Klettersteig Pinut | Klettersteige | Schweizer Alpen-Club SAC
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Klettersteig Pinut Flimser Stein 2054 m

  • Schwierigkeit
    K2
  • Aufstieg
    2:30 h, 500 Hm
  • Bergerfahrung
    2 / 4
  • Kraft
    1 / 4
  • Ausdauer
    2 / 4
  • Psyche
    1 / 4

Mit dem Alter ist das so eine Sache, das wissen alle, die schon ein paar runde Geburtstage gefeiert haben. Jünger aussehen ist in unserer Gesellschaft ja fast Pflicht, und älter werden, ohne alt zu sein, auch. Bei manchen Dingen verhält es sich ähnlich – oder ganz anders. «Alte Meister» sagen Kunstkenner zu jenen Gemälden, bei denen die Farbe garantiert schon seit zwei Jahrhunderten trocken ist, und wenn Männer sich Oldtimer mit vier Rädern anschauen, bekommen sie leicht glänzende Augen. Doch gelegentlich täuscht der erste Eindruck, das Kunstwerk ist eine gelungene Fälschung – denn der neue Klettersteig hat schon über ein Jahrhundert auf dem Buckel. Beim «Pinut», der durch die Felsabbrüche des Crap da Flem verläuft, handelt es sich um so einen falschen Oldie. Genutzt wurden die Wiesen des Pinut schon um 1800 herum von den Fidazer Bauern, doch soll das Heu bloss für eine Kuh gereicht haben. «’s Bettla versumt» (das Betteln versäumt), sagt in so einem Fall der Volksmund. Da hatte der Flimser Hotelier Christian Meiler-Brun mit dem grünen Fleck, der himmelhoch über den Dächern von Flims zwischen den grauen Felsmauern hängt, anderes vor. Zusammen mit dem italienischen Maurer Alberto Daloli baute er 1907 einen Felssteig durch die 500 Meter hohe Südwand des Flimsersteins, bis hinauf zu den Wiesen der Alp Stavel Sut – als Touristenattraktion!Noch 1949 pries der Verkehrsverein den «Aufstieg durch natürliche Felstunnels und über eiserne Leitern» als ein «unvergleichliches Erlebnis» an. Von den weissen Kaninchen und den Murmeltieren, die der umtriebige Hotelier ausgesetzt hatte, war da allerdings so wenig die Rede wie von den Lärchen und Arven, die er oben am Berg pflanzen liess. Der kühn trassierte Steig führte oberhalb der Einstiegswand durch einen natürlichen Tunnel, was Christian Meiler-Brun auf die Idee brachte, hier eine solide Tür anzubringen. Wer den Pinut besuchen wollte, erhielt den Schlüssel in seinem Hotel – notabene gegen einen Obolus. Allerdings hatte der geschäftstüchtige Mann die Rechnung ohne den Wirt, pardon, einen Jäger gemacht, der vor der verschlossenen Pforte stand. Den Knall hat man drunten im Dorf bestimmt gehört, und das Einschussloch an der (jetzt stets offenen) Pforte ist immer noch zu sehen … Dem Unternehmen Pinut war insgesamt kein grosser Erfolg beschieden. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges kam der Alpentourismus praktisch zum Erliegen, und später verfiel der historische Klettersteig mehr und mehr. Erst vor ein paar Jahren erinnerten sich die Flimser ihres Kulturdenkmals, und seit dem Sommer 2007 ist der neue alte Steig für alle, die abenteuerlustig und schwindelfrei sind, problemlos begehbar.

Routenbeschreibung

Zustieg
Klettersteig Pinut
Der Auftakt ist rasant und führt über Eisenleitern am senkrechten Fels steil nach oben. Auf solide verankertem, aber sehr luftig angelegtem Steg biegt man ein in einen scheinbar vermauerten Winkel; links ragt der frei stehende Meilerturm in den Himmel. Leitern helfen in der von mächtigen Überhängen gebildeten Grotte hinauf zu einem engen – vielleicht 20 Meter langen – natürlichen Tunnel. Der Gag: Er hat unten ein grosses Loch, das zwar durch eine liegende Leiter abgedeckt ist, aber trotzdem prickelnde Tiefblicke beschert. Durch die (offen stehende) historische Tür tritt man zurück ans Tageslicht; ein Band leitet zur nächsten Leiternserie. Sie mündet auf die licht bewaldete Pinutwiese. Ein Zickzackweg bringt den Klettersteigler zum zweiten Felsaufschwung (Drahtseile, Leitern), dem man auf den nächsten Grashang, jenen von Pardatsch, entsteigt. Darüber folgt der dritte, kürzere Felsriegel, über den wieder Eisenleitern helfen, dann ist das weitläufige Almgelände des Flimsersteins (Crap da Flem) gewonnen.
Abstieg

Zusatzinformationen

Charakter

Wenig schwieriger, mit Stiegen und 27 (!) Leitern komfortabel gesicherter Steig, im untersten Teil allerdings sehr luftig.

Zeit

Gesamtzeit 5 Std.

Zustieg ½ Std.,

Klettersteig 2½ Std.,

Abstieg bis Bargis 1:15 Std, bis Fidaz zurück 2 Std.

Signalisation

Klettersteig weiss-blau-weiss, Abstieg weiss-rot-weiss

Autor / Autorin

Daniel Anker

Daniel Anker ist ein Berner Autor und Fotograf. Der Historiker hat ungefähr 40 Skitouren-, Wander-, Klettersteig- und Radführer sowie Bergmonografien über grosse Gipfel der Schweiz verfasst.

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