Die Gletscher der Schweizer Alpen im Jahr 1986/87 | Club Alpino Svizzero CAS
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Die Gletscher der Schweizer Alpen im Jahr 1986/87

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Auszug aus dem 108. Bericht der Gletscherkommission der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft /GK/SNG ).

Markus Aellen, GK/SNG und Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie ( VAW ) an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich ( ethz )

Witterungs- und Schneeverhältnisse Die Beschreibung der klimatischen Verhältnisse im Berichtsjahr 1986/87 stützt sich auf verschiedene Quellen ( siehe Anmerkung 1 ). Der Witterungsverlauf vom September 1986 bis Oktober 1987 ist in den Figuren 1 a-f auf den Seiten 362 bis 365 graphisch dargestellt durch die Tagesmittel der Lufttemperatur an den Stationen Zürich-SMA, Locarno-Monti und Jungfraujoch, durch die tägliche Höhenlage der Nullgradisotherme um 13 Uhr über Payerne und durch die Tagesmengen des Niederschlags an den Stationen Zürich-SMA, Lo-carno-Monti, Säntis und Sitten. Die Abweichungen der aktuellen Tagestemperaturen Einleitung Die Veränderungen der Gletscher in den Schweizer Alpen werden seit 1880 durch jährlich wiederholte Messungen an zahlreichen Gletscherzungen systematisch beobachtet und in den Gletscherberichten laufend beschrieben. Das Beobachtungsnetz der GK/SNG umfasst gegenwärtig 120 Gletscher, deren Längenänderung in den meisten Fällen für jedes Jahr, in einigen Fällen für mehrjährige Perioden ermittelt wird. Die VAW organisiert und bearbeitet die Messungen, die durch 9 kantonale Forstdienste ( an 82 Gletschern ), 8 private Mitarbeiter ( an 15 Gletschern ), 2 Kraftwerkgesellschaften ( an 4 Gletschern ) und das Eidgenössische Institut für Schnee- und Lawinenforschung ( EISLF, an 1 Gletscher ) sowie Mitarbeiter der VAW ( an 18 Gletschern ) grösstenteils im Gelände ausgeführt werden. Die Messungen am Boden werden ergänzt durch Vermessungsflüge, die durch das Bundesamt für Landestopographie ( L+T ) und die Eidgenössische Vermessungsdirektion ( v + d ) überzahl-reichen Gletschern jährlich oder in mehrjährigem Zeitabstand wiederholt werden. Zusätzlich zu den Zungenmessungen führt die VAW jährliche Untersuchungen über Massenhaushalt und Bewegung einzelner Gletscher durch, teils als Grundlagenforschung ( Aletsch, Gries/ Ägina, Limmern, Plattalva, Suvretta ), teils im Auftrag Dritter zur Begutachtung praktischer Probleme ( Mattmark, Giétro ). Die Ergebnisse entsprechender Untersuchungen an den Aaregletschern verdanken wir den Kraftwerken Oberhasli. Der Firnzuwachs wird auf Clariden für die Gletscherkommission und im Berninamassiv auf privater Basis gemessen.

Tabelle 1 Summe der positiven Tagesmittel der Lufttemperatur von Mai bis September der Jahre 1985 bis 1987 Station Höhe m ü. M.

Tempt 1985 ìratursumme ( °C ) 1986 1987 a ) Beobachtungsstationen Gütsch1 2287 945 963 884 Säntis1 2490 678 730 618 Weissfluhjoch1 2690 576 638 564 Jungfraujoch ( Sphinx)1 3580 108 95 116 Payerne ( 700 mb)2 3100 347 363 324 München ( 700 mb)2 3100 259 294 270 Mailand ( 700 mb)2 3100 495 465 477 b ) Extrapolationen für Firngebiete Clariden38 2700 603 609 574 Clariden33 2900 476 462 446 Suvretta3b 2750 533 590 523 Jungfraufirn ( P3)3C 3350 201 202 199 1 Automatisch registrierende Station. Die verzeichneten Werte sind mit denen der Jahre vor 1981 ( Säntis vor 1978 ) nur näherungsweise vergleichbar.

2 Temperaturmessungen in der freien Atmosphäre mittels Radiosondierungen. Werte berechnet durch G. Gensler, sma, gemittelt aus den Ergebnissen im Niveau 700 Millibar ( etwa 3100 m ü. M. ) der Sondenaufstiege um null Uhr und um zwölf Uhr Weltzeit.

3 Schätzwerte, berechnet aus den Messungen der Stationen: a Gütsch b Weissfluhjoch c Jungfraujoch ( Sphinx ) von den eingezeichneten langjährigen Mittelwerten ( beachte Anmerkung 2 ) charakterisieren das Berichtsjahr. In Figur 2 sind die Klimagrössen Jahresniederschlag und Sommertemperatur dargestellt durch ihre Abweichung vom Normalwert, die für zahlreiche WetterDie Klimadaten des Berichtsjahrs sind zu finden im täglichen ( Wetterbericht ), im monatlichen {Witterungsbe-richt ), im Quartalsheft ( Ergebnisse der täglichen Niederschlagsmessungen ) und im Jahrbuch der Schweizerischen Meteorologischen Anstalt ( sma ). Aus langjährigen Messreihen ermittelte Vergleichswerte sind enthalten in den Heften ( Klimatologie der Schweiz ) ( Beihefte zu den Annalen ). Die Angaben über die Gradtagsum-men der Lufttemperatur in der freien Atmosphäre ( Tab. 1 ) verdanken wir G. Gensler ( Zürich, vorm. sma ) Die Abflussdaten beruhen auf den Angaben im ( Hydrologischen Jahrbuch ) der Landeshydrologie und -geologie. Die Daten über die Schneedecke ( Tab. 4 ) sind am gemeinsamen Netz des EiSLF und der Abteilung Hydrologie am Geographischen Institut der ETH Zürich ( ggi/ethz ) sowie an den Stationen Gütsch und Säntis der sma gemessen, durch Pia Eugster ( ggi/ethz ) zusammengestellt und durch S. Gliott ( eislf ) kontrolliert und ergänzt. Die Angaben über ( Schnee und Lawinen ) hat S. Gliott zusammengestellt.

2 Für die Stationen Zürich SMA, Locarno-Monti und Jungfraujoch, die zum automatischen Beobachtungsnetz ( anetz ) der sma gehören, sind die Temperaturmittelwerte der Referenzperioden 1901/60 ( Zürich, Locarno ) und 1938/60 ( Jungfraujoch ) den veränderten Messbedingungen angepasst.

und Klimastationen als statistisch berechnete Indexzahl in Klassen geringer, grosser oder sehr grosser positiver oder negativer Abweichung zusammengefasst ist. Die eingezeichneten Klassengrenzen geben ein stark vereinfachtes Bild regionaler Zusammenhänge bei diesen Klimagrössen, die massgebenden Einfluss auf den Massenhaushalt der Gletscher haben.

Das kalendermässig festgelegte hydrologische Jahr beginnt am 1. Oktober. Dieses Datum lag 1986 mitten in der sommerlich warmen, in der Schweiz fast überall niederschlagsfreien Periode vom 16. September bis 18. Oktober, mit der sowohl die Schwundperiode als auch der klimatische Jahreszyklus 1985/86 im Massenhaushalt der Gletscher und im Wasserhaushalt der Gletscherregionen zu Ende ging. Den Haushaltszyklus des Berichtsjahrs leitete die zeitweise stürmische Westströmung ein, die vom 19. Oktober an über mehrere Tage feuchte Meeresluft gegen die Alpen führte und im ganzen Land ergiebige Niederschläge, starke Abkühlung und Schneefall in den Hochalpen auslöste. Die nachfolgende Störung am 25./26. bewirkte in den Al- Tabelle 2 Längenänderung der Gletscher 1984/85 bis 1986/87 - Zusammenfassung Klassen Anzahl Gletscher und Prozentanteil der Klassen 1984/85 1985/86 Anzahl Prozent Anzahl Prozent 1986/87 Anzahl Prozent Beobachtungsnetz 120 120 120 nicht beobachtet 3 6 11'beobachtet 117 114 109 nicht klassiert 0 0 32 Stichprobe 117 100.0 114 100.0 106 100.0 im Vorstoss 57 48.7 42 36.8 353 33.0 stationär 9 7.7 9 7.9 134 12.3 im Rückzug 51 43.6 63 55.3 585 54.7 Durchschnittliche Längenänderung Mittelwert + 1.4 m -2.7 m -6.4 m Anzahl Werte 74 102 946 Klassierung: Den Klassen sind im Berichtsjahr folgende, durch ihre Nummer aus der Tabelle 5 bezeichnete Gletscher zugeordnet:

1 46 72 100 102 103 108 110 112 113 115 116 2 34 3g gg 3 1 3 13 18 20 25 26 27 28 38 41 42 43 44 47 48 49 52 53 55 57 58 60 61 64 68 70 71 74 75 81 91 105 114 120 4 2 10 17 39 40 56 63 67 76 77 80 89 93 5 4 5 6 7 8 9 11 12 14 15 16 19 21 22 23 24 29 30 31 32 33 35 37 45 50 51 54 59 62 65 66 69 73 78 79 82 83 84 85 86 87 88 90 92 94 95 96 97 98 101 104 106 107 109 111 117 118 119 6 Für die Berechnung der mittleren Längenänderung sind die Ergebnisse von 12 Gletschern nicht berücksichtigt aus folgenden Gründen:

-Zahlenwert gilt für 2 Jahre: 13 14Einwirkung eines künstlichen Sees: 3 50,keine Zahlenangabe: 30 49 55 58 75 106 107 114.

pen Schneefall bis in die Talregion. Nach wechselhafter Witterung über das Monatsende herrschten vom 3. November bis gegen Mitte Dezember wieder Hochdrucklagen vor, mit sonnigem und mildem Wetter in den Berggebieten und ebenso in manchen tieferen Lagen. Den markantesten Unterbruch in dieser Schönwetterperiode verursachte vom 20. bis 23. November ein vom Atlantik nach Schottland ziehendes Tief, auf dessen Rückseite Polarluft bis zu den Alpen vorstiess und Niederschläge über das ganze Land ausbreitete. Diese fielen zunächst nur in höheren und mittleren, am 23. auch in tieferen Lagen ( bis gegen 700 m ü. M. ) als Schnee. In diesen Tagen wurden grosse Teile des Alpen- und Voralpengebiets dauernd eingeschneit. Ausser den hochgelegenen Gebieten mit den im Oktober eingeschneiten Stationen Grimsel, Säntis und Weissfluhjoch ( vgl. Tab. 4 ) erhielten nun in den zentralen und östlichen Regionen alle in der Tabelle enthaltenen Stationen des Schneemessnetzes von der Innerschweiz zum Engadin eine dauernde Schneedecke. In den westlichen und südlichen Regionen, vom Berner Oberland bis Südbünden, aperten manche Stationen im Dezember wieder aus, bevor ihnen Schneefälle, die nördlich der Alpen die Niederungen erreichten, um die Monatsmitte eine dauerhafte Schneelage und in den folgenden drei Wochen weiteren Zuwachs brachten. Erst am 11 .Januar dehnte sich die Schneedecke für kurze Zeit ( in Poschiavo z.B. für zwei Wochen ) auch in den tieferen Lagen der Alpensüdseite aus.

