Jahresfest | Club Alpin Suisse CAS
Soutiens le CAS Faire un don

Jahresfest

Remarque : Cet article est disponible dans une langue uniquement. Auparavant, les bulletins annuels n'étaient pas traduits.

Protokoll der Albgeordnetenversanimlung'des S.A.C.

im grossen Saale der Restauration Bächler in Thun, den 25. September 1875, Nachmittags 4 Uhr.

Vorsitzender: Herr. Professor Zäh ringer, Centralpräsident.

Schriftführer: Herr Ingenieur G e l p k e, Centralsekretär.

Anwesende Mitglieder:

1. Aarau, nicht vertreten.

2. Zofingen:Herr Karl Offenhäuser.

3. Appenzell ( Sentis ): Dekan Heim.

« Steiger-Zölper.

4. Basel:« Hoffmann-Burckhardt.

« Prof. Rütimeyer.

5. Bern :« Alt-Reg.Statth. G. Studer.

« Dr. Dübi.

6. Oberland:Hr. Pfarrer v. Steiger.

7. Blümlisalp :« Pfarrer Gerwer.

8. Freiburg ( Moléson ): « Léon Glasson.

« Prof. Michel.

9. Genf:« Pfarrer Freundler.

« Notar Binet-Hentsch.

10. Glarus ( Tödi):« Gabriel Freuler ( abw. ).

« Julius Becker » 11. Graub ünden ( Ehätia ): « Zuan.

« Coaz.

12. Luzern ( Pilatus ): « Lehrer Röthelin.

13. St. Gallen:« Fr. von Tschudi.

14. Toggenburg:« J. Seherrer in Ennetbühl.

15. Alvier, nicht vertreten.

16. Tessin, « « 17. Waadt ( Diablerets ): Herr Prof. Kambert.

« Inst-Vorst. Béraneck.

18. Wallis ( Monte Rosa ): « Zen Ruffinen.

« Ingen. H. v.Torrente.

19. Zürich ( Uto ) :« Baumann-Zürrer.

« Lavater.

Nach Verlesung der seit Erlass des Circulars eingegangenen Motionen wird das Protokoll der letztjährigen Abgeordnetenversaramlung noch nachträglich genehmigt.

Der Präsident gibt Kenntniss, dass die vergangenes Jahr gefassten Beschlüsse und Aufträge vom Centralcomite in den Grenzen der Möglichkeit gewissenhaft durchgeführt worden.

In Anbetracht der am Tage günstigem Beleuchtung werden auf den Vorschlag des Herrn Präsidenten von Herrn Gösset vorerst seine Aufnahmen am Rhonegletscher vorgelegt, unter Vorausschickung einiger ein-leitender und erklärender Worte, insbesondere über die bereits erlangten Resultate bezüglich des Vorrückens und Abnehmens des Gletschers.

Die im Circulare des Centralcomité's vom 27. Juli 1875 aufgeführten Traktanden werden nun nach der nämlichen Reihenfolge von der Versammlung behandelt.

1. Die Vereinsrechnung pro anno 1874 wird auf Antrag der Herren Rechnungsrevisoren Chauvet in Genf und Morf in Lausanne genehmigt und dem Rechnungssteiler bestens verdankt.

Rechnung pro 18 74.

EingegangenFr. 11,276. 15 Ausgegangen« 13,398. 06 RückschlagFr. 2,121.91 Vermögen Ende 1873. « 26,014. 74 Vermögen Ende 1874. « 23,892. 83 Zu Rechnungsrevisoren für die nächstfolgende Rechnungsperiode werden gewählt:

Herr Steiger-Zölper von Herisau und « Lavater von Zürich.

3. Bestimmung des Exkursionsgebietes für das Jahr 1877. Das Centralcomite schlägt im Einverständnisse mit dem eidg. Stabsbüreau denjenigen Theil des Kantons Graubünden vor, welcher auf Blatt XX der Dufourkarte den Sektionen 517 Bivio, 518 St. Moritz, 52O> Maloja und 521 Bernina entspricht.

Chronik.56!> Wird von der Versammlung angenommen und kömmt an die morgige Generalversammlung zur definitiven Beschlussfassung.

4. Vorschlag des Festortes und Festpräsidenten für 1876 zu Händen der Generalversammlung.

Im Einverständniss mit der Sektion Moléson wird Freiburg als Festort für 1876 vorgeschlagen. Von den Vertretern der Sektion wird als Festpräsident Herr Staatsrath Théraulaz-Chiffele empfohlen. Von der Versammlung werden beide, Festort und Festpräsident, mit Acclamation angenommen. Unter warmer Empfehlung von Seite der Abgeordneten geht dieser Beschluss zur Genehmigung an die morgige Generalversammlung.

5. Vorschlag des Centralpräsidenten für die Jahre 76, 77 und 78 zu Händen der Generalversammlung.

Das Centralcomite schlägt im Einverständniss mit der Sektion Genf als Sitz des künftigen Centralcomite ' » Genf und als Centralpräsidenten Herrn Pfarrer Freundler vor.

Nachdem Hr. Binet im Namen der Sektion Genf und Hr. Béraneck im Namen der Sektion Waadt die diesem Vorschlag vorangegangenen Verhältnisse klar gelegt, wird derselbe zum Beschluss erhoben, die Genehmigung der Generalversammlung vorbehalten.

