Um die Hölle herum
Von M. Szadrowsky
Vortrag, gehalten 1948 in der Sektion Rätia des Schweizer Alpenclub ( Chur ) Unter Gottfried Kellers Leuten von Seldwyla weiss eine närrische Jungfer von einem merkwürdigen Buch: « Des gelehrten Peter Haslers Traktatus über die mutmassliche Gelegenheit der Hölle ». Zu dergleichen Tiefenforschung lassen sich Bergsteiger nicht verleiten, eher zu einem Streifzug, der dem Namen Hell, Höll in unserer Landschaft nachgeht.
Bergsteigern ziemt ein planmässiges Wandern. Zuerst fassen wir vorläufig die landschaftliche Mannigfaltigkeit unserer Hellen, Höllen ins Auge. Dann drängt sich die Frage auf, warum denn ganz gründlich verschiedene Orte diesen Namen bekommen haben. Man wird also den vielformigen Höllenvorstellungen nachgehen müssen. Das Namen gebende Volk hatte sehr ungleiche Höllenbilder aus der Bibel im Kopfe, dazu allerlei Altgermanisches und mancherlei Aberglauben. Kein Wunder, dass Natureindrücke, Landschaftserlebnisse von ganz unähnlicher Art als « höllisch » empfunden wurden. Auch Dichter wollen wir zu Rate ziehen, die dasselbe erlebt und ausgedrückt haben, was in manchen Höllennamen unseres Landes steckt, was auch wir noch nacherleben, neu erleben können. Ein Labsal ist es jedesmal, wenn man eigenes Naturerleben in Sprachgestalten der Volkssprache wieder erkennt oder in Sprachgeschöpfen von Dichtern. Man tut der Wissenschaft nichts zuleide, wenn man durch das Volk den Zusammenhang mit dem Erdboden wahrt und durch Dichter manches geistiger gestaltet schaut. Ein Bergwanderer mag etwa ein Stück Volk, ein Stücklein Dichter, ein bisschen Forscher sein, dreierlei und noch mehrerlei in einem. Mut fordert das Gebirge immer wieder von ihm. Also ein Wagnis! Wir wollen der Hölle einen Teil ihrer Ansprüche streitig machen: nicht alles, was Hell, Höll heisst, ist höllisch nach seinem Ursprung. Anders gesagt: im Gelände- namen Hell, Höll verbergen sich manchmal ganz andere Wörter. Ein Geständnis: dieses Letzte ist für meine Höllenforschung das Erste gewesen, nämlich der Argwohn gegenüber vielen Höllennamen. Er hat mich gezwungen, den Hellen, Höllen sprachlich und sachlich von allen Seiten zu Leibe zu rücken.
I Jetzt zur Sache und ersten Tatsache: in unserem Land sind heisse und kalte Höllen, dazu Höllen von sehr mannigfaltiger « Gelegenheit » und Beschaffenheit.
Man ist dem Rätischen Namenbuch von R.v. Planta und A. Schorta dankbar dafür, dass es bei jedem Namen wenigstens kurzen Bescheid über das Gelände gibt, ebenso dann und wann das Schweizerdeutsche Wörterbuch ( Idiotikon ). Meisterhaft veranschaulicht das Landschaftliche in Wort und Bild Paul Zinsli im Buch « Grund und Grat ». Dank schulde ich auch für zahlreiche mündliche und schriftliche Auskünfte über einzelne Höllen.
