SAC-Hütten im Scheinwerferlicht
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SAC-Hütten im Scheinwerferlicht Zum Jubiläum leuchten die Hütten

26 SAC-Hütten rückt Gerry Hofstetter von April bis Oktober an jeweils einem Tag in ein spezielles Jubiläumslicht. Beim Besuch in seinem Basislager in Zumikon erklärt der Schweizer Lichtkünstler, welches Bild der Berge er vermitteln will.

Was für eine Biografie: Chef Investment bei einer Schweizer Privatbank, Helikopterpilot, Scharfschütze, Sprengspezialist, Junioren-Schweizer-Meister im Kunstturnen, Ausbildner von ausländischen Eliteeinheiten für Kriegseinsätze im Gebirge, Eventdesigner, Marketingplaner, Betriebsökonom und natürlich Lichtkünstler. So spektakulär die Vita, so unscheinbar das Domizil von Gerry Hofstetter. Fast bin ich etwas enttäuscht, als ich bei trübem Wetter in Zumikon an einer Strasse mit mehreren Autogaragen und einem Gemeindegebäude auf eine relativ bescheidene Tafel mit der Aufschrift «Hofstetter Marketing» treffe, die neben einem grauen Wohnblock steht. Farbe kommt aber in den Tag, als Gerry Hofstetter eintrifft. Zu den Motorrädern, die wir auf dem Weg in sein Büro passieren, meint er lakonisch: «Sichere Geldanlage.» Und ergänzt: «Bei Ducati ist es wie bei mir: Es entstehen Produkte mit Leidenschaft.»

 

Bei der Terrihütte ging ihm ein Licht auf

Leidenschaftlich arbeitet Gerry Hofstetter auch für das SAC-Jubiläumsprojekt «SAC-Hütten im Alpenglühn». In seinem mit unzähligen Dokumenten bunt gefüllten Büro legt er ein Buch vor mich auf den Tisch. Es ist so hoch wie ein Bildband, aber doppelt so breit: der Beschrieb des Projekts.

«Die Idee für das Unterfangen kam mir, als ich vor zwei Jahren in einer Kampagne für einen Milchverarbeiter die Terri­hütte beleuchtete», erzählt Hofstetter. Dabei wurde ihm wieder bewusst, dass sich SAC-Hütten häufig in einer gerade auch für ihn als Lichtkünstler fantastischen Umgebung befinden. Als eine kurze Recherche ergab, dass der SAC bald das 150-Jahr-Jubiläum begehen würde, ging Hofstetter als Überzeugungstäter auf den SAC zu. Er traf auf offene Türen. Denn sein Vorschlag war in mehrfacher Hinsicht attraktiv: Hof-stetter wollte nicht nur Clubhütten zum Glühen bringen, sondern auch alles, inklusive Finanzierung, selber organisieren. Der Alpenclub brauchte lediglich das Patronat zu übernehmen.

Auf einer Doppelseite des grossformatigen Projektbeschriebs bleibe ich hängen. Rechts befindet sich eine Art Mindmap, die etwa so kraus ist wie das Haar des Künstlers, links eine Tabelle. «So funktioniere ich: Bei der Ideenfindung sprudeln die Gedanken ziemlich unkontrolliert, aber vernetzt. Danach strukturiere ich systematisch die Ideen für die Umsetzung.»

 

