Gletscherschliffe
Von Henry Hoek
Mit 1 Bild ( 54).Davos ).
Auch der Nichtgeologe, sofern er wenigstens Bergsteiger ist und sich auch anderes betrachtet als nur den besten Weg zum Gipfel, weiss, was ein Gletscherschliff ist.
Ist das Gestein geeignet, so ist seine Oberfläche gelegentlich so glatt geschliffen, dass man beinahe von einer Politur reden kannso glatt, dass es das Licht spiegelt.
Besonders die jungen Granite der Bergeller Berge — sie stammen aus der letzten Phase der Alpenerhebung — sind oft sehr feinkörnig, haben nur kleine Feldspatkristalle und sind daher ein ausgezeichnetes Material für den Schliff. Da sie andererseits sehr schwer verwittern, so sind die Schliffe vielerorts ganz ausgezeichnet erhalten.
Bekannt und berühmt sind zum Beispiel die Schliffe an der Mündung des Albignabeckens, oberhalb des grossen Wasserfalles und ein paar Minuten unterhalb der Klubhütte.
Leider sind sie durch den Bau des Staudammes zum Teil zerstört worden. Aber das liess sich nun einmal nicht vermeiden. Und der Damm war eine Notwendigkeit für die Sicherheit des Tales.
Noch viel schönere ( und viel grossere !) wirklich polierte Granitplatten fand ich vor einigen Jahren im Walde zwischen Bagni del Masino und der Capanna Badile unterhalb der Alp Sione. Obwohl nur zwischen 15 und 18 Grad geneigt, sind sie ohne Kletterschuhe ( oder ohne Schuhe überhaupt ) nicht begehbar. Und an einigen Stellen haben die Hirten richtige kleine « Brücken » gebaut, damit Mensch und Vieh ohne Unheil darüber wegkommen können.
Abgesehen hiervon ist das ganze Gebiet von Bagni del Masino und San Martino wie kaum ein zweites in den ganzen Alpen geeignet, um die Einwirkung des Gletschers auf die Gestaltung des Untergrundes zu studieren.