Heiss ist es in den schweizerischen Höllen ganz und gar nicht immer. Höllen sind doch etwa schattige, kalte Schluchten mit wilden Wassern, zum Beispiel mehrere Heil-Graben im Berner Oberland und im Wallis oder die Hell, durch welche der Schrabach nach Schiers hinausfliesst. Wie mancher Heil-Bach rauscht durch solche Höllen! Hellen sind ferner mächtige Höhlen im Innern des Berges, wohin nie ein erwärmender Sonnenstrahl dringt: das Höll-Loch im Muotatal. Felsschründe kennzeichnen die Hell von St. An-töhien-Castels. Auch Rietlandschaft kann Hölle heissen, so in Conters im Prättigau. Gar nicht selten bemerkt das Rätische Namenbuch zum Namen Hell, es sei ein Maiensäss, eine Mager- oder Fettwiese, ein Acker, ein Heimwesen, ein Haus: ein Maiensäss Hell kennt man in Grüsch, eine Wiese Hell in Ausserferrera, Fettwiesen und Äcker Hell in Malix, einen Dorfteil in der Hell auf Davos. Wald sind die Höllen von Haldenstein und Mastrils, auch das Davoser Hell-Tobel. Manchmal ist eine Hell ein Wegstück, zum Beispiel zwischen Hinterrhein und Zapport. Die Höll von Seewis ist ein Absturz in den Taschinerbach, auch manch andere Hell, Höll ein Steilhang. Die Fidriser Hell, eine Allmende mit Wald und kleiner Wiese, liegt über einem Tobel am Rande des Abgrunds: uf der Hell. Die Saaser Hell ist eine Mulde. Wirklich vielförmige « Gelegenheiten »! Und sogar ein einzelner Baum heisst Hell, berichtet das Schweizerdeutsche Wörterbuch.
Ganz ohne Theologie kommt man beim Deuten solcher Namen nicht aus. Wie beschaffen die Höllen der Bibel und dann der mittelalterlichen Spekulation sind, das muss sich vor Augen halten, wer Höllen im Gelände begutachten will. Darüber hinaus muss er allerlei Höllisches aus dem Volksglauben beachten und Altgermanisches, das darin spukt.
Allzu schnell denkt man, sobald mail das Wort Hölle vernimmt, an Feuer und Feuerqualen. Im Alten Testament kommt freilich das Tal Ge-Hinnom vor, wo Menschen durch Feuer zu Tode gequält werden, im Neuen Testament darum Ge-enna als Ort des Feuergerichts, in der Offenbarung des Johannes ein Feuersee, ein feuriger Pfuhl. Etwas ganz anderes ist im Alten Testament der Scheol: ein Totenreich, ein düsterer Ort in der Tiefe, nach dem Glauben der Juden zur Zeit Jesu durch eine Kluft in zwei Teile geschieden, noch nicht aber in zwei Orte der endgültigen Seligkeit oder Verdammnis. Das Neue Testament braucht für dieses Totenreich den griechischen Namen Hades. Es weiss von einer Kluft, welche da Gottlose und Fromme trennt, spricht vom « ewigen Feuer » und der « äussersten Finsternis », erkennt die eigentliche Qual des Sünders aber im Fernesein von Gott. Weit über die Bibel hinaus hat dann die mittelalterliche Spekulation das Bild der Hölle bestimmt, die Martern der Hölle besonders als Feuerqualen ausgemalt. Die Verdammten müssen in der helle brinnen und braten, oder in der helle baden, in den swevelsewen baden « in den Schwefelseen baden », werden in der Höllenküche gebraten und dann von Teufeln gefressen ( der Niederländer P. Bruegel hat später dergleichen gezeichnet und gemalt ). All dieses Feurige und Quälerische einer Hölle ist in die Namengebung im Gelände eingegangen.