In den Monaten Oktober bis Dezember blieben die Niederschlagsmengen in ausgedehnten Gebieten und vor allem in den südlichen Landesteilen weit unter dem Normalwert. Im Oktober ergab sich bei grossenteils normalen Monatsmengen auf der Alpennordseite ein ausgeprägtes Nord-Süd-Gefälle von überdurchschnittlichen Werten im Kanton Schaffhausen zu extrem geringen Werten ( knapp 5% des Normalwerts ) im Südtessin. Im November Tabelle 3 Jährliche Massenänderung einiger Gletscher, von 1984/85 bis 1986/87 Gletscher Haushaltsperiode vom bis Gletscherfläche km2 1 Massenänderung gesamt 106 m3 2 spezifisch kg/m2'Gleichgewichts-linie m ü. M.

Gries 27. 9.84 30.9.85 6.3191a - 2.352 - 335 2885 30. 9.85 30.9.86 6.3181b - 4.998 - 712 3005 30. 9.86 30.9.87 6.3171C - 6.202 - 884 3090 Aletsch 1.10.84 30.9.85 127.621d + 23.58 + 166 2929 4 1.10.85 30.9.86 127.561e - 6.65 - 47 30104 1.10.86 30.9.87 127.501f + 24.245 + 1715 29105 Limmern 1. 9.84 11.9.85 2.52'9 + 0.701 + 250 2665 11. 9.85 29.9.86 2.52'9 - 1.010 - 360 2890 29. 9.86 14.9.87 2.52'9 + 0.5325 + 1905 26655 Plattalva 1. 9.84 11.9.85 0.86'9 + 0.382 + 400 2655 11. 9.85 29.9.86 0.86'9 - 0.717 - 750 2920 29. 9.86 14.9.87 0.86'9 + 0.2485 + 2605 26705 Suvretta 12. 9.84 13.9.85 3.151h + 1.785 + 510 2650 13. 9.85 29.9.86 3.151h - 0.945 - 270 2790 29. 9.86 14.9.87 3.151h + 2.2755 + 6505 27205 1 Geschätzter Wert für ° 28.10.85, b 23.9.86,c 1.10.87, d 29.10.85, e 12.10.86,f 31.10.87. Gemessener Wert am s 15.9.77, h 12.9.73.

2 Gesamter Zuwachs oder Abtrag, berechnet als Eisvolumen mit einer mittleren Dichte von 0,9 g/cm3. Werte für Aletsch abgeleitet aus der hydrologischen Bilanz des Einzugsgebietes Massa/Blatten bei Naters, für die übrigen Gletscher berechnet aus glaziologischen Messungen, vorläufigen Luftbildauswertungen und statistischen Erfahrungswerten.

3 Gleichmässig über den Gletscher verteilter Zuwachs oder Abtrag. Der Eismenge 1 kg/m2 entspricht eine Wassersäule von 1 mm Höhe.

4 Aus den Pegelmessungen auf dem Jungfraufirn interpolierter Wert 5 Provisorischer Wert fiel in den süd- und inneralpinen Regionen wie auch in ausgedehnten Gebieten der West-und Nordwestschweiz meistenorts weniger als die Hälfte der normalen Niederschlagsmenge. Auch in den übrigen Landesteilen blieben die Monatswerte fast überall deutlich ( um 20-30% ) unternormal. Der Dezember war in der Südschweiz ebenso zu trocken wie die Vormonate. Dem Alpenraum und den nördlichen Landesteilen brachte er mehrheitlich normale oder leicht übernormale, dem Wallis und den höhergelegenen Regionen vorwiegend grosse Monatsmengen. Die meisten Bergstationen oberhalb 2000 m ü. M. und einzelne Stationen im Jura ( La Dôle ), im Wallis ( Montana ) und im Rheintal ( Chur ) verzeichneten Werte von 200-250 Prozent des normalen Dezemberwerts. In allen drei Monaten war es überdurchschnittlich warm. Im Oktober lagen die Temperaturmittel allgemein, im November vor allem in den Berggebieten um 2-3 Grad über dem langjährigen Durchschnitt. Starke Nachtfröste, die gegen das Monatsende in den Niederungen auftraten, verkleinerten hier den Wärmeüberschuss im November. Mildes Wetter am Anfang und wechselhaftes Wetter mit grossen Temperaturschwankungen in der zweiten Hälfte des Monats ergaben trotz starker Kälte um Weihnachten ( bis 15 Grad unter Null in den Niederungen ) auch für den Dezember Durchschnittstemperaturen, die in den meisten Regionen leicht, an einzelnen Orten im Engadin, im zentralen und östlichen Mittelland wie auch in der Nordwestschweiz deutlich ( bis 2 Grad ) über dem Normalwert liegen. Ebenso sind die normalen Werte der Sonnen- 348Tabelle 4 Schneedecke des Winters 1986/87 Station Höhe m ü. M.

Schneedecke dauernd vom bis Tage Grösster Beobachtungswert der Schneehöhe cm Datum des Wasserwerts mm Datum Leysin 1250 14.12.

19.4.

127 110 28.12.

271 30.3.

Grindelwald Bort 1570 21.11.

8.5.

169 165 28.12.

538 15.4.

Mürren 1670 14.12.

10.5.

148 176 13.4.

452 31.3.

Grimsel 1970 20.10.

3.7.

257 330 6.3.

Stoos 1280 21.11.

25.5.

186 190 21.3.

518 1.4.

Andermatt 1440 21.11.

18.5.

179 183 19.3.

597 2.3.

Trübsee 1800 21.11.

29.6.

221 260 13.4.

924 16.4.

Gütsch 2287 17.11.

3.7.

229 285 5.4.

Schwägalp 1290 23.11.

25.5.

184 204 21.3.

735 2.4.

Braunwald 1340 21.11.

28.5.

189 215 21.3.

721 1.4.

Malbun ( FL ) 1610 21.11.

11.5.

172 150 20.3.

440 31.3.

Säntis 2500 20.10.

27.8.

312 580 13.15.4.

Ulrichen 1350 21.11.

29.4.

160 155 1.3.

464 2.4.

Montana 1500 14.12.

20.4.

128 137 5.1.

314 1.3.

Zermatt 1620 21.11.

22.4.

153 126 1.3.

288 31.3.

Bourg-Saint-Pierre 1670 14.12.

26.4.

134 99 1.3.

320 14.4.

Mauvoisin 1800 21.11.

1.6.

193 200 31.3.

750 15.4.

Klosters EW 1200 21.11.

30.4.

161 158 20.3.

446 30.3.

Davos Flüelastrasse 1560 22.11.

2.5.

163 132 29.3.

311 1.4.

Zervreila 1735 21.11.

19.5.

180 154 1.3.

388 15.4.

Arosa 1820 21.11.

25.5.

186 145 30.3.

444 15.4.

Weissfluhjoch 2540 19.10.

24.7.

279 237 13.4.

904 1.6.

Ftan 1710 21.11.

25.4.

156 110 1.3.

228 14.3.

La Drossa 1710 21.11.

29.4.

160 108 5.4.

229 15.4.

Samedan 1710 21.11.

18.4.

149 67 1.3.

- Pontresina 1840 21.11.

22.4.

153 82 20.2.

Bernina Diavolezza 2090 21.11.

6.5.

167 122 10.4.

Ambri 980 17.12.

9.4.

114 82 13.2.

Bosco Gurin 1490 21.11.

7.5.

168 200 20.2.+ 5.4.

San Bernardino Dorf 1630 14.11.

28.4.

166 158 5.4.

318 15.4.

Simplon Hospiz 2000 17.12.

19.5.

154 178 5.4.

Poschiavo 1010 11.1.

24.1.

14 17 21.2.

Santa Maria 1400 21.11.

14.4.

145 66 21.2.

116 16.3.

Maloja 1800 21.11.

2.5.

163 155 5.4.

421 15.4.

Tabelle 5 Längenänderung der Gletscher in den Schweizer Alpen 1986/87 Nr. a ) Gletscher Kt. b ) Längenänderun in Metern 1985/86 c ) g 1986/87 c ) Höhe m ü. M.

1987 d ) Messdatum Tag, Monat 1985 1986 1987 Einzugsgebiet der Rhone ( II ) 1 Rhone vs + 1.4 + 8.8 2123 11.10.

13. 8.

19. 8.

2e Mutt vs + 4 - 0.5 2582 13. 8.

13. 8.

19. 8.

3 "

Gries vs - 13.42a + 1.0 2384.5 29.10.

23. 9.

1.10.

4 "

Fiescher vs + 0.2 - 10.8 1664.2 29. 8.

13.10.

5. 9.

5 "

Grosser Aletsch vs - 25.4 - 21.8 1548.5 29.10.

12.10.

31.10.

106 "

Mittelaletsch vs - 22 — X 2253.086 1.10.

2.10.

7. 9.

6 "

Oberaletsch vs - 13.2 - 6.2 2139.3 27.10.

12.10.

1.11.

7 "

Kaltwasser vs + 6.0 - 32.3 2640 11. 9.

23. 9.

30. 9.

8e Tälliboden vs + 7.9 - 33.0 2628.286 3.10.

3.10.

29. 9.

9 "

Ofental vs 0 - 120.3 2639.1 3.10.

3.10.

29. 9.

10 "

Schwarzberg vs + 2.5 - 0.8 2649.5 4.10.

1.10.

29. 9.

11 "

Allalin vs - 53.2 - 8.4 2220.6 16.10.

23. 9.

29. 9.

12 "

Kessjen vs - 8.6 - 21.3 2864.8 1.10.

1.10.

30. 9.

13 Fee ( Nord ) vs + X + 80.82a 1932 5.11.

23. 9.

4.11.

14e Gorner vs - 7 - 33.823 2083 23.10.

19.10.

3.11.

15 "

Zmutt vs + 1.6 - 3.0 2242 1. 8.

22. 7.

18. 8.

16 "

Findelen vs - 20.0 - 13.1 2483.2 2. 9.

19.10.

1.10.

107 "

Bis vs St — X - 12. 9.

11. 9.

1.10.

17 "

Ried vs + 3.9 + 0.4 2055.8 2.10.

27. 9.

28. 9.

18 "

Lang vs + 18 + 9 2029 18.10.

22.10.

1.10.

19 Turtmann ( West ) vs + 4.2 - 2.6 2261 17. 9.

30. 9.

7.10.

20 Brunegg ( Turtm. Ost ) vs + 4.4 + 3.6 2452 17. 9.

30. 9.

7.10.

21 Bella Tola vs - 3.8 - 1.8 — 11. 9.

20. 9.

