Zwölfter Geschäftsbericht
III. Zwölfter Geschäftsbericht des
Centralcomite des Schweizer Alpenclub.
Vorn i. Januar bis Si. Dezember 1875.
I. Vereinsbestand. Ende 1874 zählte der Verein 7 Ehrenmitglieder und 1988 Mitglieder in 19 Sektionen; Ende 1875 dagegen 6 Ehrenmitglieder und 1909 Mitglieder in 19 Sektionen. Neu aufgenommen wurden 207 Mitglieder, gegen 217 im Vorjahr.
Mitgliederzahl Mitglieäerzaül Sektionen.
1874.
1875.
1. Aargau ( Aarau )...
29 25 2. « ( Zotingen )..
25 37 3. Appenzell A. Rh. ( Sentis ) 66 60 4. Basel
110 100 5. Bern
156 159 6. « ( Oberland )...
63 56 7. « ( Blümlisalp )..
36 52 8. Freiburg ( Moléson )..
93 77 9. Genf
293 295 Uebertrag 871 861 Mitgliederzahl ilitgliedprzalil Sektionen.
1874.
1875.
Uebertrag 871 861 10. Glarus ( Tödi )
132 104 11. Graubünden ( Ehätia ) 108 101 12. Luzern ( Pilatus )...
75 69 13. St. Gallen
124 123 14. « ( Toggenburg ) 26 27 15. « ( Alvier ).
19 22 16. Tessili
45 43 17. Waadt ( Diablerets )..
217 217 18. Wallis ( Monte Rosa ) 129 103 19. Zürich ( Uto )
239 236 Einzelmitglieder
3 3 1988 1909 II. Finanzen. Auf 31. Dezember 1874 war der Bestand des Vereins Vermögens Fr. 23,892. 83 ( siehe 12. Jahressechnung am Schlüsse dieses Bandes ) und auf 31. Dezember 1875 Fr. 24,579.88, also Zuwachs im Jahre 1875 Fr. 687. 05. Die Einnahmen des Jahres 1875 betrugen Fr. 12,605. 90 und die Ausgaben Fr. 11,918. 85. Die Rechnung wurde den in Thun gewählten Revisoren, den Herren Steiger-Zölper und Lavater übergeben.
Der Imfanger-Fond beträgt auf 31. Dezember 1875 Fr. 1551. 22 und hat sich seit letzter Rechnung um Fr. 69. 27 vermehrt.
III. Jahrbuch. An der Hand der Herisauer Beschlüsse wurden die Bände 9 und 10 des Jahrbuchs mit besonderer Sorgfalt ausgestattet, wodurch dann freilich die Rechnung Ausgaben statt Einnahmen für das Jahrbuch verzeigt. Nach dem früheren Vertrage mit der Yerlagshandlung sollte die Herstellung eines Bandes in 1500 Exemplaren Fr. 8000. kosten; in der Versammlung von Zürich wurde ein besonderer Kredit von Fr. 1000 für schönere Ausstattung des Jahrbuches bewilligt, so dass also der Band Fr. 9000 kosten dürfte; in Herisau wurde der Kredit abermals erhöht und so kam der 9. Band auf Fr. 11,982. 05 in 1500 Exemplaren und der 10. Band auf Fr. 13,384. 85 in 1600 Exemplaren. Ueber den 9. Band ist abgerechnet und an die Mehrkosten für den 10. Band sind Fr. 1500 bezahlt, so dass die Rechnung pro 1875 eine Ausgabe von Fr. 2776. 75 für das Jahrbuch enthält, während in früheren Rechnungen Einnahmen vom Jahrbuch erschienen waren. Nach dem neuen Vertrage mit der Verlagshandlung für Herstellung der Bände 11, 12 und 13 soll jeder Band in 1750 Exemplaren Fr. 10,000 kosten und an der Hand der Thuner Beschlüsse sind Redaktor und Verleger angewiesen, sich in der Ausstattung an diese Summe zu halten. Es ist selbstverständlich, dass bei diesen Bestimmungen die neuen Jahrbücher etwas weniger reich ausgestattet sein werden, als die Bände 9 und 10, dagegen aber auch keine weitern Zuschüsse aus der Centralkasse erfordern werden.
