnern wir daran, daß vielfach in der gleichen Höhe, in welcher der genannte A. V. seine großen und schönen Schirmhütten baut, im schweizerischen Hochgebirge große oder kleine Hotels dem ruhe- und stärkungsbedürftigen Clubisten offen stehen. Der seit einigen Jahren in unsern S.A.C. Sektionen erwachte und immer zunehmende Eifer, Clubhütten zu bauen, wird sich freilich für die nächste Zeit einen Zügel gefallen lassen müssen.

Im Abschnitt „ Hüttenwesen " darf nicht unerwähnt bleiben die auf Grund der Beschlüsse an der außerordentlichen Delegiertenversammlung in Bern ( Oktober 1893 ) vorgenommene Revision der HMenstatuten, durch welche die Frage der ständigen Beaufsichtigung, bezw. Bewirtschaftung stark frequentierter Hütten regliert wurde.

Im Anschluß an das Hüttenwesen sei noch der Weganlagen bezw. Wegverbesserungen gedacht.

Nicht in dem Maße, wie durch den Bau und die Instandsetzung der Clubhütten, wurde der Hauptzweck des S.A.C., in der Berichtsperiode durch Anlagen von Wegen im Hochgebirge erfüllt. Immerhin ist auch hier das Centralkomitee nicht zum Klagen oder Schweigen verurteilt. Vielmehr gereicht es ihm zur Freude, eine Anzahl verdienstlicher Werke auf diesem Gebiete namhaft zu machen. Die Sektion Uto bestritt ohne Subvention aus der Centralkasse nicht nur die Dachreparatur der Domhütte, sondern auch die Kosten eines Weges zu derselben, desgleichen die Sektion Basel im Verein mit den Führern von Grindelwald die Kosten eines Weges von der Bäregg zur Schwarzegghütte! Das Hauptverdienst der Gebrüder Meißer in Chur, Mitglieder der Sektion Rhätia, ist es, daß die eine prachtvolle Rundsicht bietenden Gipfel des Lenzer- und Aroser Rothorns durch leicht praktikable Wege zugänglicher gemacht wurden. An die cirka Fr. 500 betragenden Erstellungskosten leistete die Centralkasse einen Beitrag von Fr. 300. Ferner bedurfte das letzte Stück des Weges zur Glärnischhütte der Verbesserung. Die Sektion Tödi als Eigentümerin der gut in stand gehaltenen Hütte hesorgte die Ausführung dieser Arbeit mit einer Subvention von Fr. 100 aus der Centralkasse. Der Sektion Oberland wurde an die Kosten der höchst notwendigen Tschingeltritt-Korrektion ein Beitrag von Fr. 250 bewilligt. Endlich hatte das Centralkomitee Anlaß, zuständigen Ortes zur Untersuchung, eventuell Neubefestigung und Instandsetzung der Seile an der Jungfrau oberhalb der Rotthalhütte zu mahnen. Es können überhaupt alle solche Seilvorrichtungen im Gebirge nicht oft und genau genug untersucht werden, da sie ja gerade an besonders gefährlichen Stellen angebracht sind.

IV. Tührerwesen. A. Führerversieherung.

Dieselbe hat sich in der Berichtszeit aufs neue in erfreulicher, dem S.A.C. zur Ehre gereichender Weise erweitert. Hatten wir laut dem letzten Geschäftsbericht für 1892/93 209 und für 1893/94 254 versicherte Führer mit Versicherungssummen von 691,000, resp. 807,000 Fr., so stieg die Anzahl der Versicherten im Jahre 1894/95 auf 271 mit 876,000 Fr., und im laufenden Jahre 1895/96 gar auf 300 mit 959,000, also fast 1 Million Fr. Versicherungssumme! Die Centralkasse bekam selbstverständlich diesen Zuwachs auch zu spüren; für 1894/95 leistete sie an die Gesamtprämie von 7708 Fr. einen Beitrag von 4380 Fr., für 1895/96 an die Gesamtprämie von 8254 Fr. 4795 Fr.

Auf das Gebiet der einzelnen Sektionen verteilen sich die Versicherten wie folgt:

1894/951895/96 Oberland.

122 131 Monte Rosa.. 54 63 Blümlisalp | 19 19 Titlis.. ',. 1Ö 21 Gotthard.. 18 15 Tödi 16 16 Davos. 7 7 Piz Sol, '.

