«Top Rock Challenge» in Crans Montana
Etabliert sich Bouldern als Wettkampfsport?
Verrückte Kletterstellen findet man nicht unbedingt in schwindelerregender Höhe. Dies haben die zahlreichen Zuschauer am Wochenende vom 22./23. August 1998 im Verlauf des internationalen Boulderwettkampfs « Top Rock Challenge » in Crans Montana erfahren. An der vom SAC mitorga-nisierten Veranstaltung hat die Elite der internationalen Wett-kampfszene mit Kreativität, Kraft und Dynamik beeindruckt.
Die besondere Faszination eines Boulderwettkampfs ergibt sich aus der räumlichen Nähe von Zuschauern und Athleten. Dies schafft sehr rasch einen persönlichen Bezug und lässt die Zuschauer Erfolg und Scheitern der Kletterinnen und Kletterer besonders intensiv miterleben. Frédéric Tusca ( F ) am 6. Boulder im Finaldurchgang Bei konventionellen Kletterwettkämpfen zeigt die erreichte Höhe sofort, wie gut der Kletterer « im Rennen » steht. Vor eine etwas andere Situation sieht sich das Publikum des « Top Rock Challenge » gestellt. An diesem Boulderwettkampf klettern oft mehrere Wettkämpferinnen und Wettkämpfer gleichzeitig an verschiedenen « Problemen ». Es ist für die Zuschauer somit nicht möglich zu sagen, wer im Moment in Führung liegt oder wer die besten Chancen hat, das Zwischenklassement umzustürzen. Erst am Schluss werden auf Grund der Auswertung der Einzellei-stung an jedem Boulder Sieger und Verlierer durch die Jury ermittelt.
Besondere Attraktivität eines Boulderwettkampfs
Weshalb bleiben die vielen Zuschauer und Passanten trotz der Unübersichtlichkeit der ständig an mehreren Orten stattfindenden Kletteraktivitäten gebannt und begeistert stehen und vergessen darob, dass sie eigentlich ganz andere Pläne haben?
Bouldern als spielerische Form des Kletterns Ein Grund könnte die spielerische Natur der Kletterdisziplin Bouldern sein. Weil stets in Absprunghöhe geklettert wird, können sich Teilnehmer und Zuschauer voll und ganz auf die Bewegung konzentrieren. Weder vor Erschöpfung saure Unterarme noch Adrenalinschübe stören die Harmonie und Kreativität, die das Bouldern auszeichnen. Dies hat sich am Beispiel des routinierten schweizerischen Animation des SAC: Crans Montanas Dorfjugend tüftelt ihrerseits an den Klet-terproblemen.
Wettkampfkletterers Elie Chevieux bei seinem Versuch an der zweiten von sechs Kletteraufgaben in Crans Montana gezeigt: Mit einem gezielt dynamischen Zug erreicht Elie einen grossen abschüssigen Griff oberhalb der Dachkante.. " " .Vorsichtig zieht er die Füsse nach und hängt kopfüber. Aus dieser Position schwingt er gekonnt zu zwei weiter links befestigten grossen Griffen, an denen er sich wiederum mit den Fussen verhakt. Einer Fledermaus gleich lässt er nun die Hände los. So baumelnd, berührt er den Zielgriff mit beiden Händen, den die Routensetzer erneut unterhalb des Dachs angebracht haben. Das Publikum spendet lauthals Beifall, denn der Schweizer ist der erste, der diese ausgefallene Stelle schafft. Jacky Godoffe, Boulderspezialist aus dem französischen Fontainebleau und Schöpfer dieses « Problems », sagt dazu: « Die Boulders müssen witzig sein, Sport- und Wettkampf klettern Explosiv und konzentriert -trotzdem reicht es François Petit, dem Titelverteidiger des Top Rock Challenge'97, in Crans Montana nicht ganz zum Sieg ( 2. Platz ).
das Publikum sollte staunen, und zur Lösung einer Kletteraufgabe darf nicht nur Muskelkraft entscheiden. Bewegungskreativität ist hier ebenso bedeutend. » Der Zuschauer kann wählen Vielleicht fasziniert « Top Rock Challenge » auch darum, weil die Zuschauer gefordert sind, wenn an den drei getrennt aufgestellten, viereckigen Boulderwänden in Spitzenzeiten bis zu sechs Personen gleichzeitig klettern. Am interessantesten ist es, bei einem spektakulären Boulder zu verweilen. So lässt sich zum Beispiel beobachten, wie am zweiten Boulder der Damen alle mit einem gewaltigen Sprung an die Kante oberhalb eines konkaven Überhangs springen. Alle ausser der Schweizerin Iva Hartmann. Statisch blockiert sie den weiten Zug und bedient sich dabei eines kleinen Trittchens als Zwischengriff, um damit an die Kante zu gelangen. Doch beim nächsten Zug, einem Auf-richter, bei dem Balance und Beweglichkeit entscheiden, ist auch sie mit ihrem Kletterlatein am Ende.