17. 9.

22 Zinal vs - 19 - 24.7 2030 23. 9.

3.10.

3.10.

23 Moming vs - 19.3 - 15.0 2380 23. 9.

3.10.

3.10.

24 Moiry vs - 0.8 - 1.5 239083 19.10.

13.10.

19.10.

25 Ferpècle vs + 5.2 + 4.2 209583 17.10.

5.10.

27. 9.

26 "

Mont Miné vs + 6.2 + 13.8 196383 15.10.

5.10.

27. 9.

27 Aroila ( Mt. Collon ) vs + 10 + 4.1 213583 17.10.

5.10.

27. 9.

28 "

Tsidjiore Nouve vs + 12 + 5 220583 17.10.

5.10.

27. 9.

29 Cheillon vs - 7.2 - 23.7 263083 21. 9.

28. 9.

4.10.

30 "

En Darrey vs St — X 249083 22. 9.

29. 9.

3.10.

31 Grand Désert vs - 21.1 - 20.2 275583 10.10.

12.10.

1.11.

32 Mont Fort ( Tortin ) vs - 7.7 - 21.5 269583 6.10.

12.10.

1.11.

33 Tsanfleuron vs - 9.5 - 5.2 241769 24. + 26.9 .10.10.

19.10.

34 "

Otemma vs - 25.3 sn 243083 28. 9.

1.10.

19.10.

35 e Mont Durand vs - 6 - 5 229083 29. 9.

30. 9.

19.10.

36 "

Breney vs - 2.8 sn 257582 28. 9.

30. 9.

19.10.

37 "

Giétro vs - 4.0 - 4.1 2480 ca.

27. 9.

11. 9.

29. 9.

38 e Corbassière vs + 12 + 18 2169 6. 9.

10. 9.

12. 9.

39 Valsorey vs - 10.0 0.0 2395 10. 9.

6.10.

9.10.

40 Tseudet vs + 1.0 0.0 2423 10. 9.

6.10.

9.10.

41 "

Boveyre vs + 13.5 + 6.5 2595 10. 9.

5.10.

9.10.

42 "

Saleina vs + 11.5 + 5.0 1696 13. 9.

6.10.

20.10.

108 Orny vs n n — n n n 43 e Trient vs + 7 + 4 1750 17.10.

2. 9.

14. 8.

44 "

Paneyrosse VD - 5.1 + 5.0 — 19. 9.

1.10.

20.10.

45 "

Grand Plan Névé VD - 4.2 - 2.0 — 19. 9.

29. 9.

19. 9.

46 Martinets VD + xlua n — n 11. 9.

Nr. a ) Gletscher Kt.

b ) Längenänderung in Metern 1985/86 1986/87 c ) c ) Höhe m ü. M.

1987 Messdatum Tag, Monat 1985 1986 1987 47 = Sex Rouge VD - 5.9 + 6.4 — 7.10.

24. 9.

18.10.

48 = Prapio VD - 2.0 + 10.5 — 9.11.

18.10.

25.10.

49 = Pierredar VD — X + X — 9. 9.

7. 8.

11. 9.

Einzugsgebiet der Aare ( la ) 50e Oberaar BE - 20.9 4.9 2302.9 30. 8.

5. 9.

29. 8.

51 = Unteraar BE - 24.1 - 11.5 1911.8 30. 8.

5. 9.

29. 8.

52 = Gauli BE - 4 + 8 2200 ca.

26. 9.

30. 9.

25.10.

53 = Stein BE + 9 + 5 1934 28. 9.

23. 9.

27. 9.

54 Steinlimmi BE - 3 — 2 2092 28. 9.

23. 9.

27. 9.

55 = Trift ( Gadmen ) BE — X + X 167080 10. 9.

15. 8.

7. 9.

56 = Rosenlaui BE + X St 1860 ca.

10. 9.

15. 8.

10. 9.

57 = Oberer Grindelwald BE - 15 + 16 1225 ca.

24.10.

16.11.

12.11.

58 = Unterer Grindelwald BE + X + X 1090 ca.

24.10.

28.10.

28.10.

59 = Eiger BE - 8.7 - 6.3 2115 26. 9.

25. 9.

17. 9.

60 = Tschingel BE - 1.9 + 5.6 2265 27. 9.

26. 9.

18. 9.

61 Gamchi BE + 5.1

+

1.9 1990 14. 9.

27. 9.

5.10.

109 = Alpetli BE - 0.1

1.4 2250 18. 9.

8. 9.

19. 9.

110 Lötschberg BE + x6a n — n 23. 9.

n 62 = Schwarz VS - 9.7

38.0 2220 23. 9.

25. 9.

22. 9.

63 = Lämmern VS - 9.8

0.3 2520 24. 9.

25. 9.

23. 9.

64= Blümlisalp BE + 2.6 + 2.1 2200 9. 9.

18. 9.

12. 9.

111 = Ammerten BE - 3.3 - 3.5 2345 ca.

29. 9.

28. 9.

11.10.

65 = Rätzli BE - 19 - 16 2405 21. 9.

3.10.

20.10.

112 Dungel BE n n — 9. 9.

n n 113 Gelten BE n n — 9. 9.

n n Einzugsgebiet der Reuss ( Ib ) 66 e Tiefen UR - 3.0 3.7 2500 27. 9.

23. 9.

25. 9.

67 = Sankt Anna UR - 0.5 0 256576 24. 9.

24. 9.

25. 9.

68 = Kehlen UR + 20.0 + 9.5 2078 12. 9.

16. 9.

22. 9.

69 = Rotfirn ( Nord ) UR - 0.5 — 3.5 2031 12. 9.

16. 9.

22. 9.

70 = Damma UR + 27.7 + 1.7 204464 11. 9.

23.10.

26. 9.

71 = Wallenbur UR - 7.0 + 6 2234 2. 9.

15.10.

5.10.

72 Brunni UR n n — 13. 9.

n n 73 = Hüfi UR + 6.0 - 23 1640 16.10.

23. 9.

20.10.

74 e Griess UR + 6

+

11 2218 12. 9.

22. 9.

1.10.

75 e Firnalpeli ( Ost ) OW - 5 + X 216086 19. 9.

23. 9.

31. 8.

76 e Griessen OW - 7 0 2550 1.10.

9.10.

18.10.

Einzugsgebiet der Linth/Limmat ( Ic ) 77e Biferten GL - 3.1

+

0.4 1897.2 29./30.8.

16. 9.

28729.9.

78 = Limmern GL + 3.2

-

1.4 — 1.10.

1. 9.

14. 9.

114e Plattalva GL — X

+

X — 11. 9.

29. 9.

14. 9.

79 = Sulz GL - 1.1

-

3.8 1788 21.10.

13.10.

6.11.

80 e Glärnisch GL - 4.7 0.0 2294.2 19. 9.

22. 9.

20. 8.

81e Pizol SG - 73.6 + 13.5 2600 24. 9.

18. 9.

22. 9.

Nr. a ) Gletscher Kt.

b ) Längenänderun in Metern 1985/86 e ) g 1986/87 e ) Höhe m ü. M.

1987 d ) Messdatum Tag, Monat 1985 1986 1987 Einzugsgebiet des Rheins/Bodensee ( Id ) 82 Lavaz GR +102.5 - 53.2 10. 9.

1.10.

8. 9.

83« Punteglias GR - 10.3 - 9 2350 28. 9.

24.10.

23.10.

84« Lenta GR - 14.7 - 24.3 2310 1.10.

22. 9.

2.10.

85« Vorab GR - 26.2 - 3.2 — 12. 9.

13. 9.

21. 9.

86 e Paradies GR - 10.7 - 8.5 2396.8 23. 9.

16. 9.

10. 9.

87« Suretta GR + 28.8 - 77.6 2207.6 10. 9.

12. 9.

16. 9.

115 Scaletta GR n n — 20. 9.

n n 88« Porchabella GR - 8.3 - 6.8 2639.4 8.10.

15.10.

21.10.

89« Verstankla GR - 5 - 0.5 2390 3. 9.

3. 9.

3. 9.

90« Suvretta GR - 6.52a - 2.8 243686 13. 9.

10. 9.

17. 9.

91e Sardona SG - 6.9 + 4.4 2500 20. 9.

13. 9.

18. 9.

Einzugsgebiet des Inns ( V ) 92« Roseg GR - 38 - 13 2175 28. 9.

16.10.

4.10.

93« Tschierva GR + 0.5 + 0.8 214085 28. 9.

16.10.

4.10.

94« Morteratsch GR - 6 - 9 2000 26. 9.

16/17.10. 6.10.

95« Calderas GR - 6 - 11 2720 4.10.

22.10.

4.10.

96 e Tiatscha GR - 2 - 2 2500 3.10.

28. 9.

17.10.

97« Sesvenna GR - 5.8 - 6.4 2750 20. 9.

25. 9.

18. 9.

98« Lischana GR + 2.0 - 7.8 2745 21. 9.

7. 9.

29. 9.

Einzugsgebiet der Adda ( IV ) 99e Cambrena GR + 3.5 ?st 251886 6.10.

11.10.

1.11.

100 Palü GR + 4.9 n — 3.10.

30.10.

n 101« Paradisino ( Campo ) GR + 1 - 14 2825 7. 9.

4.10.

27. 9.

102 Forno GR - 8.5 n — 8.10.

15.10.

n 116 Albigna GR n n — 11. 9.

n n Einzugsgebiet des Tessins ( IM ) 120 e Corno TI + 5.8 + 2.3 2570 12. 9.

11. 9.

15. 9.

117e Valleggia TI - 4.9 - 2.0 2420 10. 9.

8. 9.

16. 9.

118e Val Torta TI + 15.2 - 3.6 2520 10. 9.

8. 9.

16. 9.

103 Bresciana TI _ 5 n — 10. 9.

22. 9.

n 119« Cavagnoli TI - 7 - 10 2560 25. 9.

18. 9.

24. 9.

104« Basòdino TI + 3.5 - 7.3 2520 24. 9.

5.10.

24. 9.

105e Rossboden VS + 12.3 + 7.3 1950 16. 9.

1.10.

19.10.