Aber auch wesentlich anderes: das Totenreich. Zweierlei durch zwei Ausdrücke unterschieden hat Bischof Ulfilas im 4. Jahrhundert in seiner gotischen Bibel. Ge-enna, der Ort der Verdammnis, ist für ihn schlechthin gaiainna: für den fremden Begriff lässt er einfach das fremde Wort. Ein bodenständiges Wort hat er für den Hades des griechischen Bibeltextes, für die Unterwelt: halja. Das ist das germanische Wort für das Totenreich, im Althochdeutschen hellia, hella, im Mittelhochdeutschen helle, im Neuhochdeutschen Hölle. Bis ins 10. Jahrhundert hinein ist mit diesem germanischen Erb wort keineswegs ein Straf ort gemeint, sondern die Unterwelt. Kalt, neblig ist das germanische Totenreich mit seinen Sümpfen und Flüssen, schaurig und gefahrvoll durch Verlassenheit. Durch dunkle, felsen-zerklüftete Täler und Schluchten voller Mühen und Gefahren führt der Weg hinab. Sind wir nicht schon im Gelände mancher Schweizer Hell? Beim St. Galler Mönch Notker ( um das Jahr 1000 ) liest man föne dero hellolichun ndhttimberi, d.h. von der höllischen Nachtfinsternis: die stimmt besser zum dunkeln Totenreich als zur Feuerhölle und sehr wohl zu mancher Höllenschlucht unseres Landes. Noch auf der Berner Disputation von 1528 wird erklärt, es heisse Hell « ouch der stand der seelen nach diser zyt in der gemeine », d.h. der Ort der Seele nach dieser Zeit überhaupt, also das Totenreich. Auch schlechthin das Grab kann das Wort helle im Mittelalter und weiterhin meinen: si ist in der helle begraben. Das Grab war Aufenthaltsort der Toten, dann Zugang zum unterirdischen Totenreich. Auch Höhlen, Quellen, z.B. die heissen Quellen zu Baden, wie auch Brunnen, Teiche, alle Erdöffnungen werden Pforten zur Unterwelt, zur Helle, zum unterirdischen Totenlande, zu einem Toten-, Geister-, Seelenlande, dann auch zu einem Strafort. Anlass genug zu Ortsbezeichnungen wie Hell, Heil-Loch, Höllen-Tal. Vom feuchten, kühlen Grab hat das germanische Totenreich kalte, düstere Farben bekommen. Auch Kälte kann Qual sein, auch die widrige Feuchtigkeit des Sumpfes.
Dichte Wälder können das Totenreich umgeben. Der Weg zur Hölle ist etwa rauh, schmal, mit Dorngestrüpp bewachsen. Eine grüne Wiese liegt vor der Hölle, kommt aber auch als Vorort des Himmels vor. Nach germanischem Glauben gelangen Gestorbene, die zu Odin kommen, auf eine immergrüne Aue. Es lag nahe, das Totenreich sich als Abgrund, als Erd-schlund vorzustellen. Und warum soll der Höllenschlund nicht mit einem Verschluss gedeckt sein, etwa mit einem grossen, platten Stein? Eine Grabplatte schliesst ja auch den Toten im Grabe ein. Kein Wunder, dass im Lucidarius, einer christlichen Weltkunde um 1190, der Meister dem Jünger sehr mannigfaltigen Aufschluss über die Helle gibt, ein seltsames Gemisch von Feuerqual und Frostpein, von Rauch und Nebel. Man konnte wirklich in Gegenden von sehr verschiedener Beschaffenheit und « Gelegenheit » an Höllisches gemahnt werden und zum Namen Hölle greifen.
Hören wir, was Dichter über Höllen wissen und künden: allerlei, mancherlei auch sie.
Jeremias Gotthelfs Dursli macht ( ähnlich wie Kurt von Koppigen ) am Weihnachtsabend in Nacht und Wald Todes- und Höllenangst durch: « Wer sich in der Hölle glaubt, dem brennt der Angstschweiss auf dem Herzen, während im Frost klappern seine Glieder. » Er erlebt dann, wie es einem armen verdammten Sünder zu Mute wird, wenn ihn Gottes Hand aus der Hölle führt: « Das wusste er nun, in der Hölle war er nicht, da glänzen Gottes Sterne nicht, da spendet nicht der stille Mond seinen tröstenden Schein. » Das wäre Hölle, das ist manchmal die Lage einer landschaftlichen Hölle.
In C. F. Meyers Dichtung « Huttens letzte Tage » erzählt der Ritter Hütten, als Christ und Humanist mit Bibel und Heidentum vertraut, dass er Von Pfäffers ritt ins heisse Felsenbad, Wo man in Unterwelt und Wellenguss An schwankem Seile niederschweben muss, Wo keck zur Hölle fahren Mann und Weib Und wiederkehren mit geheiltem Leib.
