Vergänglichkeit
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Vergänglichkeit

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Emilie Schimpf-Stöcklin, Winterthur

Im kleinen, äusserst einfachen Walliser Berghotel war sie die kurzen Sommermonate über Kellnerin gewesen. Von Gestalt eine Helvetia, hatte sie in ihrem theatralischen Aufzug, mit ihrem zurechtgemachten Gesicht und den untermalten Augen, die Sennen und Küherbu-ben der umliegenden Alphütten an sich zu locken gewusst. Nun aber neigte sich der Sommer seinem Ende zu, und es galt Abschied zu nehmen. Am Morgen noch in ein gelbes Gewand gehüllt, sass sie jetzt im schlechtsitzenden Jackenkleid ihren Verehrern gegenüber. Hauptsächlich einem von ihnen, einem ausgemergelten, älteren Sennen schien die Trennung besonders nahezugehen. Der reichlich bemessene Abschiedstrunk hatte ihm die Zunge gelöst, und er wiederholte immer wieder

Trübselig trank der wieder zurückgekehrte Liebhaber seinen Wein fertig, und man konnte von seiner Stirne ablesen, wie er über die Vergänglichkeit eines kurzen Bergsommers nachdachte.

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