5 9 Rhätia. 3 10 Diablerets.. 5 5 Bernina 8 0 Wildhorn.

4 4 Total 271 300 Da der Vertrag mit der Unfallversicherungsgesellschaft „ Zürich " mit dem Jahre 1894 abgelaufen war, so schlössen wir mit ihr auf weitere 3 Jahre einen neuen Vertrag, wobei wir es uns angelegen sein ließen, den aus Mitglieder- und Führerkreisen laut gewordenen Wünschen auf Vervollkommnung der Versicherung Befriedigung zu erlangen. Die Direktion der „ Zürich ", welche unsere Führerversicherung von Anfang an sehr wohlwollend behandelt hat, kam uns bei den Vertragsunterhandlungen in sehr lobenswerter Weise entgegen. Die beiden wichtigsten Verbesserungen des neuen Vertrages sind folgende:

1 ) Während der Zeit vom 1. Mai bis 31. Oktober erstreckt sich die Versicherung auch auf Körperschädigungen infolge Er frier ens, von welchen der Versicherte durch Ausübung seiner Berufsthätigkeit bei Begleitung der geführten Touristen oder ohne solche bei allfälliger Rückreise über Gletscherpässe betroffen wird, und 2Die volle Versicherungssumme wird geleistet, falls der Verstorbene eine Witwe, oder eheliche oder Adoptivkinder, oder Eltern, oder eheliche Geschwister oder Großeltern, oder Großkinder hinterläßt.

Früher hieß es:

1Bei Verheirateten Zahlung der vollen Versicherungssumme an die Witwe und ( oder ) Kinder, die das 16. Altersjahrnoch nicht erreicht haben.

2 ) Bei Unverheirateten Zahlung der halben Versicherungssumme an die unterstützungsbedürftigen Eltern, falls der Verletzte deren einziges erwerbsfähiges Kind war.

3Zahlung des 4. Teils der Versicherungssumme an auch nicht unterstützungsbedürftige Eltern oder an unterstützungsbedürftige Eitern, welche noch ein anderes erwerbsfähiges Kind haben, resp. an sonstige p]rben und Rechtsnachfolger des Verunglückten.

Es haben nun die unverheirateten Führer keinen Grund mehr, sich der Versicherung zu entschlagen.

Wir werden noch vor Ablauf unserer Amtsperiode die bisherige Entwicklung unserer Führerversicherung niederschreiben und veröffentlichen.

B. Führerkurse.

Den ersten Führerkurs seit dem letzten Clubfeste veranstalteten die Sektionen vRhätiau und ^JPiz Solu in Chur mit 24 Aspiranten. Derselbe nahm unter tüchtiger Leitung den besten Verlauf. Auch in einem andern Teile von Alt Fry Rhätien, im Unterengadin, fand dieses Jahr ein Kurs statt. Die dortige junge Sektion wollte sich ihre Sporen verdienen und hat die Sache gleich am rechten Orte angepackt. Nach fleißiger Schulung konnten in Schuis 9 Führer patentiert werden.

Unsere Anerkennung verdient auch die Sektion „ Titlis ". Dieselbe hat letzten Herbst für das Führer- und Trägercorps im Kanton Unterwaiden, ob und nid dem Wald ein gutes Reglement aufgestellt, welches die regierungsrätlichen Genehmigungen erhielt, wie sich denn die Sektion auch sonst die Hebung ihres Führercorps angelegen sein läßt. Ein gleiches Lob verdient auch die Sektion des Diablerets.

„ In einer Zeit des energischen Vorwärtsstrebens auf allen Gebieten darf auch die schweizerische Führerschaft nicht stille stehen, sie würde sonst bald überholt werden ", so schrieb unser Centralpräsident Baumgartner sei. im letzten Geschäftsbericht. Möchten dies alle Bergsektionen, welche in ihrem Gebiete Führer haben, recht zu Herzen nehmen, das Führerwesen mit'Hülfe der Behörden richtig organisieren, öfters Kurse, auch Wiederholungskurse, veranstalten und überhaupt an der Hebung unseres Führerstandes kräftig arbeiten.

