Pro und Kontra: Braucht es Suiten in SAC-Hütten?
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Pro und Kontra: Braucht es Suiten in SAC-Hütten? Kontra von Bernhard Winkler

Der Komfort in SAC-Hütten steigt. Die Betten werden breiter, die Zimmer kleiner. In immer mehr Hütten können die Gäste Doppelzimmer buchen. Wie viel Luxus braucht es in den Hütten? «Die Alpen» haben die Meinung von zwei Hüttenwarten eingeholt.

«Ein Zweierzimmer würden wir bei uns definitiv nicht einrichten. Das würde nicht zur Fründenhütte passen, es wäre nicht stimmig. Das klassische Steingemäuer steht hier auf 2500 Metern über Meer in einer schroffen alpinen Umgebung. Der Zustieg ist anspruchsvoll. Wir sprechen in der Sektion zurzeit über eine massvolle Renovation der Hütte, aber wir wollen keinen Hotelstandard erreichen. Wir wollen die Leute nicht mit mehr Komfort auf die Hütte locken. Wir haben andere Trümpfe: urwüchsige Landschaft, Behaglichkeit in der Hütte und ein Stück Nostalgie. Es stehen Geranien auf Fenstersimsen, und wir begrüssen die Gäste persönlich. So sind die Übernachtungszahlen in den letzten drei Jahren gestiegen – ohne Veränderung der Infrastruktur. Wichtig ist uns, dass man gut und sicher in die Hütte kommt. Wir investieren jedes Jahr viele Mannstage in den Wegunterhalt.

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Wir können uns durch den eher bescheidenen Standard von anderen Gaststätten abheben.

Für mich steht allzu viel Komfort im Widerspruch mit dem ursprünglichen Zweck der SAC-Hütten. Sie sollten als einfache Unterkünfte die Alpenwelt erschliessen, und zwar auch für Leute mit kleinem Portemonnaie. Die Übernachtungstaxe deckt die Infrastrukturkosten knapp, grosszügige Rückstellungen sind kaum möglich. Für Erneuerungen sind Spenden, Freiwilligenarbeit und Mittel Dritter zwingend nötig. Luxusinvestitionen würden den Rahmen sprengen. Meines Erachtens muss es auch nicht das Ziel sein, um jeden Preis möglichst viele Übernachtungen zu erreichen und Umsatz zu bolzen. Nicht jede Komfortsteigerung ist als Marketingmassnahme ökonomisch sinnvoll. Hier gilt es, wachsam zu sein.

Ein weiteres Problem der ‹Suiten›: Sie riechen nach Hotel und wecken entsprechende Ansprüche. Noch wenn wir wollten, könnten wir denen nicht gerecht werden. Wir haben kein fliessendes Trinkwasser und wegen Wasserknappheit keine Dusche. Bei anderen, besser erschlossenen Hütten sieht das anders aus. Dort kann es durchaus sinnvoll und passend sein, etwas mehr Luxus anzubieten.

Wir können uns durch den eher bescheidenen Standard von andern Gaststätten abheben. Ich erlebe das etwa bei Berufsschulklassen, die auf die Hütte kommen. Zu Beginn bricht Panik aus, weil es weder Dusche noch Internetzugang gibt. Haben sich die Lehrlinge aber einmal damit abgefunden, entdecken sie alte Karten- und Brettspiele und unterhalten sich miteinander. Die meisten Gäste haben Verständnis, wenn man ihnen erklärt, weshalb es in unserer Hütte etwas bescheidener zu- und hergeht. Da haben wir Hüttenwarte und der SAC als Verband eine wichtige Aufgabe zu erfüllen.»

Bernhard Winkler

Bernhard Winkler und seine Frau führen seit vier Jahren die Fründenhütte (58 Schlafplätze, 2562 m, kürzester Zustieg: 3 h, SAC Sektion Altels). Sie liegt zwischen Blüemlisalp und Doldenhorn im Berner Oberland. Die Gäste schlafen in vier Massenlager à 6, 12, 16, und 24 Betten.

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