Sportklettern. Einstieg zum Aufstieg
Eine Übungsauswahl für Kinder und Jugendliche1 Sportklettern, das sich als « freies » Klettern an Felsen und künstlichen Kletterwänden in den letzten Jahren verstärkt hin zum Breitensport entwickelt hat, findet heute zunehmend Eingang in die Schule. Dadurch steigt die Nachfrage nach Informationen im methodisch-didaktischen Bereich. Das Lehrmittel Einstieg zum Aufstieg richtet sich sowohl an Lehrkräfte und Kursleiter als auch an Freizeitsportler. Den Schwerpunkt bildet eine umfangreiche Übungs-sammlung mit Anregungen für den Unterricht und das Training auf jeder Könnensstufe.
Übungen: Klettern mit Kindern Es ist wichtig, dass mit Kindern auch kindgerecht, das heisst auf spielerische Art und Weise, geklettert wird. Entsprechend steht variationsreiches und phantasievolles Klettern im Vordergrund und nicht das Erlernen von spezifischen Bewegungsmustern.
Berg und Tal ( Abb. 1 ) An der Kletterwand oder Boulderwand werden ( zum Beispiel mit einem Seil ) « Berge » und « Täler » markiert. In dieser Übung erklimmen die Kinder einen « Berg », geniessen die Aussicht und steigen wieder ins « Tal » ab, klettern von dort auf den nächsten « Berg » usw.
1 Die Übungen sind dem neuen Lehrmittel Sportklettern. Einstieg zum Aufstieg entnommen. Das Buch kann beim SAC-Verlag bezogen werden; vgl. auch die Buchbeprechung auf S. 54 des vorliegenden Heftes.
Für diese Übung eignen sich eine Boulderwand oder die untersten drei Meter einer Kletterwand. Man sollte auf eine grosse Auswahl an Griff- und Trittmöglichkeiten achten.
Variationsformen Auf jedem « Berggipfel » ist irgend etwas aufgehängt: beispielsweise eine Glocke oder eine Trillerpfeife, mit der die Kinder ihre Leistung kundtun können, oder ein Korb mit einer kleinen Zwischenverpflegung ( Bonbons ).
Tier-Routen ( Abb. 2 ) Die Kletter- oder Boulderwand wird in Korridore aufgeteilt. Jeder Korridor wird nach einem bestimmten Tier benannt: Es entstehen die « Affen-Route », die « Frosch-Route », die « Storchen-Route », die « Tiger-Route » usw. Die Kinder versuchen nun, dem Routennamen entsprechend zu klettern. In der « Tigerroute » zum Beispiel schleichen sie wie ein jagender Tiger über Tritte und Griffe.
Variationsform Ein Kind imitiert die Bewegungen eines Tiers. Das zweite Kind versucht, das vorgespielte Tier zu erraten.
Seilschaft ( Abb. 3 ) Zwei Kinder stecken sich je ein Ende eines 2,5 bis 3 m langen Seil-stücks in den Hosenbund ( nicht anbinden !) und klettern als Seilschaft kreuz und quer an der Kletterwand herum.
VariationsformenEin Kind verbindet sich die Augen und wird vom zweiten Kind geführt.
Das Vorsteigende Kind versucht, möglichst schwierige Passagen zu klettern. Kann das seilzweite noch folgen?
Top-Rope-Klettern ( Abb. 4 ) Die folgenden Bewegungsaufgaben gestalten das Top-Rope-Klettern abwechslungsreicher:
Die Kinder versuchen, auf Kommando des Leiters oder des Siche-rungspartners eine Position einzunehmen, in der sie eine Hand loslassen können.
Sie versuchen, die Route, die sie soeben hinaufgeklettert sind, auch wieder abzuklettern. Was ist anders? Wo liegen die Schwierigkeiten?
Eine einfache Route mit vielen Griffen klettern sie « blind ».
Die Kinder klettern eine Route so schnell wie möglich. Wer klettert die Route am schnellsten?
Wer hat den Mut, sich mitten im Klettern ins Seil fallen zu lassen? Die Sicherungspartner müssen dabei straff sichern!
Abb. 5 Klettern im Vorstieg Abb. 4 Top-Rope-Klettern Klettern im Vorstieg ( Abb. 5 ) Kinder, die die entsprechenden Sicherungstechniken beherrschen, dürfen selbstverständlich auch vorsteigen. Für Kinder bis höchstens 40 kg Körpergewicht sind Halbseile empfehlenswert, da diese Seile dünn ( liegen gut in den kleinen Händen ) und leicht sind. Beim Einklinken des Seils können sich die Kinder auch an den Expressschlingen halten.