C. Schweizerisches Führerabzeichen und Führerverzeichnis.

Das von der Badener Delegiertenversammlung approbierte allgemeine Führerabzeichen haben wir den betreffenden Sektionen zur Einsicht über-sandt; dasselbe ist schon im ganzen Berner Oberland eingeführt, ferner von den Sektionen Titlis, Rhätia, Unterengadin, Piz Sol und Diablerets. Hoffentlich werden die andern Führergebiete, auch wenn sie schon vorher ein eigenes Abzeichen hatten, bald nachfolgen, damit überall der ehrenwerte Stand der Schweizer Bergführer auch äußerlich sich zu erkennen giebt.

Wenn wir noch nicht dazu gekommen sind, das von uns in Aussicht genommene Verzeichnis sämtlicher patentierter Schweizerführer zu erstellen, welches ebenfalls dazu dienen wird, die Zusammengehörigkeit derselben zu dokumentieren, so ist aufgeschoben nicht aufgehoben — das nächste Centralkomitee wird diese Aufgabe gewiß gerne zur Ausführung bringen. Wir schließen diesen Abschnitt über das Führerwesen mit einem Spruche, welcher auf diesem Gebiete die Devise des S.A.C. sein soll:

„ Unser Herz und unsre Kraft Für die Schweizer Führerschaft !"

V. Wissenschaftliche Bestrebungen.

1 ) Jahrbuch: Dank der in jeder Beziehung tüchtigen Redaktion und der altbewährten Verlagshandlung, der die Herausgabe unseres Jahrbuches anvertraut ist, reihten sich die beiden letzten Jahrgänge desselben ihren Vorgängern als durchaus ebenbürtig an. Leider wiederholt sich von Seite der Verlagshandlung immer noch die Klage, daß eine größere Anzahl Mitglieder der deutschen Sektionen dasselbe refüsieren. Immerhin mußte die Auflage infolge des raschen Anwachsens der Mitgliederzahl unseres Vereins bedeutend vermehrt werden. Wir wollen hier nicht unerwähnt lassen, daß das Centralkomitee beschlossen hat, es seien die Verhandlungen der Delegiertenversammlungen wieder ins Jahrbuch aufzunehmen und daß auch die Protokolle der Delegiertenversammlungen von Bern, Langenthai und Baden im nächsten Band zum Abdruck kommen sollen.

2Ebenso erfreut sich das Echo des Alpes, dessen Redaktion infolge Demission des sehr verdienten Herrn Pictet an ein Komitee, an dessen Spitze Herr E. Thury steht, übergegangen ist, fortwährend des besten Gedeihens.

3 ) Die Alpina, unser allmonatlich ein- bis zweimal erscheinendes Organ, hat sich in Clubkreisen rasch einheimisch und beliebt zu machen gewußt. Wie wir bereits an anderer Stelle bemerkt haben, ist der Vertrag mit der bisherigen Verlagsfirma erneuert worden.

4 ) Das Itinerarium. Bei aller Vortrefflichkeit des von Seminarlehrer Imhof in Schiers bearbeiteten Itinerariums für die Albulagruppe glaubten wir nach eingeholter Zustimmung der französisch sprechenden Sektionen auf die Herausgabe einer französischen Übersetzung desselben verzichten zu sollen, um so mehr, als ohnehin aus den Kreisen unserer Clubgenossen immer mehr Stimmen sich dahin äußern, es dürften in Zukunft etwas kürzer gefaßte Itinerarien auch genügen.

5 ) Die Excursionskarte. Wie Sie durch die Juninummer der Alpina, sowie bei Empfang des Jahrbuches durch die Redaktion desselben vernommen haben, konnte das in unserem Programm des Budgets figurierende zweite Blatt der Exkursionskarte dem Jahrbuch nicht beigegeben werden, und wird dasselbe voraussichtlich erst nächstes Jahr in die Hände der Mitglieder des S.A.C. gelangen, welche Verzögerung, so sehr sie zu bedauern ist, in Anbetracht des gestrigen Beschlusses der Delegierten-Versammlung, das bisherige Exkursionsgebiet für zwei weitere Jahre beizubehalten, nicht allzusehr ins Gewicht fallen dürfte.

