Grossartiger Erfolg für das kleine Schweizer Team
Jugend-und-Junioren-Weltmei-sterschaft im Sportklettern anlässlich der World Youth Games 1998 Moskau Erstmals war die Jugend-und-Ju-nioren-WM im Sportklettern als Demonstrationssportart in die World Youth Games integriert. Auf diesen Höhepunkt hin war praktisch die gesamte Saisonplanung ausgerichtet worden. Der Erfolg gab dieser Planung recht: Einen Weltmeistertitel, zwei Bronzemedaillen und den dritten Rang in der Nationenwertung brachte das kleine, aber leistungsstarke Schweizer Team aus Moskau zurück.
Nürnberg bot mit seiner Altstadt einen würdigen Rahmen für die DAV-Haupt-versammlung 1998; Ritter-figur in der Ecke Obere Schmiedgasse/Beim Tiergartentor.
In letzter Minute, drei Tage vor dem Abflug nach Moskau, erhielten wir endlich die offizielle Einladung des Russischen Olympischen Komitees, die Voraussetzung für das Einreisevisum. Wieviel Nerven es gekostet hatte, die Flüge, das Hotel, die verschiedenen Transfers und Akkredi-tierungen fest zu buchen, ohne im Besitz dieses Einreisevisums zu sein, mag nachvollziehen, wer je eine ähnliche Situation erlebt hat. Als Sportler in die ehemalige Sowjetunion einzureisen ist auch heute noch alles andere als einfach.
Moskau - eine Stadt im Spannungsfeld Rechtzeitig sassen wir dann alle im Flugzeug nach Moskau: das Team voller Erwartung und Nervosität auf den Wettkampf, der Coach mit den Gedanken an die Rahmenbedingungen und die notwendigen Improvi-sationsaufgaben, aber auch an die grosse Verantwortung für die Ju- Offizielle Abschlusszere-monie im grössten, festlich geschmückten Stadion Moskaus Sport- und Wettkampklettern Siegerehrung in der Kategorie Junioren: David Gisler ( r. ) gewinnt die Bronzemedaille, Gold geht an Yves Hasbani, Silber an Jeröme Meyer.
Das kleine Schweizer Team auf der Besichtigungstour gendlichen und gegenüber ihren Eltern.
Aufgrund der politischen Umwälzungen gehört Moskau zu den meist-wachsenden Städten der Welt. Die rasant steigenden Einwohnerzahlen ( offiziell 12 Millionen Einwohner ) einerseits und die rasche Orientierung an der freien Marktwirtschaft des Westens anderseits sorgen für grosse soziale Spannungen. Die Krimina-litätsrate ist hoch, und mittlerweile dürfte es ungefährlicher sein, nachts durch die Bronx von New York zu gehen, als in Moskau die Metro zu benutzen.
Hohe Sicherheitsvorkehrungen Nach den Erfahrungen der WM 1996 waren die Auflagen an die Rus-sian Climbing Federation streng gewesen: Polizeischutz für die Teams ab Flughafen, Athletenhotel in einer sicheren Gegend, intensive Betreuung während der Wettkämpfe.
Das umfassende Sicherheitsnetz für die Weltjugendspiele des IOC, die World Youth Games, verschaffte uns eine grosse persönliche Sicherheit, die eine selbständige kulturelle Besichtigungstour u.a. mit dem Besuch des Kremls und seiner faszinierenden Museen und Ausstellungen ermöglichte. Ebenso eindrücklich war die Abschlussfeier der World Youth Games im grössten Stadion von Moskau.
Hochkarätige Routen Die hochklassigen Finalrouten gehörten zu den interessantesten Routen, die es je an Jugend-und-Juni-oren-Weltmeisterschaften gegeben hat. Gebaut waren sie von Kursteilnehmern eines internationalen Aus-bildungskurses für Routenbauer aus dem russischen und asiatischen Raum unter der Leitung des ICC-Ausbil-dungsverantwortlichen Hanspeter Sigrist: komplexe und technisch anspruchsvolle Bewegungsfolgen, grosse, aber runde Griffe, an Jugendliche angepasste Ausdauerrouten ohne schwierige Einzelstellen, technisch leistungsstarke Wettkämpferinnen und Wettkämpfer nicht benach-teiligend.