Für den Vorstieg werden einfache und kurze Routen mit « kindgerech-ten » Abständen der Zwischensicherungen ausgesucht ( Bohrhaken eventuell mit Band- oder weiteren Expressschlingen verlängern ).
c 01 a Jugend-Infos,Berichte,Aktivitäten Übungen: Spezielle Bewegungsmuster erlernen In schwierigerem Gelände, das heisst wenn die Wand sehr steil oder sogar leicht überhängend ist, wenn es nicht mehr so viele Griffmöglichkeiten gibt und die Griffabstände grösser werden, muss die Kletterin2 über mehrere Lösungsmöglichkeiten verfügen. Sie muss sich vom einfachen Bewegungsmuster des « Leiterkletterns » lösen und sich neue, den veränderten Gegebenheiten angepasste Bewegungsmuster aneignen.
Frosch ( Abb. 6 bis 8 ) Mit dieser Technik erzielt man bei frontaler Körperstellung eine grosse Reichweite.
Die Kletterin hält sich an einem oder zwei guten Griffen und versucht, als Ausgangsposition für die nächste Verlagerung des Körperschwerpunkts, eine « froschähnliche » Position einzunehmen. Dazu tritt sie hoch an und belastet den Tritt mit der Innenseite des Fussballens ( Abb. 6 ). Der zweite Fuss wird nachgestellt, und sie befindet sich in der « Froschposition » ( Abb. 7 ). Jetzt stösst sie sich aus dieser Stellung mit beiden Beinen hoch und kann weitergreifen ( Abb.8 ).
Es sollte dazu eine 90 bis 110 Grad steile Wandpartie gewählt werden, mit grossen Griffen und einer Tritt-höhe von 60 bis 80 cm.
VariationsformenDie Kletterin versucht, die Bewegung zu rhythmisieren. Dies im Sinn von Tritt - Tritt - strecken; oder sich ganz klein machen - sich ganz ausstrecken...
Kann die Kletterin in der « Froschposition » eine Hand loslassen?
Eindrehen ( Abb. 9 bis 11 ) Die Kletterin versucht, mit Hilfe einer Eindrehbewegung einen Griff zu erreichen, den sie in einer frontalen Körperstellung nicht oder nur mit Mühe erreichen kann. Dazu dreht sie 2 Die männliche bzw. die weibliche Schreibweise wurde entsprechend dem Geschlecht der zur Darstellung der betreffenden Übung abgebildeten Personen gewählt.
die linke Schulter und Hüfte ein. Dabei zeigt ihre linke Schulter in Richtung des rechten Griffs oder zum Zielgriff. Jetzt setzt sie den linken Fuss mit der Aussenseite auf ( Abb. 9 ) und stösst sich mit dem linken Bein hoch; ihr rechtes Bein, dessen Fuss mit der Fussinnenseite aufgesetzt wird, unterstützt die Stossbewegung des linken Beins ( Abb. 10 ). Sie tritt nach und nimmt wieder eine stabile Position ein ( Abb. 11 ).
Die Kletterin führt die Eindrehbewegung in beideRichtungen fünf-bis zehnmal aus. Die Eindreh- und Stossbewegung des wandnahen Beins kann zuerst am Fuss der Kletterwand geübt werden.
Die Kletterin wählt den Ausgangs-griff so gross, dass sie ihn von beiden Seiten halten kann. Der Zielgriff befindet sich 100 bis 120 cm weiter oben. Die Tritte unterhalb des Griffs sollten möglichst gut sein.
Variationsform Als Gegensatzerfahrung versucht die Kletterin, den Zielgriff in frontaler und in eingedrehter Körperstellung zu erreichen.
Übertreiben ( Abb. 12 ) Die Kletterin klettert mehrere Züge nacheinander mit deutlichem Eindrehen. Sie achtet darauf, dass die Fortbewegung hauptsächlich durch das Strecken der Beine ( vor allem des wandnäheren Beins ) geschieht. Sie achtet darauf, dass sie die Arme dabei möglichst wenig beugt.
Die Griffe befinden sich im. Abstand von 100 bis 120 cm.
VariationsformenDie Kletterin verstärkt die Eindrehbewegung, indem sie in der Phase des Weitergreifens von der Wand wegschaut. Bei starkem Eindrehen berührt der Bauch oder die Brust den Arm, der den Griff fixiert.
Sie stellt sich vor, sie hätte am Bauch einen Scheinwerfer. Sie wechselt von der frontalen zur ein-gedrehten Positionen und schaut, wohin ihr Strahl leuchten würde.
