Gedanken zum Thema Bergsteigen
VON S. WALCHER, WIEN
« WARUM » UND « WOZU », DAS « JA » ODER « NEIN » PERSÖNLICHKEIT UND JUGEND Immer, wenn im Bereiche des Bergsteigens etwas Besonderes geschieht, junge Menschen tagelang mit den Hindernissen senkrechter oder überhangender Felswände ringen, die grössten Entbehrungen und Mühen auf sich nehmen, berühmte Wände im Winter erklettern, die Nordwand des Eigers im Alleingang erzwingen, wird in der Öffentlichkeit die Frage laut, warum und wozu solche « unsinnige » Touren unternommen werden.
Die Frage, warum die Menschen in den Bergen so schwierige und vor allem gefährliche Wege gehen, sich freiwillig der härtesten Arbeit unterziehen und sich den grössten Gefahren aussetzen, ist schon sehr alt. In der alpinen Literatur finden sich immer wieder die verschiedensten Antworten, und viele Bergsteiger waren und sind strebend bemüht, eine Lösung des alten Problèmes zu finden, wobei von den mannigfaltigsten Standpunkten ausgegangen wurde und wird.
Wenn die Frage « Warum » überhaupt aufscheint, dann soll dies der Beweis dafür sein, dass die Bergsteiger nicht nur bestrebt sind Leistungen nach « Aussen » zu vollbringen, sondern, dass sie auch über die jeweiligen Forderungen des Tages hinausdenken, ja, dass dieses « Darüber-hinaus-Denken » und « In-sich-hinein-Hören » eigentlich ein ganz bestimmter Grundzug ihres Wesens ist.
Die hier vorgetragenen Gedanken zu diesem Thema sind keine Antwort auf die alte Frage; sie sind lediglich Hinweise auf einen Weg, auf dem vielleicht grundsätzlich zu einer objektiv anzuerkennenden Lösung dieses Problèmes gelangt werden könnte.
In seinem « Streit der Fakultäten » sagt Kant, dass der Mensch für zwei ganz verschiedene Welten bestimmt sein muss; einmal für das Reich der Sinne und des Verstandes, also für diese Erdenwelt, dann aber auch noch für eine andere Welt, die wir nicht kennen, für ein Reich der Sitten.
Der Mensch ist aber nicht nur für zwei ganz verschiedene Welten bestimmt, er gehört auch zwei ganz bestimmten Welten an: als Einzelwesen, als die derzeit höchst entwickelte Form des Phänomens oder der Erscheinung Leben I, ist er der Natur unlöslich verbunden; als Glied einer Gemeinschaft, in der sich der Ablauf seines persönlichen Lebens, von der Geburt bis zum Grabe, vollzieht, untersteht er deren Gesetzen und Forderungen, angefangen von jenen der Familie bis hinauf zu denen seines Volkes, seines Vaterlandes und jener der gesamten Menschheit. Diese beiden Gegebenheiten, die, objektiv gesehen, nicht angefochten werden können, müssten zum Ausgangspunkt von Betrachtungen über die Frage « Warum » genommen werden.
Der Mensch, als die höchstentwickelte Erscheinungsform des Lebens, wir kennen keine höher entwickelte Form ausser ihn, nur niedrigere Formen, von den Tieren abwärts, wird daher auch wohl allen Gesetzen dieses Phänomens unterworfen sein, wenn sich auch ihre jeweiligen Auswirkungen recht verschieden zeigen mögen. Betrachten wir den Menschen als den derzeitigen Gipfel der Entwicklung des Lebens und fragen wir nach dem Sinn seines Daseins, so ist diese Frage gleichzeitig 1 Leben kursiv gesetzt bedeutet immer Leben als das Urphänomen, nicht das Leben als Ablauf eines menschlichen Erdendaseins.
auch die Frage nach dem Sinn des Lebens überhaupt. « Der Sinn des Lebens aber ist der Sieg des Lebens ». Wenn wir diesen Satz anerkennen, dessen Richtigkeit die Entwicklungsgeschichte alles Organischen nicht ausschliesst, und die wir Bergsteiger schon sooft an uns selbst feststellen konnten, haben wir uns nur Zeit und Mühe zur Beobachtung genommen, dann ist die Voraussetzung zu einer objektiven Antwort auf die Frage « Warum » vielleicht schon gegeben, und man wird ihr immer näherkommen, je mehr folgerichtig auf- und weitergebaut wird.
