© Christian Helmle
Heimtückische Karstlöcher Sicherheitstipps bei Ski- und Schneeschuhtouren
Karstlandschaften sind in der Schweiz weit verbreitet. Im Winter können zugeschneite Karstlöcher eine Gefahr für Wintersportler sein. Unfälle sind selten, wenn sie dennoch passieren, können sie schlimm enden. Wichtigster Tipp der Sicherheitsexperten: Nicht alleine auf die Tour gehen.
Anfang letzten Jahres stürzte ein Mann auf einer Schneeschuhwanderung im Frümseltal in ein Karstloch. Der Unfall war fatal. Zwar schlugen die Angehörigen Alarm, als er nicht zur vereinbarten Zeit nach Hause kam. Aber die Retter konnten den Mann nur noch tot bergen. Er war im Bereich der Chegelhöf 30 Meter tief gestürzt.
«Solche Unfälle sind relativ selten, kommen aber im Schnitt doch jedes Jahr vor», sagt Ueli Mosimann, langjähriger Unfallstatistiker des SAC. Zwischen 2004 und 2020 wurden 34 Unfälle dokumentiert, drei davon endeten tödlich. 13 Unfälle ereigneten sich auf Skitouren, beim Schneeschuhwandern oder Freeriden, die restlichen beim Bergwandern.
Typische Karstlandschaften sind bekannt
Karstlöcher, oder Dolinen, wie sie ebenfalls heissen, kommen in Karstgebieten vor. Diese sind in der Schweiz weit verbreitet. «Karst nimmt etwa 20% der Landesfläche der Schweiz ein, grösstenteils im Jura und in den Voralpen sowie in einigen Gebieten der Alpen», schreibt das Schweizerische Institut für Speläologie und Karstforschung (SISKA) in einer Broschüre zum Thema Karst.
Karst ist die Bezeichnung für alle Formen, die durch Lösungsverwitterung in Kalk- und Gipsgestein entstehen, so die Definition. Charakteristische Landschaftsformen sind Höhlen, Schächte, Karren- bzw. Schrattenfelder oder eben Dolinen. Letztere entstehen unter anderem durch den Einsturz von Hohlräumen. Laut SISKA sind Dolinen nicht nur besondere landschaftliche Merkmale, sondern auch ein besonderer Lebensraum für manche Pflanzen- und Tierarten.
Doch wie eingangs erwähnt, können Karstlöcher für Mensch und Nutztiere gefährlich sein. «Vor allem im Frühwinter, wenn wenig Schnee liegt, muss man vorsichtig sein», sagt Christian Andermatt, Fachleiter Ausbildung Winter beim SAC.
Die typischen Karstlandschaften mit Dolinen sind bekannt, und die Einheimischen sind sich der Gefahr in der Regel auch bewusst. Zu diesen typischen Gebieten gehören etwa die Silberen in den Glarner Alpen, die Sibe Hängste im Berner Oberland oder die Churfirsten im Toggenburg. Karstgebiete gibt es vor allem auch in den Jurabögen, aber auch im Rätikon und im Sanetschgebiet.
Bei der Tourenplanung sind die gefährlichen Dolinen auf der Karte nicht erkennbar. Entsprechende Symbole signalisieren zwar, dass man sich in einem Karstgebiet befindet. Aber eingezeichnet sind Dolinen in der Regel nur ab einer Breite von zehn Metern. «Gefährlich sind für Skitourengeherinnen oder Schneeschuhläufer aber die kleineren Dolinen, weil sie mit Schnee überdeckt sind», sagt Christian Andermatt.
Ähnlich wie ein Sturz in die Gletscherspalte
Hinweise auf gefährliche Karstlöcher liefern Tourenbeschriebe im Tourenportal oder in den Tourenführern. So steht im Tourenportal beim Beschrieb der Skitour auf die Silberen zum Beispiel: «Der messerscharfe Schrattenkalk und die heimtückischen Karstlöcher erfordern eine genügend hohe und gut gesetzte Unterlage. Die Routen auf die Twärenen-Räui eignen sich daher nur bedingt als Saisonauftaktstouren.»
Das Risiko, in einer Doline zu verunfallen, bleibt dennoch klein. Pit Schubert, deutscher Bergsteiger und Sachbuchautor, beschreibt die Gefahr in Band II der Reihe Sicherheit und Risiko in Fels und Eis so: «Im Winter sind sie meist überwechtet, es besteht im Grunde genommen die gleiche Gefahr wie bei einer Gletscherspalte – nur mit dem Unterschied, dass man auf einem verschneiten Gletscher angeseilt geht.»
Was die Sicherheitsexperten den Wintersportlern raten, ist, nie allein auf eine Ski- oder eine Schneeschuhtour zu gehen. Denn so kann die Kameradin oder der Kamerad, sollte sich ein Unfall ereignen, Hilfe holen.