Marmolata
Der Gratrücken der Marmolata trägt mit der Punta Penia (3343 m) den höchsten Gipfel der Dolomiten. Seine zwei Kilometer breite und bis zu 800 Meter hohe felsige Südwand ist eine der berühmtesten der Alpen. Zum Passo Fedaia im Norden zieht der Ghiacciaio della Marmolada hinab. Dort tummeln sich Skifahrer und in der einst eisigen Nordflanke öfter mal Freerider. Im Ersten Weltkrieg gab es im Gletscher eine «Eisstadt» mit langem Tunnelnetz.
Wie wärs?
Die normalen Routen kombiniert: Aufstieg über den Westgrat (1450 Hm, WS, 7 h), eine Klettersteig- und Gletschertour. Beim Zustieg von Norden quert man Reste des Vernel-Gletschers, der Westgrat-Klettersteig ist mittelschwierig (K2). Abstieg über zweite Normalroute nach Norden mit kurzen Kletterstellen (I), dann über den Marmolada-Gletscher zum Rifugio Pian dei Fiacconi.
Die historische Route: Rund 200 Routen bis zum zehnten UIAA-Grad verlaufen durch die Südwand. Die Tomasson-Führe (24 SL, IV+/V, 5 h) war die erste auf die Punta Penia. Eröffnet hat sie die Engländerin Beatrice Tomasson am 1. Juli 1901 mit den Führern Michele Bettega und Bortolo Zagonel – bei Schneesturm und Steinschlag. Der aktuelle Führer von Maurizio Giordani warnt vor «dem nicht gerade soliden Fels» und «dem sehr strengen Ambiente».
Die berühmte Route: Die Vinatzer (1936) / Messner (1968) (30 SL, VI+ A0 oder VII–, 10–12 h) ist der absolute Klassiker in der Südwand. Der Messner-Ausstieg durch die fantastischen, aber unübersichtlichen Platten ab Wandmitte ist eine von Messners bedeutendsten Kletterleistungen. Weitere legendäre Südwandrouten sind Moderne Zeiten (VIII–, Mariacher/Iovane, 1982) und der Weg durch den Fisch (IX–, Koller/Sustr, 1981). Hansjörg Auer (1984–2019) durchstieg 2007 beide Routen Free Solo.
«Hier walten Emotionen und Erfahrungen, die es wert sind, erzählt zu werden. Um zu verstehen.»
Maurizio Giordani hat an der Südwand über 50 neue Routen erschlossen und seit 1986 ihren Verlauf in Führern dokumentiert.