Silvio Galloni (1850-1931)
Silvio Galloni ( 1850-1931 ) Als der Gründer und mehrjährige Präsident des Tessiner Alpenclubs, Curzio Curti, an der Jahresversammlung von 1893 sein Amt niederlegte, trat der hervorragende Naturwissenschafter Dr. Silvio Calloni aus Pazzallo in die Bresche. Er hatte sich von Anfang an als hauptsächlichster wissenschaftlicher Mitarbeiter an den « Jahrbüchern » hervorgetan und besass zweifelsohne alle Vorzüge, um dem Club das Ansehen aus den Gründungsjahren weiter zu bewahren.
Als Assistent des Prof. Müller in Genf ( 1878-1883 ) begann Calloni mit der Veröffentlichung seiner « Botanischen Geographie des Südtessins ». Die Arbeiten aber, die ihn besonders bekanntgemacht haben, betreffen indessen die Gletscherfauna. Ihnen hatte er das Motto Ehrenbergs vorangestellt:
« So wenig der Ozean ein klares, dem Leben entfremdetes Element ist, so wenig sind es die Schnee-und Gletschermeere. » In den vier « Jahrbüchern » des CAT sind die folgenden Arbeiten, die in mustergültiger Form und mit wissenschaftlicher Gründlichkeit verfasst wurden, zum Abdruck gekommen: 1886: Der Gletscherfloh ( Isotoma saltans o Desaria glacialis ). 1887: L' opilio glacialis ( eine Weberspinne, die nicht unter 7000 Fuss ü. M. hinabsteigt ).
1888: I tardigradi nivali delle Alpi. Die Variationen der « Viola Thomasiana » im Sottoceneri. 1889: Fortsetzung und Schluss der Abhandlung über die « Tardigradi ».
Seine Zuständigkeit als Botaniker hat Calloni auch für die Alpenpflanzen unter Beweis gestellt. Anlässlich einer Sektionstour auf den Pizzo di Claro hatten die Teilnehmer etwa 40 Exemplare der Gipfelvegetation gesammelt. Calloni, der an der Tour nicht hatte teilnehmen können, erhielt die Sammlung zur Bestimmung und Beschreibung zugestellt. Die ausführliche Abhandlung erschien im ersten « Jahrbuch ». Darin wurde hervorgehoben, dass bislang keiner der zünftigen Botaniker, von Haller zu Gaudin, von Moritzi zu Gremii und von Bertoloni zu Camolli, die Region des Pizzo di Claro untersucht hatte.
Im Jahre 1893, mit dem Tod seines Vaters, kehrte Calloni von Pavia, wo er seit zehn Jahren als Assistent des Prof. Pietro Pavesi gewirkt hatte, in die Heimat zurück, um sich fürderhin mit einer Lehrstelle am Kant. Lyceum zu begnügen. Er tat dies, um seiner über alles geliebten Mutter nahe-bleiben zu können. Zurückgezogen, ganz dem Lehramt und der Naturwissenschaft lebend, begnügte er sich mit den stillen Freuden, die der engen Verbundenheit mit der Schöpfung zum Lohn gegeben werden.
Über die spezifisch alpinistische Tätigkeit ist nicht viel bekannt geworden. Man weiss, dass Calloni die Gletscherfauna auf den Eismeeren und Schneefeldern der Cottischen-, Penninischen und Lepontischen Alpen untersucht hat. Im Jahre 1905 wurde er zum Ehrenpräsidenten der Sektion Ticino SAC gewählt.Giuseppe Ritter