6. Genehmigung des Berichtes und der Rechnung über das Jahrbuch, Band IX und X.

Nach einigen erläuternden Erklärungen über die Gründe der Mehrauslagen für diese Bände in Folge Verabfolgung von Honoraren, sorgfältigerer artistischer Ausstattung etc. und nach Auseinandersetzung der Art und Weise unserer Abrechnung mit der Verlagshandlung präcisirt der Herr Präsident das finanzielle Er-.gebniss folgendermassen:

IX. Band, AuslagenFr. 11,982. Einnahmen Fr. 9,466. 75 Saldo v. Bd. VII & VIII « 1,238.50 Zusammen« 10,705. 25 Bleibt also ein Defizit von ...Fr. 1,276. 75 « das bereits ausbezahlt worden ist.

X. Band. Auslagen... Fr. 13,355. Einnahmen.. « 9,422.50 also Defizit Fr. 3,932. 50 Werden genehmigt und in Anbetracht des vom Hrn. Präsidenten vorgelegten günstigen momentanen Kassenstandes beschlossen, der Verlagshandlung an ihr Guthaben Fr. 1500 als Abschlagszahlung sofort zu leisten.

Zu Händen des neuen Centralcomite'^ wird für den künftigen Contract mit der Verlagshandlung von Hrn. Fr. von Tschudi der Wunsch geäussert, dass ohne die Qualität des Jahrbuches zu beeinträchtigen, auf Herabminderung des pecuniären Defizits, z.B. durch eine .grössere Auflage, abgezielt werde.

7. Vierter Bericht über das Gletscherbuch.

Es wird dem Centralcomite Auftrag und Vollmacht gegeben, die Archivführung und die Ergänzung des'Gletscherbuches gegen ein angemessenes Honorar nach Gutdünken zu vergeben.

8. Bericht über die Aufnahme des Rhonegletschers durch Hrn. Ingenieur Gösset im Massstab 1: 5000.

Die Entwicklung dieser Angelegenheit wird vom Präsidenten kurz skizzirt. In letzter Zeit änderte sich die ganze Sachlage durch die Intervention des Herrn Bundesrath Welti. Auf Grund des Gesetzes vom 18. Dezember 1868 über Publikation der Aufnahmsblätter will das Militär département die künftigen Kosten, die Genehmigung der Bundesversammlung vorbehalten, zur Hälfte übernehmen. Die bisher erwachsenen Kosten von Fr. 13,500 bleiben Sache des S .A. C. unter Wahrung « eines Eigenthumsrechtes. Der Präsident schlägt desshalb vor, für 1874 die bereits beschlossenen Fr. 6000 zu entrichten, auf 1875 die Differenz von Fr. 7500 zu übernehmen und in Zukunft die Hälfte der Auslagen, die nur Fr. 2500 erreichen dürften, zu decken.

Es wird beschlossen:

1. Die Fr. 13,500 zu bezahlen, wenn der Vertrag mit dem Militärdepartement zum Abschluss, kommt.

2.Den Vertrag mit dem Militärdepartement durch eine eigene Kommission aufzustellen und abzuschliessen ( zwei Mitglieder vom alten Centralcomite, Zähringer und Gelpke, zwei Mitglieder von der Gletscherkommission, Prof. Kütimeyer und Prof. Desor ).

Es folgen die dem Centralcomite überwiesenen Geschäfte.

9. Errichtung eines Denkmales für Arnold Escher v. d. Linth.

Die Sektionen Glarus und Zürich hatten bekanntlich den Glärnisch als passendste Stelle für ein Eschermonument in Vorschlag gebracht, sind aber gegenüber der Ansicht der geologischen Kommission und des Centralcomité's, die für den Säntis ausfiel, zurückgetreten.

Die Sektion St. Gallen schlägt eine Inschrift auf einem grossen erratischen Block in der sogen. Schwendi am Fusse des Säntis vor. Kostenvoranschlag circa Fr. 1800.

Die Sektion Säntis dagegen schlägt die Spitze des Säntis vor. Kostenvoranschlag circa Fr. 1000.

Beide Vorlagen sind detaillirt ausgearbeitet und liegen der Versammlung vor.

Nachdem Hr. Fr. v. Tschudi einerseits, die Herren Dekan Heim und Steiger-Zölper andererseits für die Anträge ihrer Sektion gesprochen, wird beschlossen, das- Eschermonument nach dem Vorschlag der Sektion St. Gallen, aber mit vollen Namen A. Escher von der Linth auszuführen, den nöthigen Kredit zu bewilligen und die Sektion St. Gallen mit der Ausführung zu beauftragen.

10. Neudruck der Bände I & III des Jahrbuches ( angeregt von den Sektionen Diablerets und Genf ). Die Auskunftertheilung des Hrn. Präsidenten über das minime Ergebniss der Subscription bestimmt die Versammlung, den Vorschlag fallen zu lassen.

Nun folgen die auf Statutenänderung abzielenden Anträge von St. Gallen, N° 11, 12, 13 und 14 des Circulars. Es werden dieselben von Hrn. Dr. Fr. von Tschudi vertreten und auf Wunsch der Versammlung gemeinsam behandelt.

Die längere Debatte über diese Anträge wurde durch die nothwendig gewordene Räumung und Abtretung des grossen Saales an das Gros der Clubisten und Zurückziehen in den kleinen Saal noch mehr ausgedehnt.

Die schliessliche Abstimmung über die einzelnen Punkte ergab folgendes Resultat:

Ad .11. Die Amtsdauer für die Vereinsbeamteten {Centralcomite, Redaktor des Jahrbuches, Redaktor des Gletscherbuches, Archivar ) ist von drei auf vier Jahre auszudehnen.

Wird wie bisher auf 3 Jahre festgesetzt.

Ad 12. Die Vereinsfeste sind nur alle zwei Jahre abzuhalten. Wird mit 1 Stimme Mehrheit beschlossen und das Centralcomite beauftragt, den Club womöglich im Exkursionsgebiet in den Zwischenjahren einzuberufen, mit dem Zusatz, dass nächstes Jahr das Fest noch in Freiburg gefeiert werde.

