Ist mein LVS noch fit?
Der erste Pulvertag, du willst nix wie raus und dann ist das LVS kaputt: Darauf musst du achten, damit dir das nicht passiert.
Die Bäume haben ihr Laub verloren, der erste Schnee hat sich in tiefere Lagen gewagt – und im Keller wartet neben Tourenski und Schneeschuhen die böse Überraschung: Das Lawinenverschütteten-Suchgerät (LVS) hat seinen Geist aufgegeben. Die letzte Tour im vergangenen Frühling hat entgegen allen Absichten nicht stattgefunden, die Batterien haben den Sommer im LVS überdauert und dort ihre Spuren hinterlassen. «Ein Szenario, das sich jedes Jahr im Frühwinter hundertfach wiederholt, leider», erklärt Andrea Müller vom LVS-Service-Center von Mammut Schweiz in Seon AG. Damit sei das Gerät meistens verloren und ein (ungeplanter) Ersatzkauf unumgänglich. «Gebrauchte Batterien mit niedrigem Ladestand neigen übrigens eher zum Auslaufen als solche mit hoher Energiereserve», weiss Andrea Müller. Bei ihm stapeln sich Anfang Winter jeweils defekte (und dringend benötigte) «Patienten».
Zu gut versteckt
«Es sind in der Regel weniger technische Defekte als vielmehr gravierende Bedienungsfehler, die einem LVS den Garaus machen», bestätigt auch Müllers Kollege Ilari Dammert. Als Productmanager kennt er die gröbsten Fehler bei der Handhabung der Geräte. Ein Dauerbrenner sei der defekte Batteriefachdeckel. Seine Warnung: Das Batteriefach nie mit Werkzeug und Gewalt, sondern mit sanftem Druck und einem Stossen öffnen. Geräte mit kaputtem Deckel könnten nicht mehr gerettet werden, weil das Gehäuse wasserdicht sein muss. Deshalb warnt Dammert auch immer wieder davor, LVS-Gehäuse selber und von Hand zu öffnen. «Solche Reparaturversuche sind meist die letzte Manipulation an einem Gerät.» Immer wieder konfrontiert wird Dammert auch mit Geräten, die bei Suchübungen beschädigt wurden. Andere werden im Tiefschnee gar nicht mehr gefunden – dann nämlich, wenn sie abgestellt vergraben wurden. Sein Tipp: Bei Suchübungen die Geräte in Rucksack, Jacke oder Tiefkühlboxen verpackt eingraben.
Regelmässiger Service nötig
Dammert empfiehlt, die Geräte nach maximal 3000 Betriebsstunden oder drei Jahren für einen Service einzuschicken. Dafür kann man die LVS im Laden abgeben oder im Falle der Schweizer Firma Mammut direkt an den Hersteller schicken. Beim Service werden alle betriebsrelevanten Teile und Abläufe getestet, die Elektronik kontrolliert und die Programmierung auf den aktuellsten Stand gebracht. «Weil beim Handy das Update automatisch erfolgt, vergessen wohl viele Tourengänger, ihr LVS regelmässig auf den neusten Stand bringen zu lassen», versucht sich Dammert zu erklären, warum so erstaunlich wenige Tourengänger ihre Geräte in den Service schicken.
Nicht nur das LVS, sondern auch die Sportler selbst sollten up to date bleiben. Im Ernstfall merke man, ob jemand den Umgang mit dem LVS regelmässig geübt habe oder nicht. «Je besser die Handhabung, desto einfacher und schneller wird die suchende Person zur verschütteten Person geführt.»
Weg mit 2-Antennen-Geräten
Seit die ersten 2-Antennen-LVS Mitte der 90er-Jahre die 1-Antennen-Geräte auf dem Markt verdrängt haben, hat sich technisch viel getan. 2003 ist das erste 3-Antennen-Gerät auf den Markt gekommen. Heute ist dieses Prinzip bei allen Herstellern Standard. Der elementarste Unterschied bei 1-, 2-, oder 3-Antennen-Geräten liegt beim Empfang des Signals. Bei alten Geräten mit weniger als drei Antennen fehlt nicht nur die visuelle Entfernungsanzeige, auch die Reichweite ist eingeschränkt, und die Feinsuche ist viel schwieriger und braucht mehr Übung als mit einem moderneren 3-Antennen-Gerät. Für Jan Maurer, Marketingleiter beim Bergsportausrüster Bächli Bergsport, steht deshalb fest, dass heute beim Toureneinsatz nur noch 3-Antennen-Geräte zu empfehlen sind: «Die Präzision bei der Feinsuche wirkt sich beim Sondieren und Schaufeln direkt in Zeitersparnis aus, das kann im Notfall über Leben und Tod entscheiden», erklärt er.