Friedrich Zschokke (1860-1936) | Club Alpino Svizzero CAS
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Friedrich Zschokke (1860-1936)

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Friedrich Zschokke ( 1860-1936 ) In der Sektion Basel: Schreiber 1899-1900, Statthalter 1913, Obmann 1914-1918. Ehrenmitglied der Sektion Basel 1920 und des Gesamtclubs 1922.

Als Sohn des Ingenieurs und Politikers O. Zschokke-Sauerländer in Aarau geboren, absolvierte Friedrich Zschokke die dortige Kantonsschule, studierte hauptsächlich in Genf, dann am Institut von Prof. Dohrn in Neapel, wo er eine lebenslange Freundschaft mit dem gesinnungsverwandten Fridtjof Nansen anknüpfte, und zuletzt in Leipzig. Er habilitierte sich 1887 in Basel zur Entlastung von Prof. Ludwig Rütimeyer und wurde 1893 dessen Nachfolger. Mit seiner Arbeit und seinem Geist entwickelte er während 40 Jahren das Zoologische Institut der Basler Universität.

Er war der heranwachsenden studentischen Jugend nicht bloss Lehrer, sondern Freund und wohlgesinnter Führer und blieb mit ihr jung und begeisterungsfähig. Mit ihr machte er ausgedehnte Wanderungen in die Bündner Alpen, nach Vorarlberg, ins Tirol und in die Küstengebiete des adriatischen Meeres. Sein Interesse und seine Forschung galten vor allem der Fauna der Gewässer und Hochgebirgsseen. Er berichtete in seinen Büchern und Vorträgen nicht nur vom Gang seiner Reisen, sondern er legte zugleich, dichterisch verklärt, Bekenntnis ab über das Erlebnis, das für ihn diese Wanderungen in lieber Gesellschaft in der erhabenen Gebirgsnatur bildeten. Man darf wohl sagen, er habe seine glücklichsten Stunden droben in der Nähe der Firne und Gletscher erlebt.

Aber wenn den gewöhnlichen Bergwanderer eher die Einsamkeit und Abgeschiedenheit jener ursprünglichen Welt anziehen, so war das Empfinden Zschokkes anders gerichtet: sein beredter Mund wurde nicht müde, zu zeugen und zu erzählen von den Wundern und Schönheiten des Tierlebens im Hochgebirge; er suchte nicht die Stille, sondern gerade das Leben in ihm auf, entdeckte noch pulsierendes Dasein, wo andere achtlos daran vorbeieilten, und fand zu den urwüchsigen Bewohnern jener Gebirgsgegenden ein natürliches, ja herzliches Verhältnis. Diese Studentenfahrten Prof. Zschokkes sind berühmt geworden und haben ihren literarischen Niederschlag in seinen Vorträgen und Publikationen gefunden. Er hat zu einer Zeit, da « Jugendorganisation » noch ein unbekanntes Wort war, Jahr für Jahr eine grosse Schar Jugendlicher in die Hochgebirgswelt eingeführt und sie dafür begeistert kraft seiner einnehmenden Persönlichkeit.

Im Jahre 1887 war er der Sektion Basel beigetreten, war dann während des ersten Weltkrieges ihr eifriger Obmann, ein aneifernder, geistig überlegener Führer und Organisator, der, aller geistlosen Kraftprotzerei abhold, den Sinn des Bergsteigens mit edleren, idealeren Motiven zu beleben suchte. 1915 in der schwierigen Zeit mit ihren besonderen Problemen lud er die Delegierten nach Basel und präsidierte noch das Centralfest 1919 ebenda, das erste nach dem Krieg.

Das Bergerlebnis war ihm bei seinen Bergfahrten nicht die Hauptsache, sondern das Menschenerlebnis in den Bergen. Deshalb freundete er sich auch so sehr mit den Bergbewohnern an, deshalb waren ihm die gastlichen, gemütlichen Tiroler, ihre Kurate und Bergführer und anderen Volkstypen so sympathisch. Nicht die Gegenden mit den grössten Gletschern und höchsten Bergen, sondern mit den urwüchsigsten und gemütvollsten Menschen darin waren ihm die liebsten.

Seine Stärke war die künstlerisch gerundete Darstellung des Geschauten und Erlebten, und so bildeten denn auch seine Vorträge jedesmal ein Erlebnis und einen hohen Genuss. Zwischen 1902 und 1926 hielt er in der Sektion Basel 15 Vorträge, wovon einige in den Jahresberichten der Sektion abgedruckt worden sind ( 1910 « Ein Nationalpark im schweizerischen Hochgebirge »; 1916 « Der Steinadler »; 1919 « Die Tierwelt der Alpen einst und jetzt » ), ferner « Die Gemsen », erschienen im « Jahrbuch » SAC 1921.

Prof. Zschokke eignete die Gabe der Rede in hervorragendem Masse. Wenn er so am Vortragspult stand mit hoher Stirn und lebhaftem Auge, den Kopf bald nach rechts, bald nach links wendend, wenn er seine Worte über das Auditorium hinrollen liess in musikalischem Schwung, so hatte er etwas Imponierendes und Faszinierendes und riss alle Herzen mit. Begeistert und begeisternd hat er so erzählt von seinen Fahrten im Tirol, im Karst und in Graubünden, im hohen Norden und im blauen Süden, hat uns seine feinen Beobachtungen über das Edelwild des Hochgebirgs, über Natur-schutzreservationen und über Gebirgsseefauna, und endlich einem weiteren Kreise, am Centralfest 1919, auch seine Forschungen über « die Tierwelt der Alpen einst und jetzt » in gehobener und allgemein verständlicher Rede vermittelt.

In dieser Gestalt soll auch die Erinnerung an ihn noch recht lange erhalten bleiben.

W. Bernoulli-Leupold

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