Steinböcke für die Gleckstein

Der Umsetzungsplan ist weit gediehen: Hofstetter wird 26 Hütten in ein besonderes Licht tauchen, für jeden Kanton eine. Die Läntahütte etwa leuchtet für den Kanton Thurgau, da sich die hüttenbesitzende Sektion Bodan in Mostindien befindet. Da es nicht für beide Appenzell eine eigene Hütte gibt, beleuchtet Hof-stetter zusätzlich das Alpine Museum in Bern. Dieses verwandelt sich im Jubiläumsjahr auch in eine SAC-Hütte und zeigt eine grosse Ausstellung über den Club (vgl. S. 66). Für diese Spezialhütte in Bern wie auch für jede andere Hütte hat sich der Künstler ein Zeitfenster von einigen Tagen in der Periode zwischen April und Oktober reserviert. In dieser Zeit wird er an einem Abend und an einem Morgen die Hütte eine Stunde lang beleuchten. Klar ist, dass auf jede Hütte das Schweizer Kreuz, das Jubiläumslogo und das Kantonswappen projiziert werden. Passend zum Titel des Projekts «SAC-Hütten im Alpenglühn» kommt auch die Farbe des Sonnenuntergangs überall zum Einsatz. Die restlichen Motive generiert Hofstetter aus der spezifischen Situation am Ort. «Bei der Glecksteinhütte wird es etwas mit Stein-böcken sein, bei der Albignia ist die Wasserkraft ein Thema», verrät er.

 

Für die Berge in der Nähe begeistern

Ein Ziel des Projektes ist es, die Schönheit von nahe gelegenen Berglandschaften aufzuzeigen. Wie gut die illuminierten Hütten erreichbar sind, will Gerry Hofstetter auf schweiss­treibende Weise selber demonstrieren. Er wird alles Mate­rial für die Lichtprojektionen von einem maximal 15-köpfigen Team hinauftragen lassen. «Das Tragen des 35 Kilogramm schweren Projektors ist dabei Chefsache», hält der Lichtkünstler fest. Als ich selber den Projektor nebenan in der Garage hochhebe, bin ich restlos vom körperlichen Einsatz des Lichtkünstlers überzeugt. Damit die Botschaft genügend Verbreitung findet, lässt Hofstetter seine Aktionen dokumentieren. So sind immer ein Fotografen- und ein Filmteam dabei. Aus dem Material sollen ein Buch und ein Film entstehen.

Sieht Gerry Hofstetter bei dieser Jubiläumsaktion für einen Club oder bei anderen Auftragsbeleuchtungen kein Problem mit seiner Rolle als unabhängiger Künstler? Der Befragte winkt ab: «Fragen, was vermeintlich wahre oder echte Kunst ist, interessieren mich nicht. Für mich zählt die Leidenschaft. Ich will mit Begeisterung der Bevölkerung unsere schöne Bergwelt mit ihren SAC-Hütten näherbringen und so die Leute motivieren, mehr in die Natur und in die Berge zu gehen.»

 

Der Zufall spielt mit

Zu Ende meines Besuchs frage ich Hofstetter, was die Berge ihm persönlich bedeuten. Er denkt kurz nach und erklärt, dass er die Berge und insbesondere auch die Alpen mit Erhabenheit und grosser landschaftlicher Vielfalt verbinde. Zudem ist er überzeugt, dass Berge prägend sind für das Schweizer Selbstverständnis.

Als ich das Büro des Lichtkünstlers verlasse, regnet es kräftig. Das widrige Wetter ruft mir eine Aussage von Hof-stetter in Erinnerung: «Unser Projekt hängt natürlich auch vom Wetter ab. Doch das ist gut so. Denn zwei ganz wichtige Faktoren, die auch beim Bergsteigen berücksichtigt werden müssen, sollen zur Geltung kommen: Planung und Zufall.»

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26 Hütten im Alpenglühn

Zentral bei der Auswahl der Hütten war die Forderung des SAC nach innovativem und umweltschonendem Transport des Materials. Hofstetter verzichtet wenn möglich auf Helikopterflüge. In Ausnahmefällen erfolgt der Materialtransport zusammen mit einem regulären Hütten-Versorgungsflug. Der Künstler bemüht sich, die Energie möglichst autark bzw. aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. Er hat sich verpflichtet, die Beleuchtung nur auf das Kulturobjekt Hütte zu fokussieren, eine kurze Beleuchtungsdauer einzuhalten, Schutzgebiete und Wildruhezonen zu respektieren und nötige Bewilligungen selber einzuholen. Die SAC–Umweltrichtlinien werden eingehalten.

 

Daten: sac-cas.ch/150Jahre

Informationen über das Projekt: hofstetter-marketing.comLight Art Expedition «Hütten im Alpenglühn».

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