Die Schlucht der Tamina, die Felsenkluft mit der heissen Quelle, ist da Unterwelt mit Wellenguss, wie der Hades mit seinen Flüssen oder das germanische Totenreich; die Kluft ist zugleich Hölle; doch ist es eine Hölle, aus der man mit geheiltem Leib wiederkehrt, wie der Gekreuzigte heil aus dem Grabe wiederkehrt, also eine Hölle als Totenreich. Kluft, Totenreich, Strafort, die drei Vorstellungen gehen da durcheinander, wie bei den Höllen im Gelände. Der todkranke Hütten erlebt glückselig noch den Herbst- und Abendglanz:
Ein Zug von Tagen warm und wonniglich Geleitet zu den Todesschatten mich.
Der Sterbende schaut den Tod, der ihn als hagerer Ferge durch drängende, rauschende Wellen zur steilen Geisterküste des Totenreiches führt:
Es starrt der Firn mir blass ins Angesicht__ Die steile Geisterküste schreckt mich nicht...
Es lohnt sich wohl, mit einiger Theologie und Mythologie und Dichterphantasie gewappnet den Schweizer Höllen nachzugehen, die Bezeichnung .Hell da und dort zu deuten, da und dort wenigstens etwas darüber zu vermuten, das Gelände mit schauenden Augen, mit Überlegen und mit Phantasie zu fragen: Warum heissest du denn « Hölle »? Die richtige Antwort kann uns der Ort freilich vorenthalten, uns etwas anderes sagen als den Menschen, die ihm den Namen Hölle gegeben haben. Ein Gedankengang ist immerhin ein Gang. Gänger sind wir nun einmal, Gänger auf Wegen und Irrwegen.
Schattenreich, Totenreich war und ist sicher manche unserer Höhlenhöllen, Schlucht-, Kluft-, Wasserhöllen. Über das Höll-Loch im Muotatal schreibt mir Max Oechslin: « Der Bach, der aus dieser Höhle kommt, aus der tiefen Unterwelt, ist der Höllbach », also aus der tiefen Unterwelt. « Zwischen Erstfeld und Attinghausen heisst im Bocki ein Landgut die Höll, und zwar, weil dort ein tiefer Felsspalt vorhanden ist und offen steht und den Weg zur Hölle zeigt. » « In Erstfeld liegt im Erstfelder Tal im Waldgebiet das Hölltal, das harmlos durch den Wald greift, aber dann am Ende plötzlich steil in das tiefe felsige Bachtobel hinunterfällt, in die Hölle ». ( Max Oechslin. ) Hinunter fällt « es », das Tal und das Gefühl. In mancher Höllenschlucht dringt uns durch die starkwollige Bergsteigerkutte Todesscliauer ins Gebein und Gemüt. Auch wenn wir « nur » von oben hinunterschauen in eine tiefgründige Wasserhölle, und dann erst recht! Hinunter geht « es » da, hinunter, wirklich hinunter. Durch Hirn und Herz geht « es », vom Kopf zum Fuss und in den Boden und ins Bodenlose, in den Tod. So war auch Pfarrer Sererhard zumute, als er ( laut seinem Buch von 1742 ) in der Viamala den Hinterrhein « durch eine ungeheure tiefe Kluft hinunter gegen Thusis » fliessen sah, « da die Felsen an theils Orten zusammen ragen, und beynache an einandern stossen, dass man nichts vom Rhein sehen mag, an theils Orten machen sie auch eine Öffnung, dass man in einen entzetzlichen abyssum hinundersehen kan, wie der Rhein mit seinem Anputschen an die enge Felsen einen weissen Schaum zeiget, und einen Wasserstaub von sich wirft. Man kan nicht wohl ohne Grausen und Schwindel durch diese Felsenklüfte hinundersehen. » Sererhard erzählt, wie das Volk sich vor Geistern und Gespenstern in wilden Schluchten fürchte. Er selbst kann nicht mit dem Volk an ein Totenreich glauben, kann der Meinung nicht beipflichten, dass Abgestorbene nach dem Tod wandeln: « in der Erde faulen die Leiber der Gottlosen und der Frommen; die Seelen der einen aber sind im Himmel, die der andern sind auch an ihrem Ort, nämlich in der Höll »; weder die einen noch die andern kehren wieder: « dann es ist eine so gar grosse Kluft bevestiget zwischen Himmel, Erden und Höll » ( nach Lukas 16 ). Aber eben für das Volk konnte und kann eine entsetzliche Kluft ein Totenreich sein, eine Hell, ein Heil-Graben, was dasselbe wie ein Höllen-Tal ist, und helle-fal ist im altern Deutsch soviel wie helle.
