Mont Vélan 3722 m Hochtouren
Den Mont Vélan können wir in die gleiche Kategorie stellen wie die Aiguille du Tour, die Aiguille du Chardonnet, die Aiguille d'Argentière und den Mont Dolent: Die äussere Gestalt beeindruckt sehr, die Grösse des Bergs ist beträchtlich, doch es ist kein Viertausender, und er wird von einem mächtigeren Nachbarn – dem Grand Combin – überstrahlt. Sein Äusseres folgt den eisernen klimatischen Gesetzmässigkeiten praktisch aller Berge in unseren Breitengraten: der Süden besteht aus Fels, der Norden ist vergletschert. Der Gipfel des Mont Vélan besteht aus einer beinahe flachen Gletscherkappe. Auf älteren Karten ist diese noch mit 3731 m kotiert. Auf der heutigen LK weist er eine Höhe von nur noch 3722 m auf. Die Differenz schwimmt irgendwo im Mittelmeer herum. Erstaunlich ist die Tatsache, dass Domherr Murith des Hospice du Col du Grand St-Bernard – ein anerkannter Botaniker seiner Zeit – in Begleitung zweier Einheimischer den Berg zum ersten Mal bestieg, und dies sehr lange vor dem goldenen Zeitalter der alpinen Erschliessungen.
Als Stützpunkte bieten sich an: Bourg St-Bernard, Cabane du Vélan, Refuge Chiarella, Bivouac Savoie, Refuge Champillon. Der Name stammt von Patois velan oder vélan = böse, schwer, dunkel, [er]drückend. Dies ist eine Anspielung auf das unnahbar wirkende Äussere. Die Einheimischen nennen den Berg «Le V'lan».
Laurent-Joseph Murith mit den Jägern Moret und Genoud, 31. August 1779 (W-Flanke und P. 3681).