© Reiner Pospischil
Ich steche dich, und du kratzt dich Bettwanzen in den Hütten
Bettwanzen sind eine weltweite Plage. In den Rucksäcken von Wanderern reisen sie auch in die Berge und nisten sich in Hütten ein. Danach ist es schwierig, sie wieder loszuwerden, wie die Erfahrung aus SAC-Hütten zeigt.
Es war im letzten Februar, als eine Frau in der Cabane du Mont Fort CAS aufwachte und ihr Körper mit kleinen roten Stichen übersät war. «Kein Zweifel, das waren Bettwanzen», sagte sie dem Hüttenwart Daniel Bruchez. Die Hütte liegt nur einen Steinwurf von Verbiers Skipisten entfernt und empfängt eine grosse Anzahl internationaler Gäste. Daniel Bruchez hat diesen Moment nicht vergessen: «Als ich das Bettzeug durchsuchte, fand ich eine Bettwanze.» Eine tickende Zeitbombe, denn ein einziges befruchtetes Weibchen reicht aus, damit sich das Insekt vermehren kann. Es braucht lediglich noch menschliches Blut.
Wanzen im hintersten Schlupfwinkel
Ein professioneller Schädlingsbekämpfer riet ihm schliesslich, die Hütte so schnell wie möglich zu schliessen und die Räume zu behandeln. «Bettwanzen nisten sich ein und verstecken sich überall. Wir fanden Nester hinter den hölzernen Trennwänden und Fussleisten, entlang der Lattenroste, in den Bettrahmen und sogar hinter den Schaltern und Lampenanschlüssen. Alles musste vor der Behandlung auseinandergenommen werden», erinnert sich Bruchez. Die Hütte war 15 Tage geschlossen. Die Bettdecken, Matratzen und Kissen wurden in luftdichte Säcke verpackt, mit dem Helikopter ins Tal geflogen und dort 72 Stunden lang in Gefrierkammern bei -25°C gelagert.
Spezielle Massnahmen für Hütten
Die Abgeschiedenheit und der schwierige Zugang zu den Hütten machen die Ausrottung der Bettwanzen nicht einfacher. «In einer Wohnung oder einem Haus wäre es möglich, einen Raum auf über 55°C zu überhitzen. Ab dieser Temperatur sterben die Bettwanzen. Aber diese radikale Prozedur erfordert eine Ausrüstung, die nur schwer in die Berge zu transportieren ist», sagt Stéphane Aeschlimann, Präsident des Verbandes Schweizerischer Schädlingsbekämpfer (VSS). In den Hütten, die unter Quarantäne gestellt sind, werden stattdessen chemische oder biologische Behandlungen wie Siliziumdioxid oder Trockendampf eingesetzt. Die Insektenherde wird besprüht, und danach wird sie abgesaugt.
Hygiene hat damit nichts zu tun
«Entgegen der landläufigen Meinung haben das Auftreten und die Verbreitung von Bettwanzen nichts mit mangelnder Hygiene zu tun», sagt Stéphane Aeschlimann. «Es sind die Wanderer, die sie in ihren Rucksäcken und an ihren Kleidern von einem Ort zum nächsten verschleppen. Einmal angekommen, nisten sich die Wanzen in den Schlafräumen der Hütten ein und greifen ihre Beute – also die Menschen – vor allem nachts an.» Mit ein bis zwei Fällen pro Jahr, die eher in den leicht zugänglichen Hütten vorkommen, ist der Wanzenbefall in den SAC-Hütten noch eher selten. Weiter verbreitet ist das Problem in Deutschland, wo 10 bis 15% der Hütten befallen sind. Das Gleiche gilt für bekannte Trekkingrouten wie den GR20 in Korsika, wo Wandernde die Insekten regelmässig von einer Hütte zur nächsten tragen.
Mit Disziplin das Schlimmste verhindern
In den Hütten übernachten die Menschen auf engem Raum, das ist für die blutrünstigen Insekten ein Schlaraffenland. Und auch wenn der Wirt für einige Monate abwesend ist, überleben die Wanzen dank ihren Reserven: «Wir haben eine Ampulle mit Insekten in den Kühlschrank gestellt: Nach einem Jahr ohne Nahrung haben sie immer noch gelebt! Das heisst, wenn eine Hütte im Winter schliesst, wird sie im Frühling wieder Wanzen haben», sagt Isabelle Landau vom VSS.
Die Bettwanzenplage muss man jedoch nicht schicksalsergeben hinnehmen. Wenn man bestimmte Regeln befolgt, kann sie ausgebremst oder sogar vermieden werden. Mithilfe einiger Schutzmassnahmen kann jeder eine friedliche Nacht in einer Hütte verbringen und muss sich am nächsten Tag auf der Tour nicht wegen des Juckreizes verrückt machen lassen.
Massnahmen gegen die Ausbreitung von Bettwanzen
Ratschläge von Isabelle Landau vom Verband Schweizerischer Schädlingsbekämpfer (VSS)
Verschleppung verhindern
Bettwanzen sind selbst nicht in der Lage, grosse Entfernungen zurückzulegen. Wir Menschen verschleppen die unterwünschten Gäste im Rucksack von einer Hütte in die nächste.
- Wenn Sie aus einer befallenen Hütte kommen, inspizieren Sie Ihre Siebensachen, bevor Sie sich zur nächsten Hütte aufmachen. Um eine Ausbreitung zu verhindern, sollten Sie den Hüttenwart informieren, der sicher ein Mittel hat, um den Rucksack zu desinfizieren.
Bettwanzen aus dem Weg gehen
Wurden Sie gestochen? Wann immer möglich sollten Sie darum bitten, das Zimmer wechseln zu können. In einer Hütte sind nicht zwangsläufig alle Schlafräume befallen.
- Ihren Rucksack sollten Sie dann aber auf keinen Fall in der Nähe des neuen Bettes platzieren. Besser lassen Sie ihn ausserhalb des Schlafraums in eine luftdichte Hülle eingewickelt.
Nicht nach Hause bringen
Sie haben in einer befallenen Hütte übernachtet? Das Ziel ist es nun, die Bettwanzen vor der Haustür zu lassen, wenn man von einer Tour zurückkehrt:
- Leeren Sie Ihren Rucksack vor dem Haus oder in die Badewanne aus, damit keine Wanzen entweichen können. Kontrollieren Sie alle Gegenstände.
- Stecken Sie Gegenstände, die man nicht überprüfen kann (Schlafsack, Buch, Brieftasche usw.), in einen wasserdichten Beutel und dann für 72 Stunden in die Tiefkühltruhe. Gegenstände, die nicht hitzeempfindlich sind, können bei 60°C für mindestens eine Stunde in den Backofen gelegt werden.
- Waschen Sie Ihre Kleidung bei 60°C, oder legen Sie sie 30 Minuten lang bei 50°C in den Trockner.
- Packen Sie Ihren Rucksack in einen grossen Plastikbeutel. Behandeln Sie den Rucksack mit Insektizidspray, und verschliessen Sie den Plastikbeutel dicht. Lassen Sie das Insektizid mehrere Tage lang wirken.