Glarner Festtage
Mit 2 Bildern.Von Jakob Winteler.
In Bergtälern, wo der Kampf mit den unberechenbaren Naturgewalten, wo das Ringen um die Früchte eines kargen und steilen Bodens die Bewohner von Anfang an zu enger Gemeinschaft zusammengeschweisst hat — was historisch durch die vielen landwirtschaftlichen Genossenschaften, die dörflichen Nutzungsgemeinschaften über Feld-, Weide- und Alpbesitz belegt ist —, sind auch die Überlieferungen alten, köstlichen Volkstums vorhanden. Wenn hier nur von Festtagen die Rede sein soll, so sei nicht von jenen gesprochen, die auf uralte Bräuche, ja sogar teilweise auf die primitive Geistesauffassung vorchristlicher Zeit zurückgehen, wie Fastnachtstreiben, Frühlingsfeiern, Kirchweihtage usw. Es sei auch nicht gesprochen von Festtagen, die der Vergangenheit angehören, wie die Beschwörung der alten eidgenössischen Bündnisse, die Pannertage, wo anlässlich der Wahl eines neuen Pannerherrn die ruhmbedeckten alten Schlachtbanner dem Volke gezeigt wurden. Tiefer verwurzelt, lassen zwei andere Festtage, die Schlachtfeier von Näfels und die Landsgemeinde, die Herzen des Volkes höher schlagen. Beide Tage stehen mit der Entwicklung des glarnerischen Staatswesens im engsten Zusammenhang; ihre Grundlagen mussten von den Vorfahren erkämpft und mit Blut besiegelt werden. Das erklärt die für fremde Beobachter immer wieder merkwürdig anmutende Tatsache des Festhaltens an der jahrhundertealten Überlieferung wie der innern Anteilnahme des Landsmannes.
Beide Festtage fallen auf den Frühling, in die Zeit, in der die Natur aus der Erstarrung erwacht, wo die Menschenherzen aufgeschlossen und wagemutig zu Edlem und Gutem, zum Wollen und Vollbringen bereit sind. Am ersten Donnerstag im April macht sich das Volk auf zur Wallfahrt gen Näfels, um der Opferbereitschaft der Väter in schlichter Weise immer wieder zu danken. Am ersten Maiensonntag schart sich der männliche Teil im Ring zu Glarus um seine selbstgewählten Behörden, um unter freiem Himmel über des Landes Wohl zu beraten.
Historisch gesehen waren die beiden Tage in umgekehrter Reihenfolge bedingt. Das grundherrlich zum grössten Teil dem Frauenkloster Säckingen am Rhein gehörende Land war 1288 unter die weltliche Regierungsgewalt der mächtig aufstrebenden habsburgischen Herzöge geraten. Im Zuge der Freiheitsbewegung und Expansion der Innern Orte, zu denen 1351 die bedeutende Macht der Stadt Zürich stiess, versuchten auch die Glarner ein Jahr später, das fremde Joch abzuschütteln. Der damals geschlossene « Ewige Bund » mit den Eidgenossen — mit dem westlichen Nachbarn Schwyz pflegte Glarus schon Jahrzehnte vorher engere Beziehungen — besass jedoch zufolge Entwicklung der kriegerischen Verhältnisse im Reich nur während dreier Jahre Gültigkeit. Die Glarner mussten sich erneut mit der österreichischen Herr- schaft abfinden. Dreissig Jahre lang hatten sie die starken Nacken zu ducken, bis mit der Auslösung des Sempacherkrieges 1386 auch der Zeitpunkt der nahen Befreiung gekommen war. Mit Rat und Zustimmung der Eidgenossen traten sie am 11. März 1387 zur ersten Landsgemeinde zusammen und fassten Beschlüsse, die die Grundlage des jungen Freistaates bildeten. Bewusst wurden jegliche Bindungen mit der fremden Gewalt gelöst; eine eigene, erste und letzte Gerichtsinstanz zugleich sollte über die Rechtshändel entscheiden, kein Landsmann mehr säckingische Ämter annehmen dürfen, wie denn auch der oberste Grundsatz der demokratischen Staatsform, die Verbindlichkeit des Mehrheitsbeschlusses für die Minderheit, aufgestellt wurde. Mit diesen Entscheidungen war vor allem der weltlichen Oberhoheit der Fehdehandschuh hingeworfen. Er wurde von der Gegenseite aufgenommen! Der 9. April 1388 brachte den Kampf auf Leben und Tod, Freiheit oder Knechtschaft. Fünf- oder sechshundert Bauern und Hirten — im Waffengebrauch nicht ungeübt — schlugen in der Gegend der das Tal absperrenden, vom Feind durchbrochenen Letzimauer eine zehnfache, unbesieglich scheinende Übermacht. Die junge Freiheit hatte ihre Bluttaufe erhalten!
