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Gross Spannort

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Von F. Amberg

Mit 1 Bild ( 26Engelberg ) Herrlichster Gipfel von allen des Tales, du zwiefach getürmter, mächtig gegründet im breiten Gefüge des grauen Gesteines, kraftvoll gegliedert mit Schatten und Lichtern zur Höhe strebend; gotisch verjüngend die Bauten der prächtig sich zackenden Pfeiler bis zu den krönenden Helmen, die einsame Wolken noch tragen: Glühst du im Feuer des Abends, so bist du den Menschen gegeben, da du uns Quader um Quader an Streben und Mauern erleuchtest. Aber der Schimmer des Morgens, im Osten zum glühenden Tage zaghaft sich zeigend, erhellt dich dem Einen nur, der dich erdachte. Dämmer noch hüllet dem Auge der Menschen dich, Dombau des Höchsten, Ihm aber dienest du einzig, du lobest mit Wänden und Klüften schweigend und betend zugleich Ihn, dessen Zeichen du trägst.

Kreuzweg ( Spannort )

Mit 1 Bild ( 27 ) Von Werner Jud ( Luzern ) Damals. Regenschwere Wolken hingen um die Spannörter. Trostlos wie die Umwelt war die Stimmung der drei jungen Bergsteiger, die in der Schlossberglücke vor dem aufkommenden Westwind zwischen Felstrümmern Zuflucht suchten.

Sie wussten noch nicht, dass man sich nicht von Stimmungen gefangen nehmen lassen soll; Stimmungen wechseln wie das Wetter.

Mittag war längst vorüber, als die Wolkendecke urplötzlich zerriss. Unglaublich blauer Himmel und blendend weisse Firnfelder lockten. Die drei glaubten, einen Blick in überirdische Gefilde zu tun, so stark war der Gegensatz.

Freudig erregt banden sie das Seil um. Es war ihre erste Gletscherfahrt, und eine innere Unsicherheit, die sich keiner eingestehen wollte, hemmte ein wenig den jugendlichen Tatendrang. Die mühsame Stapferei im aufgeweichten Schneebrei liess die Begeisterung nur zu rasch abflauen, und im Spannortjoch, wo wieder dichter Nebel die Aussicht verdeckte, wurde abermals eine lange Rast eingeschaltet.

Ein schweres Wort hing zwischen den dreien in der Luft: Umkehr! Es hatte aber keiner den Mut, es auszusprechen. Verbissen stiegen sie weiter; über den Bergschrund, durch Steintrümmer und über leichte Felsstufen suchten sie ihren Weg zum Gipfel. Ein steiles Firnfeld stellte ihre Ausdauer nochmals auf eine harte Probe.

Endlich, im späten Nachmittag war nichts mehr über ihnen als grau-verhängter Himmel. Nebelfetzen strichen die nassdunklen Felswände herauf und wurden über den Gräten vom Westwind zerzaust. Stumm reichten sich die drei die Hände.

Das ist Sitte seit jeher. So hatten sie es in Bergbüchern gelesen; doch sie wussten noch nicht, was alles im stummen Händedruck zwischen Männern liegt, die um das gleiche Ziel gerungen haben.

Trotzdem den Burschen der Blick in die Tiefe und auf die umliegenden Berge verwehrt blieb, empfanden sie doch ein unbestimmtes Glücksgefühl: diese tiefe Befriedigung, über sich selbst und die eigene Trägheit den Sieg errungen zu haben. Beschwingt machten sie sich an den Abstieg; eilends, denn sie waren noch jung und brannten darauf, ihren Klassengenossen von ihrer Tat zu erzählen.

So war es damals. Jahre vergingen. Neue Bande der Kameradschaft wurden geknüpft, alte verloren sich in der Ferne. Den einen ergriffen die Berge mit Macht, sie wurden ihm immer wieder zu neuem, unvergesslichem Erleben; für andere war es nur ein Strohfeuer der Begeisterung, das bald verlöschte und andern Interessen weichen musste.

Die Getreuen aber kamen zu den Bergen in die Lehre, in eine lange Lehrzeit, die eigentlich nie aufhört, und zu einem harten Lehrmeister. Die Berge formten die drei Menschen, und aus der anfänglichen Zuneigung entstand die Liebe zu den Bergen, die sich auf grossen, einsamen Fahrten vertiefte.

Jedes Jahr aber kamen sie einmal auf ihren Berg, wo sie zum erstenmal die Weihe des Hochgebirges empfunden hatten, im Frühjahr, mit den langen Brettern, oder im Spätherbst, wenn es auf den Höhen still geworden ist.

Im Laufe der Zeit reifte ein Gedanke in ihnen, auch äusserlich sichtbar ein Zeichen des Dankes an den Schöpfer dieser wundersamen Bergpracht zu errichten, ein Kreuz auf Gross Spannort.

18. Juli 1947, frühmorgens in der Spannorthütte.

Auf der Steinplatte vor der Hütte liest ein Pater vom Kloster Engelberg die Messe und segnet das Kreuz. Sieben Bergkameraden stehen in der frischen Morgenluft, schier andächtiger als in der Stadtkirche, den Blick auf die weite Gipfelwelt gerichtet.

Gestern wurden die zerlegten Balken von Niedersurenen in mühevoller Arbeit auf zwei Tragreffen den steilen Hüttenweg heraufgeschleppt. Drei Helfer kamen erst nach Mitternacht mit weiterem Werkzeug in der Hütte an.

Gegen 8 Uhr bricht die Kolonne zur Schlossberglücke auf. Da immer nur ein Mann eine Traglast aufnehmen kann — der Längsbalken misst 3,50 m —, wird jede Viertelstunde abgelöst. Die Bast in der Lücke ist allen Balsam.

Noch ist der Weg weit. Aber die Stunden verrinnen in Windeseile. Endlos erscheinen die Firnfelder bis zum Spannortjoch. Jeder Schritt muss im aufgeweichten Schnee getreten werden, und kürzer wird die Zeitspanne zwischen den Ablösungen. Vom Joch weg müssen die Balken über die Felsstufen aufgeseilt werden.

Endlich, es ist nachmittags 2 Uhr. Die Bergsteiger stehen mit ihrer Last auf dem Gipfel. Die Rast aber wird zur Arbeitszeit; denn nun heisst es, die Balken zum Kreuz zusammenzufügen.

Auf einem Felsblock, dem höchsten Punkt, wird der Standbalken in einem Spalt verklemmt und mit Steinplatten und Holzpflöcken verkeilt. Drei Stahlkabel, an Mauerhaken vertäut, halten das Kreuz aufrecht.

Langsam versinkt die Sonne im Westen. Wortlos reichen sich die Kreuzfahrer die Hände. In ihren Augen ist ein glückliches Leuchten.

Ohne Eile machen sie sich in der Dämmerung an den Abstieg. Sie tragen in Gedanken ein neues Bild mit zu Tal: das Kreuz auf dem Spannort, Zeichen eines Glaubens!

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