Nach einem in Genf bei Anlass der Statutenrevision gefassten Beschluss sind die Mitglieder der romanischen Sektionen nicht gehalten, das Jahrbuch des S.A.C. zu kaufen, und nach einem in Herisau gefassten Beschlüsse wird das « Écho des Alpes, publication des sections romandes du Club alpin suisse » jahrlich mit Chronik.Ô97 Fr. 1000 aus der Centralkasse subventionirt. Der Jahresbericht der Redaktionskommission des « Écho des Alpes » verzeigt für 1875 eine Abonnentenzahl von 1063, davon 685 Mitglieder der romanischen Sektionen, 310 Abonnenten in der Schweiz und 68 Abonnenten im Auslande. Die vier Hefte des Jahrganges 1875 enthalten 50 Artikel nebst mehreren Karten und Illustrationen; die Herstellung dieser letztern hat das Budget in etwas überschritten. Von den 50 Artikeln kommen 43 aus Genf, 5 aus Waadt, 2 aus Wallis und 1 aus Freiburg.
IV. Exkursionskarten. Für die Herstellung der Karten haben wir uns stets des freundlichsten Entgegenkommens des eidgenössischen Stabsbureau's zu erfreuen und wenn wir uns bei Auswahl des Exkursionsgebietes nach dem Stande der Eevisionsarbeiten richten, so bleiben uns, nach dem Bundesgesetze vom IS. Dezember 1868, nur sehr massige Kosten zu bestreiten übrig. Für die Zukunft werden die Kosten auch noch dadurch reducirt, dass nur alle zwei Jahre neue Karten anzufertigen sind; die Blätter Tödi, Laax, Elm, Lintthal gelten nach den Thuner Beschlüssen für die Jahre 1876 und 1877. Von den Karten werden jeweilen 250 Exemplare denjenigen Clubisten zur Verfügung gestellt, welche das Excursionsgebiet zu besuchen gedenken, und 1750 Exemplare werden demjenigen Bande des Jahrbuches beigelegt, welcher die Arbeiten aus dem betreffenden Gebiete enthält. Im Jahre 1875 wurden für Karten Fr. 2646. 10 verausgabt.
V. Itine rari um. Die Bearbeitung des Itinerars für 1876 und 1877 hat Herr Prof. Albert Heim in Zürich übernommen. Das Programm, welches dieser gründliche Kenner des schweizerischen Alpenlandes und des Glarnerlandes insbesondere aufstellen wird, dürfte unsern Clubisten wohl Arbeit für zwei Jahre liefern.
VI. Weltausstellung. Auf Anregung des französischen Alpenclubs betheiligte sich der S.A.C. im Verein mit andern Gebirgsvereinen an der geographischen Ausstellung in Paris 1875. Die Versendung unserer Bücher und Karten übernahm das eidgenössische Stabsbureau und die Aufstellung derselben in Paris besorgte Herr Oberst W. Huber. Die Ausstellung der Gebirgsvereine war eine gemeinschaftliche, und so ist auch das denselben von der Jury zuerkannte Diplom ein gemeinschaftliches. Die Abschrift, welche dem S.A.C., zukam und welche in unserem Archiv in Zürich neben Diplom und Medaille von Wien ruht, lautet:
Paris, le 11 Août 1875. Monsieur le Président, L' Exposition des Clubs Alpins a paru au Jur}-International mériter une récompense exceptionnelle.
Les distinctions prévues par notre règlement ne pouvaient en effet s' appliquer à cet ensemble d' un intérêt géographique si important, qu' ont formé, grâce à vos bons soins, les remarquables envois faits au Congrès de Paris par le Club Alpin français; l' Alpine Club de Londres; le Club Alpin Autrichien-Allemand, de Francfort sur le Main; le Club Alpin Suisse, de Lucerne; le Club Alpin Italien, de Turin; la Société Ramond, de Bagnères de Bigorre; le Club des Touristes, de Vienne; le Club Wilde Bande, de Vienne; le Club Styrien, de Graz; la Société Alpine du Trentin, d' Arco; le Club des Karpathes, de Kesmark; le Club des Tatry, de Cracovie et la Section Austria ( ancien Club Autrichien ) de Vienne.