Damit diese Heldentat nimmermehr vergessen würde, stifteten die kirchlichen und weltlichen Behörden den alljährlichen Kreuzgang auf die Opferstätte. Er ist durch die Jahrhunderte hindurch bis zur Gegenwart trotz innern Zwisten und äussern Gefahren erhalten geblieben. Man mag in guten Zeiten mehr um der Tradition und lieben Gewohnheit willen die Wallfahrt unternommen haben — die letzten Jahrzehnte und Jahre, die neuesten, das Innerste der Menschen aufwühlenden, an Herz und Nerven zehrenden Geschehnisse lassen die Ereignisse fünfeinhalb Jahrhunderte vorher wieder in dem Licht erscheinen, in dem sie betrachtet werden wollen. Sie bilden die ewige Kraftquelle für das Selbstvertrauen und die Opferbereitschaft, für den Glauben an Gottes unendliche Güte und Hilfe für eine gerechte Sache, um auch die Stürme von heute zu bestehen.
Nimm, lieber Leser, selbst teil in Gedanken an der Näfeiser Fahrt, die nach altem Stiftungsbrief « aus jedem Haus den ehrbarsten Mann auf den Wegen und Stegen, wo unsere Väter grosse Not und Arbeit erlitten », zu begehen verpflichtet. Von den mächtigen Türmen der von einer verheerenden Feuersbrunst dieses Frühjahres heimgesuchten Stadtkirche zu Glarus ertönen um 7 Uhr früh die erzenen Stimmen ins Tal hinaus. Die katholische Prozession, voran die Kirchendiener in roten wallenden Mänteln mit den Kirchen-fahnen und silbernen Kreuzen, verlässt das Gotteshaus zur Wallfahrt an die jedem Glarner teure Stätte.Vom Zeughaushof macht sich gleichzeitig die Ehrenkompagnie auf den Weg, und neben viel frohem Volk streben auch die um das Banner des Kantonalgesangvereins gescharten Sänger dem gleichen Ziele zu. In Netstal, wo ebenfalls die Glocken erklingen, erhält die Festgemeinde starken Zuzug. An den senkrecht aus dem Talboden aufsteigenden, himmelanstrebenden Felswänden des Wiggis entlang — tummeln sich dort oben an den wenigen steilen Halden nicht eben ein paar Gemsennähert sich die Menge der obersten Festwiese, dem « Schneisingen », wo an den Masten die Flaggen der VIII alten Orte leise im Morgenwind sich bewegen. Die Kirchenbanner von Näfels und Oberurnen werden jenen von Glarus und Netstal entgegengetragen, dann stellen sie sich in dem vom Militär abgesperrten Viereck auf. Tausende umsäumen die Abschrankung, sehen die in Kutschen anrollende Regierung nahen, lauschen den Liedern der Sänger, den Worten des Landammanns, der von einer Bühne am Bergeshang aus zum Volke spricht, indem er die Taten der Väter preist und Stellung zu den aktuellen Gegenwartsfragen und Forderungen nimmt. In unübersehbarer Kolonne strömt dann die Menge — alter eidgenössischer Sitte gemäss bemerkt man unter den Ehrengästen solche anderer Kantone — nach dem Dorfplatz am Fusse der Rautihalde, wo einst das Hauptringen stattgefunden hat und die Entscheidung erkämpft worden ist. Von der Kanzel verliest der Ratschreiber den Fahrts-brief in der schweren, unbeholfenen Sprache des 15. Jahrhunderts, der auf ewige Zeiten den Nachkommen der Helden die Geschichte und den Einsatz und glorreichen Sieg kund tut und der zugleich die Ehrentafel mit den Namen der auf Glarnerseite Gefallenen enthält. Von gleicher Stelle hält darauf der Geistliche ( jedes Jahr im Wechsel der Konfessionen ) einen ergreifenden Gottesdienst, um Gottes Güte zu loben und Stärkung, Zuversicht und die Pflicht eines christlichen Lebens in die Herzen zu legen. Mit dem Ambrosianischen Lobgesang klingt dieser Teil der Feier aus. Der Festzug bewegt sich weiter hinaus auf das Feld in der Talmitte an den noch leise sichtbaren Saum der einst