6 ) Montblanc-Panorama. Von dem mit Band 29 des Jahrbuches versandten Imfeldschen Montblanc-Panorama mußten infolge unerwartet starker Zunahme der Mitgliederzahl 550 weitere Exemplare in Lichtdruck und 250 Konturpanoramen nachgedruckt werden.

7 ) Beckersche Schrift über die Schirmhüllen des S.A.C. Einem frühern Beschluß gemäß wurde eine französische Ausgabe der Beckerschen Schrift über die Schirmhütten des S.A.C. veranstaltet und gratis an die Mitglieder französischer Zunge abgegeben.

8Rhonegletscherkärtchen. Die Teilnehmer des im Verlauf des Sommers 1894 in Bern stattgehabten internationalen Geologenkongresses, welche auch unsern Rhonegletscher-Vermessungen ihre besondere Aufmerksamkeit schenkten und dem Gletscher ihren Besuch abstatteten, wurde als kleine Dedikation ein vom topographischen Bureau in Bern erstelltes Übersichtskärtchen desselben überreicht.

9 ) Rhonegletscher-Beobachtungen. Nach Mitteilung des Hrn. Ingenieur Held vom eidgenössischen topographischen Bureau sind die wichtigeren Pläne zu der zwischen der Gletscherkommission und dem Centralkomitee mit der Firma Schmid, Francke & Comp. in Bern vereinbarten Publikation der Rhonegletscher-Beobachtungen gestochen, andere in Arbeit, und soll der Text nächsten Winter fertiggestellt werden, so daß bis Mai 1896 die Publikation wird erscheinen können.

10 ) Centralbibliothek in Zürich. Unsere Centralbibliothek, in Zürich erfreute sich auch in den beiden abgelaufenen Jahren eines recht ansehnlichen Zuwachses, teils infolge von Neuanschaffungen, teils durch die zahlreichen Tauschsendungen, sowie endlich durch eingelangte Geschenke, unter denen wir besonders das vom Verfasser dem S.A.C. dedizierte Prachtwerk über das Berninamassiv von Herrn Lorria erwähnen. Zu unserem Bedauern sah sich Herr Dr. Büß, Pfarrer in Glarus, wegen Arbeitsüberhäufung genötigt, seine Stelle als Mitglied der Bibliothekkommission niederzulegen. Er wurde ersetzt durch Herrn Dekan Herold in Winterthur.

Tl. Finanzielles, So sehr sich das Centralkomitee stets bemühte, das Gleichgewicht der Einnahmen und Ausgaben zu bewahren, so war dies bei den weitgehenden Ansprüchen, welche namentlich auch infolge des regen Wetteifers der Sektionen untereinander an die Centralkasse gestellt wurden, nicht möglich. Der größte Teil der Einnahmen ist eben durch alljährlich wiederkehrende, mehr oder weniger stabile Ausgaben zum voraus festgelegt. Für Außerordentliches, wie namentlich für das Hüttenwesen, bleibt zu wenig übrig. Entweder müssen in Zukunft die Einnahmen erheblich vermehrt oder aber die Ansprüche an die Kasse gemäßigt werden. Wir halten das letztere für besser und möglich und empfehlen diesbezüglich, namentlich den größern Sektionen, die schönen Beispiele der Sektionen Diablerets und Bern zur Nachahmung. Erstere hat die stattliche Mœveran-hütte und letztere, mit Hülfe eines hochherzigen Clubmitgliedes und anderer Personen, die musterhafte Gaulihüttc ohne jede Subvention aus der Centralkasse erstellt. Wxo Sektionen nicht so weit gehen können, mögen sie sich mit andern zum Hüttenbau vereinigen, wie dies z.B. Oberland und Weißenstein bezüglich der Mutthornhütte thaten. So sollte es möglich sein, daß die Centralkasse nie mehr als 50 °/o der Kosten tragen müßte.

Die Hüttenstatuten bestimmen, daß das Centralkomitee keinen Neubau subventionieren dürfe, dessen Notwendigkeit und Nützlichkeit es nicht zuvor anerkannt habe. Eine Sektion schloß daraus, wenn diese An- erkennung vorhanden sei, so müsse die Subvention bewilligt werden. Diese Auslegung ist zu gefährlich für die Centralkasse, als daß wir derselben hätten beipflichten können. Wenn wir gleichwohl die Subvention an die Vereinahütte bewilligten, so geschah dies mit Rücksicht auf die Mäßigkeit des Begehrens ( 50 °/o ) und auf den Umstand, daß es sich um den Wiederaufbau einer durch Lawinen zerstörten Hütte an nunmehr sicherer Stelle handelte.

