Mensch und Natur
Ein Plädoyer für Zurückhaltung und das Bemühen um einen Modus vivendi Je mehr Menschen sich im Gebirge aufhalten, desto grosser wird die Störung und desto häufiger sind Proteste. Schon in den siebziger Jahren waren manche belgischen Felsen für Kletterer gesperrt, weil dort geschützte Vögel nisteten. Heute tauchen die Schilder « Klettern verboten » ziemlich überall auf. Die Fischer protestieren gegen den Kanusport und das Canyoning, die Jäger gegen alle, die das Wild stören, vor allem gegen Pilzsammler. Ich selber konnte, ehe ich etwas über Amphibien wusste, nicht verstehen, wie man dafür kämpfen konnte, Feuchtgebiete, Torfmoore und andere Sumpfzonen zu bewahren, anstatt sie trockenzulegen und damit das lästige Mückenpro-blem endgültig zu lösen.
Man muss zugeben, dass wir in vielen Fällen schrecklich ahnungslos und schlecht informiert sind. Der wesentliche Punkt ist meiner Meinung nach, dass der Mensch sich einbildet, über alles andere erhaben zu sein, was dazu führt, dass ihm alles einerlei ist. Dabei sollte er sich bewusst sein, dass er nur einen kleinen und ganz bestimmten Platz im empfindlichen Gleichgewicht der Natur einnimmt und all ihre anderen Komponenten, die ebenso Anrecht auf Lebensraum haben, zu respektieren hat. Ist er zu dieser Bescheidenheit bereit, fähig zu beobachten und hinzuhören, dann wird sich ihm eine wunderbare Welt öffnen, deren Existenz er sich nicht einmal vorstellen konnte.
Wenn zum Beispiel ein Kletterer einen Wald durchquert, um an den Fuss der Felsen zu kommen, und dabei laut spricht und lärmt, kann er sicher sein, die Tiere zu erschrecken, so dass sie flüchten. Bewegt er sich dagegen so leise wie möglich, so wird er Tiere in grosser Zahl entdecken, Eichhörnchen, Füchse, Rehe, Gemsen, Wildschweine, vielleicht sogar einige Hirsche. Und wenn er dann beim Klettern, statt zu schreien und Radau zu machen, schweigend und vorsichtig das Leben der Vögel in den Wänden beobachtet - die Zeit der Werbung im