Die Entwicklung des Lebens vom Protoplasmaklümpchen über das Reich der Pflanzen bis hinauf zu den höchstentwickelten Säugetieren liegt klar vor uns; was den Menschen von diesen noch trennt, das sind, ausser den höheren Formen des Verstandes, die Vernunft, die Stimme des Gewissens, das Reich der Sitten. So ist der Mensch Bürger zweier ganz verschiedener Welten, wie Kant sagt, jener der Sinne und jener der Sitten. Wie sehr diese beiden Welten im Menschen vorhanden sind, bezeugen deutlich der Kampf der Motive, das Schwanken zwischen dem « Ich will » auf der einen und dem « Ich soll » auf der anderen Seite. Wer von uns Bergsteigern war nicht tiefinnerlich beglückt, wenn es ihm im letzten Augenblick und mit dem Einsatz aller Kräfte doch noch gelang, eine brenz-liche Situation zu meistern, den rettenden Griff oder Stand zu erreichen, der rauschenden Lawine zu entkommen oder im lebenbedrohenden Schneesturm noch die Hütte zu finden. Gerettet, jubelt es laut im Innern, gerettet das Leben! Je grosser die Hindernisse sind, um so mächtiger schäumt das Leben an ihnen empor; je härter der Kampf, um so beglückender, ja beseligender der Erfolg. Das Leben hat sich nicht in weiser « Vorsicht » und Überlegungen hinaufgerungen und ist nicht durch Überfluss und Bequemlichkeit mächtig geworden; seine Kraft und Stärke zeigen sich nicht im hindernislosen Dasein, wohl aber in der Härte der Not. « Wo ich Lebendiges fand, da fand ich Willen zur Macht; und noch im Willen des Dienenden fand ich den Willen, Herr zu sein. » -«Ich liebe den, der über sich selbst hinausschaffen will und so zugrunde geht. » - « Gelobt sei, was hart macht! Ich lobe das Land nicht, wo Butter und Honig - fliesst » *.
Die Antwort auf die Frage! Warum Schwierigkeiten und Gefahren? wird immer von der Forderung des Lebens nach Leistungen und Höchstleistungen ausgehen und auch nur von dieser Seite aus verstanden und bejaht werden können. « Und setzet ihr nicht das Leben ein, nie wird euch das Leben gewonnen sein! » Wer aber ist wohl mehr berechtigt, ja unter Umständen sogar verpflichtet, nach Höchstleistungen zu streben, über sich hinauszuwachsen, Schwierigkeiten zu meistern und Gefahren zu bestehen als die Jugend, in deren Adern das Blut noch in voller Kraft schäumt und drängt. Weiss ein blühender Baum wieviel von seinen Blüten dem Frost und Sturm zum Opfer fallen? Wieviel die Gefahren bestehen und zu Früchten heranreifen? Und sind einmal alle Blüten eines Jahres dahin, im nächsten Jahr prangt der Baum in noch viel herrlicherem Blütenschmuck, keine Blüte geht zugrunde, alle reifen sie zu den köstlichsten Früchten heran. Das ist das Leben, das sind seine Gesetze; es oder sie abzulehnen vermögen weder Verstand noch Vernunft; so sei das « Ja » auch zur kühnsten Tat gegeben. Die Stimme des Gewissens aber tönt aus einem anderen, aus einem höheren Bereich.
Das aber ist die andere Welt, die Welt der Gemeinschaft, der der Mensch zugehört, der er ebenso unlöslich verbunden ist wie der Welt des Lebens, der er ebenso verpflichtet ist, und der gegenüber seine Verantwortung nicht kleiner wird oder gar schwindet, mag er sich gleich aller Bindungen zu ihr entledigen und als Einsiedler irgendwo in der Einsamkeit hausen; er bleibt der Gemeinschaft zugehörig, solange er nicht der einzige oder der letzte Mensch auf unserer Erde ist.