Eine Freundin sagt ihr, wohin sie mit ihrem Scheinwerfer leuchten soll.
Sie versucht, eine eingedrehte Position einzunehmen, in der sie eine Hand loslassen kann.
4 Abb. 12 Übertreiben Abb.9bis11 Eindrehen c Übungen: Die Wahrnehmung verbessern Der fortgeschrittene Kletterer zeichnet sich durch ein ausgeprägtes Bewegungs- und « Klettergefühl » aus. Grundlage dazu ist ein gutes Wahrnehmungsvermögen, das ihm über die verschiedenen Sinne fortlaufend Informationen liefert. Je differenzierter sein Wahrnehmungsvermögen ist, desto besser kann er auf schwierige Situationen richtig reagieren. Mit den folgenden Übungen wird die Wahrnehmung gezielt verbessert.
Mit verbundenen Augen klettern ( In sich « hineinsehen » ) Weil der Sehsinn ( der visuelle Ana-lysator ) ausgeschaltet ist, kann der Kletterer besser kinästhetische Informationen ( Längen- und Spannungs-veränderungen der Muskeln, Sehnen und Bänder ) wahrnehmen und so diesen oft unterentwickelten Wahrneh-mungskanal schulen.
Diese Übung sollte ausschliesslich im Top-Rope durchgeführt werden!
Mit der nachstehenden oder ähnlichen Anweisungen wird der « blinde » Kletterer durch die Route geführt: « Der nächste grosse Griff für die linke Hand liegt etwa 40 cm in Richtung 10 Uhr !» Variationsform Der Kletterer beschreibt einem Kameraden die Ruheposition: « Ich stehe in einer gespreizten Stellung, mein Körperschwerpunkt befindet sich ziemlich genau zwischen den beiden Tritten, mein linkes Bein ist gestreckt, mein rechtes Bein ist leicht gebogen, das linke Bein trägt die Abb. 14 Gegensatzerfahrungen grösste Belastung » Der Kamerad beobachtet, ob das beschriebene Innenbild mit dem Aussenbild übereinstimmt, und korrigiert falls nötig.
Slow Motion ( Abb. 13 ) ( Das Bewegungsempfinden durch sehr langsames Klettern verstärken ) Der Kletterer bewegt sich im Zeitlupentempo. Er entlastet durch eine kontrollierte Gewichtsverlagerung einen Fuss und stellt ihn langsam auf den nächsten Tritt ( einmal hingestellt, darf die Fussstellung nicht mehr verändert werden !). Das Körpergewicht verschiebt er langsam über den neuen Tritt. Das Trittbein streckt er langsam in Kletterrichtung und fasst langsam an den nächsten Griff usw. Die Bewegung sollte in jeder Phase kontrolliert sein. Man merkt beim Zeitlupenklettern sofort, ob man schlecht steht oder den Körperschwerpunkt falsch positioniert hat.
Für diese Übung eignet sich eine einfache Route.
Gegensatzerfahrungen ( Abb. 14 ) ( Durch das Lösen von gegensätzlichen Bewegungsaufgaben ein differenziertes Wahrnehmungsvermögen heranbilden ) Der Kletterer variiert die Bewegungen in Bezug auf Raum, Zeit und Kraft. Er verbessert sein Bewegungsgefühl durch das Sammeln von Empfindungen und Wahrnehmungen in möglichst vielen unterschiedlichen Situationen.
ÜbungsformenMit möglichst grossem Schritt sehr hoch antreten. Anschliessend ( wenn möglich an der gleichen Stelle ) mit vielen, kleinen Schritten klettern.
Einmal langsam und einmal schnell klettern ( wenn möglich an der genau gleichen Stelle oder in derselben Route ).
Zwischen statischem und dynamischem Klettern wechseln.
Entspannt klettern ( Abb. 15 ) ( Nach innen horchen ) Kontrolliertes Atmen beruhigt und hilft in schwierigen Klettersituationen, die Ruhe zu bewahren.
Der Kletterer achtet auf ein regelmässiges Atmen. In jeder Ruheposition atmet er mehrmals ganz tief durch.
Variationsform Der Kletterer bewegt sich im Atemrhythmus.
Bernard van Dierendonck, Zürich ( Nach dem Lehrmittel: Sportklettern. Einstieg zum Aufstieg, vgl. Anm. 1 )
Fauna und Flora
Fauna e flora
Distelfalter wechseln, ähnlich den Zugvögeln, das Gebiet, einige erreichen im Herbst den Süden Europas.
Faune et flore