Bestätigung durch Erfolg Zwei trainingsintensive Perioden ( Januar/Februar und April bis Juli ) und die Teilnahme an den drei Wettkämpfen des Jugend-und-Junioren-Europacup bildeten - neben dem langfristigen physischen Aufbau - die gezielte Vorbereitung auf diese WM.
Die Qualifikationsrunden beschränkten sich auf zwei Tage mit dem Modus Viertelfinal, Halbfinal und Final. Angesichts der grossen internationalen Konkurrenz waren die Anforderungen für alle klar. Und da wie oft an internationalen Meisterschaften nicht die Kontinuität, sondern der Medaillenplatz zählte, waren die Viertel- und Halbfinals von Wettkampfstress geprägt. Dies wirkte sich besonders auf die Leistung der Junioren aus, sie konnten sich nur knapp für die Halbfinals qualifizieren. Iva Hartmann, Alexandra Eyer und Roman Felix erreichten problemlos die jeweiligen Finals, David Gisler bekundete mehr Mühe, was durch die hohe Leistungsdichte in seiner Kategorie erklärbar ist. Manuel Hasslers neunter und Matthias Müllers elfter Gesamtrang entsprachen ihrer aktuellen Wettkampf- und Tagesform.
Spannend bis zum letzten Erstaunlich war das Leistungsniveau vor allem der jüngeren Mädchen, deren Kletterschwierigkeit der Finalrouten deutlich über derjenigen der Juniorinnen lag: Alexandra Eyers ( Jugend A weiblich ) Final-Kletter-höhe hätte bei den Juniorinnen einem der vordersten Ränge entsprochen, in ihrer Kategorie reichte es dann zum sehr guten 6. Gesamtrang.
Bei den Juniorinnen erkletterte sich Iva Hartmann die Bronzemedaille.
Aufgrund der Finalauslosung musste Roman Felix ( Jugend A männlich ) als einer der ersten starten. Es war offensichtlich « sein » Tag: Locker, überlegt, technisch perfekt und entschlossen kletterte er Zug um Zug. Nervenaufreibend war das Warten auf die Ergebnisse der nach ihm gestarteten fünf Konkurrenten. Die entscheidenden zwei Züge Vorsprung wurden aber nicht mehr eingeholt, und Roman Felix stand als Ju-gend-Weltmeister 1998 fest.
Iva Hartmann ( r. ) gewinnt in der Kategorie Juniorinnen Bronze, die Goldmedaille geht an Bettina Schöpf, die Silbermedaille an Katarina Stremfelj.
Die Jugend-und-Junioren-Welt-meisterschaft im Sportklettern 1998 im Rahmen der World Youth Games in Moskau brachten dem kleinen Schweizer Team sportliche und kulturelle Höhepunkte. Blick ins berühmte Warenhaus GUM Nicht weniger spannend verlief der Finalwettkampf für David Gisler. Knapp für den Final qualifiziert, musste auch er als erster in die Route. Er setzte seine Energie und seine technisch-konditionellen und taktisch kognitiven Fähigkeiten optimal ein und krönte seinen « Run » mit dem Gewinn der Bronzemedaille.
Empfang am Flughafen Müde aber zufrieden traten wir nach sechs Tagen die Heimreise an. Ein grossartiger, von den Eltern organisierter Empfang am Flughafen Zürich-Kloten krönte die erfolgreiche WM-Teilnahme. Wenn ich Ende der Wettkampfsaison als aktive Trainerin zurücktrete, werde ich dies als schönste und intensivste Momente meiner Arbeit als Coach und Trainerin mitnehmen.
Der Grossteil des Erfolgs gehört den Sportlern. Jener Teil, der für Sportverband und Trainer bleibt, ist gleichzeitig die Verpflichtung, den eingeschlagenen und bewährten Weg konsequent weiterzuführen. Und nicht zuletzt ermöglichen auch die finanziellen Unterstützungen des Verbandes und vor allem die SOV/ Weltmeister Roman Felix, eingerahmt von Bronzeme-daillengewinner Timo Preussler und Silbermedaillengewinner Clement Chabaud, realisiert seinen Erfolg noch nicht ganz.
Sport-Toto-Beiträge an den Verband, dass das Leistungssport-System im SAC so erfolgreich ist.
Gabriele Madiener, Chefin Leistungssport SAC