1 Nietzsche, Von der Selbstüberwindung.
Aus dieser verpflichtenden Gebundenheit des Einzelnen an die Gemeinschaft, an die Familie, an das Volk und an das Vaterland ergibt sich die Antwort auf die Frage nach dem Recht und der Berechtigung, Unternehmungen auszuführen, deren Schwierigkeiten und vor allem Gefahren weit jenseits der üblichen Begriffe liegen. Ein junger Mensch ist zumindest seinen Eltern verpflichtet; nicht selten aber ist es nur eine alte Mutter die schwer arbeitet, um ihrem Kinde eine gute Berufsausbildung ermöglichen zu können. Ein Vater unmündiger Kinder aber trägt die Verantwortung für seine ganze Familie, auch dann, wenn ihre Existenz völlig gesichert wäre, denn kein Gut oder Geld kann den Kindern Vater und Mutter ersetzen.
Bei den Entscheidungen über das « Wollen » und « Dürfen » wird sehr viel davon abhängen, wie weit der Betreffende durch Veranlagung und Erziehung zwischen dem reinen « Ich will » und dem harten « Ich soll » oder « Ich muss » selbst die Wahl treffen kann. Das Ethos der Entscheidung ist auf beiden Seiten gross; grosser aber dort, wo Verantwortung und Verpflichtung stärker sind als die wildesten, kaum zu bändigenden Triebe. So werden das « Ja » oder das « Nein » zu einem Unternehmen, sein « Wert » oder « Unwert » wohl meistens davon bestimmt werden, ob die Handlung der Ausfluss eines inneren Müssens ist, ob ihr Vollzug nur der Erhöhung des eigenen Ich dient, oder ob das harte Verzichten überstrahlt wird vom Bewusstsein erfüllter Pflicht.
Die Menschen haben zu allen Zeiten versucht, die Ursache der ihnen im Laufe ihres Erdenlebens begegneten Erscheinungen zu ergründen, und waren immer bestrebt, hinter der Vielheit der Erscheinungen die Einheit ihres Wesens zu finden. Dieses Problem der Metaphysik beschäftigt auch uns Bergsteiger, wenn wir nach dem « Warum » unseres Tuns fragen und Ursache und Wirkung zu erforschen suchen. Diese Einheit des Wesens, aus der die Vielheit der Erscheinungen kommt, ist wieder nichts anderes als das Urphänomen Leben. Dieses Leben ist bis heute den Menschen noch ein Geheimnis; sie konnten es weder ergründen noch künstlich schaffen. Gläubige Menschen mögen sich vielleicht daran erinnern, einmal gebetet zu haben: « und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt »; Ungläubige mögen darüber lächeln, Erhabene die Achseln zucken. Keiner aber wird die Existenz des Lebens und die Unmöglichkeit, es zu erschaffen, leugnen können.
Allgemein philosophische Betrachtungen über die Bergsteiger und das Bergsteigen können von jedem philosophischen Standpunkt aus erfolgen; jeder wird aus den zahlreichen Bergsteigern seine Typen herausfinden und sie zu Zeugen der Richtigkeit seines Denkens und seiner Überzeugung machen. Hier können die Ansichten und Meinungen recht mannigfaltig sein, nicht aber bei der biologisch zu ergründenden Frage nach dem « Warum » und nicht bei der Frage nach der sittlichen Verpflichtung und Verantwortung, zumindest nicht bei Menschen, die sich auch heute noch zur Lebensauffassung abendländischer Kultur und Zivilisation bekennen.
