Mit der Kletterwand auf Schulbesuch Gute Noten für die SAC-Tournee
Seit Dezember 1999 bis zu den kommenden Sommerferien ist die mobile SAC-Kletterwand zwischen Crans Montana im Wallis und Rorschach am Bodensee pausenlos im Einsatz. In den Turnhallen von insgesamt 17 Schulhäusern wird rund 10 000 Schülerinnen und Schülern eine Schnupperstunde im Kunstfels ermöglicht. In der Kantonsschule Zug war im März 2000 Tourneehalbzeit.
Montagmorgen - Kantonsschule Zug -Turnstunde: Weder ein Ballspiel noch Geräteturnen stehen auf dem Programm. Der Wochenstart für die kleine Gruppe von Schülerinnen und Schülern ist alles andere als Routine: Sie helfen beim Aufbau der mobilen SAC-Kletterwand. Für Aufregung ist an diesem Morgen gesorgt. Obwohl der Lastwagen mit der in ihre Einzelteile zerlegten Wand rechtzeitig um 7.30 Uhr vorfährt, fehlt die zuständige Fachperson. Ratlos stehen die Jugendlichen vor dem voll bepackten Gefährt: Was tun mit drei Tonnen Material, den zahlreichen Brettern, bunten Kunstgriffen, Gerüststangen, Schrauben, Muttern und Klettermaterial? Kurzerhand übernimmt der Abwart die Initiative. Und bis die Fachperson dann doch noch eintrifft (die Strecke Zürich-Zug ist berüchtigt für stockenden Morgenverkehr!), ist der Lastwagen schon beinahe leer, und dem zügigen Aufbau der Kletterwand steht nun nichts mehr im Weg.
Während 20 Wochen tourt die SAC-Kletterwand durch die Schweiz von einer Turnhalle zur anderen. Sie ist der zentrale Bestandteil des Ju-gendprojekts «Sportklettern macht Schule». «Mit dieser Tournee möchten wir das Klettern im Schulsport fördern und uns dabei als kompetenten Ansprechpartner etablieren», sagt der SAC-Jugendbeauftragte Markus Ruff. Bereits letztes Jahr testete er in einer Pilotwoche an der Kantonsschule Thun das Konzept (vgl. ALPEN 5/99). Die positive Resonanz motivierte ihn, am Projekt weiterzuarbeiten. Die eigentliche Knacknuss bildete dabei die Finanzierung. Denn nicht nur das Budget der Jugendkommission hat seine Grenzen, auch die Schulen leiden unter einem erheblichen Spardruck. Sie können die anfallenden Kosten für Transport, Aufbau, Wandmiete sowie für die qualifizierten Kletterlehrer unmöglich allein berappen. Dank den für das Projekt gewonnenen Sponsoren Rivella und Black Diamond konnte der von der Schule zu leistende Beitrag auf 1600 Franken pro Woche gesenkt werden. Daraufhin gab Markus Ruff grünes Licht für sein Projekt. Die Kanti Zug reagierte spontan auf die Ausschreibung des SAC und sicherte sich rechtzeitig zwei Wochen im schnell ausgebuchten Tourneeplan. Anlässlich einer in der Schule organisierten Medienorientierung sagte der erfahrene Zuger Turnlehrer Marc Füglister:«Schüler wie Lehrer sind von der Kletterwand hell begeistert. Ein besonderes Lob verdient auch der Kletterlehrer und Bergführer Robi Rehnelt, der während der ersten Woche die Kletterlektionen erteilte und die Turnlehrer soweit ausbildete, dass sie in der zweiten Woche ihre Schüler selbstständig an der Wand betreuen konnten. Sein pausenloser Einsatz und die hohe Qualität seiner Kletterlektionen haben uns stark beeindruckt.»
Die Zuger Lehrerschaft ist Trendsportarten - zu denen sie auch das Klettern zählt - gegenüber offen eingestellt. Einige Klassen leisten sich auch ausserhalb des SAC-Angebots ab und zu einige Turnstunden an einer nahe gelegenen Kletterwand. Obwohl das Klettern als ideale Schulsportart geschätzt wird, sind diese Ausflüge aber zu umständlich und kostspielig, um sie allen Klassen zu ermöglichen. Darum wird seit einigen Jahren an der Kantonsschule laut über den Bau einer Kletterwand nachgedacht. «Die zwei Wochen SAC-Kletterwand haben nun auch die kritischen Stimmen an der Schule von diesem Projekt überzeugt», meint Füglister. Und dies ist gut so, denn der Bau einer neuen Turnhalle steht unmittelbar bevor. Und damit auch Platz für eine Kletterwand.
Der SAC möchte mit der Tournee «Sportklettern macht Schule» aber nicht nur die Schulen zum Bau von Kletterwänden anregen, sondern mit dem Projekt auch junge Leute für das Bergsteigen begeistern. Denn heute steigen die meisten über das sichere und wenig aufwändige Sportklettern in den Alpinismus ein. In Zug macht die JO der Sektion Rossberg mit Stell-wänden und Infobroschüren auf sich aufmerksam. « Tatsächlich tauchen bei unseren Klettertrainings an der Wand in Baar jetzt vermehrt neue Gesichter auf », freut sich der Jugendchef Etienne Hirt. « Die Tournee verschafft uns sowohl Publizität als auch wertvolle Kontakte mit der Lehrerschaft und mit den Schülern. Gleichzeitig müssen die Jugendgruppen ein aktives Programm -wie beispielsweise unsere Klettertrainings - anbieten, sonst ist die Werbung umsonst. Die Jugendlichen interessieren sich in erster Linie für das sportliche Angebot und sind seltener auf der Suche nach einem geselligen Vereinsleben. » In den beiden Zuger Wochen pro-fitierten1500 Schülerinnen und Schüler vom SAC-Angebot. Erneut sind es einige von ihnen, die am Freitagmittag die SAC-Wand wieder abbrechen und im Lastwagen verstauen helfen.
Markus Ruff hat den Aufbau am nächsten Ort, in der Turnhalle der Primarschule Baisthal, bereits organisiert und meint dazu: «Die Organisation und Betreuung dieser Tournee benötigt sehr viel Zeit und Energie. Doch die vielen positiven Rückmeldungen und die Unterstützung durch die SAC-Jugendgruppen vor Ort sind motivierend.» Für Ruff ist es selbstverständlich, dass der SAC auch in Zukunft mit Sportklettern Schule machen wird.