J' ai l' honneur au nom du Congrès, de porter à votre connaissance cette haute appréciation du Jury, et de vous délivrer pour les Clubs Alpins la présente LeMre de Distinction, comme la récompense de l' ordre le plus élevé décernée à l' occasion de l' Exposition.
Veuillez agréer, Monsieur le Président, l' assurance de ma haute considération Le Vice-Amiral, Président du Congrès et de la Société de Géographie de Paris: De la Roncière le Noury.
Kaum waren unsere Bächer und Karten von Paris zurückgekommen, so übergaben wir dieselben dem Herrn Oberst Bieter in Winterthur, der für die Ausstellung in Philadelphia das eigenössische General-kommissariat übernommen hat. In dem bereits publicirten Katalog « Swiss Catalogue of the international Exhibition in Philadelphia 1876 » stehen unsere Bücher und Karten auf Seite 28, Nr. 155.
VII. Clubhütten. Von den projektirten Hütten kam diejenige am Otemmagletscher nicht zur Ausführung, indem im Hintergrund des Bagnes-Thales ein kleines Gasthaus erstellt wurde. Die Subventionssumme von Fr. 800., welche das Centralcomite für die Otemma-Hütte ausgesetzt hatte, erscheint wieder in den Einnahmen des Jahres 1875. so dass für das Jahr 1874 eigentlich nur Fr. 2010 ., anstatt Fr. 2810 ., für Hüttenbauten ausgegeben sind. Die Reparaturen an der Matterhorn-Hütte sind noch nicht vorgenommen, dagegen ist die Stockjehütte, am Uebergang von Zermatt nach Evolena, erbaut.
Im Triftgebiet wurde die Hütte am Thältistock reparirt. Die Hütte auf dem Alvier wurde vollendet und die junge Sektion Blümlisalp erbaute am Dündengrat eine neue Hütte. Im Ganzen wurden 1875 für Hüttenbauten ausgegeben Fr. 1681. 50 und die Anzahl der Clubhütten beträgt nun 17.
Verzeichniss der 17 bestehenden Clubhütten:
1. Gesammtverein: Pavillon Dollfuss1 2. Sektion Rhätia: Hütten am Suvretta- und am Zaport-Gletscher2 3. Sektionen Sentis und Toggenburg: Hütte auf Thierwiese1 4. Sektion Tödi: Hütten am Grünhorn und in der Firnplanke2 5. Sektion Pilatus: Hütte auf Hüfiälpeli1 6. Sektion Bern: Hütten am Thältistock, am Wetterhorn, am Mönch, im Roththal4 7. Sektion Oberland: Hütte am Guggigletscher 1 8. Sektion Monterosa: Hütten am Matterhorn, am Mountet und am Stockje3 9. Sektion Alvier: Hütte auf dem Alvier1 10. Sektion Blümlisalp: Hütte am Dündengrat 1 VIII. Führerwesen. Die Sektion Tödi hat einen neuen Tarif für die Führer im Glarnerlande aufge- stellt. Den Hinterlassenen des bei einer Wetterhorn-Besteigung verunglückten Führers Christian Gertsch von Grindelwald wurde eine Unterstützung von Fr. 500 aus der Centralkasse bewilligt.
IX. Gletscherbuch. Das Gletscherbuch hat im Berichtsjahre einige Beiträge von den Herren Pfister, Briquet und Ulrich erhalten. Die Aufnahme des Rhonegletschers im Massstäbe 1:5000, welche nicht nur eine wesentliche Bereicherung des Gletscherbuches, sondern auch eine breite Grundlage für alle künftigen Gletscheruntersuchungen liefern sollte, ist noch nicht vollendet, dagegen sind die Arbeiten des Jahres 1874 im Laufe des Sommers 1875 einer Revision unterworfen worden.