Unmittelbare Nähe zum Wettkampfgeschehen Übt der Wettkampf in Crans Montana deshalb eine besondere Faszination aus, weil die Zuschauer den Athleten so nahe sind? Anders als bei konventionellen Kletterwettkämpfen, bei denen alle einzeln nacheinander aus der Isolationszone an die Kletterwand geführt werden und nach dem Einsatz wieder verschwinden, kann man beim Boulderwettkampf die Spitzenleute während einer ganzen Stunde direkt beobachten. Man fiebert mit und teilt ihre Freude und ihren Ärger sozusagen hautnah. Dazu gehört etwa der heftige Temperamentausbruch des französischen Kletterers François Lombard, als er auch im dritten Versuch am fünften Boulder keinen Zug weiterkommt. « Je ne comprends pas !», ruft er voller Verzweiflung. Nach dem sechsten Versuch schlägt er mit einem Lappen wütend auf die Wand ein. Doch alle Aggressivität nützt nichts, wenn die Kraftreserven verbraucht sind.
Der Schweizer Matthias Trottmann setzt alles auf eine Karte.
Publikumsmagnet Boulderwettkämpfe
Zunehmendes Interesse am « Top Rock Challenge » Ob verrückte Kletterzüge, ein abwechslungsreiches Programm oder hochgehende Emotionen: In Crans Montana überzeugt das Bouldern das Publikum und die Wettkämpfer gleichermassen. Die Organisatoren des Anlasses1 können stolz sein auf den Erfolg: Erst vor zwei Jahren ist zum ersten Mal eine derartige Veranstaltung durchgeführt worden. Damals hat das französische Bergdorf Val d' Isère die FFME ersucht, einen Kletterwettkampf zu organisieren mit der Vorgabe: minimale Kosten und unter freiem Himmel. « Mir wurde klar, dass sich diese Bedingungen nur mit einem Boulderwettkampf erfüllen lassen. Während grosse Kunst-wände rasch Zehntausende von Franken kosten, sind die Boulderwände 1 Thierry Olive, Fédération Française de la Montagne et de l' Escalade ( FFME ), Hanspeter Sigrist, SAC, und RiccardoZanoni, Crans Montana 2 International Council for Competition Climbing Die Rangliste ist zumindest für das Publikum sekundär [Rang 1: Stéphanie Bodet ( F ), Rang 2 ( I. ): Chloé Minoret ( F ), Rang 3 ( r ): Nataliya Perlova ( UKR)].
Stéphane Julien überrascht mit einem klaren Sieg.
mit geringem Material- und Personalaufwand schnell zusammengebaut », sagt Thierry Olive.
Nach dem erfolgreichen Probelauf in Val d' Isère haben sich auch andere Bergorte dafür interessiert. Und so ist Olive während des Sommers 1997 mit seinen Boulderwänden und einem festen Helferteam von einem Berg-sportort zum nächsten gezogen: Der Boulderzirkus « Top Rock Challenge » war geboren.
Und er wächst schnell: Nachdem dieses Jahr auch ausserhalb von Frankreich Wettkämpfe stattgefunden haben, wird nächstes Jahr der internationale Wettkampfverband ICC2 das Konzept übernehmen. Erstmals soll damit ein Boulderweltcup mit Stationen in Frankreich, Italien, der Schweiz und Österreich stattfinden.
Bouldern im Aufwind « Bouldern hat nun auch in der Schweiz den Charakter einer simplen Trainingsdisziplin gesprengt », sagt Gaby Madiener Sigrist, die Zuständi-ge für den Leistungssport im SAC. Und weil für Boulderwettkämpfe an- dere Fähigkeiten gefragt sind als für konventionelle Routen, denkt man nun im SAC laut über die Gründung einer Bouldermannschaft nach. Nur so scheint es möglich, Bouldertalente gezielt zu fördern und damit den Anschluss an die Weltspitze nicht zu verpassen.
Bernard van Dierendonck, Zürich Resultate « Top Rock Challenge » Elie Chevieux löst den spektakulären Dach-boulder.
Herren Damen 1. Julien Stéphane, FRA 1. Stéphanie Bodet, FRA 2. François Petit, FRA 2. Chloé Minoret, FRA 3. Salavat Rakhmetov, RUS 3. Nataliya Perlova, UKR 13. Elie Chevieux, SUI 4. Iva Hartmann, SUI 10 weitere Schweizer Teil- 8. Anna-Tina Schultz, SUI nehmer klassierten sich zwischen Rang 19 und 37
Sicherheit, Medizin, lettungswesen
Sicurezza, medicina, soccorso in montagna
Sécurité, médecine, sauvetage
das Seil auslassen -vorzubeugen, befand sich ein zweiter Ausbilder unten, um gegebenenfalls durch Zug an beiden Seilsträngen eine unkontrollierte, zu schnelle Abseilfahrt sofort stoppen zu können. Tage zuvor hatten die Ausbilder diese Art des Abseilens und der Sicherung mehrfach gründlich durchdacht, durchexerziert und waren zum Schluss gekommen, dass auf diese Weise keinerlei Gefahr besteht.
Es kam jedoch gar nicht zum Abseilen. Der « Adventure»-Teilnehmer hatte etwas Angst vor der Tiefe und lehnte sich dreimal mit dem Oberkörper hinaus, um jedes Mal beim Blick in die Tiefe vor Angst wieder aufzugeben. Beim vierten Mal - stürzte er bis zum Boden und erlag an Ort und Stelle seinen Verletzungen. Der Abseilachter befand sich noch oben im Seil, der Karabiner hing im Anseilgurt des Abgestürzten.
Was war passiert?
Durch das mehrfache Hinauslehnen hatte sich der Abseilachter ungünstig auf den verschlossenen