Unser Schmerzenskind ist die Betempshütte am Monte-Rosa, welche seit cirka einem Jahr fertig erstellt ist und zur Benutzung bereit steht. Wir hatten ursprünglich gehofft, dieselbe um cirka Fr. 8000 zu erstellen. Die Abrechnung mit den Erbauern, Herren Becker in Ennenda und Dr, Seiler in Zermatt, konnte bis dato leider noch nicht bewerkstelligt werden. Die Hütte ist für Fr. 11,500 gegen Brandschaden versichert, und so viel wird sie wohl schließlich auch kosten. Wir werden trachten, die Kosten möglichst zu vermindern.

Ersparnisse lassen sich auch machen durch Vereinfachung der Karten und Itinerare, soweit dies ihrem Zwecke unbeschadet geschehen kann, und durch lange Beibehaltung des gleichen Exkursionsgebiets.

Zur Vermeidung von Irrtümern mag hier gesagt sein, daß die Ablehnung der Montblanc-Karte der Centralkasse keine Erleichterung verschafft hat. Die Finanzierung von Panorama und Karte war so vorgesehen, daß die Centralkasse an beides nicht mehr hätte zahlen müssen, als nun für das Panorama einzig.

Die hauptsächlichsten außerordentlichen Ausgaben in der Berichtsperiode sind in runden Summen folgende:

a. Für das Hüttenwesen pro 1893 Fr. 10,000 und pro 1894 Fr. 14,000.

6. Exkursionskarte Albula I. Blatt Fr. 7000.

c. Itinerar Albula Fr. 3700.

cf. Panorama vom Montblanc Fr. 6800.

e. Hüttenschrift Becker, französische Auflage Fr. 1900.

f. Rhonegletscher, Verwertung der Resultate Fr. 1400.

g. Weganlagen Fr. 1000.

An ordentlichen Ausgaben waren zu bestreiten: Die Jahres-Subventionen von je Fr. 1000 an die Centralbibliothek ( pro 1895 nur noch Fr. 800 ) und an das Echo des Alpes und von Fr. 100 an die Linnsea, wie bisher, und neu Fr. 100 an die Association pour la protection des plantes. Für das Jahrbuch hatte die Centralkasse pro 1893 Fr. 1085. 93 und pro 1894 Fr. 1066. 77 zu zahlen. Pro 1895 ergiebt sich erfreulicherweise ein Saldo zu gunsten der Centralkasse von Fr. 861. 30. Die Alpina kostete für das erste Halbjahr ihres Erscheinens Fr. 1760. 15. Pro 1894 kommt sie uns auf beinahe Fr. 5000 zu stehen. Für die Führer Versicherung hatten wir pro 1893 Fr. 4100 und pro 1894 Fr. 4385, pro 1895 dagegen Fr. 4807 zu zahlen. Die Steigerung rührt hauptsächlich von der Erleichterung der Bedingungen für die unverheirateten Führer her.

Die Kosten für ordentlichen Hüttenunterhalt, Assekuranz, Inspektion und Miete belaufen sich auf Fr. 2000—2500. Sparsam — das glauben wir hier anführen zu dürfen — sind wir mit dem uns zur Verfügung gestellten Kredit für Skripturen etc. von Fr. 1500 umgegangen. Wir brauchten davon pro 1893 nur Fr. 361 und pro 1894 nur Fr. 493. 80. Pro 1895 werden die d ah eri gen Ausgaben Fr. 500 nicht übersteigen.

TU. Verschiedenes.