Ad 13. Statt jedes Jahr wird das Exkursionsgebiet nur alle zwei Jahre gewechselt.

Wird zum Beschluss erhoben mit dem Zusätze, dass er sofort in Kraft trete.

Ad 14. Das Jahrbuch erscheint nur alle zwei Jahre, oder:

Es wird in Quartalheften herausgegeben.

Es wird beschlossen, das Jahrbuch unzerrissen, wie bisher je nach Stoff erscheinen zu lassen, unter Vorschreibung des Formates für die Beilagen durch das Centralcomite.

15. Motion der Sektion Tödi.

Jedes Jahr ist ein Mitgliederverzeichniss herauszugeben, dasjenige pro 1875 ist nachzuliefern.

Das Centralcomite verhält sich abweisend dagegen.

Es wird beschlossen, das Centralcomite zu auto-risiren, je nach Bedürfniss das Mitgliederverzeichniss wie bisher aufzustellen.

16.Motion der Sektion Bern.

Eine Unterstützung für die Familie des am Milchbach ( Oberer Grindelwald-Gletscher ) verunglückten Führers Ch. Gertsch von Grindelwald auszusetzen. Das Centralcomite schlägt Fr. 500 vor und wird solches einstimmig beschlossen.

Hr. Binet-Hentsch wünscht den Beschluss über zweijährigen Turnus der Feste auf nächstes Jahr zu verschieben. Wird verworfen.

Dem bisherigen Centralcomite wird schliesslich von der Versammlung Dank und Anerkennung ausgesprochen.

Ende der 6stündigen Sitzung 10 Uhr Abends.

Obiges Protokoll wurde am Schlüsse der Sitzung verlesen und genehmigt.

Der Präsident: Zähringer.

Der Sekretär: O. Gelpke. Berg-Ingenieur.

Protokoll der 12. Generalversammlung -des S.A.C.

im Theatersaale in Thun den 26. September 1875, unter dem Präsidium des Herrn Pfarrer Ger wer ~ Herr Festpräsident Pfarrer Gerwer eröffnete die Versammlung mit einer kurzen, aber kernigen und be-, geisterten Ansprache, in welcher er die Clubisten auf die Pflichten und Ziele unseres Vereines aufmerksam, machte. Nachdem Festredner das Entstehen des jungen festgebenden Vereins Blümlisalp skizzirt und noch der im verflossenen Geschäftsjahre verstorbenen berühmten Mitglieder des S.A.C., wie eines Agassiz, Dufour etc. gedacht, sowie für das zahlreiche Erscheinen sowohl schweizerischer als auch fremder Sektionen an unserm Feste im Namen der Sektion Blümlisalp bestens ge dankt, wurde die Sitzung eröffnet.

Es folgte der Bericht über die Beschlüsse der gestrigen Abgeordnetenversammlung durch den Centralpräsidenten Herrn Prof. Zähringer, aus welchem wir kurz folgendes vernahmen:

Bestand des Vereins. Die Zahl der Ehren- Ö76Zähringer.

mitglieder hat sieh um eines vermindert und ist auf 6 reducirt. Activmitglieder zählt der Verein circa 1800, eine Zahl, welche so ziemlich konstant bleibt. Neu aufgenommen wurden die Sektionen Zofingen und Blümlisalp. Die Sektion Appenzell ist nicht mehr vorhanden.

Jahresrechnung. Ein Rückschlag gegenüber letztem Jahre erfolgte durch viele bedeutende Hüttenbauten, Jahrbuchausstattung etc.

E x k u r s i o n s g e b i e t. Der Kanton Glarus wurde für die Jahre 1876 und 1877 bestimmt. Ein Vorschlag, auch das Exkursionsgebiet für 1878 zu bestimmen, wurde fallen gelassen.

Festort. Mit dem nächsten Fest wurde auf " Wunsch die Sektion Moléson betraut, die Stadt Freiburg als Festort und Herr Staatsrath Théraulaz von Freiburg als Festpräsident mit Acclamation gewählt.

Oentralleitung. Dieselbe wurde vertrauensvoll für die nächsten drei Jahre in die Hände der Sektion Genf gelegt und Herr Pfarrer Freundler in Genf mit Acclamation zum Centralpräsidenten gewählt. Herr Freundler ergriff darauf kurz das " Wort, in welchem er dem S.A.C. das Zutrauen, welches man in die Sektion Genf lege, im Namen derselben bestens ver-dankte- und die Versicherung abgab, dass sowohl diese, als Redner selbst ihr Möglichstes thun werden, um ihrer zukünftigen Aufgabe gerecht zu werden.

Jahrbuch. Die Auflage erweist sich als ungenügend und soll für grössere Verbreitung desselben gesorgt werden. Einzelne Jahrgänge sind im Buchhandel vergriffen und können wegen allzugrosser Erstellungskosten nicht mehr gedruckt werden.

Gletscherbuch und Rhonegletscherauf-n ah m e. Sehr ehrende Anerkennung zollt man den Arbeiten des Hrn. Ingenieur Gösset für seine Aufnahmen am Rhonegletscher. Derselbe erhielt dafür an der Pariser geogr. Ausstellung den zweiten Preis. Diese Arbeiten sollen fortgeführt werden, wozu der S.A.C. und das eidgenössische Stabsbureau gemeinschaftlich materiell einstehen. Die Arbeit ist als eine äusserst sorgfältige anerkannt und als sehr werthvoll bezeichnet worden und jedenfalls geeignet, manche Frage über das Wesen der Gletscher zu beantworten, sowie für alle spätem analogen Arbeiten als Grundlage zu dienen.

