© Massimo Gabuzzi
In zehn Tagen über die höchsten Tessiner Gipfel Riviera - Pontirone - Malvaglia - Luzzone - Greina - Camadra - Lukmanier
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- Schwierigkeit
- T6
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- Tage
- 10
Zu Fuss auf über dreitausend Meter von Süden nach Norden
Die Via Alta Crio ist ein faszinierender Höhenweg für erfahrene, gut vorbereitete Alpinwandernde. Sie lässt sich am Stück oder in mehreren Teilstrecken begehen. Eine Reise, die auf knapp zweitausend Meter ihren Anfang nimmt, wilde und abgelegene Täler durchquert und auf die höchsten Tessiner Gipfel führt: auf nicht weniger als 10 Gipfel über dreitausend Meter rund um das Dach des Tessins, das 3402 Meter hohe Rheinwaldhorn.
Tag 1: Capanna Brogoldone – Capanna Cava
Seit den 1990er Jahren sind im Tessin zahlreiche anspruchsvolle Routen markiert worden, die auch weniger geübten Wanderern das Erlebnis abgeschiedener Landschaften ermöglichen. Diese Wege folgen häufig den Pfaden, die früher von Hirten, Älplern, Jägern oder Schmugglern benutzt wurden. Eine der schönsten und zugleich nützlichsten «neuen» Routen ist diejenige von der Capanna Brogoldone zur Capanna Cava. Sie bietet kaum technische Schwierigkeiten, da sie – abgesehen von wenigen exponierten Passagen – weitgehend über Geröllfelder und gutmütige Grasflanken verläuft; doch die Orientierung wäre ohne die blau-weissen Pinselstriche vor allem bei schlechter Sicht heikel. So können wir heute sorgenfrei eine Etappe bewältigen, die früher als zu kompliziert galt und gemieden wurde. Seit 2023 bildet die Route die erste Etappe der "Via alta Crio".
Tag 2: Capanna Cava – Rifugio Alpe di Giümela
Die zweite Etappe der Via Alta Crio ist nicht sehr lang, ermöglicht es aber, sich mit den ersten Hindernissen und den Fixseilen vertraut zu machen. Der Übergang zwischen den zwei Tälern scheint angesichts der Steilflanken unmöglich. Aber genau in der Mitte der Wand bietet ein erstaunlicher Durchschlupf (Senda del Bò) die Möglichkeit, die andere Talkammer zu erreichen., wo man über weite Weiden das kleine Rifugio Alpe di Giümela erreicht.
Tag 3: Rifugio Alpe di Giümela – Bivacco Piano della Parete
Eine der anspruchsvollsten Etappen der Via Alta Crio. Der luftige Südgrat verbindet den "Passo degli sposi" (Pass Giümela) mit dem Piz di Strega: zwei Namen und zwei Orte, um die sich viele Geschichten ranken. Das Val Mèdra wird auf einem abenteuerlichen, ausgesetzten Pfad oberhalb grosser Felsabstürze durchquert, dann führen sehr steile Grashänge auf den Grat und zum ersten Dreitausender (Cima dei Cogn). Von dort lässt sich das grosse Plateau "Piano della Parete" mit dem Biwak bewundern.
Tag 4: Bivacco Piano della Parete – Capanna Cava
Nach dem frühen Aufbruch vom Biwak führt der "Aufwachgrat" zur Cima Rossa. Dort beginnt der lange Ritt entlang der Grate und Flanken, über sechs Dreitausender hinweg, bis zum Piz Baratin. Ein langer Abstieg führt schliesslich nach Quarnei. Die Landschaften am Weg sind überwältigend: eine Welt der Gesteine, der Gletscher (oder was davon geblieben ist), weitläufige Schutthalden, Felsblöcke in allen Grössen und Farben.
Tag 5: Capanna Quarnei – Capanna Adula CAS
Seit 2023 bildet der Übergang über den Passo del Laghetto von der Capanna Quarnei zur Capanna Adula CAS die erste Etappe der "Via alta Crio". Es handelt sich dabei um eine vergleichsweise kurze und leichten Streckenabschnitt zwischen den Anspruchsvollen Tagen vier und fünf.
Tag 6: Capanna Adula UTOE – Rifugio Scaradra
Mondlandschaften aus Geröll und riesigen Felsbrocken prägen diese Etappe. Zunächst bleiben wir unterhalb des Hauptkamms, erreichen ihn dann bei der Bocca di Fornee und überschreiten von dort zwei Dreitausender, um einen geschichtsträchtigen Pass zu erreichen. DIe Dreitausender (Cassimoi und Cassinello) erklettern wir jeweils über die ästhetischen und ausgesetzten S-Grate: eine nie schwierige, aber elegante und aussichtsreiche Kletterei. Die lang ersehnte Rast finden wir 600 Meter weiter unten beim Rifugio Scaradra, einer ehemaligen, abgeschiedenen gelegenen Alphütte.
Tag 7: Rifugio Scaradra – Capanna Motterascio
Nach den vielen Etappen über Geröllhalden und von grauem Granit geprägten Grate sehnen sich unsere Augen nach etwas Ruhe. Und finden sie auf dieser etwas weniger hochalpinen Etappe – am tiefblauen Lago di Luzzone vorbei und auf den grünen, bunt blühenden Weiden, durch die ein breiter Weg zur Capanna Motterascio führt.
Tag 8: Capanna Motterascio – Capanna Scaletta
Zinnen, Zacken und andere weisse Kalksteinformationen begleiten das ruhige Fliessen der kristallklaren Bergbäche: einzigartige und idyllische Orte, die nur die Greina-Hochebene bieten kann.
Tag 9: Capanna Scaletta –Capanna Bovarina über den «Sentiero degli stambecchi»
Über die Cento Valli (Hundert Täler) und auf dem Sentiero degli Stambecchi (Steinbockweg) gelangen wir zum stattlichen Lago Retico mit seiner Mulde aus grauem Augengneis und schwarzem Glimmerschiefer – sicherlich einer der schönsten Bergseen der Alpen und eine Pause wert. Dann geht es über weite Grashänge hinab zur Capanna Bovarina.
Tag 10: Capanna Bovarina - Lukmanierpass
Fünf Kilometer auf einem grasbewachsenen, beidseits steil abfallenden Bergrücken, an dessen Ende die schwarzen Felsen des Passo di Gana Negra warten. Bald taucht der Lago di Santa Maria auf, Endziel dieser 10 faszinierenden Etappen.