1. Landesausstellung in Genf.

Mit Schreiben vom 15. Juli 1895 wurde unser Centralkomitee vom Bureau der Genfer Landesausstellung, welche in ihr Programm eine Gruppe 43, Club alpin, aufgenommen hatte, eingeladen, sich an der Ausstellung zu beteiligen. Ohne dem Entscheid des Clubs vorgreifen zu wollen, beschloß das Centralkomitee, sich an den Präliminar-Verhandlungen durch einen Delegierten vertreten zu lassen, und zwar in der Person des Herrn Wäber-Lindt. Eine erste Besprechung der beidseitigen Delegierten fand in Bern, eine zweite in Genf statt. Genf verlangte vom S.A.C. vor allem die Zusicherung einer Subvention von Fr. 5000 und wünschte die Bestellung eines Komitees für Gruppe 43 durch das Centralkomitee. Ersteres unterlag natürlich der Genehmigung des Gesamtclubs. Das Komitee wurde bestellt aus den Herren Bernoud, Forget und Viollier in Genf, Cart in Lausanne, Nägeli in Zürich, Hoffrnann-Merian in Basel und Wäber-Lindt in Bern — letzterer als specieller Vertreter des Centralkomitees, dem er als solcher von Anfang an bis heute die schätzbarsten Dienste geleistet und sich dadurch unsern wärmsten Dank verdient hat. Dieses Komitee wählte zu seinem Präsidenten Herrn Bernoud, zu seinem Vize-Präsidenten Herrn Wäber-Lindt und als Sekretär Herrn Forget. Nach Rücktritt der Herren Hoffman n-Merian, Viollier und Forget wurde das Komitee in der Folge ergänzt durch die Herren Vischer-Bachofen Pictet, Dardagny und Délétra, welch letzterer an Stelle des Herrn Forget das Sekretariat übernahm. Von den beiden, dem Komitee vorgelegten Programmen erhielt dasjenige des Herrn Nägeli den Vorzug und wurde auch vom Bureau der Ausstellung und vom Centralkomitee gutgeheißen. Dem Gesamtclub wurde es durch Publikation in Nr. 18 der Alpina II zur Kenntnis gebracht und, da keine Gegenvorschläge gemacht wurden, als genehmigt betrachtet.

Durch Cirkular in der Alpina II, Nr. 12, zeigte das Centralkomitee sodann an, daß es die Frage der Bewilligung einer Subvention von im Maximum Fr. 5000 den Sektionen zur Abstimmung unterbreite. Das Ergebnis dieser letztern war, daß 22 Sektionen und ein Vorstand mit Ja, eine bedingt Ja und eine mit Nein stimmte.

Die nun folgenden langwierigen und schwierigen Unterhandlungen zwischen dem Bureau der Ausstellung und dem Komitee für Gruppe 43 führte erst dann zu einem für den S.A.C. annehmbaren Abschluß, als die Delegiertenversammlung in Baden vom 25. Oktober 1894 den Antrag des Ausstellungskomitees, es sei die vollständige Gewährung der von Zürich anno 1883 dem S.A.C. zugestandenen Vergünstigungen die conditio sine qua non einer Beteiligung an der Ausstellung, einstimmig zum Beschluß erhoben hatte. In der gemeinsamen Sitzung des Ausstellungskomitees und des Bureaus der Ausstellung vom 1. Dezember 1894 wurden endlich von letzterem die Bedingungen des S.A.C. angenommen und dies durch Nr. 4 der Alpina III den Mitgliedern des S.A.C. zur Kenntnis gebracht. So liegt nun einstweilen die Sache in Händen der Sektionen und steht zu erwarten, daß eine recht lebhafte Beteiligung derselben eintreten werde, wozu auch nach dem gestern der Delegiertenversammlung durch den Vertreter der Ausstellungskommission vorgelegten Bericht alle Hoffnung vorhanden ist.

2. Schutz der Alpenflora.

Gleich wie in frühern Jahren wurde der Genfer Gesellschaft Linnsea an die Unterhaltungskosten ihres Alpenblumengartens im Val d' Entremonts wieder ein Beitrag von Fr. 100 aus der Centralkasse verabfolgt und eine gleiche Summe der Genfer Association pour la protection des Plantes vorläufig 5 Jahre lang zuzuwenden beschlossen. Einer vom Centralkomitee an die Sektionen und einzelnen Mitglieder des S.A.C. erlassenen Einladung, dieser Gesellschaft beizutreten, wurde in erfreulicher Weise Folge geleistet.

