Spitzensport an der Landesgrenze Grenzwächterin und Skialpinistin
Gabrielle Magnenat ist Mitglied des Swiss Team des SAC und hat bereits einen beeindruckenden Palmarès. Sie hält unter anderem den Frauenre-kord auf der Patrouille des Glaciers. Und sie arbeitet als Grenzwächterin. Der Beruf ermöglicht es der 29-Jähri-gen, selbst während ihrer Arbeitszeit Skialpinismus zu betreiben. Die Waadtländerin schildert uns ihre Eindrücke von diesem besonderen Beruf.
Bernard Mayencourt: Warum sind Sie Grenzwächterin geworden?
Gabrielle Magnenat: Ich wollte unbedingt Skialpinismus als Spitzensport betreiben. Aus diesem Grund wandte ich mich dem Beruf Grenzwächterin zu. Denn wer in der Schweiz professionell Skialpinismus betreiben will und auch noch davon leben will, hat eigentlich nur eine Möglichkeit: bei der Grenzwacht zu arbeiten. Vorher studierte ich an einer Ingenieurschule. Ich stand ein Jahr vor dem Abschluss, da entschloss ich mich, die Richtung zu wechseln. Hätte ich nicht unbedingt Skialpinistin werden wollen, hätte ich meine Erstausbildung nicht abgebrochen. Heute bin ich aber vollkommen zufrieden mit meiner Berufswahl. Ich liebe meinen Beruf.
Was gefällt Ihnen besonders?
Ich liebe die Teamarbeit. Wir bilden eine grosse Familie. Besonders schätze ich auch den Kontakt mit den Reisenden und den Pendlern. Auch wenn er nur kurz ist, ist es immer sympathisch, ein paar Worte mit den Passanten zu wechseln. Und drittens erachte ich es als eine gute Sache, wenn wir Drogen oder Waffen beschlagnahmen. Ausserdem habe ich das Glück, lediglich zehn Minuten von meinem Arbeitsort in Vallorbe entfernt zu wohnen. Ich bin immer mit dem Velo unterwegs. Es ist wirklich eine Freude, in der eigenen Region arbeiten zu können.
Wie verläuft ein typischer Arbeitstag?
Im Sommer nehme ich einmal pro Monat an einem einwöchigen Trainingslager im Rahmen des SAC Swiss Teams teil. In den Wochen, in denen ich am Zoll arbeite, mache ich regelmässig Trainings von einer bis zwei Stunden pro Tag. Ich geniesse auch die zwei Freitage pro Woche, um mein Training zu verlängern. Im Winter bin ich von der Arbeit freigestellt, um an den Skitourenrennen teilnehmen zu können. Fast jedes Wochenende nehme ich an einem nationalen oder internationalen Wettkampf teil. Am Montag und am Dienstag ruhe ich mich aus, und an den anderen Tagen trainiere ich. Auf dem Programm stehen Technik, Muskelaufbau und Touren mit hoher Intensität.
Wie lange dauert die Ausbildung zur Grenzwächterin?
Wir machen zuerst eine einjährige Ausbildung. Anschliessend machen wir Stages, und dann bekommen wir ein Diplom. Von da an folgt eine ständige Weiterbildung mit Kursen in Sport und Rettung. Schliesslich kann man sich in verschiedenen Bereichen spezialisieren. Es gibt auch Aufstiegsmöglichkeiten; man kann Unteroffizier, Postenchef oder Offizier werden.
Wie stehen eigentlich Ihre männlichen Kollegen zu Ihnen?
Auf der Berufsebene wird kein Unterschied zwischen Männern und Frauen gemacht. Das Vertrauen ist gegenseitig. Es kommt oft vor, dass man in Zweierteams arbeitet, und dann ist man acht Stunden am Tag zusammen, es herrscht immer ein guter Teamgeist. Ich liebe die Atmosphäre, die an meinem Arbeitsplatz herrscht.
Haben Sie während Ihrer Tätigkeit auch schon Kriminelle verhaftet?
Es kommt vor, dass wir Drogen- oder Waffenschmuggler verhaften oder Leute, die ohne Führerausweis Auto fahren.
Und wenn Sie einen grossen Gauner erkennen, wie würden Sie sich verhalten?
Wenn ich jemand erkenne, der gefährlich ist, dann würde ich so tun, als ob ich ihn nicht kenne. Ich würde dann diskret Hilfe von den Kollegen anfordern. Wie ich schon gesagt habe, wir arbeiten im Team in wirklich enger Zusammenarbeit. Es tut immer gut, mit andern zusammen zu sein, wenn man einer gefährlichen Person gegenübersteht.
Welchen Rat würden Sie einer Frau geben, die diese Laufbahn einschlagen möchte?
Es ist ein schöner Beruf. Man erlebt jeden Tag vollständig unterschiedliche Situationen, und man muss wissen, wie man mit ihnen umgeht. Dieser Beruf entwickelt sich ständig. Politische Entscheidungen wie das Schengen-Abkommen verändern die Voraussetzungen. Man lernt jeden Tag etwas Neues.