Escherdenkmal. Unserm hochverdienten Alpengeologen, Prof. Dr. Arnold Escher von der Linth sei ., wird vom S.A.C. ein Denkmal gesetzt und dafür der Vorschlag der Sektion St. Gallen angenommen, welcher dahingeht, dasselbe am Fusse des Säntis aufzustellen.

Weltausstellung. Durch die Erfolge, welche der S.A.C. an der Wiener und Pariser Ausstellung errungen, ermuthigt, will sich unser Verein auch an der grossen Ausstellung unserer Schwesterrepublik betheiligen.

Clubhütten. 17 Clubhütten sind bis jetzt unter dem Patronate des S.A.C., worunter das Dollfuss-pavillon am untern Aaregletscher Eigenthum desselben.

Führerwesen. Die Sektion Tödi gibt ein neues Führerreglement heraus. Der Familie des verunglückten Führers Ch. Gertsch von Grindelwald wurde eine Unterstützung von Fr. 590 votirt.

Nachdem Hr. Prof. Rambert noch eine kleine Bemerkung über die beantragte Statutenänderung von 37 gestern gemacht, trat eine kleine Pause ein, worauf Hr. Prof. Bachmann aus Bern die Gesellschaft mit einem äusserst interessanten geologischen Vortrage über die Stockhornkette, sowie die Gebirgszüge auf dem rechten Ufer des Thunersee's mit besonderer Berücksichtigung der Nagelfluh erfreute. Derselbe wurde zur besseren Orientirung und leichterem Verständniss noch mit Karten und Handstücken illustrirt. Nach diesem höchst gediegenen Vortrage ergriff noch der Abgeordnete des Mailänder A. C, Hr. Delloro, das Wort, um die verschiedenen europäischen alpinen Vereine in begeisterter Ansprache für vereinigte Erforschung des Himalaja und des Nordpoles zu gewinnen und dafür eine eigene Sektion aufzustellen. In dieser Sache wurde aber vor der Hand nichts beschlossen.

Zum Schlüsse wurde noch auf Antrag des Hrn. Pfarrer Steiger von Gsteig beschlossen, der Regierung von Bern für ihre Massnahmen, welche sie zum Schütze-des Hochwildes getroffen, die Anerkennung der Versammlung auszusprechen.

Der Präsident: R. Gerwer, Pfarrer.

Der Sekretär: Dr. A. Gerber, Chemiker.

Festbericht.

Soll die Sektion « Blümlisalp » sich entschuldigen, dass sie nicht, wie sonst üblich, ein eigenes Festheft hat erscheinen lassen? oder wird man den eingeschlagenen Weg billigen, im Jahrbuch Notiz zu geben vom Jahresfest? Prinzipiell huldigen wir der letztern Ansicht und verdanken dem Centralcomite und der Redaktion die Bereitwilligkeit, mit der sie uns im Jahrbuch den nöthigen Raum geliefert haben. Der wissenschaftliche Vortrag, neben den Verhandlungen die Hauptsache, kommt zu seinem vollen und ganzen Rechte, und das Nebensächliche, die Festivität wird nicht zur Hauptsache gemacht. Möge man die gegenwärtige Anordnung freundlich aufnehmen.

Reichlicher Regen begleitete Samstags, 25. Sept. Nachmittags, die ersten in Thun anlangenden Festgäste, und — « es geht immer so, wenn ein Pfarrer Festpräsident ist ,'s kommt aber doch gut » — so tröstete'zuversichtlich in Ton und Miene der Centralpräsident die langen Gesichter von Thun. Ceremoniös war der Empfang nicht; « einfach » war die ausgegebene Parole. Also nicht lange nach Eintreffen des Nachmittagszuges sass die Abgeordneten-Versammlung im grossen Saale der Restauration Bächler an der Arbeit. Für deren reiche und gewichtige Verhandlungen und Beschlüsse verweisen wir auf das Protokoll. Auf sechsstündige'Verhandlungen aber hatte das Festcomité sich nicht gefasst gemacht, und da nun an die 100 Gäste bereits da waren und ein anhaltender Regen Alles unter Dach und Fach jagte, so wurde die Versammlung in so weit gestört, als sie um 8 Uhr dem andringenden « Volk » weichen und in einem kleineren Saale ihre Diskussionen bis 10 Uhr zu Ende führen musste, den grossen Saal der « geselligen Vereinigung » überlassend. Hier entwickelte sich dann bei den Klängen der Thuner-Schützenmusik ein heiteres Leben und herrschte ungetrübte Fröhlichkeit bis in die späte Nacht hinein.

Trub brach der Sonntagmorgen an; schwere Nebel hingen tief an allen Bergen herunter und verhüllten neidisch die grossartige Landschaft, die wir so gerne den lieben Gästen im schönsten Licht gezeigt hätten; denn ein reizendes Stück Erde ist die Umgebung von Thun, das muss der Neid ihr lassen. Nun aber « regnet der Regen fort », wie ein Blatt lakonisch meldete, und giesst zeitweise sogar in Strömen. " Was Wunder, dass man sich in nicht gerade gehobener Stimmung gegen 10 Uhr zum Sitzungssaal ( Restaur. Bächler ) verfügte, und die Gesichter zumal der Comitémitglieder Spuren ernster Sorge zeigten. Doch wozu trübe Gesichter? Manch'liebe Bekanntschaft findet sich da wieder, neue werden gemacht, eifrig plaudernde Gruppen der Alten und Jungen, bis endlich gegen 10'/2 Uhr der Festpräsident, Hr. Pfarrer Gerwer in Thun, die 12. Jahresversammlung eröffnen konnte mit einer Ansprache ungefähr folgenden Inhalts: Nach Gruss und Willkomm im Namen der Sektion Blümlisalp, der Behörden und der Bevölkerung von Thun, erklärte er, dass zwar in Thun seit bereits zwei Jahren ein A. C. bestand, aber eines äussern Anstosses bedurfte, um sich als Sektion dem S.A.C. anzuschliessen; diesen Anstoss gab die Verlegenheit des S.A.C., ob und wo er 1875 sein Fest feiern werde; rasch entschloss man sich zum Beitritt und zur Uebernahme des Festes.