3. Erhaltung der Naturschönheiten.

Dank dem sehr anerkennenswerten Vorgehen der Regierung des Kantons Uri werden nun endlich die so viel Anstoß und Ärgernis erregenden Reklame-Affichen an der SchÖllenen verschwinden. Veranlaßt durch jene empörenden Verunzierungen hat, wie Ihnen bekannt, die Oltener Delegiertenversammlung Im Jahre 1892 Herrn Nationalrat Zurbuchen ersucht, der Bundesversammlung in betreff Schutz und Erhaltung der Naturschönheiten in der Schweiz durch den Bund eine Motion einzubringen, deren Annahme aber eine Revision der Bundesverfassung zur Folge haben müßte. Da eine solche im gegenwärtigen Zeitpunkt im Hinblick auf andere wichtige und dringendere Fragen kaum angestrebt werden dürfte, scheint es angezeigt, die Frage vorläufig noch ruhen zu lassen. Immerhin halten wir dafür, es gehöre durchaus zu den Aufgaben des S.A.C., gegen allfällige Wiederholungen ähnlicher Entweihungen mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln Front zu machen.

4. Jungfraubahn.

Einem an uns gelangten Gesuche des Herrn Guyer-Zeller in Zürich entsprechend, gaben auch wir, gleich wie dies bereits von Seiten der Herren Professor Regnard in Paris, Professor Kronecker in Bern, Ingenieur-Topograph Simon und Kapitän Spelterini geschehen war, ein Gutachten ab über die Frage: Ist der Aufenthalt in einer Höhe, die dem Gipfel der Jungfraubahn entspricht, für den menschlichen Organismus schädlich, wenn man ohne körperliche Anstrengung auf jene Höhe gelangt?

Wir haben diese Frage, soweit wir uns hierbei auf eigene Erfahrungen stützen konnten, in verneinendem Sinne beantwortet.

Auf den Wunsch der Sektion Bern richteten wir an die Bundesversammlung namens des S.A.C. ein Gesuch, dahingehend, es möchte dieselbe die Konzession zum Bau einer Jungfraubahn Herrn Guyer-Zeller nur unter der Bedingung erteilen, daß den Fußgängern das Recht des freien Zugangs zu der Jungfrauspitze stets gewahrt bleiben solle. Diesem Ansuchen wurde denn auch entsprochen.

Man hat uns später auch aus clubistischen Kreisen nahegelegt, wir hätten gegen die Jungfraubahn als solche Stellung nehmen sollen. Wir haben uns dazu nicht entschließen können, nachdem wir die Überzeugung gewonnen, daß der Berg selbst durch die Bahn keineswegs verunstaltet werde. Wir können uns zur Rechtfertigung unseres Verhaltens auf folgende Stelle im Geschäftsbericht des Glarner Centralkomitees vom Jahre 1891 berufen ( siehe Jahrbuch S.A.C. XXVII, pag. 455 ): „ Anders verhielten wir uns dem Begehren der Sektion Burgdorf gegenüber, welche verlangte, der S.A.C. möge öffentlich Stellung nehmen gegen die projektierte Jungfraubahn. Wir fanden, es liege nicht im Interesse des S.A.C., Werke zu verhindern, welche die Berge zugänglicher machen, zumal die Naturschönheiten jener Gegend durch eine größtenteils unterirdische Bahn nicht wesentlich verletzt würden. " Die Generalversammlung von Zofingen hat diese Ansicht gutgeheißen.

5. Fahrtaxermässigungen.

Unter Hinweis auf ausländische Beispiele hatten wir seiner Zeit an den Vorstand des schweizerischen Eisenbahnverbandes das Gesuch gestellt, es möchten den Mitgliedern des S.A.C. für Reisen ins Gebirge und zurück auf allen Bahnen Fahrtaxermäßigungen gewährt werden. Die Antwort lautete abschlägig, unter Berufung auf Konsequenzrücksichten.

Hierauf richteten wir ein gleiches Gesuch an alle Bergbahnen und hatten damit mehr Erfolg. Während zwar die Rigibahnen und die Pilatusbahn, die Zermattbahn, sowie seit 1895 auch die Brienzerrothornbahn uns nicht entsprachen, ermäßigten die Berneroberlandbahn, die Wengernalpbahn, die Mürrenbahn, die Schynige Platte-Bahn und die Stanserhorn-bahn die gewöhnliche Fahrtaxe um 50 °/o und die Davoserbahn reduzierte die Minimalzahl der Teilnehmer für Gesellschaftsbillets von 15 auf 3. Auf verdankenswerte Verwendung der Sektion Tessin hin gewährte auch die Monte Generoso-Bahn Ermäßigung von 50 °/o auf den gewöhnlichen Taxen. Bei dieser Bahn ist jedoch nebst der Jahreskarte noch die darauf geklebte Photographie des Inhabers vorzuweisen.

