Loulous unbekannte Nordwand
«In den Dreissiger- und Vierzigerjahren war Loulou sowohl im Fels als auch im Eis zweifellos die herausragende Bergsteigerin im Alpenraum», schreiben Caroline Fink und Karin Steinbach in Erste am Seil. Pionierinnen in Fels und Eis (Tyrolia Verlag, 2013). Allein mit der Zweitbegehung des Croz-Pfeilers in der Nordwand der Grandes Jorasses 1935 hat sich die Genferin Loulou Boulaz (1908–1991) einen ganz grossen Namen gemacht. Weitere Nordwanderfolge sind: Mont Vélan, Studerhorn und Zinalrothorn (alles Erstdurchsteigungen), Dru (Zweitdurchsteigung), Walker-Pfeiler sowie Comici an der Grossen Zinne (je als erste Frau). Nur die Eiger-Nordwand glückte nicht. Ganz vergessen aber ging die Erstdurchsteigung der 650 Meter hohen Nordwand des Arbenhorns/Mont Durand (3712 m) zuhinterst im Val de Zinal am 27. Juni 1942 zusammen mit René Caloz und ihrem Lebensgefährten Pierre Bonnant. Dieser berichtete im ersten Band von Berge der Welt 1946 über die schwierige Premiere. Dabei ging Loulou, die oft als Erste vorauskletterte, als Letzte. Weil sie aber beim «Schlussrennen» (Zitat Bonnant) ihrer Gefährten nicht mitmachen wollte, streifte sie noch im Steilhang das Seil ab und stieg solo zum Gipfel.