Typischer Granitberg? Nicht ganz!
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Typischer Granitberg? Nicht ganz! Piz Bernina (4048 m)

Der Piz Bernina ist einer der ganz wenigen Berge der Schweiz, die aus Diorit bestehen. Das plutonische Gestein ist leicht mit Granit zu verwechseln, besteht aber nur aus zwei Mineralien.

Für die meisten Bergsteiger, die den Piz Bernina erklimmen, ist der Fels dort ein typischer Granit: solide, körnig, ungeschiefert, nur von Klüftchen durchzogen, bräunlich anwitternd. Doch langsam! Ihr alle kennt das Merksprüchlein für die Zusammensetzung von Granit: «Feldspat, Quarz und Glimmer, das vergess ich nimmer.» Man kennt den Granit im Mont-Blanc-Gebiet, im Urnerland oder an der Grimsel. Doch habt ihr einen solchen Granit schon mal genauer angeschaut? Die gräulich-bräunlichen, fast fettig glänzenden Quarze sind leicht erkennbar, auch die schwarzbraunen Dunkelglimmerplättchen. Der Feldspat – das ist das Ungenaue am Sprüchlein – umfasst beim Granit immer zwei Arten, Kalifeldspat und Plagioklas. Manchmal kann man diese von Auge unterscheiden, manchmal nicht. Also besteht Granit immer aus vier Mineralien. Und nun nehmt bei der nächsten Tour auf einen der Gipfel der Bernina- oder der Rosatschgruppe einen Stein in die Hand und schaut genau hin. Ihr werdet sehen: «Feldspat, Quarz und Glimmer» stimmt hier nicht, denn es gibt nur zwei Substanzen, eine schwarze und eine weisse. Also ist es kein Granit – sondern Diorit, in diesem Fall Berninadiorit. «Di» steht für «zwei», weil Diorit eben nur aus zwei Mineralien besteht, nämlich aus der schwarzen Hornblende und dem weissen Plagioklasfeldspat.

Diorit gehört wie Granit zu den Tiefengesteinen oder Plutoniten, die in rund 5 bis 30 Kilometern Tiefe aus schmelzflüssigem Magma langsam auskristallisiert sind. In grossen Magmakammern kann es vorkommen, dass im Verlaufe der Abkühlung zuerst dunkle Gesteine wie Diorit, später das Übergangsgestein Granodiorit und schliesslich Granit auskristallisiert. Manchmal werden die schon verfestigten Dioritgesteine vom jüngeren Granitmagma zerbrochen und in Schollen gelegt – das gibt dann eine magmatische Brekzie. Wie die meisten Plutonite der Alpen sind die Berninadiorite nicht während der Alpenbildung, sondern viel früher bei der vorletzten Gebirgsbildung in der Karbonzeit entstanden und passiv in die Alpenbildung einbezogen worden.

Bequem am Weg

Ohne auf einen der Berge zu steigen, kann man auch bequem beidseits des Wegs von Morteratsch zum zurückschmelzenden Gletscher wunderbare Stücke von Berninadiorit studieren. Ebenso finden sich dort Blöcke, in denen die erwähnten magmatischen Brekzien zu sehen sind.

Bei den magmatischen Vorgängen gelangte das Granitmagma teilweise auch in höhere Lagen und durch Schlote in grossen Vulkanausbrüchen schliesslich an die Erdoberfläche. Solche vulkanischen Ausbruchsgesteine kann man im Gebiet Piz Trovat und Diavolezza studieren – doch das ist schon wieder eine neue Geschichte.

Geologisch spannende Berge der Schweizer Alpen

Die Geologie der Alpen ist furchtbar kompliziert, die Vielfalt an Gesteinen fast unendlich. Doch es gibt viele bekannte Berge, die auch für den Geolaien spannende und spektakuläre geologische Phänomene bieten, die gut zu erkennen und einfach zu verstehen sind. Davon erzählt diese Serie des bekannten «Vermittlungsgeologen» und Bergführers Jürg Meyer (www.rundumberge.ch).

Praxistipp Gesteine bestimmen→ Hauptgesteinsmineral Nr. 1: Quarz

Quarz ist ein Hansdampf in allen Gassen. Ihr findet ihn in allen granitischen Gesteinen, in den meisten Gneisen, aber auch in Sandsteinen, Kalksandsteinen und als mikrokristalline Knollen (Silex, Feuerstein, Hornfels) in Kalksteinen. Mit der Lupe könnt ihr erkennen, dass Quarz uneben bricht (er hat keine Spaltbarkeit) und auf den Bruchflächen fast fettartig glänzt. Er ist meist durchscheinend mit hellgrauer bis hellbrauner Farbe. Ein wichtiges Diagnosemerkmal: Quarz ist härter als Stahl – ihr könnt mit Quarzkörnern die Klinge des Taschenmessers leicht ritzen. Probiert es aus!

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