Montblanc
Von Wolfgang Schwab.
Herrscher der Alpen!
Grenzwall bist du den Völkern, auch Grenze den Deinen,
Kein Berg kennt Höhen und Tiefen wie du.
Du breitest zum Nord einen Fächer von Gletschern;
Dein Schneekleid, blütenweiss und versöhnend,
Ist jubelnde, goldene, sonnige Freude.
Doch dem lachenden Süd dräut deine grimme Gebärde
Mit himmelanstürmenden, furchtbaren Wänden,
Und die Sonne Italiens schaut dich in glühender Gier,
Berg mit dem Janusgesicht!
Weisser Berg!
Ereignis der Tiefe und endlose Zeit
Vergehen vor dir, du Gewaltiger, Grosser,
Trabanten sind dir viel Tausende Gipfel,
An dir zerbricht der tobende Sturm.
Wuchtig und massig dein Leib ist erdschwer verankert,
Im Äther dein silbernes Haupt erneuert sich täglich.
Welcher Urkraft entstammst du, du riesiges Wunder?
Ein Gebieter thronest du, weltfern und ewig,
Gleich einem Gott!
Die Alpen — 1941 — Les Alpes.10