Die Freude, sich zum Empfang der Gäste zu rüsten, sollte leider nicht ungetrübt bleiben; Hr. Stabshauptmann Lehmann, der Gründer und Präsident der Sektion, verlor wenige Wochen vor dem Fest durch eine Explosion sein Leben; den von ihm übernommenen wissenschaftlichen Vortrag sagte bereitwilligst Hr. Prof. Bachmann in Bern zu. Ein warmer Nachruf wurde ferner den zwei bedeutenden Männern, Ehrenmitgliedern des S.A.C., Prof. Agassiz und General Dufour gewidmet. Dann folgte ein kurzer Blick auf das reiche Leben, das sich im Schoosse des S.A.C. bisher entwickelt hat auf wissenschaftlichem, litterarischem und künstlerischem Gebiet. « Zwar ist das Alles nicht so ohne Weiteres das Verdienst unseres Vereines, er selber verdankt seine Entstehung dem erwachten Sinn für Naturschönheit und Naturforschung besonders auch in den Alpen schon im vorigen Jahrhundert; diesen ersten Vorläufern folgten muthig andere Männer Bahn brechend immer weiter, von denen Einige noch unter uns weilen, Etliche hier in diesem Saale; es sind die weissen Häupter, die wir so gerne unter uns sehen, denen wir gerne unsere Hochachtung zollen.

Und in unserer Mitte sind auch, ich möchte sagen, Offiziere der Wissenschaft, und ihnen danken wir Laien so viel Belehrung. Sind es, wie natürlich, Einzelne nur, welche die Hauptarbeit verrichten, so kommt unserm Club doch das Verdienst zu, das Material zu mehren und die gewonnenen Schätze in weitern Kreisen verbreiten zu helfen. Gleichwie Wenige, Einzelne nur das Edelmetall in der Erde aufzufinden und einen richtigen Schacht dazu zu öffnen wissen, dann aber Viele arbeiten, das Rohmaterial zu heben, die Kundigen wieder es verarbeiten und in gangbare Münze umwandeln, dadurch der Wohlstand Vieler sich hebt, so sollen wir, angeregt durch die Leuchten der Wissenschaft, Alle mitarbeiten zur Beschaffung des Materials und sollen wieder die mühsame Arbeit Einzelner dankbar erfassen, weiter verbreiten, dass der Stand eingehender Kenntniss unseres Landes sich immer hebe und in immer weitere Kreise dringe.

Und unser Gebiet ist so überaus reich, dass viele und sehr verschiedene Kräfte sieh da tummeln können und jeder derselben ihre Berechtigung zuerkannt werden muss: dem Forscher und Fachgelehrten, wie dem einfachen denkenden Naturfreund, der sich erlabt an der sinnigen Betrachtung des Ganzen.

Was sagen uns die Gelehrten? Dass alles Sichtbare entsteht und vergeht, fortwährend sich verändert, eine ewige Neuschöpfung der sichtbaren Welt. Nicht leicht eine Gegend ist so geeignet, diese Wahrheit uns recht plastisch vor Augen zu stellen, als die Umgebung von Thun. Da breiteten vor Jahrtausenden einst sich die alten Gletscher aus; vom Aarethal, aus dem Kander- und Simmenthal her vereinigten sie sich in unserer Gegend zum kolossalen Strom und bedeckten weithin das Land. Wieder wichen die Gletscher und mächtige Wasserströme häuften Berge an, füllten Thäler aus, gruben sich andere. Die so eigenthümlich gestaltete Moränenlandschaft von Amsoldingen bis hinauf zum Hondriclüiubel legt beredtes Zeugniss ab. ( Vgl. Desor: « Le paysage morainique », Bachmann: « Die Kander und ihr Gebiet ». ) Das Eine weicht dem Andern, das Erste bedingt das Folgende; Ursachen und Wirkungen liegen vor unserem Auge. Die Gelehrten deuteten uns diese Schrift und lehrten uns in ihr erkennen die unmessbaren Umwälzungen auf unserm Erdball, die stufenmässige Entwicklung der organischen Gebilde, die Entstehung der Artenund auch auf diese Dinge wird Jeder, der mit Verstand die Gebirge betritt, sein Auge richten in Würdigung der weiten Perspektive, welche die Wissenschaft uns da eröffnet. Tausend Gebilde sind ins Dasein gerufen worden und wieder verschwunden, um andern Platz zu machen, eine fortwährende Erneuerung, Entwicklung, ein ewiges, unsagbar reiches und grosses Schaffen.

Doch, meine Herren, beim Anblick einer grossen Landschaft haben wir ein Auge nicht nur für die Berge, Flüsse und Gesteine, nicht ihre Schönheit nur und nicht die Liebe zur Wissenschaft allein treibt uns in die Berge, das kann auch den Fremden begeistern. Was uns aber als Schweizer zusammengeführt hat in unsern Club, was uns immer trägt und hebt und begeistert, das ist die Liebe zu unserm Land, zu unserm Volk mit all' seinen Mängeln, Rauhheiten und Gebrechen, denn trotz alledem ist 's eben Fleisch von unserm Fleisch und Bein von unserm Bein; wir lieben es, wir haben ein Herz für dasselbe.

