Curzio Curti (1847-1913)
Curzio Curti ( 1847-1913 ) Am 30. November 1871 gründete eine Handvoll Bergfreunde die Sektion Ticino des SAC in Bellinzona. Die hochwogenden politischen Auseinandersetzungen der folgenden Jahre vergönnten indessen dieser Neugründung keine lange Lebensdauer, und nach vier Jahren hatte sich die anfängliche Begeisterung totgelaufen.
Anfangs März 1886 liess Advokat Dr. Curzio Curti in allen Tessiner Zeitungen folgenden Aufruf erscheinen:
« Viele gehen den Sommer über zu Berg und ersteigen namhafte Gipfel. Nur ganz selten wird aber über diese Leistungen berichtet, so dass die wichtigsten Daten, wie Gehzeit, begangene Routen, Unterkunftsmöglichkeiten und Aussichtspunkte, verlorengehen. Könnte man sich nicht zusammentun, um diese Erfahrungen zu sammeln, zu ordnen und zu veröffentlichen? Als organisierte Gemeinschaft wäre es auch möglich, mit den alpinistischen Vereinigungen der Schweiz ins Gespräch zu kommen.
Wer an der Gründung des Tessinischen Alpenclubs mitzuwirken gedenkt, finde sich daher Sonntag, den ll.ds ., im Restaurant Gambrinus in Bellinzona ein. » Aus dieser Versammlung ging dann der Club Alpino Ticinese hervor, dessen Präsidium von Curti übernommen wurde.
Heimatberechtigt in Pambio, wurde er 1847 als Sohn eines der besten tessinischen Pädagogen in Cureglia geboren. Nach den Maturitätsstudien am Kant. Lyceum in Lugano besuchte er die Universität Basel, an der er als Doktor der Rechtswissenschaft promovierte. In den Heimatkanton zurückgekehrt, lehrte er vorerst italienische Literatur, Geschichte und lateinische Sprache am Lyceum in Lugano. Hernach wurde ihm die Leitung des Staatsarchivs in Bellinzona übertragen mit dem Auftrag, dieses von Grund auf neu aufzubauen. Aus politischen Beweggründen trat er aus dem Staatsdienst wieder aus und eröffnete in Bellinzona ein Advokatur- und Notariatsbüro, das er mit bestem Erfolg bis zur Wahl zum Staatsrat am 21. Februar 1893 führte. Im Jahre 1901 trat er, zuerst als Vize-Präsident und dann, ab 1910, als Präsident, zum Appellationsgericht über. In dieser Stellung verblieb er bis zu seinem Tod.
Die militärische Laufbahn brachte ihm den Grad eines Oberstleutnants ein. Anlässlich der grossen österreichischen Alpenmanöver wurde er als offizieller Delegierter der schweizerischen Armee beordert. Lange Zeit war er Kommandant des Tessiner-Regiments.
Über seine bergsteigerischen Leistungen hat uns Curti keine technischen Daten hinterlassen. Seine wenigen Beiträge in den « Jahrbüchern » des CAT befassen sich mit dem Problem der Führerausbildung ( 1887 ), mit der Phantasie der Bergbewohner ( Aberglauben und Legenden 1888 ) und dem Lob der Tessiner Alpen ( 1889 ), die zu jener Zeit den Erhebungen anderer Landesteile hintangesetzt wurden. Im Jahresbericht der Sektion für das Jahr 1887 findet sich ein Hinweis auf eine Traversierung Onsernone -Verzascatal über die Pässe Catogna ( 2290 m ) und Redorta ( 2176 m ), die Curti im Alleingang ausgeführt zu haben scheint. Seine Begeisterung für das Bergsteigen und Wandern dürfte dem militärischen Einsatz an wichtigen Kommandostellen entsprossen sein.
Nachdem Curti 1893 in die oberste Exekutive seines Heimatkantons gewählt worden war, gab er das Amt des Sektionspräsidenten im tessinischen Alpenclub auf. Im Nekrolog der Fachschrift für Volksbildung wurde von ihm gesagt:
« Er war ein Mann von strengem aber sympathischem Aussehen, mit höflichen aber bestimmten Umgangsformen und seltenem Lächeln. Seine körperlichen und moralischen Vorzüge sicherten ihm die ungeteilte Sympathie vom Moment der ersten Kontaktnahme an. »Giuseppe Ritter