Abkürzungen + im Vorstoss st stationär — im Rückzug Allgemeine Bemerkungen a In Tabelle 2 und Abbildung 3 des vorliegenden Berichts sind die Gletscher mit ihrer Nummer aus dieser Tabelle bezeichnet.

b Liegt ein Gletscher auf Gebiet mehr als eines Kantons, ist der Kanton angegeben, in dem sich das beobachtete Zungenende befindet.

c Gilt die Angabe für eine mehrjährige Zeitspanne, ist die Zahl der Jahre folgenderweise angezeigt: — 13.42a = Schwund um 13.4 Meter in 2 Jahren.

d Ist die Höhenkote des Zungenendes oder des Gletschertors nicht im Berichtsjahr gemessen, ist das Jahr der Messung folgenderweise angezeigt: 2253.086 = Meereshöhe 2253.0 Meter, gemessen im Jahr 1986.

e Eine Bemerkung mit der Nummer dieses Gletschers wird im vollständigen 108. Bericht der Gletscherkommission veröffentlicht.

ca. ungefährer Wert x Betrag nicht bestimmt? unsichere Angabe sn eingeschneit n nicht beobachtet scheindauer im Oktober und November sogar in den Niederungen, wo sich die Nebeldecke tagsüber meist auflöste, allgemein beträchtlich, im Dezember dagegen meist wenig übertroffen worden. Einzig im Gebiet zwischen alten und Genf war es unter der verstärkten Nebeldecke am Jurasüdfuss im Dezember erheblich zu trüb. In den vergletscherten Einzugsgebieten blieb die Zunahme der Wasserreserven bis Mitte Dezember weit unter dem Normalmass ( vgl. Fig.3 ). Ungewöhnlich starke Gletscherschmelze im Oktober und Niederschlagsmangel im November ergaben für die ersten zehn Wochen des hydrologischen Jahrs anstatt des normalen Zuwachses ( um etwa 30 cm Wasserwert, rund 1 m Schneehöhe ) eine knapp ausgeglichene Bilanz. Ergiebige Schneefälle in der zweiten Dezemberhälfte und in der ersten Januarwoche glichen diesen Rückstand weitgehend aus.

In der ersten Hälfte des Kalenderjahrs 1987 lösten sich kalte und milde Monate wechselweise ab. Das veränderliche Wetter, das ab Mitte Dezember bis in den Januar hinein andauerte, brachte bei zeitweise heftigen Winden reichlichen Niederschlag am Alpennordhang, wo in den ersten sechs Tagen bis 80 Prozent der normalen Januarmenge fielen. In den folgenden vier Wochen herrschte bei nahezu stationärer Grosswetterlage über Europa mit hohem Luftdruck im Norden und tiefem im Süden zeitweise strenge Kälte, die sich mit Vorstossen arktischer kontinentaler Luftmassen gegen Mitteleuropa schubweise vor allem auf der Nordseite der Alpen verbreitete und zur Bildung einer ausgedehnten Hochnebeldecke führte. Besonders kalt war der 12. Januar im zentralen und östlichen Mittelland mit Temperaturen um 20-30 Grad unter Null und im Jura, wo der tiefste bisher gemessene Wert ( -41,8 Grad in La Brévine ) erreicht wurde. Um die Monatsmitte fielen in den südlichsten Landesteilen die ersten namhaften Niederschläge des Winters. In den nebelfreien Gebieten, wo die zweite Monatshälfte vorwiegend sonnig und relativ mild war, lag das Januarmittel der Lufttemperatur deutlich ( um 1-2 Grad ) unter dem normalen Wert. Viel kälter als normal ( um 3-4 Grad ) war es in den sonnenarmen Gegenden unter der Nebeldecke. Die Monatssumme des Niederschlags blieb grossenteils etwas unter dem langjährigen Durchschnitt, am meisten im Nordtessin und im Engadin. Am Nordhang der Alpen und Abb. 1-4:

Sondierbohrungen im Firngrat der Sphinx ( Jungfraujoch ). Für die Planung eines neuen Zugangs zur Aussichtsterrasse auf dem Sphinxgipfel ( 3572 m ) ist vom 22. bis 24. Juli 1987 die Felsoberfläche des verfirnten Westgrates ausgelotet worden, indem die steile, bis 17 Meter dicke Gratwächte an 41 Stellen mit einem Heisswasser-strahl durchbohrt wurde. Gesamte Bohrtiefe: 302 Meter; gesamter Wasserverbrauch: 32 Kubikmeter 1 Sphinxgipfel von Westen mit Observatorium der Hochalpinen Forschungsstation und Bohrstelle in der ausgesetzten Nordflanke des Westgrats Photo: J Schweizer 353 Bohrgerät mit Motorpumpe ( vorn ) und Durchlauferhitzer auf der Sphinxterrasse, gespeist mit Wasser aus dem Versorgungsnetz Jungfraujoch.

Nahezu siedend heisses Wasser ( Siedepunkt auf Jungfrau joch: 88 °C ) wird mit hohem Druck ( 18-20 bar ) durch einen isolierten, an Besenstie-len aufgehängten Schlauch zur jeweiligen, bis 250 Meter weit entfernten Bohrstelle gepumpt. In den abschüssigen Flanken wird mit Seilsicherung gearbeitet ( Selbstsicherung mit Steigbügel an fixem, auf der Gratschneide verankertem Seil ).

Die Bohrsonde besteht aus einem zwei Meter langen Messingrohr mit auswechselbarer ver-engter Spitze, aus der das Wasser in scharfem Strahl herausspritzt. Die Funktionsprobe vor Bohrbeginn zeigt diesen Strahl als Fontäne vor den Wolken über dem oberen Mönchsjoch.

im Wallis erreichte sie teils normale, teils deutlich höhere Werte. Der kalten und trockenen ersten Woche folgte im Februar vorwiegend mildes, durch Südwest- und Westlagen bestimmtes Wetter mit starker Bewölkung und reichlichem Niederschlag. Besonders ergiebig waren die Niederschläge um die Mitte, auf der Alpennordseite vor allem auch am Ende des Monats. Gesamthaft war der Februar zu mild, mit geringen Abweichungen von der Normaltemperatur in den Niederungen des Tessin, mässigen ( um 0,5-1,5 Grad ) in den meisten übrigen Gebieten und beträchtlichen ( bis 3 Grad ) in den Hochalpen, im Goms und in einigen Tälern Graubündens. Grosse bis sehr grosse Niederschlagsmengen erhielten das Tessin ( bis 300% der Normalmenge ) und weite Gebiete in der südlichen Landeshälfte, vom Südwallis über Goms und Gotthardgebiet bis Rheinbünden. Zu trocken war es im Mittelwallis und am Nordrand der Schweiz, um Basel und am Bodensee. Im durchwegs zu trüben Februar war der Mangel an Sonnenschein auf der Alpennordseite in den Berglagen oberhalb etwa 1000 Metern ( 10-30% weniger Sonnenschein als normal ) wesentlich geringer als in den Niederungen und im Tessin ( 60-80% zu wenig ). Zürich verzeichnete mit 22 Stunden Sonnenschein den trübsten Februar seit Beginn der Messungen im Jahre 1884. Mit einem heftigen Kaltlufteinbruch am 2. März setzten wieder hochwinterliche Verhältnisse ein, die mit wiederholten, zum Teil auch in den Niederungen ergiebigen Schneefällen bis zum astronomischen Frühlingsbeginn andauerten. In der Folge lösten sich bis Mitte April mehrtägige warme und kalte Perioden ab, bevor sich die verspätete jahreszeitliche Erwärmung durchsetzte. Im März, der in den höheren Lagen des Jura und der Alpen mit Durchschnittstemperaturen bis 4 Grad unter dem Normalwert zu den kältesten dieses Jahrhunderts gehört, war es in den meisten Gebieten um 2-3 Grad, im Rhonetal, im Südtessin und am Südfuss des Jura um 1,5-2 Grad zu kalt. Auf der Alpennordseite war im März der Monatsniederschlag grossenteils normal bis überdurchschnittlich ( ausser in einigen zu trockenen Gebieten in der Nordschweiz und am Südfuss des Jura ), die Sonnenscheindauer allgemein erheblich zu kurz, vor allem im westlichen Mittelland und im Genferseegebiet. Bei durchschnittlicher Zahl an Sonnenscheinstunden viel zu trocken war der März im Tessin und in Südbünden, wesentlich zu trocken auch in den inneralpinen Gebieten vom Wallis bis Graubünden. In den tieferen Höhenlagen der Alpen, wo die grösste Mächtigkeit der Schneedecke gebietsweise bereits Ende Dezember, Anfang Januar oder im Februar erreicht war, ergab sich mit den Märzniederschlägen am Monatsende meistenorts das Maximum des Winters für den Wasserwert der Schneedecke ( vgl. Tab. 4 ). In mittleren Lagen nahm nur der Wasserwert, in höheren Lagen nahmen Wasserwert und Mächtigkeit der Schneedecke bis Mitte April weiter zu. In den Gletscherregionen des Hochgebirges stiegen die Wasserreserven im Januar und Februar nur langsam an und blieben erneut deutlich unter dem Normalwert. Dieser wurde nach ergiebigen Schneefällen Anfang März erreicht, in der ersten Aprilhälfte deutlich überschritten ( vgl. Fig.3 ).

In den Monaten April bis Juni war es fast durchgehend zu kalt, zu trüb und zu regnerisch in den Niederungen und in den Voralpen, zu winterlich in den Hochalpen. Wechselhaf-tem und ziemlich nassem Wetter in der ersten folgte in der zweiten Aprilhälfte sonniges und mildes Wetter mit Gewittern und sommerlich warmen Tagen gegen Ende des Monats. Demzufolge war es im Durchschnitt meistenorts um 1-2 Grad wärmer und durchwegs wesentlich sonniger als normal. Bei geringen bis mässigen Abweichungen von der normalen Niederschlagsmenge war es im Südtessin, in Graubünden und nördlich der Alpen zu trocken, am Nordhang der Alpen und im Nordtessin zu nass. Die beiden ersten Maitage waren die wärmsten und die einzigen frühlingshaft warmen Tage des ganzen Monats und manchenorts auch der drei Juniwochen vor dem längsten Tag. In dieser Zeit strömten fast ununterbrochen kalte und feuchte Luftmassen gegen die Alpen, vorwiegend aus Nordwest bis Nordost. Somit waren die südlichen Landesteile der Kälte und Nässe erheblich weniger ausgesetzt als die nördlichen, wo es im Mai allgemein viel zu kalt war ( bis 3 Grad ), verschiedenenorts - besonders in höheren Lagen - sogar kälter als im Vormonat. Die Monatssumme des Niederschlags stieg in hohen Lagen weit ( um mehr als 100% ) über den normalen Maiwert. In tieferen Lagen streute sie zwischen sehr grossen bis normalen Werten in den nördlichen und leicht über- bis deutlich unterdurchschnittlichen Werten in den südlichen Landesteilen. Ausgesprochen kalt und nass war bis zum längsten Tag auch der Juni. Häufig wechselnde Luftmassen führten zu zahlreichen Gewittern und ergiebigen Niederschlägen in allen Landesteilen, vielfach verbunden mit Hagelschlag, Starkregen ( z.B. am B. in Locarno 133, in Brissago 151 mm ) oder aussergewöhnlichem Schneefall ( am 7. in Graubünden bis 700 m ). Nördlich der Alpen traten in den meisten Gewässern sehr hohe Wasserstände auf, die ungewöhnlich lange andauerten. In den Seen am Rand der Alpen und des Jura wurden die höchsten Pegel-stände der letzten 30 Jahre gemessen. Im Rhein, der bei Rheinfelden vom 15. bis 22. Juni über der kritischen, die Schiffahrt begrenzenden Hochwassermarke stand, war letztmals im Juni 1910 ein Hochwasser von ebensolan-ger und letztmals im Juni 1876 ein solches von längerer Dauer festgestellt worden. Erst die Ausweitung des Azorenhochs bis Mitteleuropa brachte im letzten Monatsdrittel eine rasche, bis Mitte Juli anhaltende Erwärmung auf hochsommerliche Temperaturen. Obwohl die Hitzetage am Monatsende den Wärmemangel der Vorperiode verminderten, blieb das Juni-mittel in den meisten Gebieten um 1-1,5 Grad unter der normalen Lufttemperatur. Die Niederschlagssumme des Monats erreichte überall den normalen gebietsweise einen wesentlich grösseren Wert ( stellenweise bis 300 Prozent des Normalwerts ). Der Abbau der Winterschneedecke ging in verschiedenen Regionen und Höhenlagen sehr unterschiedlich vonstatten: in den inner- und südalpinen Regionen aperten im April manchenorts bereits mittlere Lagen aus, in den nordalpinen Regionen blieben manche tiefe Lagen bis gegen Ende Mai dauernd unter Schnee. In hohen Lagen nahm der Wasserwert der Schneedecke wie beispielsweise auf Weissfluhjoch ( Tab. 4 ) bis Anfang Juni zu. In den Gletscherregionen vermehrten sich die Wasserreserven im Juni auf stark überdurchschnittliche Werte, bis die Schneeschmelze mit der Hitzeperiode am Monatsende auch im Hochgebirge in Gang kam ( vgl. Fig.3 ).