Nicht immer erreicht die Stimme des Gewissens den Grund des Herzens und die Tiefe der Seele; Veranlagung und Erziehung sind Wegebner oder Weghindernisse. Nicht jeder Mensch, der in die Berge geht und vor Entscheidungen steht, ist soweit innerlich « frei », unbelastet vom Geist der Zeit und den Meinungen des Tages, dass er sorgsam zwischen seinem « Wollen » und « Sollen » entscheiden kann; dazu bedarf es die Reife einer Persönlichkeit. Persönlichkeiten aber, Männer, die bereit 2 Die Alpen - 1966 - Les Alpes17 sind, Verantwortung zu tragen, Verpflichtungen zu erfüllen, waren immer selten; heute sind sie es besonders.
Nun scheint es aber so zu sein, dass die Formung des Charakters eines Menschen, seine Erziehung zu einer Persönlichkeit, soweit es die vorhandenen Anlagen ermöglichen, die fortschreitende Rationalisierung, Technisierung usw. immer mehr behindern, ja vielleicht als gar nicht mehr notwendig betrachten. Ist es nicht fast schon so, dass der Einzelne kaum noch mehr ist als ein Rädchen, eine Schraube, ein Bolzen und dergleichen mehr im gewaltigen Wirtschaftsgetriebe? Je weiter sich die Technik entwickelt, die Automatisierung fortschreitet, um so näher rückt das Ende der Herrenzeit, um so kleiner wird der Bereich, in dem der Mensch innerlich frei und nach aussen unabhängig sein kann. Ist es da nicht wunderbar, dass den Menschen die Welt der Berge gegeben ist? Die Berge, in welchen der Erfolg trotz aller technischer Hilfsmittel zuletzt doch nur, und dafür sei Gott « Lob und Dank » gesagt, vom Menschen allein, von seiner Ganzheit als Körper-Geist und Seele abhängt.
Die Zeit der Autoritäten scheint vorbei zu sein, die Zeit der Persönlichkeiten zu schwinden; wie aber sollte ohne sie eine Erziehung, eine Körper- und Geistesbildung möglich sein? Um eine Autorität, eine Persönlichkeit zu werden, braucht es unter anderem auch Zeit; Zeit aber ist heute zum Begriff der flüchtigsten Erscheinung geworden. Wo es noch Vorbilder gäbe, nimmt ihnen die tolle Hast und Jagd unserer Tage die Möglichkeit, der Jugend zu dienen, sich um sie zu kümmern. Wer denkt an die Empfänglichkeit ihres jungen Herzens, ihrer jungen Seele? Wer macht sich darüber Gedanken, welche Wirkung auf sie Presse, Rundfunk, Fernsehen und Kino ausübt? Wer hat sich beim Anblick der fast nur mehr eindeutigen Kinoplakate schon Gedanken darüber gemacht, was sich da ein Mädchen, ein Knabe dabei denken muss? Keine Zeit! Keine Zeit!
Und da sei noch einmal Gott « Lob und Dank » gesagt, dass es die Welt der Berge gibt, das heilige Land, das Land des Heiles für Körper, Geist und Seele, die hohe Schule für Charakterbildung, für die Erziehung zur Kameradschaft, Verantwortung und Verpflichtung, zum Erleben und Erkennen eines höhern Menschentums jenseits aller Gegebenheiten von Rasse, Religion, Politik, Volk, Geld und Gut. Wenn überall Autorität und Vorbild schwinden sollten, immer noch bleiben uns als solche die Berge, an die zu glauben kein Hindernis besteht, deren Realität nicht angefochten werden kann, die uns erkennen lassen, woher wir kommen, warum wir unser Leben einsetzen, worüber wir uns freuen und - was wir zu tun und zu lassen haben. Sie sind und werden es bleiben, die Hochschule zur Prägung jener Persönlichkeit humanistischer Auffassung, von der der bekannte Soziologe, Lehrer für Kultur- und Geistesgeschichte und Bergsteiger Alfred von Martin in seinem Festvortrag: Humanität als Problem der Gegenwart, den er am 11. Mai 1961 anlässlich des 26. Fortbildungskurses für Ärzte in Regensburg gehalten hat, sagt: « Die dem humanistischen Bilde entsprechende, geistig gehobene und dadurch zu innerer Selbständigkeit gelangte „ Persönlichkeit " will in ihrer individuellen Eigenart sich abheben von dem Typus des Massen- oder Durchschnittsmenschen, der, wie Riesman sagen würde, nur „ aussengeleitet " und also stets anpassungsbedürftig und anpassungsbeflissen ist. Der Weg zur Herausbildung der im Individuum angelegten Möglichkeiten führt über eine bewusste und systematische Arbeit an sich selbst, eine methodische Selbst-erziehung und Selbstdisziplinierung, durch die der Mensch sich emporbildet. Der Begriff der „ Bildung " hat hier den denkbar weiten Sinn eines umfassenden geistigen Prozesses. Innerhalb der Intentionen dieser dynamischen Konzeption spielt substantielles Wissen zwar keine unwichtige, aber auch keine primäre Rolle, sondern nur die eines Mittels zur ethischen und ästhetischen Höher-bildung und damit der menschlichen Selbstvervollkommnung, welche eifervolle Bemühung und Selbstüberwindung fordert. Solche „ allgemein " menschliche Wegweisung gilt selbstverständlich nicht nur für ein rein geistigen Anliegen gewidmetes, sondern ebensowohl für das „ praktische " Leben. Was da in humanistisch-stoisierender Sprache „ frei " werden von den niederen Triebfedern bequemen „ Glücks"-Verlangens heisst, das ist im Grunde nichts anderes als jene Lebensricht-schnur, die den Faust aus den Anschlägen des Mephistopheles „ rettet ": die dem Menschen aufgegebene und ihn legitimierende Bewährung in „ immer strebendem Sichbemühen ", in der Verachtung des „ Faulbetts " eines falschen „ Beruhigt"-Seins. » Ich aber glaube, dass ein Weg, und vielleicht nicht der schlechteste, zu dieser geistig gehobenen und dadurch zur inneren Selbständigkeit gelangten Persönlichkeit über die Schule der Berge führt. Voraussetzung ist, dass sich Menschen finden, die der Jugend diesen Weg weisen, als Vorbild, Kamerad und Freund, die sie in der Not ihres jungen Herzens nicht allein lassen, zu ihnen stehen in Freud und Leid. So betrachtet mag auch auf die grossen alpinen Vereine, die sich um das körperliche, geistige und seelische Heil junger Menschen kümmern, ein goldener Schimmer der Autorität unserer ewigen Berge liegen.
Ob, wie Martin meint, « die in Technisierung und Bürokratisierung sich vollendende Durch-rationalisierung von Welt und Leben nun einmal unser unweigerlich hinzunehmendes Schicksal ist » 1, wird zuletzt doch auch noch von der Antwort auf die durch Max Weber präzisierte Frage abhängen, « ob der Mensch noch „ frei " genug sei, um „ menschlich " handeln zu können » x.
Wollen wir hoffen, dass die Urkraft des Lebens im Menschen und sein Glaube an eine höhere Sendung ihn doch noch so weit « frei » genug halten werden, um durch « menschliches Handeln » dem vorausgesagten Schicksal zu entgehen oder es doch zumindest zu mildern, denn letzten Endes hat doch jeder das Schicksal, das er sich selber schafft.
Das grosse Geheimnis, das noch kein Mensch ergründen konnte, das die Welt regiert, die Erde beherrscht, ist das Leben. Der Sinn des Lebens ist der Sieg des Lebens. Von der Urzelle, über unzählbare Formen, schuf und wirkte es bis hinauf zum Menschen; in ihm wurde es verstehender Verstand, vernehmende Vernunft und die, das Letzte erahnende, Seele. Es ist die Einheit des Wesens, aus der die Vielheit aller Erscheinungen kommt; es ist der Punkt, von dem alle Philosophien ausgehen und wieder zurückkehren. Es wurde in uns zur Wissenschaft und zur Kunst, zum sittlichen Bewusstsein, das uns zur Menschheit bindet, zum Gesetz der Ethik, zur Forderung nach Ehrfurcht und Güte, zur alles beseligenden Liebe. Im Menschen erkennt sich das Leben, wird zum Spiegel seiner selbst, aus dem Gott blickt, lächelnd in ewiger Güte und Liebe.