Vom Landwirt zum Täxeler
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Vom Landwirt zum Täxeler Hansueli Inäbnit, Alpentaxifahrer

Auch im Haslital gibt es Seitentäler, die nicht mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen sind. Das Alpenbustaxi von Hansueli Inäbnit bringt Wintersportler, Wanderer und Kletterer zum Berg.

Es ist Ende März an einem frischen Samstagmorgen, Hansueli Inäbnit sitzt konzentriert hinter dem Steuer. Mittlerweile ist der grösste Teil der kurvenreichen Strecke aper, im obersten Abschnitt gibt es aber immer noch tiefe Eisrinnen. «Hinter dieser Kurve bleiben sie jeweils stecken», sagt er. Viele Autofahrer, auch solche, die die Verhältnisse nicht gewohnt oder nicht dafür ausgerüstet sind, fahren auf die Schwarzwaldalp. Trotz Kettenobligatorium ab der Zahlstelle lenken sie ihre Wagen einfach weiter und bleiben dann in dieser Kurve stecken.

Zwischen dem Fahrer- und dem Beifahrersitz steht eine Holzharasse mit Mineralwasser, Coca-Cola und Bier. «Ich werde immer wieder gefragt: ‹Hast du nichts zu trinken?›» Hansueli Inäbnit fährt mit seinem Alpenbustaxi Wanderer, Kletterer oder Skitourenfahrerinnen an Ausgangspunkte auf der Schwarzwaldalp, auf dem Susten- oder Grimselpass oder im Urbachtal. Und er holt viele von ihnen nach einer Tour ab, und dann haben sie Durst. Deshalb führt er diesen Minikiosk mit. «Im Sommer steht hier eine Kühlbox», sagt er.

In guten Zeiten ausgelastet

Ist das Wetter gut, sind die Parkplätze alle besetzt, und auch das Postauto nimmt Kundschaft weg. Trotz allem sind die Dienste von Hansueli Inäbnits Taxiunternehmen gefragt. «Letzten Frühling waren wir jedes Wochenende ausgelastet», sagt er. Im Moment sind die Bedingungen nicht optimal, es gibt wenig Schnee und viel Saharastaub.

Trotzdem hat er zwei Fahrgäste: Markus und Alex sind mit dem Zug nach Meiringen gereist, jetzt lassen sie sich zur Gletscherschlucht fahren. Dort brechen sie zu einer Skitour über Gauli-, Lauteraar- und Oberaarjochhütte SAC auf. «Für Überschreitungen sind die Alpentaxis sehr praktisch», sagen sie.

Oberhalb der Schwarzwaldalp liegt die Alp Breitenboden, umgeben von vielen bekannten Skitourengipfeln. Dort hat Hansueli Inäbnit als Kind die Sommer verbracht. Bis 1992 führte er den Landwirtschaftsbetrieb unterhalb des Brünigs selbst weiter. Dazu gehören auch Alprechte an der Alp Breitenboden. Weil das Einkommen nicht reichte, ging er nebenbei zur Arbeit. «Das wurde mir zu viel», erzählt er. Er gab den Betrieb in Pacht und baute sein Personentransportunternehmen auf.

Zu den anfänglichen Schülertransporten kamen immer mehr andere Taxifahrten hinzu. Ein wichtiger Teil der Kundschaft sind die Bergsportler. «Nach der Skitourensaison beginnt manchmal nahtlos die Klettersaison», sagt er. Seit zwei Jahren ist sein Unternehmen auf der Plattform alpentaxi.ch von Mountain Wilderness aufgeführt. Weil das nichts koste, zahle er als Geste den Mitgliederbeitrag bei der Alpenschutzorganisation.

«Immer ein bisschen früher da»

Seine Fahrzeugflotte besteht aus vier Kleinbussen. Neben ihm fahren Teilzeit auch sein Sohn, sein Bruder und seine Freundin. Das ist auch heute so. Während er nach Meiringen zurückfährt, ist sein Sohn Adi mit drei Gästen Richtung Grimselpass unterwegs.

Trotz der Unterstützung ist Hansueli Inäbnit stark eingespannt. Ein paar Tage Ferien im Tessin sind ein Luxus. «Wenn man Kunden ein-, zweimal absagt, kommen sie nicht mehr», sagt er. Auch warten lässt er niemanden gern. «Ich bin immer ein bisschen früher da.» Und hat er noch nie jemanden vergessen? Er lacht und verneint, um dann doch nachzuschieben, dass es ihm tatsächlich einmal entgangen sei, die Schüler abzuholen. Sonst sei er es, der ab und zu auch länger auf seine Fahrgäste warten müsse. Manchmal unterschätzten sie eine Tour, oder die Bedingungen seien schwieriger als erwartet. Übel nimmt er das niemandem: «Am Ende bin ich froh, wenn alle heil unten ankommen.»

Dem SAC liegen aktuelle Umweltthemen am Herzen. 2019 hat er beschlossen, die Gletscher-Initiative zu unterstützen, die zum Ziel hat, dass die Schweiz bis 2050 klimaneutral wird. Viele tragen dazu bei. Ihnen ist diese Serie gewidmet.

Autor / Autorin

Anita Bachmann

Der Umwelt zuliebe

Reist man mit dem öffentlichen Verkehr zur Bergtour an, spart man eine Menge CO2 ein: Für die Reise von Bern nach Schwarzwaldalp verbraucht man mit dem Auto 20,1 Kilogramm CO2, mit dem öV nur 2,5 Kilogramm. Ausrechnen lässt sich der CO2-Verbrauch zum Beispiel auf www.sbb.ch.

Tipps zur Anreise ohne Auto

Mobilität verursacht im Bergsport am meisten CO2. Über die Wahl des Verkehrsmittels kann man die Ökobilanz direkt beeinflussen. Nicht alle Ausgangspunkte für Touren sind gut mit dem öV erschlossen. Für die letzten Kilometer gibt es zahlreiche Alternativen zum Auto.

→ In 19 Regionen fahren Alpinbusse zu Ausflugszielen in den Bergen (busalpin.ch).

→ Der Schneetourenbus erschliesst neun Strecken zu Ausgangspunkten für Ski- und Schneeschuhtouren (schneetourenbus.ch).

→ Auf der Plattform alpentaxi.ch findet man über 300 lokale Transportunternehmen wie Rufbusse, Taxis und Seilbahnen.

→ Mit Carsharingangeboten wie Mobility kann man zumindest einen Teil der Strecke mit dem öV anreisen.

→ Auch die Kombination von Zug und Velo ist eine gute Alternative zur Anreise mit dem Auto.

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