Die zweite Hälfte des Kalenderjahres brachte vorwiegend mildes Wetter mit längeren Schönwetterperioden. In den Sommermonaten führten zahlreiche Gewitter und vor allem einige ausserordentliche Niederschlagsereignisse an vielen Orten zu Überschwemmungen, Murgängen oder Erdrutschen. Starkregen von übermässiger Dauer und bei ungewöhnlich hohen Lufttemperaturen verursachten mehrmals extreme Hochwasser, die im Juli und August in verschiedenen Alpentälern, im September in manchen Regionen des Jura schwere Schäden anrichteten. In der Wärme- periode der ersten Julihälfte traten bei zahlreichen Gewittern vorwiegend lokale Schadenereignisse auf. Ein Kaltlufteinbruch um die Monatsmitte löste in weiten Gebieten andauernde und gebietsweise sehr intensive Niederschläge aus, die am 18./19. zu schweren Un-wetterkatastrophen in den Bündner und Tessiner Alpen führten. Im Tessin erhielten mehrere Orte vom 16. bis 20. über 400 Millimeter Regen ( z.B. Biasca 410, Brissago 431, Camedo 461 mm ), d.h. mehr als das Doppelte der durchschnittlichen Monatsmenge. In der Folge blieb das Wetter kühl und regnerisch bis zum Monatsende und ebenso während der ersten Dekade im August. Sommerlich warm, sonnig und ziemlich trocken war es in der zweiten Dekade und erneut am Monatsende, nachdem eine durchziehende Tiefdruckrinne vom 23. bis 28. im ganzen Land ergiebige Niederschläge verbreitet hatte. Dauerhafter Starkregen an den ersten Tagen dieser Niederschlagsperiode verursachte die Hochwasserkatastrophen vom 24./25. August im zentralen und südlichen Alpenraum. Bei diesem Ereignis fielen die grössten Regenmengen im westlichen Tessin ( über 350 mm im Maggiatal ) und in den angrenzenden Gebieten, wo einige Stationen am 24. extreme Tageshöchstwerte erhielten ( Binn 200, Airolo 190, Göscheneralp 150 mm ). Das Monatsmittel der Lufttemperatur lag im Juli allgemein, im August meistenorts um etwa 1 Grad, in der Westschweiz bis 2 Grad über dem Normalwert. Grosse Unterschiede ergaben sich bei den Monatssummen des Niederschlags. An den meisten Orten war der Juli zu nass, der August zu trocken. Sehr grosse Mengen ( bis 300% der Norm ) erhielten im Juli die Bündner Südtäler, grosse Teile des Tessin und Rheinbündens, im August der zentrale Alpenraum zwischen Simplon- und Oberalppass. Im Juli verzeichneten nur wenige Gegenden im Wallis, im zentralen und im östlichen Mittelland normale, stellenweise leicht unterdurchschnittliche Mengen. Im August erhielten ausser dem zentralen Alpenraum auch die angrenzenden Gebiete vom Bündner Oberland bis zum Puschlav wesentlich mehr als den normalen Niederschlag. Die Sonnenscheindauer war im Juli allgemein erheblich ( um 10-30% ) kürzer als im langjährigen Durchschnitt, vor allem in der Westschweiz. Im August war sie im Gotthardgebiet und im Engadin merklich kürzer, in den übrigen Regionen meistens länger als normal. Ziemlich sonnigem und mildem, zeitweise ge- Abb. 5 und 6: Vorstoss des Riedgletschers witterhaftem Wetter im ersten Septemberdrittel folgte eine zweiwöchige Schönwetterperiode mit hochsommerlichen Temperaturen, wie sie der September bisher nur im Jahr 1947 aufwies. An verschiedenen Orten wurden Höchstwerte über 30 Grad gemessen ( z.B. Visp 32,4, Vaduz 32,0 Grad ). Ein Kaltlufteinbruch verbreitete vom 23. bis 26. gewitterhafte Niederschläge nördlich der Alpen, wobei Starkregen in der Nacht zum 26. vor allem im West- und Nordjura Schadenhochwasser verursachte. Gegen Monatsende setzte erneut sonniges, jedoch kühles Wetter ein, das im Oktober abgelöst wurde durch wechselhafte, unter Föhneinfluss mehrheitlich milde Witterung. Die Monatswerte des Septembers liegen bei den Temperaturen grossenteils weit Beginnende Aufwölbung des schuttbedeckten Zungenendes im Herbst 1980, drei Jahre vor dem Vorstossen des Eisrandes ( um 3-5 Grad ), in den Tälern der Alpensüdseite deutlich ( um 2-3 Grad ) über der Norm. Bei den Niederschlägen streuen sie von grossen Mengen ( bis 200% der Normalmenge ) im Jura, in der Nordschweiz und in Südbünden über geringe Mengen ( unter 50% ) im Süd- und Oberwallis, Urserental, Mittel- und Südtessin zu sehr geringen ( unter 20% ) im Centovalli. Die Sonnenscheindauer war in den Glarner und Urner Alpen etwas kürzer, sonst fast überall erheblich länger als im Durchschnitt ( bis 120% im Süden und in den Alpen, bis 135% im Mittelland und im Jura ). In den Wärmeperioden der drei Sommermonate war die Schnee- und Gletscherschmelze überaus wirksam, in den zum Teil ungewöhnlich milden Niederschlagsperioden verhältnismässig wenig abgeschwächt, so dass die Wasserreserven in vergletscherten Gebieten von Ende Juni bis Ende August trotz grossem Uberschuss an srstossende steile Zun-snstirn im Herbst 1986, säumt mit frisch auf-ischobenem Wall der tirnmoräne Niederschlag in normalem Masse, im September übermässig stark schwanden. Stürmischer Südföhn am 10. Oktober brachte beidseits der Alpen ergiebige Niederschläge und erste Schneefälle ( am 12. im Jura bis 1000 m ü. M. ) Damit war das Ende der Schwundperiode und des klimatischen Jahreszyklus im Wasserhaushalt der vergletscherten Gebiete erreicht, obwohl etliche Gletscherzungen mit grossen Teilen der Alpen und Voralpen erst um Neujahr dauernd eingeschneit wurden.

Jahresniederschlag und Sommertemperatur des Berichtsjahrs 1986/87 sind durch ihre Abweichung vom Normalwert in Figur 2 zusammenfassend dargestellt. Diese Übersicht beruht auf den Angaben der SMA für 108 Stationen ihres Niederschlagsmessnetzes ( Fig.2a ) und für 57 Stationen ihres automati- 357 schen Messnetzes ( Fig. 2 b ). Die Werte des Berichtsjahrs sind aufgrund statistisch berechneter Indexzahlen klassiert in normale, stark oder sehr stark abweichende Werte. Normale Werte treten mit geringer positiver oder negativer Abweichung vom Vergleichswert je einmal in vier Jahren auf. Sie sind der Klasse zugeteilt und in den entsprechend bezeichneten Feldern der Figur zusammengefasst. Die stark abweichenden Werte der Klas-sen1> und kommen durchschnittlich einmal in vier bis zwölf Jahren vor, die sehr stark abweichenden Werte der Klassen2> und seltener als einmal in zwölf Jahren. Stationen mit extrem grossen, seltener als Unteraargletscher im September 1987 I Abgeflachtes und einge-sunkenes Zungenende im Herbst 1987, deutlich abgesetzt von der frischen Stirnmoräne neben der Wasserfassung einmal in 45 Jahren auftretenden Abweichungen ( Klasse ) sind in der Figur besonders bezeichnet ( Vierecke statt Punkte in Fig.2a ). Der Jahresniederschlag war wie im Vorjahr sehr ungleichmässig verteilt mit stark streuen-den Werten zwischen grossem Mangel im Südtessin und sehr grossem, stellenweise extremem Überfluss in der nördlichen Landeshälfte, wo in einem weitläufig verzweigten Gebiet vom Nordjura zu den Waadtländer Alpen, durch die Zentralschweiz nach Rheinbünden und zu den östlichen Voralpen für zahlreiche Stationen eine hohe Indexzahl ermittelt wurde ( 24 Stationen über 2, 5 und 10 Stationen über 3,0 ). Im südalpinen Raum ergaben sich aus sehr stark abweichenden geringen Winter-und grossen Sommermengen meistenorts leicht überdurchschnittliche normale Jahresmengen, auch in den von extremen Starkregen im Juli und August am meisten betroffenen Gebieten der Alpensüdseite. Gebietsweise fielen auch am nördlichen Alpenrand sowie im äussersten Westen und Norden des Landes normale, meist überdurchschnittliche Jahresmengen. Die Sommertemperaturen lagen fast überall mehr oder weniger über dem langjährigen Mittelwert, grossenteils im Normalbereich. Nur an den Stationen Schuls und Moléson war der Wärmemangel im Mai und Juni ein wenig grösser als der Wärmeüberschuss in den übrigen Sommermonaten. Am wärmsten war es in randlichen, von den vier Ecken mehr oder weniger weit ins Landesinnere ausgreifenden Gebieten.