gewaltigen Talwehr, wo bei Anlass der 500-Jahrfeier ein einfaches Denkmal in Form eines granitenen Obelisken erstellt worden ist, vor dem bereits Hunderte von Sängern sich aufgestellt haben. Die kirchliche Prozession naht ebenfalls unter den Klängen ihrer liturgischen Gesänge; sie verrichtet bei jedem der elf über das weite Schlachtfeld verstreuten, mit Frühlingsblumen liebevoll geschmückten Gedenksteine, die die elf Angriffe der Glarner bedeuten, ihre Gebete. Und nochmals erklingen die vertrauten Vaterlandslieder, worauf der Festzug die Wallfahrt « untz gen Mühlhüsern an den brunnen » vollendet und um die Mittagsstunde als Abschluss des Kreuzganges das Hochamt in der mächtigen Barockkirche beginnt. Hungrig ist der Magen geworden, aber die vielen Gaststätten haben sich für diese Situation genügend vorbereitet. Der Nachmittag bringt frohes Treiben, einen Besuch im imposanten Palast aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, der vom Gardeobersten in französischen Diensten, Kaspar Freuler, erbaut und nunmehr zu einem Heimatmuseum eingerichtet wird. Der erste zeitgenössische Bericht über die Fahrtsfeier stammt aus der Feder des Zürchers J. Simmler aus dem Jahre 1564; er zeigt, wie sie im Grundsatz durch all die Jahrhunderte hindurch dieselbe geblieben ist. Ein altes Schlachtlied hält in einfacher Weise das Niederringen des mächtigen Gegners u.a. fest, wie folgt:
« Hettist du Silbers und goldes vil grösser dann ein hus, es mag dich nit gehelfen, din leben, das ist us.
Din vil guter harnist und all din isengwand das muostu hüt hie lassen in sant Fridlis land.
Des dankend wir alle gote und sant Fridli, dem helgen man; dise manliche tat hand die fromen Glarner tan. » Fünf Wochen nach der Fahrtsfeier füllen in Glarus auf dem Landsgemeindeplatz 6000 oder 7000 Männer das weite Amphitheater unter freiem Himmel. Rücken an Rücken stehen sie dichtgedrängt auf dem erhöhten Ring, halten sie dicht aufgeschlossen die innern Sitzreihen besetzt, während um die Bühne in der Mitte sich Hunderte von Knaben — die Generation von morgen — drängen, um lebendigen staatsbürgerlichen Unterricht zu geniessen. Schlag 10 Uhr erklingen die Kirchenglocken; vom Rathaus weg setzt sich der Zug der Behörden unter langsam-feierlichem Parademarsch der Musik in Bewegung. Voran schreiten die rotgewandeten Standesweibel mit Landesschwert und Szepter, darnach die Landesväter in schwarzem Frack und Zylinder, die Landräte, die Richter mit den Weibeln, von denen einer den mit silbernen Nägeln beschlagenen alten Gerichtsstab aus Rosenholz trägt. Unbedeckten Hauptes lässt das die Strassen umsäumende Volk den Zug vorbeiziehen, die Häupter im Ring entblössen sich, wenn derselbe den Platz erreicht. Der Landammann betritt die Bühne, in der Rechten das gleissende Schwert, das Zeichen der höchsten Gewalt, und eröffnet die Tagung der freien Mannen eines freien Staates mit einer die Gegenwartsfragen streifenden staatsmänni-schen Rede an die « hochvertrauten lieben Mitlandleute ». Die anschliessende Eidesleistung von Landammann und Landsleuten gehört zu den packendsten Augenblicken der Landsgemeindeverhandlungen. Der Landammann wird von seinem Stellvertreter ins Gelübde genommen, dann recken sich Tausende von Armen in die Höhe mit den erhobenen Schwurfingern, und aus Tausenden von rauhen Kehlen dringt der Schwur, nur im Interesse des Landes, seiner Ehre zu handeln, zum Himmel empor. Wie manch hundertmal schon sind die in stillem Sonnenglast daliegenden majestätischen Berggipfel Zeugen dieses feierlichen Gelöbnisses gewesen!