Und wenn wir von hoher Warte hinaus schauen in dieses Land mit seiner bunten Mannigfaltigkeit in Sitten, Sagen, Gebräuchen, Bauart, Beschäftigung und Lebensweise, welche Gestalten ziehen da an unserer Seele vorüber als Sage, als GeschichteDa erstehen vor uns die Pfahlbauer zunächst; zwar hat unser Thunersee davon noch keine Spuren gezeigt; wenn je am Wendelsee sich solche angebaut hatten, so wird wohl das Geschiebe sie zugedeckt habenda erscheinen die Friesen oder « Schweden », die aus Schwyz über den schwarzen Berg ( Brünig ) einwandern, am Niesen sich trennen, die Einen das Simmenthal, die Andern das Frutigland hinaufziehen, auf den Hahnen-möösern sich wiederfinden und in der Freude des Wieder-sehns den heute noch dort üblichen jährlichen « Bergdorf » stiften. Dann erscheinen die kriegerischen Helveter, die Römer, die auf unserem Platze schon ein Dorf fanden, das sie Dunum nannten; es folgen die Stürme der Völkerwanderung, deren Zeuge der Schlossthurni von Spiez war; es erscheinen bald auch die christlichen Boten im 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, unter ihnen die mythischen Namen eines Beatus, Columban. Justus; es entsteht eine Stunde von hier die Michaelskirche und wird ein berühmter Wallfahrtsort, und die vielbesungene Königin Bertha von Burgund, die auf dem weithin sichtbaren Schloss Strättligen ihren temporären Wohnsitz hatte, gründete 12 weitere Töchterkirchen; es erscheinen die Freiherrn von Thun am Ostende des « Schlossberges », aber bald wächst über sie mächtig empor das edle Geschlecht der Kyburg, die die trotzige Burg, das Schloss Thun, sich erbaut. Auch Kyburg verschwindet; an seine Stelle tritt Bern, das freie Bürgerthum. Geschlechter kommen und vergehen, heben sich und verschwinden, wie im Strome Well' auf Welle sich drängt und verschlingt, entgegeneilend dem grossen letzten Ziele. Auch da, in der Menschheit, eine fortwährende Erneuerung, Entwicklung, ein rühriges, reiches Leben, Streben, Schaffen.

Bei dem Allem, wenn wir am Einzelnen haften, zeigt sich ein hässlicher Kampf um 's Dasein; höher den Blick! Das Ganze erfasst! Dann ahnen, ja schauen wir in der gewaltigen Entwicklung ein Ziel, einen grossen, vernünftigen Endzweck. Diesem dienen wir, ein Jeder auf seinem Posten, bewusst oder unbewusst. Nur in der einheitlichen Erfassung des Ganzen, in der Erkenntniss der Harmonie der Welt und ihrer Kräfte findet die menschliche Seele ihre Harmonie, ihre Freude des Lebens, ihren Frieden. » Die Verhandlungen waren eröffnet und wickelten sich rasch ab; wir verweisen auf das Protokoll. Den Schluss bildete der ebenso gediegene, als bündige und populäre Vortrag des Herrn Prof. Bachmann in Bern, der in extenso ebenfalls dem Jahrbuch einverleibt ist. Nach beendeter Sitzung Zug der ca. 250 Clubisten nach dem « Thunerhof », Musik an der Spitze, durch die Strassen der Stadt, « inmitten eines reichlichen « Regens — von Blumen und bouquets, que nous « lançait de toutes les fenêtres la gracieuse population « féminine de Thoune ». ( Journ. de Genève. ) Leider fasste der grosse Saal des « Thunerliofs » nicht alle Gäste; man. musste sich in verschiedene Räume vertheilen. Dennoch machte sich bei ante-diluvianischem Menu und achtem Wein bald die gewohnte, zugleich herzliche und gehobene Stimmung geltend. Nach den offiziellen Toasten — des Festpräsidenten auf das geistig freie Vaterland, Hr. Nat.Rath Zyro's auf den S.A.C., Hr. Centralpräsident Zaehringer's auf die festgebende Section — folgte Hr. Dekan Heim in Gais mit einer schwungvollen Poesie: « Der Zauber der Berge », pries Hr. Binet-Hentsch von Genf den goldenen Stern im Thuner-Wappen, s. Z. in der Schlacht bei Murten in blutigem Kampf erstritten, brachte der neu gewählte Centralpräsident, Hr. Pfarrer Freundler in Genf, sein neu Gesetz in Reimen, den witzig geistvollen « Catéchisme du Clubiste » zu Jedermann's Kenntniss, und hoben Andere, wie dell'Oro von Mailand und besonders Hr. Carrai'd von Lausanne die gute Stimmung auf 's Höchste, dass selbst des Himmels Angesicht heller zu strahlen, freundlicher auf uns herniederzulachen begann.

So konnte denn dem Programm gemäss um 4 Uhr ein wohlthuender Spaziergang angetreten werden zu den Wasserfällen in der romantisch - wilden Kohlern-Schlucht. Unter fröhlichem Geplauder und lustigem Jauchzen stieg man die Schlucht hinan auf wohlgebahnten Fusspfaden, trennte sich,'fand sich wieder in den reizend schönen Waldungen des Hügelzug's, der in der « Rabenfluh » gipfelt. Der trefflich gehaltene Wald, die vom gemeinnützigen Verein mit Geschmack und Verständniss angelegten Wege, die an verschiedenen Stellen mit vielem Sinn für die schöne Natur erstellten Pavillons und Ruhbänke, von welchen schöne Ausblicke bald hier bald dorthin sich aufthun, machen diese ganze Partie zu einer Zierde für Thun, wie sie schwerlich schöner irgendwo zu finden ist. Ein Labetrunk, ein Fässchen alter Lacôte, gespendet als freundliche Gabe von der Sektion Bern, harrte da oben und ward kredenzt. Mit der untergehenden Sonne stieg man allmälig wieder zu Thal; da empfingen uns unsere Lieblinge, die Alpen, in wunderbarer Weise. Die intensivste- Gluth lag auf ihnen und strahlte über die schöne Landschaft den reichsten Zauber aus. Vergessen war nun die bisherige Unbill der Witterung, Eine Freude durchzog alle Gemüther. Langsam verglühten die Alpon, die Nacht breitete still ihre Fittige über das Land, ein sternenheller Himmel lachte über uns und sagte uns freundlich: ihr könnt 's mit der morgenden Exkursion nach St. Beatenberg wohl wagen. Das war Balsam auf manch'ein Herz.

