Über Medaillen und Erfahrungen Topleistung der Skitourenrennfahrer an den Olympischen Jugendspielen
Der Nachwuchs der Schweizer Skitourenrennfahrer hat im Januar an den Olympischen Jugendspielen in Lausanne hervorragend abgeschnitten. Alle vier jungen Athleten des SAC Swiss Ski Mountaineering Team durften sich über Podestplätze freuen.
Zweimal Gold und zweimal Silber im Einzelrennen sowie Gold in der Staffel – die vier Vertreter an den Olympischen Jugendspielen (YOG) in Lausanne haben der Schweiz alle Ehre gemacht. Thibe Deseyn aus Leysin war denn auch eine würdige Fahnenträgerin für die Schweizer Delegation bei der Eröffnungszeremonie und sorgte bereits vor ihrem ersten Medaillengewinn für Schlagzeilen.
Gewinnen, verlieren, weitermachen
Am Tag nach der Eröffnung folgten Fernsehauftritte für die Kadettin des Swiss Ski Mountaineering Team und ihre drei Mitstreiter. Und besser konnte man es wirklich nicht machen, als gleich zwei Doppelmedaillen am ersten Wettkampftag im Einzelrennen zu holen: Thomas Bussard wird Olympiasieger vor seinem Zwillingsbruder Robin und Caroline Ulrich Olympiasiegerin vor Thibe Deseyn. Die vier Schweizerinnen und Schweizer hatten allen Grund zum Jubeln, und die Medien liessen es sich nicht nehmen, sie in den Himmel zu loben. Es entstand ein Interesse, an das sich die jungen Athleten und die Skitourenrennfahrer bis dahin im Allgemeinen nicht gewöhnt waren. Diese plötzliche Aufmerksamkeit hat sie vielleicht ein wenig verwirrt, was sie drei Tage später bei den Sprintrennen zu spüren bekamen: Die Bestform fehlte, und Caroline Ulrich hatte Pech. Gleich zu Beginn des Finals stürzte sie und erreichte schliesslich nur den sechsten Platz. Aber die Mannschaft erholte sich auf die bestmögliche Weise und trug am nächsten Tag den Olympiasieg in der Teamstaffel davon. Danach gaben sich die jungen Athleten philosophisch: «Wir müssen auch lernen zu verlieren», sagten die Brüder Bussard einige Tage nach den YOG. «Das ist einfacher, wenn das ganze Team am Boden ist. Wir waren alle enttäuscht, dass wir im Sprint nicht zeigen konnten, was wir können, und dieser Frust gab uns den Antrieb für die Staffel zurück.»
Eine gute Portion Erfahrung
Wenn diese Olympischen Spiele eine Premiere für die Skitourenrennfahrer waren, dann waren sie für Thibe Deseyn, die in wenigen Tagen ihren 17. Geburtstag feiert, eine Feuertaufe. Als jüngstes Mitglied des Schweizer Teams hat sie nach den Weltmeisterschaften in Villars 2019 zum zweiten Mal internationale Wettkampferfahrung gesammelt. Aber genau wie ihre Teamkollegen macht auch sie sich noch keine allzu grossen Gedanken über die Zukunft. Trotzdem ist sich die Gymnasiastin bewusst, dass die diesjährigen YOG-Erfahrungen ihr in der nächsten Saison helfen werden, wenn sie im Weltcup zum ersten Mal bei den Juniorinnen mitmachen wird. «Ich freue mich darauf, mich international messen zu können, das wird mir einen Schub geben», sagt sie. Für die anderen bestätigte sich an den YOG, dass mit ihnen in den nächsten Jahren durchaus zu rechnen ist. Auch Trainer Malik Fatnassi ist stolz auf seine Schützlinge: «Die vier haben ihr langfristiges Potenzial bewiesen. Sie haben während der YOG grosse Reife gezeigt und vor allem viel gelernt. Mit dem Druck der Medien und mit den Dopingkontrollen wurden sie wie Elitefahrer behandelt. Und so haben sie sich nach der Enttäuschung im Sprint auch verhalten.»
Chance fürs Skitourenrennen
Selten hat der Skitourenrennsport so viel Aufmerksamkeit erhalten wie an diesen YOG. Innerhalb weniger Tage sorgten die vier Athletinnen und Athleten des SAC Swiss Ski Mountaineering Team für Schlagzeilen in den Medien. Und auch über die Wettkämpfe in Villars hinaus hat die Sportart grossen Anklang gefunden: In den Strassen von Lausanne konnten sich Passantinnen und Passanten selbst im Skitourenfahren versuchen. Nach Schätzungen der Organisatoren rutschten insgesamt mehr als 1000 Waadtländer Schulkinder und mehrere Hundert Personen pro Tag den Kunstrasenplatz hinunter.
Alles deutet darauf hin, dass das Skitourenrennfahren in der breiten Öffentlichkeit an Beliebtheit gewonnen hat, und sogar die Aufnahme in die Kategorien der Olympischen Spiele 2026 scheint über jeden Zweifel erhaben zu sein. Doch Malik Fatnassi bleibt lieber realistisch. «Das Medieninteresse an unserem Sport ist nach den YOG sehr schnell zurückgegangen, und ich will mir keine Illusionen machen», sagt der Nachwuchstrainer. Aber was auch immer passiert, das Skitourenrennfahren hat die Chance gepackt, dem Olymp näherzukommen.