Der folgende Bericht über ( Schnee und Lawinen im Winter 1986/87 ) beruht auf den Angaben von S. Gliott ( EISLF ), dem wir auch die Ergänzung und Durchsicht der von Pia Eugster ( Geographisches Institut ETHZ ) in Tabelle 4 zusammengestellten Daten verdanken. Die erste, um den 18. Oktober abgelagerte Schneedecke überdauerte die folgende Wärmeperiode nur in hohen Lagen ( oberhalb etwa 2500 m ) und in geringer Mächtigkeit ( Weissfluhjoch rund 20 cm ). Um den 20. November erhielten in Höhenlagen oberhalb 1000 Metern mit wenigen Ausnahmen alle Stationen die dauernde Schneedecke. Am 11. Dezember waren 27 Stationen noch aper, 44 hatten sehr wenig Schnee ( bis 10 cm ), nur 2 waren mehr als fusstief eingeschneit ( Felskinn 48, Weissfluhjoch 41 cm ). Mit den Niederschlägen der 360zweiten Dezemberhälfte erreichte die Schneehöhe vielerorts den langjährigen Mittelwert, der im Laufe des Januars am Alpennordhang und in Nordbünden an allen, im Wallis nur an einzelnen Stationen überschritten, in Mittelbünden und vor allem am Alpensüdhang an manchen Stationen bei weitem nicht erreicht wurde. Ende März lag auch im Wallis und in Mittelbünden überdurchschnittlich viel, im Tessin und im Engadin immer noch zu wenig Schnee, die Stationen Landquart, Bellinzona, Brusio und Poschiavo waren bereits ausgeapert. In der ersten Aprilhälfte erhielt der Alpensüdhang mit den angrenzenden Gebieten grossen Schneezuwachs. In der zweiten Aprilhälfte war die Schneeschmelze überall so wirksam, dass manche Stationen noch vor dem Monatsende ausaperten. In hohen Lagen brachten der Mai und teilweise der Juni weiteren Zuwachs. Ende Juni war die Schneehöhe auf Weissfluhjoch ( 165 cm ) sehr gross, nachdem der Höchstwert des Winters ( 237 cm ) nur mittelmässig gewesen war. Verglichen mit Abb. 10-12:

Suvretta- und Verstan-kla-Gletscher im September 1987 -. .,4 "

den grössten Schneehöhen der früheren Jahre lagen die Schneehöhenmaxima im Berichtswinter am Alpennordhang über, am Südhang und im Engadin unter dem Durchschnitt. Ebenso ergaben sich aus den Bestimmungen des Raumgewichts der Schneedecke überdurchschnittliche Wasserwerte im nördlichen, unterdurchschnittliche im südlichen Alpenraum. Von 952 Messungen des täglichen Zuwachses ( an 45 Stationen ) ergaben 31 einen Wasserwert von mindestens 50 mm. Der grösste Tageszuwachs wurde in Trübsee mit 115 mm ( 46 cm Neuschnee, Raumgewicht 250 kg/m3 ) am 4. Mai beobachtet. Die regionalen Unterschiede in den Schneehöhen machten sich auch in der ungleichmässigen Verfestigung der Schneedecke deutlich bemerkbar. Geringe Schneehöhen bei mehrwöchigem Strahlungswetter führten im Frühwinter zu starker Umwandlung des Schnees. So entstand in mittleren und hohen Lagen durchwegs eine sehr lockere, wenig belastbare Bodenschicht. Ergiebige Schneefälle im Dezember und Januar ergaben am Alpennordhang und in den angrenzenden Gebieten eine ziemlich mächtige und gut verfestigte Zwischenschicht. Massige Schneefälle im Januar und Februar liessen weitere wenig verfestigte Schichten entstehen, bevor sich bei grösseren Schneefällen im März weitere gut verfestigte Schichten bildeten. Wie die Schneehöhen und Wasserwerte nahm auch die Festigkeit der Schneedecke von Norden nach Süden, zum Teil innerhalb eng begrenzter Gebiete, beträchtlich ab. Am Alpensüdhang und in den angrenzenden Gebieten war sie besonders gering. Im Winter 1986/87 verursachten Lawinen in 60 Fällen ausschliesslich Sachschäden. Grossen Schaden richtete die Siedersgraben-lawine am Wald bei Wimmis an ( 500 m3 geworfenes Holz ). In 28 Fällen erfassten Lawinen insgesamt 48 Touristen und 3 weitere Personen. Von 36 Überlebenden blieben 15 unverletzt. Die 15 Lawinentoten verunglückten allesamt beim Skifahren ( 8 auf Tiefschneevarian-ten, 6 auf Touren, 1 auf offener Piste ). Lawinenhunde, die in 9 Fällen nach Verschütteten suchten, fanden 2 lebende und 5 tote Personen. Elektronische Geräte wurden verwendet beim Suchen nach 5 Personen, von denen 4 lebend geborgen wurden. Erstmals ist bei einem Einsatz der Reccosonde eine verschüttete Person gerettet worden.

Gletscherchronik a ) Tätigkeit und besondere Ereignisse Der vorliegende 108. Bericht über die jährlichen Veränderungen der Gletscher in den Schweizer Alpen stützt sich in erster Linie auf die Daten, die im Herbst 1987 am Beobachtungsnetz der Gletscherkommission erhoben worden sind. Die meisten Beobachter konnten die Schönwetterperioden im September oder in der ersten Oktoberhälfte nutzen, die Messungen sind grossenteils an vollständig ausgeaperten Gletscherzungen und bei günstigen Wetterverhältnissen ausgeführt. Dabei sind 109 von 112 jährlich beobachteten Gletscherzungen kontrolliert und in 106 Fällen auch klassiert worden, die meisten ( 95 ) aufgrund der Messungen im Gelände, die übrigen anhand der Luftbilder, die von rund drei Dutzend Netzgletschern und gut zwei Dutzend weiteren Gletschern vorliegen. Die 8 mehrjährlich im Gelände ( 2 ) oder aus der Luft ( 6 ) beobachteten Gletscherzungen sind nicht erfasst. Mit ihren jährlichen Erhebungen am Beobachtungsnetz versieht die Gletscherkommission die Aufgaben eines Landesdienstes, wobei sie auf regelmässige und vielfältige Unterstüt- Figur 1 Witterung 1986/87 an einigen automatischen Stationen der SMA ( ANETZ ) a ) Zürich SMA 556 m ü. M.

Lufttemperatur Tagesmittel °C - 25 angepasster Mittelwert 1901/1960 Niederschlag Tagesmenge mm - w

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S ept C )kt zung angewiesen ist. Solche wird ihr zuteil von den in Anmerkung3 genannten, bei der Datenbeschaffung mitwirkenden Dienststellen, Unternehmungen und Privatpersonen, beson- 3 Angaben über die Längenänderung beschafften im Berichtsjahr für 71 Gletscher die Mitarbeiter der kantonalen Forstdienste Wallis ( 24 ), Waadt ( 4 ), Bern ( 11 ), Uri ( 8 ), Obwalden ( 1 ), Glarus ( 1 ), Sankt Gallen ( 2 ), Graubünden ( 15 ) und Tessin ( 5 ), für 14 Gletscher die privaten Mitarbeiter P. Mercier ( 4 ), L. Blanc ( 3 ), W. Wild und A. Godenzi ( je 2 ), H. Boss sen., H. Boss jun. und E. Hodel ( je 1 ), für 4 Gletscher die Mitarbeiter oder Beauftragten der Kraftwerke Mauvoisin und Oberhasli ( je 2 ) und für 20 Gletscher die Mitarbeiter der Abteilung für Glaziologie der vaw ( 10 durch Messungen im Gelände, 10 durch Luftbildauswer- 50 tungen ). Y. Biner, Zermatt, hat uns freundlicherweise wiederum das Ergebnis seiner privaten Messung am Gorner mitgeteilt. Von den luftphotogrammetrisch vermessenen Gletschern sind uns ausser den Angaben über die Längenänderung weitere Messergebnisse ( Volumen-, Flächen-und Dickenänderungen, Fliessgeschwindigkeiten ) zur Verfügung gestellt. Wie gewohnt sind die Aaregletscher ( für die Kraftwerke Oberhasli durch das Vermessungsbüro A. Flotron, Meiringen ), der Giétro ( für die Kraftwerke Mauvoisin durch das Vermessungsbüro Leupin AG, Bern ) und der Allalin ( für die VAW durch ihren Mitarbeiter W. Schmid am Autographen des Geodätischen Instituts der ETH Zürich ), neuerdings auch Gries und Findelen ( für die vaw durch ihren Mitarbeiter H. Bosch am selben Autographen ) luftphotogrammetrisch ausgewertet worden. Das Bundesamt für Landestopographie ( l + t ) und die Eidgenössische Vermessungsdirektion ( v+d ) haben im Sommer 1987 insgesamt 61 Vermessungsflüge über Gletschern durchgeführt. Die jährlich wiederholten Flüge dienen den laufenden Erhebungen über die Veränderung gefährlicher Glet- b ) Locarno Monti 366 m ü.M. Lufttemperatur Tagesmittel °C angepasster Mittelwert 1901/1960 Niederschlag Tagesmenge mm 50 scher ( 23 ), ausgewählter Gletscher im Beobachtungsnetz der GK/SNG ( 16 ) oder einzelner, von der vaw zum Teil im Auftrag Dritter besonders untersuchter Gletscher ( 7 ). Die Flüge der v + D über den Aaregletschern werden im Auftrag der Kraftwerke Oberhasli ebenfalls jährlich wiederholt. Mit weiteren Flügen sind in mehrjährlicher Wiederholung 11 Gletscher im Beobachtungsnetz der gk/sng und ein Untersuchungsobjekt der vaw erfasst oder im Rahmen von Untersuchungen über die Murgänge des Sommers 1987 die Schadengebiete im Goms und im Puschlav aufgenommen worden. Angaben über Massenhaushalt und Gletscherbewegung haben die Kraftwerke Mauvoisin für Giétro und Corbassière, die Kraftwerke Oberhasli für die Aaregletscher, G. Kappenberger für Clariden, die vaw für Gries, Aletsch, Mattmark, Limmern, Plattalva und Suvretta beigesteuert.

Beobachterwechsel sind uns in folgenden Fällen bekannt: den altershalber in den Ruhestand getretenen Re-vierförstern Jean-Pierre Marlétaz, Les Plans-sur-Bex, und Arnold Moor, Sankt Stephan, folgen als Revierförster nach Jean-Philippe Marlétaz, Les Plans-sur-Bex, und Samuel Allemann, Lenk. J.P. Marlétaz wird die Gletscher im Massiv des Grand Muveran und der Dent de Morcles, die er seit 38 Jahren beobachtet, stellvertretend für seinen Sohn und Nachfolger weiterbeobachten. Seinem Einsatz ist zu verdanken, dass die langen, seit 1893 laufenden Messreihen bis heute weitergeführt sind, obwohl die Messungen an diesen kleinen Gletschern oft mit besondern Schwierigkeiten verbunden waren. Ähnliches gilt für den seit 1924 durchgehend beobachteten Rätzligletscher, den A. Moor in der Regel gemeinsam mit dem jeweiligen Kreisförster während vieler Jahre vermessen hat. Die Gletscherkommission dankt den vorgenannten und den zahlreichen ungenannten, im Dienst der erwähnten Firmen und Ämter oder privat mitwirkenden Personen, insbesondere der Direktion und den Mitarbeitern der VAW, für ihre mannigfachen Beiträge zu den Gletscherberichten.

c ) Jungfraujoch 3580 m ü.M. Lufttemperatur Tagesmittel °C angepasster Mittelwert 1938/1960 -30 d ) Payerne 490 m ü.M.