Sind Wahlen für den Regierungsrat, die Gerichte usw. zu treffen, so hat das Volk das Vorschlagsrecht. Wahlempfehlungen sind nur den Zeitungen und Parteien vor der Tagung des Souveräns gestattet. Dann schreitet der Landammann zur Abnahme des Mehrs. Selten sind die Fälle, wo ein Entscheid zweifelhaft erscheint, so dass einige der Regierungsräte für eine wiederholte Wahl zur Feststellung des Stimmenmehrs zugezogen werden müssen. In gleicher Weise vollzieht sich die Abstimmung bei den anschliessend zur Behandlung kommenden materiellen Geschäften, deren Zahl bis zwei Dutzend erreichen kann. Mit erläuternden Worten stellt jeweils der Landammann alle die die Landsgemeinde betreffenden Fragen zur Diskussion. Vier Wochen vorher wird jedem Stimmberechtigten das gedruckte Memorial in die Hände gelegt, das neben den Zahlen der Landesrechnung die ein halbes Jahr zuvor gestellten und in der Zwischenzeit durch den Landrat behandelten Anträge der Regierung, des Bürgers oder der Parteien enthält, so dass jeder Lands-gemeindeteilnehmer über die zur Beratung kommenden Geschäfte orientiert ist. Manche mögen widerspruchslos passieren, andere wiederum rufen mehrere Redner auf den Plan. Nicht jedermann ist die Gabe der freien Rede, der Meinungsäusserung vor einem solch gewaltigen Forum gegeben. Mancher entgleist und scheitert; oftmals vermögen wenige, humorgewürzte Worte die Situation zu retten, wie es bei einem Landammann 1775 mit seinem Ausspruch « Es ischt schu mänger gschicktä Gans äs Ei entrunnen, ihr Pierre Landlüt » der Fall war. Selten nur hat die Landsgemeinde Fehlbeschlüsse getroffen, immer aber sie kurz darauf wieder korrigiert. Wichtig für den Landammann ist es, die Führung zu behalten, Entgleisungen einzurichten, die verschiedenen Ansichten einander gegenüber zu stellen und die mannigfach notwendig gewordenen Abstimmungen durchzuführen. Scharf reagiert das Volk auf jegliche Misstöne, aber es fügt sich widerspruchslos dem Mehrheitsentscheid. Etliche Stunden dauern unter Umständen die Verhandlungen, der Ring lichtet sich etwas, aber unentwegt führt der Landammann seine Geschäfte zu Ende und entlässt die Teilnehmer mit dem Dank für Ausharren und Wunsch für glückliche Heimkehr. Die Marktstände und Kaufgeschäfte des Hauptortes sorgen dafür, dass die zurückgebliebenen Familien zu ihrem obligaten Landsgemeinde-chram kommen.
