Präzisere Warnung bei Altschnee
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Präzisere Warnung bei Altschnee Neuerungen im Lawinenbulletin

Im vergangenen Winter gab es auffallend viele tödliche Lawinenunfälle in den westlichen Voralpen. Schuld war ein aussergewöhnliches Altschneeproblem. Das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) informiert nun im Bulletin allgemein präziser vor Lawinenproblemen.

«Lawinen können in tiefen Schichten ausgelöst und gefährlich gross werden, besonders im selten befahrenen Tourengelände. Die Gefahrenstellen sind eher selten, aber schwer zu erkennen.» Wer in den inneralpinen Regionen des Wallis oder des Graubündens auf Skitour geht, ist mit derlei Hinweisen im Lawinenbulletin und der damit verbundenen Altschneeproblematik vertraut. Aber ein Altschneeproblem in den Freiburger Alpen – wie bitte?

Schwache Schneedecke in den westlichen Voralpen

Im Winter 2018/2019 haben sich 6 der 18 tödlichen Lawinenunfälle in den westlichen Voralpen ereignet. Der Grund dieser noch nie zuvor beobachteten Häufung liegt in einem Altschneeproblem, das im letzten Winter in den westlichen Voralpen besonders ausgeprägt war. Dies ist aussergewöhnlich, da das Altschneeproblem sonst vor allem in den inneralpinen Gebieten des Wallis und des Graubündens vorkommt. Diese Gebiete sind schneearm und windgeschützt, und es ist hier kälter als anderswo. So können sich Schwachschichten bilden und lange bestehen bleiben.

Verantwortlich für die meisten schweren Unfälle in den westlichen Voralpen war der ungünstige Schneedeckenaufbau, der sich nach dem weihnächtlichen Regen bis über die Waldgrenze entwickelt hatte. Die nasse Schneeoberfläche wurde zur Kruste, und darüber oder darunter entstanden in der Folge Schwachschichten. Dass die Schneedecke nur dünn war, hat die Situation noch zusätzlich verschärft. Wird eine solche Schwachschicht überschneit, kann sie zu einer über Wochen anhaltend kritischen Lawinensituation führen.

Das Altschneeproblem im Lawinenbulletin

Leider ist ein solches Altschneeproblem im Gelände auch für fortgeschrittene Tourengeher meist nur schwer zu erkennen. Einfacher und für jedermann zugänglich ist das Lawinenbulletin. Dort werden seit 2012 typische Lawinenprobleme angegeben. Während unter dem Punkt Lawinengefahr die Frage «Wie hoch ist die Gefahr?» beantwortet wird, gibt der Punkt Lawinenproblem einen Hinweis auf die Frage «Was ist das Problem?». Das Altschneeproblem ist besonders kritisch, weil die Lawinen gross und damit sehr gefährlich werden. Um deutlicher auf diese Gefahr hinzuweisen, wird das Lawinenproblem «Altschnee» ab diesem Winter im Lawinenbulletin nur noch verwendet, wenn ausgeprägte Schwachschichten vorhanden sind, in denen ein Schneesportler auch einen Bruch erzeugen und damit eine Lawine auslösen kann.

Neu: «kein ausgeprägtes Lawinenproblem»

Auch die Lawinenprobleme «Neu- und Triebschnee» werden künftig klarer unterschieden: Bei markanten Schneefällen wird neu nur noch die Bezeichnung «Neuschnee» statt wie bisher «Neu- und Triebschnee» verwendet. Schnee fällt selten ohne Wind, und so sind in den Neuschneeschichten oft auch Triebschneeansammlungen eingelagert. Typisch am Lawinenproblem «Neuschnee» ist aber, dass die Gefahrenstellen weitverbreitet sind. Dies im Gegensatz zum Lawinenproblem «Triebschnee», wo die Gefahrenstellen lokaler und einfacher zu erkennen sind.

Hat es keinen Neuschnee gegeben, ist der Triebschnee älter als drei Tage und kaum noch auslösbar und sind auch keine ausgeprägten Schwachschichten vorhanden – eine Situation, die bisher meist als Altschneeproblem kommuniziert wurde –, wird neu der Hinweis «kein ausgeprägtes Lawinenproblem» verwendet.

Ob das Altschneeproblem künftig wieder in seinen angestammten inneralpinen Regionen anzutreffen sein wird, bleibt offen. Wo immer es aber auftaucht, ist es eine ernsthafte Gefahr für Wintersportler im Lawinengelände.

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