Österreichische Alpenzeitung
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Österreichische Alpenzeitung

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Auch bei der Besprechung dieser Zeitschrift muß ich es bedauernd konstatieren, daß der Ton der Polemik über den „ alpinen Stil ", sehr zum Schaden der Sache, ein überaus heftiger geworden ist. Sicherlich sind die Herren Georg Bourdon, Dr. A. Heckel, Josef Ittlinger, Dr. Karl Prodinger und Otto Oppel durch die Angriffe von E. Enzensperger auf Erich Königs „ Empor ", an dem sie mitgearbeitet hatten, provoziert worden, aber ich weiß es aus eigener Erfahrung, daß man bei der Abwehr sich durch Hitze nur Blößen gibt und daß man gut daran tut,die besten Hiebe für einen anfälligen zweiten Waffengang zurückzubehalten. Auch ist es sicherlich nicht ritterlich, in einer literarischen Fehde den angeblichen Minderwert des Gegners als Bergsteiger zu seiner Bekämpfung auszuspielen und seine prinzipielle Gegnerschaft als Mißgunst gegen besser befähigte Alpinisten zu deuten. Auf einer höheren Warte stehen die Erörterungen von Joseph Ittlinger über die „ Alpinen Impressionen " Conrad Falkes und dessen „ Erwiderung ". Und zu der kühlen Höhe eines Lehrbuches der alpinen Moral würde sich die Vorlesung von Oskar Erich Meyer „ Geist und Kleid, zur Psychologie des Alpinismus und des alpinen Stiles " erheben, wenn ihm nicht unversehens der Mystizismus des von ihm verehrten Guido Lammer den Sinn verwirrte und ihn zu blühender, aber nicht leicht verständlicher Phrasierung seiner Gedanken über diesen Stoff verführte. Und mit allem, was ich seit mehr als einem Jahre über den neuen alpinen Stil gelesen habe, bin ich doch nicht zu einem neuen Glauben gekommen, sondern halte nach wie vor dafür, daß es mit dem Schriftstellern eben auch nicht anders gehe als mit dem Violinspiel, von dem ein bekannter Virtuose seinem Schüler, einem Prinzen von Wales, der sein Urteil erbat, sagte: „ Es gibt drei Sorten von Violinspielern: solche, die gar nicht, solche, die schlecht, und solche, die gut spielen können. E. K. H. haben es bereits bis zur zweiten Stufe gebracht. " Ich fürchte, daß es unter denen, welche die alpine Geige spielen, nur ganz wenige Künstler ersten Eanges gebe, und daß Herr Oskar Erich Meyer seine Freunde und Parteigenossen überschätzt. Wenn ich in diesem Punkte nicht mit allem einverstanden bin, was ich in der Ö.A.Z. lese, so kann ich dagegen der sonstigen Tätigkeit der Mitglieder, wie sie sich in den Texten und Bildern ausdrückt, nur Lob zollen. Ungemein verdienstlich ist es, daß Dr. A. v. Martin und G. Dyhrenfurth die Besteigungsgeschichte der Hohen Tatra revidiert und einem darin hausenden Raubritter das Handwerk hoffentlich für immer gelegt haben. Über die ausgedehnte touristische Tätigkeit des Ö. A. C. geben, neben den zahlreichen Tourenberichten, welche die gesamten Alpen, die Tatra und die Cordilleren umfassen, folgende Aufsätze eingehendere Auskunft: Die erste Ersteigung des Mont Brouillard, von Dr. Karl Blodig; Skifahrten in den Ötztaler Fernern, von Ing. Hans Beindl; eine Ersteigung des Crozzon di Brenta von Norden, von Franz Niebert; auf die Dent d' Hérens, von Dr. Walter Bergmann; über den Baeckmanngrat, von Richard Weitzenböck; eine Wanderung in den Bergamasker Alpen, von Franz Kriner; ein Wintertag im Wilden Kaiser, von Leon Späth; das Täschhorn und seine Hütte, von Ernestine Lecher; die Nordwand des Hochwanners, von Franz Niebert; der Thurnerkamp-Südgrat, von Ing. Otto Langl; von der Fünffingerspitze, von Paul Hübel; auf den Windgall über den Südostgrat, von ing. K. Jaksche; aus dem Cordillerenabschnitt Aconcagua-Tupungato, von Dr. Fritz Reichert; auf neuem Wege zum Patteriol, von Dr. Karl Gruber; winterliche Bergfahrten in der Hohen Tatra, von Dr. Alfred v. Martin; Matterhorn über den Zmuttgrat, von Josef Ittlinger; die zweite und dritte Ersteigung der Triglav-Nordwand, von Gustav Jahn; der Falkenstein in der sächsischen Schweiz, von Oskar Schuster etc. Das sind fast lauter „ schwere und schwerste " Touren, und man begreift, daß sich Leute solchen Kalibers nicht gerne von Unberufenen am Zeug flicken lassen. Aber eben darum: take it coolly. Die Illustration besteht nur aus wenigen, aber schönen Kunstblättern ( Mont Brouillard, Crozzon, Matterhorn und Dent d' Hérens ) und einigen Routenskizzen.Redaktion.

IV.

Chronik des S.A.C.

für das Jahr 1907.

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