Gottlieb Studer, Panoramenzeichner. Pionier der Alpenforschung
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Gottlieb Studer, Panoramenzeichner. Pionier der Alpenforschung

Gottlieb Studer, Panoramenzeichner

Vor 201 Jahren wurde der Berner Alpinist und Forscher Gottlieb Studer geboren. Im 19. Jahrhundert bestieg er 643 Gipfel nicht aus Renommiersucht, sondern um das topografische Wissen zu vergrössern. Berühmt wurde er aber vor allem wegen seiner Panoramenzeichnungen.

Gottlieb Samuel Studer wurde vor 201 Jahren, am 5. August 1804, in Langnau als Sohn des dortigen Amtsschreibers Sigmund Gottlieb Studer geboren. Gottlieb ergriff ebenfalls den Beruf eines Notars, gab aber 1847 seine Stelle im Justizdepar-tement wegen einer Erkrankung auf und widmete sich fortan seiner eigentlichen Berufung, der Erforschung der Alpen.

Alpinismus vor dem « goldenen Zeitalter »

Das von ca. 1850 bis 1865 dauernde « goldene Zeitalter des Alpinismus » war noch nicht angebrochen, als sich Gottlieb Studer seinen Forschungen hingab. Die damaligen Bergpioniere, allen voran Schweizer Gelehrte wie der berühmte Glaziologe Louis Agassiz oder der Geologe Joseph Hugi, begnügten sich vorwiegend mit der Überschreitung von hohen, eisbedeckten Passübergängen. Sie fühlten sich einzig ihrer Wissenschaft verpflichtet und folgten vor allem der Devise, unnötige Gefahren zu vermeiden. Anders ausgedrückt: Bergsteigen war für sie eine wissenschaftliche und nicht eine sportliche Disziplin, wie dies später für die Engländer zutraf.

Erstbesteigungen im Dienste der Topografie

Auch Gottlieb Studer war kein eigentlicher Gipfelstürmer, obschon er in seiner 60 Jahre dauernden Karriere als Alpinist 643 Berge bestieg. Sein eigentliches Ziel war nicht eine möglichst lange Gipfelliste, sondern die Verbesserung der topografischen Kenntnisse. Deshalb durchstreifte er mit Vorliebe weniger bekannte Regionen wie die Tessiner, Glarner, Urner und Bündner Alpen. Unermüdlich und für heutige Verhältnisse äusserst einfach ausgerüstet, unternahm der ungewöhnlich ausdauernde Mann mehrwöchige Exkursionen, bei denen er stets systematisch vorging. Trotz seines geringen Interesses für die hohen und schwierigen Gipfel soll er um die 22 Erstbesteigungen durchgeführt haben, darunter jene des Sustenhorns, der Diablerets, des Grossen Rinderhorns, des Studerhorns und des Gross Wannenhorns. Wichtiger waren für Gottlieb Studer die von hoher Warte möglichen Einsichten in teils fast unbekannte Regionen. 1843 erschien seine eigene, bemerkenswert genaue Karte « Südliche Wallisertäler » im Massstab 1:100 000.

Fesselnder Erzähler

Zu seinen Hauptwerken als Buchautor gehört unter anderem das Werk Über Eis und Schnee, das 1886 erschien und vier Bände umfasste. Als Schriftsteller beeindruckt er durch seine gewandte, oft begeisternde und originelle Sprache, mit der er das Hochgebirge und die selbst oder von Kameraden erlebten Abenteuer schildert. So unternahm er zusammen mit dem Berner Bürki und vier Bergführern aus dem Oberland die fünfte Besteigung der Jungfrau. Von der Grimsel her kommend, ergänzten sie ihre Ausrüstung auf der Märjelenalp mit einer Leiter und stiegen dann zum Biwak am Rande des Aletschgletschers auf, das sie dann bereits um 1 Uhr in der Früh verliessen. Beim grossen Bergschrund erwies sich die Leiter jedoch als viel zu kurz, sodass sie viel Zeit mit Stufenschlagen verloren und erst nachmittags den Gipfel der Jungfrau erreichten. Dort mussten sie dann in mühsamer Arbeit die Firnspitze einebnen, damit mindestens drei Männer darauf stehen konnten. Nach einer Stunde verliessen sie den Gipfel und erreichten kurz vor Mitternacht die Märjelenalp.

Meister der Panoramenzeichnung

Seine hervorragendsten Werke sind aber seine unzähligen Panoramenzeichnun-gen. Zwischen 1833 und 1881 fertigte er oft unter den auf den Gipfeln herrschenden schwierigen Verhältnissen nicht weniger als 2000 Panoramen an. Als begna-

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deter Zeichner warf er mit sicherer Hand die Umrisse des Gebirges aufs Papier und verarbeitete später zu Hause das Skizzenmaterial zu oft farbigen Panoramen und Rundsichten von hohem künstlerischem Wert. Diese Panoramen wurden von den Alpinisten sehr geschätzt, dienten sie in den goldenen Jahren des Alpinismus als willkommene Hilfsmittel zur Tourenvorbereitung. Der SAC förderte diese Panoramenzeichner, indem er Aufträge zur Schaffung sol- cher Rundsichten erteilte und diese dann in seinen « Artistischen Beilagen » publizierte. 1 a Arno Hofmann, Worb 1 Weitere bekannte Panoramenzeichner sind Xaver Imfeld und Albert Heim.

Panorama vom Piz del Maler – heute Piz Máler –, gezeichnet von Gottlieb Studer, mit Blick gegen Süden. Dieses Panorama war 1873 Teil der « Artistischen Beilagen » zum Jahrbuch des Schweizer Alpen-Clubs.

Foto: Ar chiv SA C

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