Dem Taugenichts Eichendorffs wird es « ordentlich grauslich » zumute, als ihn ein Kutscher im Mondschein durch ein wüstes Gebirge mit grauen, engen, steinigen Schluchten fährt, « und das einförmige, ewige Gerassel des Wagens schallte an den Steinwänden weit in die stille Nacht, als führen wir in ein grosses Grabgewölbe hinein ». Ganz Eichendorff nach Seelen- und Sprachklang, und doch nichts anderes als unsere Schluchtenhöllen.
Tal des Todes wird für den jungen Goethe an einem Sturm- und Nebeltage sogar die Höhe des Gotthard: « Schnee, nackter Fels, Moos, Nebel-See. Öde wie im Tale des Todes, mit Gebeinen besäet. » Biblische Landschaften konnte man in einheimischen wiedererkennen, Biblisches beim Namenschaffen nutzen, zumal im bibelkundigen, bibel-starken 16. Jahrhundert, Biblisches in schon vorhandene Namen hineinfühlen und hineinfüllen, längst geprägte Namen umdeuten.
Im 23. Psalm ist leibhaftige Landschaft, die der Psalmist geschaut, zum Landschaftsbild und zum Bild für Geistiges geschaffen hat. « Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, ich fürchte kein Unglück », hörte man aus der Lutherbibel. Wörtlich hiesse es: « im Tal des Todesschattens ». Eine Bibel-erklärung erläutert die Stelleso: « Durch tiefgerissene, dunkle Schluchten ging 's vom Gebirge hinab in die Jordanau. » Von der grünen Au ist denn auch im Psalm vorher die Rede: « Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. » Das Naturbild malt Luther in einer Auslegung des Psalms aus: « in einer lustigen, grünen Aue, die vieJ köstlichen, dicken Grases steht, weidet uns der Herr. » « Wir aber sitzen und ruhen hier, wiewohl wir viel Wüste in uns haben, fein sicher und fröhlich im Paradies und in einer lustigen, grünen Aue, da Grases und frischen Wassers die Fülle ist. » Wie herrlich, « dass ich mitten im Gras und in der Weide fein liegen, ruhn und wohnen kann ». Zwingli, der Sohn der Berge, aus dem obersten Toggenburg gebürtig, schaute die Stelle gebirgig und dachte an eine schöne Weide und das ruhige Wasser einer Alp im Gegensatz zum Wasser einer Kluft: « In schöner Weyd ernert er mich, zuo rüewigen Wassern trybt er mich », und anstatt « ernährt er mich » noch berglicher: « alpet er mich ». Auch « er trybt mich » klingt recht hirtenmässig, sodann auch « er trybt mich uf dem Pfad der Grechtigheit » ( Luther: « er führet mich auf rechter Strasse » ). Für das « Tal des Schattens des Tods » sagt Zwingli auf der Kanzel auch « Göw ( Gau ) des Schattens des Tods » oder « Heid des Schattens des Tods ». In der Zürcher Bibel von 1540 heisst es sehr heimatlich: « Er machet mich in schöner Weyd lüwen ( rasten ) und fürt mich zuo stillen Wassern... Und ob ich mich schon vergienge in das Göw dess tödtlichen Schattens. » In der Umgebung des Klosters St. Gallen, auch im Appenzellerland und im Thurgau hörten es die Leute um das Jahr 1000 aus dem Munde Notkers und seiner Schüler: « in dero stete da weida ist habet, er mich kesezzet... Gan ich ouh hie in mittemo scatue des todes » ( inmitten des Schattens des Todes ).
( Fortsetzung folgt )