Höhe der Nullgradisotherme um 13 Uhr 1000 491 o ders von der VAW. Diese liefert nebst ihren Beiträgen zu den Zungenmessungen die meisten Daten über Massenhaushalt und Bewegung von Gletschern. Zudem stellt sie vor allem Arbeitskraft und Einrichtungen zur Verfügung für die Organisation und Auswertung der Messungen, die Archivierung der Daten, die Berichterstattung und die Veröffentlichung der Ergebnisse. Einblick in ihre vielseitigen glaziologischen Tätigkeiten geben ihre Jahres- m ü. M.

berichte. Einzelne, aus dem {Jahresbericht der VAW 1987 ) herausgegriffene Beispiele sind nachstehend im Text oder in den Abbildungen beschrieben.

Die Bestimmung des Massenhaushalts eines Gletschers nach der glaziologischen Methode erfordert zahlreiche und möglichst gleichmässig über die ganze Gletscherfläche verteilte Messpunkte, die durch Pegelstangen markiert sind und jährlich im Gelände vermessen werden. Auf ihren Haushaltsgletschern Gries, Limmern, Plattalva und Suvretta hat die VAW solche Pegelnetze während mehrerer e ) Säntis 2490 m ü.M.

Niederschlag Tagesmenge mm |-100 50

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1 - 0 f ) Sitten 482 m ü.M.

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Nov.

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Feb. März Jahrzehnte mit zeitweise ( von 1969 bis 1984 ) durchschnittlich 10-15 Pegeln pro Quadratkilometer ( 50-80 pro Gletscher ) unterhalten. Änderungen im Personalbestand der Abteilung Glaziologie zwangen dazu, diese aufwendigen Projekte zu vereinfachen und einzuschränken. Seither sind die Haushaltsmessnetze mit je 10 Pegeln pro Gletscher weitergeführt. Im Bestreben, die langen Messreihen so weiterzuführen, dass die Vergleichbarkeit der Ergebnisse keine Einbusse erleidet, sind die beibehaltenen Messpunkte aufgrund statistischer Untersuchungen ausgewählt. Ebenso ist das Verfahren zur Berechnung des Massenhaushalts aufgrund statistischer Vergleiche überprüft und angepasst. In einer Fallstudie am Beispiel des Griesgletschers sind die Massenbilanzen der Haushaltsjahre 1960/61 bis 1985/86 aus den Messungen am Pegelnetz in verschiedenen, zum Teil sehr stark vereinfachten Verfahren modellmässig berechnet. Dabei hat sich unter anderem erwiesen, dass die Beziehung zwischen der Meereshöhe der Messpunkte und den jeweiligen, an den Pegeln gemessenen Massenänderungen ( Firnzuwachs im Nähr-, Eisabtrag im Zehrgebiet ) eine charakteristische, durch klimatische Gegebenheiten des Haushaltsjahrs bedingte Veränderlichkeit aufweist in dem Sinn, dass vor allem

L.

April Mai Juni Juli Aug.

Sept.

Okt.

die Zunahme des Abtrags mit abnehmender Meereshöhe in Jahren mit starker Schmelzung grösser ist als in Jahren mit geringer Schmelzung. In den Rechenmodellen ist diese Veränderlichkeit der Höhenabhängigkeit zu berücksichtigen, indem der zugehörige Gradient fallweise bestimmt wird. Zur Kontrolle der glaziologischen Bilanzergebnisse ist die Massenänderung des Griesgletschers für mehrjährige Perioden aus geodätischen Vermessungen, d.h. in einem unabhängigen, nicht auf den Pegelmessungen beruhenden Verfahren ermittelt. Dabei ist die ganze Oberfläche des Gletschers in einem numerischen Geländemodell durch die Höhenkoten regelmässig verteilter Punkte im Abstand von 50 Metern in Zahlenwerten erfasst, statt wie bisher im üblichen Analogverfahren durch Höhenkurven kartographisch dargestellt. Das Vergleichen der Zahlenwerte von Aufnahmen verschiedenen Datums ergibt für jeden Punkt direkt die Dickenänderung, aus der die Massenänderung im entsprechenden Zeitintervall ausgemittelt wird ohne Umweg über plani-metrische Flächenbestimmungen und volume-trische Berechnungen, wie sie das aufwendige Analogverfahren erfordert. Diese Vereinfa- chungen sind in erster Linie durch technische Weiterentwicklung der Geräte und Automatisierung der Methoden für die Luftbildauswertung ermöglicht. In der Form des numerischen Verfahrens kommt die geodätische Methode in Frage für die jährliche Bestimmung der gesamten Massenänderung des Gletschers. Bisher hat sich die jährliche geodätische Bestimmung der Massenänderung beschränkt auf das Zehrgebiet ( Aaregletscher ) oder auf Teile davon ( Allalin, Giétro ). Für künftige Anwendungen ist im Sommer 1987 ein Passpunktnetz am Morteratschgletscher eingerichtet und vermessen worden.

Um das Ausmass der Umweltveränderungen, die durch Abfallprodukte des technischen Fortschritts verursacht sind, erfassen zu können, sind Vergleichswerte aus der Zeit vor dem Beginn des Industriezeitalters erforderlich. Wie solche Vergleichsdaten über die Zusammensetzung der Atmosphäre des letzten Jahrhunderts mittels Bohrproben aus hochgelegenen Firngebieten gewonnen werden, ist in früheren Berichten am Beispiel des Projekts Colle Gnifetti skizziert. Ähnliche Aufschlüsse für viel längere Zeiträume ( 5-10 Jahrtausende ) werden erhofft von Bohrproben aus besondern Eisbildungen in der dauernd gefrorenen Umgebung alpiner Gletscher. Eine Kernboh-rung im alpinen Dauerfrost hat im Frühjahr 1987 erstmals Einsicht verschafft in das Innere eines aktiven, rund 50 Meter dicken Blockgletschers ( Murtèl ) am Piz Corvatsch. Das Bohrloch ist verrohrt und eingerichtet für langfristige Beobachtungen über Verformungen und Temperaturänderungen im eisreichen Schuttkörper, der Schichten aus mehr oder weniger reinem Eis enthält. Über die Ergebnisse des Projekts, das die VAW in Zusammenarbeit mit andern Hochschulinstituten ausführt, wird zu gegebener Zeit ausführlicher berichtet.

Das Tiefbohrgerät der VAW ist zur Auslotung der Felsoberfläche am verfirnten Westgrat der Sphinx am Jungfraujoch eingesetzt worden ( Abb. 1 bis 4 ). An diesen ausgesetzten Arbeitsstellen sind im Juli 1974 insgesamt 41 Bohrlöcher lotrecht in Tiefen zwischen rund 3 und 17 Metern vorgetrieben worden. Im Hinblick auf geplante Einsätze in der Arktis ist das Tiefbohrgerät technisch so weit entwickelt worden, dass Tiefen bis 1600 Meter erreichbar sind.

b ) Massenänderung einiger Gletscher In Tabelle 3 ist die Massenänderung einiger Gletscher angegeben für die letzten drei Jahre. In Figur 3 ist der Jahresgang des Wasserhaushalts im stark vergletscherten Einzugsgebiet der Massa für das Berichtsjahr dargestellt durch die summierten täglichen Änderungen der Wasserreserven. Die Jahressumme ist - in vereinfachender Annahme und umgerechnet auf die Gletscherfläche - als Massenänderung der Aletschgletscher in der Tabelle eingetragen. In gleicher Weise sind auch die Werte der Vorjahre für Aletsch aus dem Wasserhaushalt abgeleitet. Als Ver-gleichsgrössen in der Figur eingezeichnet sind Mittelwerte, Standardabweichungen und Extremwerte, die aus den Monatswerten der Periode 1930-1978 berechnet sind. Bei den übrigen Gletschern ist die Massenänderung aus glaziologischen Messungen nach den in den Fussnoten der Tabelle bezeichneten Verfahren bestimmt. Als gesamte Massenänderung ist die Vermehrung oder die Verminderung der Eismenge während der Messperiode angegeben. Sie ergibt sich aus der glaziologischen Massenbilanz, worin der Firnzuwachs im Nährgebiet und die Abschmelzung im Zehrgebiet des Gletschers gegeneinander aufgerechnet sind, oder aus der hydrologischen Bilanz, worin der Niederschlag dem Abfluss und der Verdunstung des vergletscherten Einzugsgebiets gegenübergestellt ist. Als spezifische Massenänderung ist die Dicke der ( zugefügten oder abgetragenen ) Schicht angegeben, welche der gesamten, als Wasser gleichmässig über den ganzen Gletscher verteilten Massenänderung entspricht. Als spezifischer Wert ist die Massenänderung eines Gletschers vergleichbar mit derjenigen anderer Gletscher, sofern die Messperioden annähernd übereinstimmen. Die Messperioden entsprechen in der Regel ungefähr dem hydrologischen Jahr vom 1. Oktober bis 30. September. Der klimabedingte Jahreszyklus im Massenhaushalt der Gletscher weicht im langjährigen Durchschnitt ebenfalls wenig ab vom hydrologischen Jahr. Im Berichtsjahr trafen die Herbstminima der Wasserreserven, die den Jahreszyklus zeitlich begrenzen, und das Frühjahrsmaximum, das ihn unterteilt in winterliche Zuwachs- und sommerliche Schwundperiode, mit ungefähr zweiwöchiger Verspätung ein ( vgl. Fig. 3 ).