Man muss es den Clubisten nachrühmen, dass sie prompt sind. Zur festgesetzten Stunde war Alles im « Thunerhof » versammelt und setzte sich ein nächtlicher Zug in Bewegung, Musik an der Spitze und einige Fackeln, zur « Bächimatt ». Die verschiedenen Corporationen und die Privaten hatten gewetteifert, den Clubisten ihren Willkomm zu bieten. Dazu gehörte eine Illumination des Aarebassin's und der Stadt. Als unser Zug den ihm reservirten Platz bezogen, erdröhnten die Signalschüsse und « das ganze Aarebassin mit seinen Villen, Baumgruppen und dem grossartigen Thunerhof im Vordergrund, im Hintergrund die Kirche, das alte Schloss und die anliegenden Quartiere erglänzten plötzlich in einer wirklich feenhaften Beleuchtung wechselnder Farben. Und als sie verglüht, als zuletzt auch das dominirende Schloss in purpurener Gluth untergegangen schien, folgte auf dem Fuss eine venetianische Nacht; längs den Aarufern, durch die Strassen und Wege, die Gärten und Häuser der anwohnenden Privaten zogen sich reiche Guirlanden venetianischer Lampen, die Aare belebte sich mit Schiffchen, deren Lichter und kleines Feuerwerk in den klaren Wellen sich spiegelten. Die ganze Bevölkerung nahm Theil, wollte ihre Stadt illuminirt sehen, und bis an den späten Abend hinein war 's ein fröhliches, bunt bewegtes Leben da draussen. Genug, die Bewunderung des magischen Bildes war eine allgemeine, ungetheilte und sprach sich überall untermischt mit Dank für die festgebende Sektion laut aus. » So referiren wir dankbar mit den Worten der Berichterstatter mehrerer Journale. ( Basler - Nachrichten, Journal de Genève, Gazette de Lausanne. ) « Mittlenveile füllten sich die Sâle und Veranda's des Thunerhofs; diessmal hatten auch die gütigen Spenderinnen des duftenden Willkomm's es nicht versäumt, die fremden Gäste durch ihre Gegenwart zu ehren », und so spann sich die gemüthlichste Abendunterhaltung ab, erhöht im Freien durch die Klänge der Schützenmusik, im Saal durch die vollen Töne des trefflichen Männerchor's, Sologesänge, komische Deklamationen, bis zu später Stunde man allgemach die Penaten aufsuchte, um früh wieder rüstig zu sein.

Um 6 Uhr des folgenden Morgens ( 27. September ) fanden sich an 170 Clubisten auf dem bereitstehenden Dampfer ein; der Himmel war günstig, so blau wie er 's nur an einem solchen Montag sein kann. Doch weissagten die Wetterpropheten etwelche Abwechslung. Sei's drum. Wir genossen in vollen Zügen die köstliche Morgenluft und den Anblick der immer lachenden Ufer des schönen Thunersee's. Man landete in Merligen, wo freundlich der Wirth einen Triumphbogen mit Alpenrosenliqueurinschrift uns errichtet hatte. Die Exkursion galt St. Beatenberg. Ein kleines Kärtchen der Gegend mit Spezialprogramm war mit der Festkarte vertheilt worden. Dieses Programm musste in so weit geändert werden, als der pikanteste Weg ( per « Bärenpfad » und Niederhorn ) wegen des vielen Regens der letzten Tage aufgegeben werden musste. Im Ganzen beschränkte man sich auf zwei Wege: Während eine gewisse Anzahl den kürzesten, gewöhnlichen Weg einschlug, überstieg das Gros der Armee die bekannte « Nase » auf lieblichem Waldweg, der bald wilde Partieen, bald liebliche und wieder grossartige Ausblicke auf See und Gebirge bietet, und gelangte nach l1f2-stündigem Marsche zur Beatus-Höhle.

Nur etwa ein Dutzend der Wägsten und Besten brachte es nicht über sich, diese Heerstrassen zu betreten, sie strebten höher und quälten sich an der « Haberlegi » ( via Niederhorn ) ab, die — an sich schon unlohnend — die Strapaz noch wesentlich intensiver fühlbar werden liess durch die Folgen gestriger Arbeit; so wenigstens erklang die Mähr.

Der Beatus-Höhle, am Fusse einer gewaltigen Felswand, entströmt ein reicher Bach und stürzt sich in fröhlichen Sprüngen in den etwa ,300'tiefer liegenden See; die im Tannwald versteckte Grotte ist allezeit ein sehenswerther Erdenwinkel, heut! aher doppelt, da zu unsrer nicht geringen Ueberraschung der h. Beat selber aus ihr hervortrat unter die Clubisten, als der älteste Clubist den S.A.C. begrüsste und seine Höhle als die älteste Clubhütte pries, weiter dann in knorrigen Versen erzählte, wie er hier den bösen Brachen bekämpft und besiegt habe, den S.A.C. mahnte, stetsfort den bösen Drachen der Zwietracht und des Lasters-aller Art zu bekämpfen in frisoh-frei-frommem Streben, schliesslich auch eine kleine Erfrischung kredenzte.