Die Jahrhunderte sind an der Institution der Landsgemeinde nicht spurlos vorbeigegangen. Von der Reformation bis zum Regenerationsjahr 1837 kannte man drei verschiedene Volkstagungen, die beiden konfessionellen und die gemeinsame. Der Aufhebung der Doppelspurigkeit, die tief ins Staatsleben eingriff, trauert längst niemand mehr nach. Um so eifersüchtiger aber wacht das Volk über die Beibehaltung der Institution der Landsgemeinde an sich und über seine Rechte und Freiheiten, mehr als je bewusst, dass sie gerade heute schwere Verantwortung und grosse Pflichten in sich schliessen.
Auf der Silbern.
Eine beschauliche Wanderung.
Von Hanns Ehrismann.
Auch der Name eines Berges kann Lockung sein, ebensogut wie seine Gestalt oder Grosse. Schon oft sah ich von andern Gipfeln im Glarner- oder Schwyzerland aus das Karrengefelse der Silbern sich röten oder in magischem Glänze hell aufleuchten, aber Jahre vergingen, ehe meine Sehnsucht nach dem Berg Erfüllung wurde.Viele sagten mir, dass er undankbar sei. Das hielt mich jedoch keineswegs ab, dort hinaufzusteigen, konnte ich doch sicher sein, nicht allzuviele Menschen anzutreffen, besonders im Frühsommer.
Eines Pfingstmontagabends kam ich nach Richisau ins heimelige Gasthäuschen unter breitkronigen Ahornen, wo an den Tischen sich viel Volk gütlich tat. Ein Bummel zur Schwammhöhe liess mich den herrlichen Bergabend besser auskosten. Wie wohl wird mir ums Herz, endlich wieder einmal allein zu sein, und die Stille ergreift mich wundersam. Leises Herdengebimmel und Wasserrauschen träufeln gleich linder, wohliger Musik Balsam ins ge- hetzte Gemüt, und alle Sorgen und Plackereien des Alltags fallen von mir ab.
Der Morgen ist so hell und froh, dass ich in aller Frühe mich aufmache durchs taunasse Gras gegen Unter- Gainpel und von dort über den Horlaui-bach und pfadlos in die Höhe, gegen die Kellenhütte. Soldanellen und Schnee-glöcklein läuten in hellen Chören das Lob des Bergfrühlings, und verborgen im schattigen Unterholz wiegt sich leise der so selten gewordene Frauenschuh. Ein Lawinenzug führt nicht gerade sehr bequem, aber rasch zur Höhe. Dort plaudert aus dem Schneewall heraus der Brunnen so lieb und erzählt, dass eine Weile vor mir eine Gemse sich an ihm labte; ihre Spuren sind ganz frisch. Jetzt führt ein guter Weg ostwärts durch die Nordflanke des Berges, und ich folge ihm gern, dem wärmenden Sonnenlicht entgegen. Dort am andern Hang leuchtet Blumenpracht, und ich schreite über weichen Rasen sorglos dahin. Ein scharfer Pfiff — im Schneefeld hat ein Gemstier mich eräugt, guckt den Zweibeiner eine Weile an und macht sich dann, erst langsam, aber bald in eiligster Flucht davon. Ich strebe nun, den Pfad verlassend, der zur Silbernalp führt, dem Gipfel entgegen. Einige kleine Kamine und Steilrinnen wecken die Kletterlust, und nach Überwindung dieser Stufe ist ein sanft ansteigender, breiter Grat erreicht, der in seinem Enzianen-, Mannsschild-und Bergprimelnschmuck einen glückhaften Anstieg zum noch immer unsichtbaren höchsten Punkt weist. Aber wenige Minuten später stapfe ich im weichen Schnee, der die ganze Silbern-Hochfläche deckt; nur wenige Felseninseln ragen hervor.
Im Rucksack trage ich Brot, Käse und — Wein, ganz gegen meine Gewohnheit. Aber ich wollte es einmal den Pionieren oder berühmten Bergführern gleich tun. Allzufrüh erliege ich der Versuchung, eine etwas ausgiebige Kostprobe des Trunkes anzustellen — die Füsse werden schwerer und der Elan schwindet. Das kommt davon, wenn man die Gipfelfreuden vorwegnimmt!