Zu bemerken ist, daß die Reduktion überall nur gegen wirklichen Ausweis am Schalter, nicht aber auf dem Wege der Rückvergütung gegen spätere Einsendung der Karte gewährt wird. Daherige Reklamationen sind erfolglos und unterbleiben besser, auch im Interesse des Fortbestandes der eingeräumten Vergünstigung.

Diese Vergünstigungen werden von den Mitgliedern des S.A.C. nach eingezogenen Erkundigungen lebhaft benutzt; sie sind unsern Ciubzwecken förderlich, und es ist daher Pflicht eines jeden, zur Erhaltung der erlangten Konzessionen das Seinige beizutragen.

Till. Auswärtige Beziehungen.

Unser Verkehr mit den uns befreundeten auswärtigen Gesellschaften blieb nach wie vor ein durchaus angenehmer und bestand hauptsächlich im Austausch der größeren litterarischen Erzeugnisse.

An der vorjährigen Jubiläumsfeier des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins in München war unser Centralkomitee durch seinen Sekretär, A. Züricher, vertreten, dem sich ein Mitglied der Sektion Oberland, Herr A. Michel, anschloß, und an dem vom 6.12. August d. J. in Albertville in Savoyen stattgehabten Congrès du Club Alpin Français durch Herrn Correvon in Genf. Beide Vertretungen fanden die herzlichste und liebenswürdigste Aufnahme. Die übrigen Einladungen zu Jahresfesten etc. wurden jeweilen verdankt und am Festtage selbst durch einen telegraphischen Gruß unseren Sympathien Ausdruck verliehen.

Wir sind mit unserem Geschäftsbericht zu Ende. Es ist derselbe der zweite und letzte des gegenwärtigen Centralkomitees. Sie werden gestatten, wenn wir bei unserem Scheiden noch zwei eindringliche Wünsche an den S.A.C. richten:

Das Gedeihen des Vereins auch für die Zukunft bedenkend, möchten wir sämtliche Sektionen und Mitglieder auffordern, allerorten unter der Jugend eine lebhafte Propaganda für ein frisches, fröhliches Wandern in Gottes freier Natur zu entwickeln. Wer selber Kinder hat, unternehme mit ihnen so oft als möglich kleinere oder größere Fußtouren; wer zur Lehrerschaft gehört oder in den Schulbehörden sitzt, mache seinen Einfluß dahin geltend, daß sich die Ausflüge nicht hauptsächlich auf der Eisenbahn abspielen; lassen wir alle immer wieder den Ruf erschallen: „ In die Berge hinein, in das liebe Land! nehmt den Bergstock in die Hand, lustig auf ins Alpenland! Alpensteigen ist von Art eine halbe Himmelfahrt. " Auf diese Weise erziehen wir auch am besten Rekruten für unsern Schweizer Alpenclub.

Und der andere Wunsch: In unserer Zeit der socialen Gegensätze und des Klassenkampfes ist eine über das ganze Vaterland verzweigte Verbindung von der Art des Alpenclubs doppelt heilsam und notwendig.

Kaum in einem andern Vereine finden sich alle Stände und Berufsklassen so zusammen, wie im S.A.C. Da steigen wir alle aus den Niederungen empor und schauen auf freier Höhe über das, was uns im Alltagsleben trennt, frohen Sinnes hinweg. Möge unser S.A.C. in allen seinen Sektionen stetsfort eine solche Stätte bleiben, wo alle, welche die Berge der Heimat lieben, ohne Unterschied der Parteien, ohne Kasten- und Cliquen-geist sich je und je zusammenfinden zu kräftigender Wanderfahrt, zu wissenschaftlicher Arbeit und traulicher Tafelrunde. Möge das Wort Werner Stauffachers auf dem Rütli allezeit auch für unsern Bund gelten:

Ob uns der See, ob uns die Berge scheiden Und jedes Volk sich für sich selbst regiert, So sind wir eines Stammes doch und Bluts.

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