Dann ging 's aufwärts auf schmalem Pfade in langem Zug, Einer hinter dem Andern, bis nach fast l1/2 stündigem Steigen das Plateau von St. Beatenberg und. bald auch unser Ziel, Hôtel Bellevue ( Tschiemer propriétaire ), erreicht wurde.

Hätte das ganze Excursionsprogramm incl. Niederhorn ausgeführt werden können, so würden wohl etliche kleine Fehler, die dem Festcomité, nicht mit Unrecht, zum Vorwurf gemacht worden sind, vermieden worden sein. Immerhin gelangten Alle glücklich an 's erwünschte Ziel, zu den trotz zweifelhaften Wetters im Freien gedeckten Tischen. Ich denke, man wird da der festgebenden Sektion das Zeugniss nicht versagen, dass sie sich streng an 's Programm gehalten habe. « Frugales Mittagessen » hiess es; der Wirth aber that sein Bestes, und der Wein war acht; wer sollte da nicht zufrieden sein? Das Köstlichste aber leistete die grossartige Natur, die uns umgab und die Alpenluft, die man dort athmet. Tief, unmittelbar zu unsern Fussen liegt der Thunersee, und drüben baut sich die grosse, einzige Landschaft aus von den Rebenhügeln bis zu den Firnen der Jungfrau und des Finsteraarhorn's, die zu schildern nicht nöthig ist. Zwar lachte nun nicht mehr ein wolkenloser Himmel auf das schöne Bild herunter, nicht der — fast möchte ich sagen — heiligende Duft eines klaren Herbsttages lag darauf; „ Nebelgestalten, Xebelgewalten, „ Krallend sich ballend, „ Gleitend sich spreitend, „ Keuchend sich scheuchend „ Jagen dahin, „ Ein unzähliges Volk, ein unseliges Fliehn. "

Nur wenn die unheimlichen Mächte zerreissend sich trennen, ragen empor die weissen Häupter vom Wetterhorn bis zur Altels und weiterhin bis zum Wildhorn; bald ragt der eine, bald der andere hoch empor in den Sonnenglanz, grüsst uns und wird begrüsst. Wer kennt nicht den eigenen Reiz, den solch'ein Bild auch bietet? Dann liegt auf ihm freilich nicht der friedliche Zauber, der so sehr anzieht, dann thront der ganze Ernst und Schauer auf dem Hochgebirge und redet aus ihm mit Macht.

An den einfachen Tischen aber entwickelte sich eine urchige Fröhlichkeit und. sprudelnder Humor, gepaart zugleich mit einem gewissen Ernst. Dieser Stimmung gab zuerst Herr Pictet von Genf Ausdruck, indem er begeisterte Worte sprach von der schweizerischen Nationalität, die sich nicht auf die Einheit der Sprache stützt, aber dafür auf den heiligen Grund der Vaterlandsliebe, und hinwies auf das schöne Land, dem wir unsere Kräfte weihen sollen. Es sprachen die Italiener dell'Oro ( auf die Freiheit ) und Beretta; der abtretende Centralpräsident brachte ein Hoch den « Gebirgs-pfarrern » und Prof. E. Rambert sprach von Herzen zum Herzen: Was die Berge uns predigen? Dem Bürger rufen sie zu: Willst du frei sein, ich bin deine Schanze. Dem Christ rufen sie zu: Empor dein Herz zum Glauben; ich weise dich aufwärts, ziehe dich empor aus dem Staube; und die Wissenschaft mahnen sie zu unablässigem Forschen. Rauschender Beifall gab Zeugniss davon, dass der geistreiche Verfasser des bekannten Werkes « Les Alpes Suisses » die richtige und tiefste Saite hatte erklingen lassen. Mit dem köstlichsten Humor und sprudelnd von Leben und Witz malte Hr. Röthelin. Lehrer in Luzern, das « clubistische Thier-reich » aus in seinen verschiedenen Klassen, vom Weich-thier, das seine Station alleweil nur im Wirthshaus findet bei Bier und Jass, bis zum kühnen Adlerflug. Das lässt sich nicht wiedergeben, Hr. Röthelin, Sie muss man gehört haben im guten Luzerner-Dütsch. Damit die lingua eidgenössica vollständig sei, ward auch in romanischer Zunge dem Club gehuldigt von Hrn. Candrian Mathias in Flums; wurde davon auch wenig verstanden, hinreissend sprach er, denn donnernder Beifall lohnte ihn.

So verstrichen nur zu rasch die wenigen Stunden nobler Fröhlichkeit. Ein Regenschauer von Charakter jagte uns zur rechten Zeit unter Dach, und nachdem der Gewitterguss vorbeigerauscht, eilten wir auf dem kürzesten Wege Merligen wieder zu. Dort harrten wir unter dem grossen Lorbeerbaum, einem Unicum in seiner Art in unsern Landen, des Dampfers, der uns nach Thun brachte. Bei Bächler verbrachten wir den Rest des Abends und in der Stille Schloss das bescheidene Fest.

Die Berichterstattung in mehreren bedeutenden Journalen war eine äusserst freundliche, auch in der Kritik. Wir verdanken sie lebhaft.

In der Ausführung des Festprogramm's h'at's hie und da gefehlt. Wir wollen trachten, es das nächste Mal besser zu machen. Inzwischen ein Hoch dem S.A.C.! Herzlichen Gruss allen Festgästen von 1875! Behaltet in freundlichem Andenken Euren Benjamin, Sektion Blümlisalp.

38

Feedback