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Berge der Insel Zypern

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J. Sanseverino

( London ) Mit Ausnahme eines interessanten Artikels von Brigadekommandeur Sir John Hunt und einer kurzen Notiz von H. Hurst in Band LVII des « Alpine Journal » hat die alpine Literatur die zwar bescheidenen, aber bezaubernden Berge von Zypern merkwürdigerweise vernachlässigt. Ich hoffe daher, dass die folgenden Ausführungen für die Mitglieder des SAC von Interesse sein werden.

Kyrenische Bergkette Die Kyrenische Bergkette erstreckt sich über eine Länge von über 160 km der ganzen nördlichen Küste entlang. Sie ist ungefähr 5 km vom Meer entfernt und besitzt mehrere Gipfel von über 900 m Höhe. Die nördliche Seite ist zum grössten Teil mit üppiger Vegetation bedeckt, in krassem Gegensatz zu den unfruchtbaren Abhängen der Südseite.

Die hauptsächlichsten Berge sind von Westen nach Osten: Kornos ( 945 m ), Kyparissovouno ( 1023 m ), Trypa Vouno ( 934 m ), Buffavento ( 954 m ), Pentadactylos ( 740 m ), Sina Oros ( 723 m ), und auf der Karpass-Halbinsel erhebt sich die kleine Bergspitze von Pampoulos ( 365 m ).

Pentadactylos ist zweifellos der interessanteste Berg. Nach einer alten Legende 1 verdankt der Berg seinen Namen fünf riesigen Fingern aus Kupfer, die auf fünf seiner Spitzen gesetzt worden waren, um die scharfen Nordwinde abzuwehren; denn man glaubte, dass dieses Metall die Kraft besässe, die ungestümsten Winde zurückzuschlagen. Es erübrigt sich hinzuzufügen, dass die kupfernen Finger schliesslich gestohlen wurden, aber dank dem Eingreifen der Götter wurde der lästige Wind zum Abzug veranlasst. Der Nordwind ist daher selbst heutzutage ein sehr seltenes Vorkommnis!

Obwohl der Pentadactylos häufig in der Literatur erwähnt wird, ist fast nichts über seine frühere Besteigungsgeschichte bekannt. Man hat nur ausfindig machen können, dass der Pentadactylos wahrscheinlich von Zeit zu Zeit von Ortsbewohnern ( z.B. beherzten Hirten ) bestiegen worden ist, und dass der Gipfel wahrscheinlich von einem Landmesser Lord Kitcheners in den Jahren 1880-1883 besucht wurde. Die Geschichte seiner Besteigung von Touristen scheint in den 1940er Jahren zu beginnen 2. Leider ist nicht viel über die Tätigkeit der wenigen Bergsteiger, die die Insel vor 1940 besuchten, bekannt. Es ist ziemlich sicher, dass dieser Berg eine gewisse Anziehungskraft auf sie ausgeübt haben muss, besonders wenn sie die Ebene im Herzen der Insel durchquerten, denn, von der Messaoria gesehen, wirken seine grau-rötlichen Kalkstein-«Finger » besonders einladend.

Der Buffavento, obwohl von einer Burgruine gekrönt, stellt an den Kletterer eine Reihe von Aufgaben. In « Excerpta Cypria » 3 befindet sich ein Bericht über eine Besteigung durch Van Bruyn, einen holländischen Reisenden, der die Insel im Jahre 1683 besuchte. Nachdem er kurz beschreibt, wie mühselig diese Besteigung ist, fährt Van Bruyn wie folgt fort: « Der Aufstieg ist einer der schwierigsten und gefährlichsten, die ich jemals gemacht habe. Die meiste Zeit mussten wir unsere Hände wie auch unsere Füsse benützen, um weiterzukommen, und wenn wir rechts oder links sahen, so standen uns die Haare zu Berge. » Der Hinweis mag von Interesse sein, dass die Route, die Van Bruyn benutzte, noch heute die « voie normale » ist.

1 « Travels in the Island of Cyprus by Giovanni Mariti. » Ins Englische von C. D. Cobham übersetzt. Cambridge, 1909.

2 Der Schreiber dieses Berichtes hat den höchsten Punkt 25. Juli 1941 erreicht.

3 « Excerpta Cypria ( Materials for a History of Cyprus ) » von C. D. Cobham. Cambridge, 1908.

Kyparissovouno, der höchste Punkt, ist am besten von Vasilia oder Lapithos aus zu erreichen, und seine Besteigung ist wegen der herrlichen Aussicht empfehlenswert. Falls auch der Kornos bestiegen werden soll, so ist es ratsam, von dem ersteren Dorfe auszugehen. Die anderen Berge sind dem Kyparissovouno ähnlich, sie belohnen den Bergsteiger mit einem schönen Ausblick und sind für diejenigen, welche die steilsten Wege wählen, mit einem ziemlich schwierigen Aufstieg verbunden.

Troodos-Gebirge Dieses grosse Bergmassiv vulkanischen Ursprungs, dessen höchster Gipfel einem Dichter des 15. Jahrhunderts die folgenden Zeilen eingegeben hat:

« Vagheggia Cipri un dilettoso monte, Che del gran Nilo i sette corni vede1 », erstreckt sich vom Kap Pornos im Westen bis zu der für sich allein stehenden Spitze des Stavrovouni ( 688 m ) im Osten. Die bedeutendsten Berge sind: Zakharou ( 1213 m ), Tripylos ( 1407 m ), Olympus ( oder Chionistra ) ( 1951 m ), Madhari ( oder Adelphi ) ( 1612 m ), Papoutsa ( 1554 m ), Khelidonomoutti ( 1404 m ) und Kionia ( 1420 m ).

Da diese Berge von riesigen Wäldern bedeckt sind, so üben sie auf den Bergsteiger keine besonders starke Anziehungskraft aus. Die wilden, unebenen östlichen Gegenden sind dagegen einen Besuch wert, um mit Staunen die grandiose Schönheit der Zedernwälder betrachten zu können.

Der Aufstieg auf den Olymp, den höchsten Berg Zyperns, kann leicht von Plâtres oder Troodos aus unternommen werden. Ein sich weithin erstreckendes Panorama ist von dort aus zu erblicken, der Bergsteiger kann die mattblaue Linie des Taurus-Gebirges in Kleinasien sich in der Ferne abzeichnen sehen. Zu Anfang des Frühlings, wenn die Schneeverhältnisse es gestatten, kann man sich der Ski bedienen. Obwohl hie und da mit Nadelhölzern bedeckt, bieten einige der Abhänge eine ununterbrochene Skiabfahrt von über 400 m. Troodos ist, nebenbei bemerkt, ein beliebtes Zentrum des Skisports.

Das Troodos-Gebirge macht keinen Anspruch auf die Grossartigkeit der Alpen, aber seine Landschaft hat Charakter und eine ihm eigene Schönheit. Man sollte im Frühjahr dahin gehen, wenn die schwach bewaldeten Hänge unter dem schmelzenden Schnee mit Unmassen von verschiedenartigen Blumen bedeckt sind - ein Bild, das einen unvergesslichen Eindruck hinterlässt.

1 Die ersten zwei Linien von « L' Isola di Ciprio » von Angelo Poliziano.

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