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Ernst Hodel, ein Maler der Alpen

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ein Maler der Alpen

ein Maler der Alpen Keine Liebe scheint unverfälschter und hinreissender als die Sehnsucht des Alpinisten nach den Bergen. Weilt er wie ein Verbannter in der Stadt, im Geschäft, zu Hause, schmückt er in wehmütiger Treue seine Räume mit Erinnerungen an die Welt der Höhen. Alpenbilder werden an die Wände geheftet als Lichtstrahlen in die Täler des Nebels.

Doch, als ob die stärkste Liebe sich mit den schwächsten Zeichen begnüge, ist dieser Schmuck des Heims oft von so brüchigem Geschmack und so fader Sentimentalität, dass die Gemälde, die den Besucher von der Schönheit der Berge überzeugen sollten, nur Mitleid oder Widerwillen erwecken können. Unfähige Dilettanten lassen das Antlitz der Jungfrau in matronenhafte Furchen zerfallen, und von stolzen Hörnern bleibt auf diesen Pinseleien der blosse Schreck übrig.

Und doch haben unsere Alpen Maler gefunden, die mit echter Hingabe und wahrer Kunst ihre Erhabenheit priesen und als unermüdliche Freiwerber ihre Pracht verherrlichten. Unter den zahlreichen tüchtigen Alpenmalern besitzt Ernst Hodel eine Kraft, die nicht nur den Alpinisten entzückt, sondern jeden Liebhaber eines künstlerischen Bildes erfreuen muss. Nicht die Mode trieb ihn dazu, seine Studien im Gebirge zu machen, und nicht die Geschäfts-absicht verlockte ihn, an mondänen Sportplätzen seine Käufer zu suchen. Da der eigene Hang ihn die Objekte seines Schaffens wählen lässt, sind seine Werke voll Überzeugung und Wirkung.

Echt und ehrlich ist Ernst Hodels Werk. Keine Zeitströmung und kein Erfolg verwirren ihn. Er geht seinen geraden Weg dem Ziel entgegen, das seiner Art entspricht. Ebenso fern von Nachahmung wie von Originalitäts-sucht, ficht es ihn wenig an, wenn andere in seinen Bildern zuweilen Ähnlichkeiten mit seinen Lehrern zu entdecken glauben. Hodel kennt den Wert, den unabschätzbaren Wert der Schulung und der Tradition und weiss, dass Ähnlichkeiten überall im Leben vorkommen und dass nur der töricht ist, der die eigene Nase beschneidet, um einem Mitmenschen nicht mehr ähnlich zu sehen.

Echt und ehrlich ist Ernst Hodel auch als Mensch. Er knüpft keine Legenden an sein Erdenwallen und ist nicht vom Bewusstsein getragen, dass das Schicksal eigens für ihn sich um besondere Arrangements bemüht. Er arbeitet an seinem Fortkommen und seiner Entwicklung und sieht im Künstlertum nicht einen Gutschein auf Alimentationsbeiträge durch den Spiesser.

Sein Werdegang und sein Werk sind schon wiederholt eingehend gewürdigt worden. Erstmals geschah es mit besonderm Verständnis in den « Pages d' Art » vom Oktober 1919. Ernst Hodel ist Berner. Er wurde 1881 in Münsingen geboren. Den ersten Unterricht in der Malerei konnte er bei seinem Vater geniessen, der selbst ein angesehener Landschaftmaler war und von dem noch heute da und dort wertvolle Bilder zu sehen sind. Wichtig für Hodels Entwicklung war der Aufenthalt in München. Dort besuchte er einige Semester die Malklassen von Wilhelm Diez und Heinrich Zügel. Persönliche Bereicherungen schöpfte Hodel in der Folge aus Studienreisen in Italien, Paris und Deutschland. Seit seiner dauernden Niederlassung in Luzern sind das heimische Leben und die schweizerische Landschaft die Hauptanreger seiner Kunst. Neben treffend charakterisierenden Porträts schafft er typische Gruppenbilder, mit Vorliebe in malerischen Trachtenzusammenstellungen. Geschult an meisterhaften Tierstücken und Landschaften, gestaltet er anschauliche Szenen aus dem bäuerischen Leben. Immer mehr ragen in seine Bilder die schneeigen Gipfel unserer Bergwelt hinein, und mit unermüdlicher Ausdauer alle Hindernisse überwindend, steigt der Maler selbst hinauf in die einsamen Höhen, um Werke aus jener urweltlichen Szenerie herunterzutragen.

Es wurde schon erwähnt, dass in diesen hochalpinen Gemälden die starke Erscheinung Hodels besonders markant hervortritt. Seine hochentwickelte Technik, sein freier Geschmack, sein ernster Arbeitswille stellen sich in den Dienst einer klaren, bodenständigen Empfindung und machen den Meister nicht nur zu einem der geschätztesten Maler Luzerns, sondern lassen ihn auch an allen eidgenössischen Ausstellungen zu berechtigter Anerkennung kommen. Es ist begreiflich, dass der Ruf Hodels immer weitere Verbreitung findet. Möge seine kraftvolle, unverfälschte Kunst vor allem auch bei jenen zur Wirkung kommen, an die er sich vor allem richtet, bei den Freunden der Bergwelt.

Eigentlich ist kein Landesteil zu nennen, den Ernst Hodel nicht aufgesucht hat, um ihn bildlich zu verarbeiten. In den letzten Jahren ist allerdings die Liebe für die Gebirgswelt derart in den Vordergrund getreten, dass er füglich als typischer Maler der Alpen angesprochen werden kann. Die Täler des Bündnerlandes, die Oberengadinerberge, Savognin, die Lenzerheide, Arosa und Bergün lieferten seinen Bildern nicht weniger wirkungsvolle Hintergründe als das Sernftal und der Braunwald oder das Zermattertal, Saas-Fee und das Tal von Anniviers. Besonders tief lebte sich Hodel ein in die vielfältigen Schönheiten des Berner Oberlandes und im letzten Jahre des Simplongebietes und des Aostatales.

Das Titelbild zeigt das reife Können in der Widergabe der Unterwaldner Alpen, gesehen von Rigi-Kaltbad.

Es ist begreiflich, dass nicht nur bedeutende Privatsammler von den Gebirgsbildern Hodels, und zwar gerade von den besten, erworben haben. Auch die offiziellen Sammlungen haben das Talent schon früher erkannt. In den Museen von Basel, Bern und Genf ist Hodel vertreten wie in St. Gallen, Zofingen und Freiburg.

Im Kursaal Schänzli in Bern beweist eine sieben Meter lange Darstellung des Aletschgletschers, dass Ernst Hodel auch in der mehr werbenden und agitatorischen Kunst es nicht unterlässt, die Schönheit seines Landes in aller Monumentalität zur Wirkung zu bringen.Kuno Müller

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