Unsern vorjährigen Bericht über diese Angelegenheit schlössen wir mit der Bemerkung, dass sich in Betreff des Eigenthumsrechtes und der Bestreitung der Kosten Differenzen erhoben haben, welche nur die nächste Abgeordnetenversammlung ausgleichen könne. Diese Ausgleichung ist in Thun erfolgt und die Sachlage ist folgende: Als Ausgangspunkt ist festzuhalten, dass der S.A.C. zu Hrn. Ingenieur Gösset in keinem Vertragsverhältniss steht. Das eidgenössische Stabsbureau hatte im Verein mit der Gletscherkommission, welche vom S.A.C. und von der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft aufgestellt ist, ein Programm für die Aufnahmen am Rhonegletscher ausgearbeitet und übertrug die Ausführung seinem Angestellten, Herrn Ingenieur Gösset. Dem Stabsbureau gegenüber hatte sich der S.A.C. verpflichtet, den Gehalt des Hrn. Gösset für die Zeit seines Aufenthaltes am Rhone- -gletscher zu übernehmen, eine Summe von circa Fr. 3000. Herr Gösset arbeitetet^ also für das Stabsbureau und stand im Solde desselben, die Auslagen des Stabsbureaus wurden von der Centralkasse des S.A.C. gedeckt. Im Verlaufe der Arbeiten wünschte Herr Gösset das ihm gestellte Programm zu erweitern und namentlich auch photographische Aufnahmen machen und Steinreihen zur Messung von Querprofilen legen zu lassen. Er berechnete die Kosten dieser Mehrarbeiten auf Fr. 3000 und diese Summe wurde in Sitten bewilligt, so dass Hr. Gösset für das Jahr 1874 über Fr. 6000 verfügen konnte. Er verfügte jedoch über Fr. 13,500, und alsdas Centralcomite sich weigerte, eine solche Kreditüberschreitung anzuerkennen, erklärte er die ganze Arbeit für sich behalten und auch auf den Gehalt des'Stabsbureaus verzichten zu wollen. So blieb Hrn. Gösset das freie Verfügungsrecht über seine Arbeit und er konnte sie auch auf die geographische Ausstellung nach Paris senden, wo ihm der zweite Preis zuerkannt wurde. Der S.A.C. hatte keine Veranlassung, an dieser Sachlage etwas zu ändern, doch war er auch nicht abgeneigt, die Hand zur Verständigung zu bieten, falls eine solche versucht werden wollte. Der Chef des eidgenössischen Militärdepartements, Hr. Bundesrath Welti, suchte in der That eine Verständigung anzubahnen und das ganze Unternehmen auf den Standpunkt des Bundesgesetzes vom 18. Dezember 1868 über Publikation der topographischen Aufnahmen zu stellen. Die Abgeordnetenversammlung in Thun beschloss, die Summe -von Fr. 13,500 zu bezahlen, falls ein Vertrag mit dem Stabsbureau zu Stande komme, nach welchem das Unternehmen auf gemeinschaftliche Kosten des Stabsbureau und des S.A.C. zu Ende geführt werde und die ganze ArbeitEigenthum des S.A.C. bleibe. Ein solcher Vertrag wurde abgeschlossen. Die wichtigsten Bestimmungen desselben sind: Der S.A.C. bezahlt die Kosten des Jahres 1874 mit Fr. 13,500, das Stabsbureau bezahlt die Kosten des Jahres 1875, für die folgenden Jahre wird ein Arbeitsprogramm aufgestellt und jeder Kontra-hent bezahlt die Hälfte der ergehenden Kosten, welche per Jahr Fr. 3000 nicht übersteigen werden. Die ganze Arbeit bleibt Eigenthum des S. A- C., wird jedoch im Stabsbureau deponirt. Für die Publikationen gelten die Vorschriften des Bundesgesetzes vom 18. Dezember 1868.
Gelangt dieser Vertrag wirklich zur Vollziehung, so wird ein Werk geschaffen, das dem S.A.C. zur dauernden Ehre gereicht. Ueber die Vortrefflichkeit der bisherigen Arbeiten herrscht nur eine Stimme und die Fortsetzung wird ohne Zweifel unter der sachkundigen Leitung des Stabsbureaus und durch die geschickte Hand des Hrn. Gösset nicht minder gut ausfallen. Allen künftigen Gletscherforschern wird ein ausgezeichnetes Material zur Hand gestellt und der S.A.G. hat einen Theil seines ersparten Kapitals der Wissenschaft zur Verfügung gestellt.
X. Verhältniss zu den auswärtigen Alpenvereinen. Unsere Verbindungen mit ausländischen Vereinen, welche ähnliche Ziele anstreben wie wir, werden immer zahlreicher und der Tauschverkehr der Publikationen wird immer umfangreicher. Das Eesultat der gemeinschaftlichen Ausstellung in Paris ist oben ( N° VI ) angegeben.