J. Jegerlehner: Sagen aus dem Unterwallis
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J. Jegerlehner: Sagen aus dem Unterwallis

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Basel, Verlag der schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde, 1909.

Durch eine Unaufmerksamkeit von ihrer Seite ist die unterzeichnete Redaktion letztes Jahr verhindert worden, das ihr rechtzeitig zugestellte neue Buch Dr. Jegerlehners, welches als Nummer G der Schriften der schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde 1909 herausgegeben wurde, zu besprechen. Aber es wäre ungerecht, gegen die auch für uns interessante Sammlung, dieses Versehen nicht wenigstens nachträglich wieder gut zu machen. Weniger als dies sonst seine Art ist, hat Dr. Jegerlehner in den „ Sagen aus dem Unterwallis " seine eigene literarische Persönlichkeit hervortreten lassen. Daß die Sagen meist dennoch nicht in volkstümlicher Schlichtheit wiedergegeben werden, kommt davon, daß der Verfasser auf diesem ihm sprachlich'nicht so vertrauten Boden mehr als im Oberwallis auf die Form angewiesen war, welche seine „ Walliser Sagenfreunde " ihren Beiträgen zum Teil bereits durch Drucklegung gegeben hatten. In seinem Vorwort hebt Dr. Jegerlehner hervor, daß es ihm im Unterwallis nicht vergönnt war, echt Originales direkt aus dem Volksmunde zu sammeln. Im Val d' Illiez mußte er die betrübende Erfahrung machen, daß er um 20 Jahre zu spät gekommen sei, und in Salvan - Finshauts erlebte er die Enttäuschung, daß man ihm mündlich Erzählungen vortrug, die er aus M. Coquoz'Guide et Légendes de Salvan schon kannte und die auch nur daher stammten. Besser waren die Resultate in den drei Tälern der Dranse: Val Ferret, Val d' Entremont und Val de Bagnes, wo Dr. Jegerlehner teils selbst sammelte, teils durch andere, wie Maurice Gabbud, der, als Mitarbeiter am „ Glossaire Romand " besonders kompetent, für ihn „ niederschrieb, was er bei den Sennen und in den Spinnstuben gehört hatte ". Diese Vermittler scheinen das im allgemeinen mit Treue und ohne Arrangement gemacht zu haben. Aus all diesen Gegenden, sowie aus der Vallée d' Isérables und aus dem Val d' Hérens und Val d' Anniviers ( in dem letztern hat der Autor am meisten gefunden ) werden im ganzen 182 Sagen beigebracht, von denen manche natürlich Varianten und Dubletten voneinander sind. Der Verfasser hat darauf verzichtet, die Sagen nach ihren Motiven zu ordnen und zu vergleichen, weil er dazu die des Oberwallis hätte herbeiziehen müssen, was in dieser Sammlung nicht anging. Wir hoffen, daß er oder ein anderer sich dieser Mühe unterziehen werde, die sich reichlich lohnen würde. Und ferner, daß auch die Täler auf dem rechten Rhoneufer auf noch existierendes Sagengut durchforscht werden.

Redaktion.

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