Die Ergebnisse der Massenbilanzen streuen im Berichtsjahr wesentlich stärker als in den Vorjahren, nämlich zwischen starkem Schwund im südlichen Alpenraum und massigem bis grossem Zuwachs im nördlichen. Die Unterschiede sind in erster Linie zurückzuführen auf die ungleichmässige Verteilung des Jahresniederschlags ( vgl. Fig.2a ), der im Süden vorwiegend normale, im Norden meist Figur 2 Abweichung der Jahresniederschläge 1986/87 und der Sommertemperaturen 1987 vom Zentralwert der Bezugsperiode 1901-60 a ) Jahresniederschläge 1986/87 Summe der Niederschläge vom I. Oktober 1986 bis 30. September 1987 Wertung der Klassen:

KlasseJahresniederschlag + 2sehr gross + 1gross 0normal — 1klein — 2sehr klein Figur 3 Änderung der Wasserreserven im Einzugsgebiet der Massa ( Aletschgletscher ) im hydrologischen Jahr 1986/87 Summe der täglichen Reservenänderungen vom 1. Oktober 1986 bis 30. September 1987 ( R ), verglichen mit statistischen Monatswerten der Periode 1930/31-1977/78: Mittel ( M ), Standardabweichung ( enge Schraffur ), Maximum ( Mx ), Minimum ( Mn ).

b ) Sommertemperaturen 1987 Durchschnittliche Lufttemperatur vom I. Mai bis 30. September 1987 Adige Wertung der Klassen:

KlasseSommertemperatur + 2sehr warm + 1warm 0normal -1kalt -2sehr kalt Klimatischer Haushaltszyklus 1986/87:

Zuwachs- oder Akkumulationsperiode: 19.10.1986-21. 6.1987 ( 246 Tage ) Schwund- oder Ablationsperiode'22 .6.1987- 9.10.1987 ( 110 Tage ) Klimatisches Haushaltsjahr: 19.10.1986- 9.10.1987 ( 356 Tage ) 368Figur 4 Die Gletscher der Schweizer Alpen Lageänderung der Zungenenden 1987 Legende:

Vorstoss ® stationär © Rückzug © unbestimmt grosse bis sehr grosse Werte erreicht hat. Diese ergaben sich im Süden aus allgemein stark ausgeprägtem Mangel an Winterniederschlag und ebensogrossem Überschuss an Sommerniederschlag, im Norden aus Überschüssen in beiden Jahreszeiten, mässigen bis grossen im Winter, grossen bis sehr grossen im Sommer. Entscheidenden Einfluss auf den Massenhaushalt hatten die Nieder-schlags- und Kälteperioden im Frühjahr, die - wie aus Figur 3 ersichtlich ist - die Wasserreserven zumindest in den niederschlagsreichen Gebieten auf überdurchschnittliche Werte anhoben und durchwegs den Beginn der Schneeschmelze im Hochgebirge stark verzögerten. Gebietsweise von grosser Benicht beobachtet © eingeschneit deutung waren zudem die ausserordentlichen Niederschlagsereignisse des Hochsommers. Im Aletschgebiet trat am auffälligsten jenes in Erscheinung, das im August die Hochwasserkatastrophen im zentralen Alpengebiet verursacht hat. Für den 24. August ergab sich mit einem errechneten Gebietsniederschlag von 146 mm und einem gemessenen Abfluss von 34 mm eine Zunahme der Reserven um 112 mm. Diese Zunahme ist gerade so gross wie das Ergebnis der Jahresbilanz. Der Vortag ergab ähnliche Werte wie der 18. und der 27. Juli: 46, 44 und 43 mm Niederschlag, 25, 21 und 13 mm Abfluss, 21, 23 und 30 mm Reser-venzuwachs. Geringeren Zuwachs brachten zudem der 30. Juli ( 7 mm ) und der 17. August ( 6 mm ). Ohne diese Sommerzuschüsse hätten die Reserven im Berichtsjahr merklich abgenommen ( um 87 mm ), obwohl sie am Winterende sehr grosse Werte erreicht hatten. Auf Figur 5 Lageänderung der Gletscher in den Schweizer Alpen 1890/91 bis 1986/87 a ) Prozentanteile der wachsenden und der schwindenden Gletscher 100 75 50 b ) Anzahl beobachtete Gletscher die Gletscherfläche umgerechnet, hätte dies für Aletsch anstelle des errechneten Massenzuwachses ( um 171 mm ) einen fast ebenso grossen Schwund ( um 133 mm ) ergeben. Der bescheidene Zuwachs im Aletschgebiet ist durch grossen Umsatz bei weitgehend ausgeglichener Bilanz zustande gekommen aus sehr viel Niederschlag ( Jahresmenge rund 115% der Norm ) und verhältnismässig starker Schmelzung ( Jahresabfluss rund 105% der Norm trotz verkürzter Schmelzperiode ). Aufgrund der Sommertemperaturen ( vgl. Fig.2b ) ist bei den übrigen Haushaltgletschern ebenfalls mit starker Schmelzung zu rechnen. Den Niederschlagsmengen entsprechend ist im nördlichen Alpenraum teils bescheidener ( Limmern, Plattalva ), teils grosser Zuwachs ( Suvretta ), im südlichen Alpenraum allgemein beträchtlicher Schwund ( Gries ) zu verzeichnen. Im Durchschnitt der Schweizer Alpen dürften sich Zuwachs und Schwund weitgehend ausgeglichen haben.

Dem Bericht von A. Flotron ist zu entnehmen, dass die Aaregletscher im Talbereich um ein Volumen von 9,5 Millionen Kubikmetern Eis vermindert oder im Durchschnitt um 0,6 25 50 75 100 Meter abgetragen worden sind. In den Querprofilen ist meist deutlicher ( 0,3-3,6 m ), bei Mieselenegg und Pavillon Dollfus geringer Schwund ( 0,2 m ), im Profil 5 ( zwischen Mieselenegg und Pavillon Dollfus ) sogar geringer Zuwachs ( 0,2 m ) festgestellt worden. Der Schwund in der Messperiode vom 5. September 1986 bis 29. August 1987 ist etwas grösser als im Durchschnitt der letzten 18 Jahre ( 7,5 Mio. m3 ), aber wesentlich kleiner als im Vorjahr ( 16,7 Mio. m3 ).

c ) Lageänderung der Gletscherenden Die Ergebnisse der Beobachtungen am Messnetz der Gletscherkommission sind in Tabelle 2 für die letzten drei Jahre zusammengefasst, in Tabelle 5 für die beiden letzten Jahre, in Figur 4 für das Berichtsjahr ausführlich dargestellt. Die Hauptergebnisse der 97 Beobachtungsjahre seit 1890 sind in den Zeitreihen der Figur 5 wiedergegeben mit Übersichten über die Grösse der jährlichen Stich- probe und über die Prozentanteile der darin enthaltenen wachsenden und schwindenden Gletscher.

Der 1980er Vorstoss der Gletscher hat sich - wie Tabelle 2 und Figur 5 belegen - im Berichtsjahr weniger abgeschwächt als in den zwei vorangehenden Jahren. Dabei ist zu beachten, dass die Veränderung vom Vorjahr zum Berichtsjahr in der Gesamtheit der Schweizer Alpen wesentlich weniger bedeutsam ist als in den verschiedenen Gebirgsregionen. Besonders ausgeprägt sind die Unterschiede zwischen den südlichen und den nördlichen, durch die inneralpinen Längstäler getrennten Grossräumen der Gebirgsmassive. So hat sich die Zahl der wachsenden Gletscher gesamthaft wenig ( um 7 auf 35 ), im südalpinen Raum stark vermindert ( um 15 auf 13 ), im nordalpinen Raum dagegen deutlich vermehrt ( um 8 auf 22 ). Die Zahl der stationären Gletscher hat sich gesamthaft um 4 auf 13, im Süden um 1 auf 7, im Norden ( einschliesslich Silvrettamassiv ) um 3 auf 6 erhöht. Entsprechend hat die Zahl der schwindenden Gletscher gesamthaft wenig ( um 5 auf 58 ), im Norden beträchtlich abgenommen ( um 13 auf 23 ), im Süden dagegen merklich zugenommen ( um 8 auf 35 ). Hinter der geringen Verstärkung der Schwundtendenz in der Gesamtheit verbergen sich beträchtliche und gegensätzliche Änderungen in den Regionen: im Süden Verstärkung, im Norden Abschwächung der Schwundtendenz. Von 8 im Berichtsjahr ( im Gegensatz zum Vorjahr ) nicht erfassten Gletschern sind wahrscheinlich 2 im Süden ( Cambrena, Palü ) und 2 im Norden ( Martinets, Lötschen ) in beiden Jahren länger, alle übrigen im Süden ( Otemma, Breney, Forno, Bresciana ) in beiden Jahren kürzer geworden. Das Ergebnis der Statistik ist durch die Veränderung der Stichprobe also in unbedeutender Weise beeinflusst. Eine merkliche Verstärkung der allgemeinen Schwundtendenz ist im Mittelwert der Längenänderung angezeigt: die Gletscher sind im Vorjahr um durchschnittlich 2,7 Meter, im Berichtsjahr um 6,4 Meter kürzer geworden.

Die Längenänderung der einzelnen Gletscher streut im Berichtsjahr zwischen rund 40 Metern Zuwachs ( Feegletscher. Vorstoss um 80,8 m in zwei Jahren ) und 120 Metern Schwund ( Ofental: Abschmelzen der dünnen Eiszunge im Talboden ). Sehr grosse Schwundbeträge sind bei Lavaz und Suretta durch Abschmelzen der Lawinenanlagerungen aus dem Vorjahr entstanden. Besonders be- merkenswert ist das erstmalige Vorstossen des seit 1958 regelmässig beobachteten Gauligletschers. Somit sind im Laufe des jüngsten, 1965 einsetzenden und seit 1980 nachlassenden Gletschervorstosses in den Schweizer Alpen von den 120 im Beobachtungsnetz erfassten Gletscherzungen insgesamt 108 in mindestens einem Jahr um mindestens einen Meter länger geworden. Von den restlichen sind 5 in mindestens einem Jahr um weniger als einen Meter länger oder kürzer ( Cheillon, Otemma, Mont Durand, Lenta, Porchabella ) und 7 in allen Jahren um mindestens einen Meter kürzer geworden ( Grosser Aletsch, Gorner, Breney, Unteraar, Calderas, Forno, Albigna ). Der 1980er Vorstoss hat also bei 90 Prozent der regelmässig beobachteten Gletscher zu einem grösseren oder kleineren Längenzuwachs, bei weiteren 4 Prozent zu einem längeren oder kürzeren Stillstand geführt. Bei den restlichen ist der langfristig andauernde Schwund in einzelnen Jahren auf sehr kleine Werte vermindert ( z.B. Grosser Aletsch 1975: -2 m, Gorner 1977: -3 m ), gelegentlich auch durch Vorstossen oder Stillstand in untergeordneten Teilbereichen des Zungenendes unterbrochen worden ( z.B. Unteraar, Porchabella ). Seit 1965 haben rund zwei Dutzend Gletscher in weniger als 5 und ebensoviele in mehr als 15 Jahren an Länge zugenommen. Die zwei seit 30 oder mehr Jahren vorstossenden Gletscher ( Fee Nord ab 1956, Trient ab 1958 ) sind in allen Jahren, fünf weitere ( Oberer Grindelwald ab 1960, Cambrena ab 1961, Boveyre ab 1965, Kehlen und Saleina ab 1966 ) sind in mindestens 20 Jahren vorgerückt.

Kennzeichen des 108. Gletscherberichts-jahrs sind ausgeprägte Gegensätze im zeitlichen Ablauf und in den räumlichen Beziehungen der klimatischen Gegebenheiten, die zu entsprechend deutlichen regionalen Unterschieden im Massenhaushalt und in der Längenänderung der Gletscher geführt haben: massiger Zuwachs im nördlichen, starker Schwund im südlichen Bereich der Schweizer Alpen.

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