Giuseppe Brenna, SAC-Führerautor. Neues Ehrenmitglied des Gesamt-SAC
Neues Ehrenmitglied
des Gesamt-SAC
3000 Seiten Informationen und bei- nahe 4800 Routen umfassen Giusep- pe Brennas fünf Führer über die Tes- siner Alpen. Dazu hat er das Tessin und die italienische Seite des Valle del San Giacomo Schritt für Schritt erkundet. Für sein Werk, zu dem auch weitere Publikationen über die Berge und die Mitarbeit am Club- führer « Gotthard » gehören, ist er mit der Ehrenmitgliedschaft des SAC ausgezeichnet worden.
Der heute fünfzigjährige Giuseppe Brenna trat 1968 mit 15 Jahren in die damalige SAC-Sektion Leventina – heute Sektion Bellinzona e Valli – ein, voller Begeiste- rung für die Berge, mit der ihn eine Leh- rerin angesteckt hatte. Sie zahlte ihm gar die Beitrittsgebühr! Giuseppe bot sofort seine Mitarbeit in der Sektion an, in der JO, als Tourenleiter und in den Kursen des SAC – all dies dank seiner angebore- nen Hilfsbereitschaft sowie der Fähig- keit, die Freude seines Tuns auch ande- ren zu vermitteln.
Seither durchstreift Giuseppe Brenna die Tessiner Berge. Zuerst machte er da- bei Notizen und Aufnahmen mit dem Vergnügen des jungen Menschen, der genau kennen lernen will, was die Augen sehen, dann mit einem Projekt, das sich allmählich in seinem Geist abzeichnete und Form annahm, bis es zu einem wirklichen Redaktionskonzept für ver- schiedene Führer, ja zum Lebensprojekt wurde. Heute lebt Brenna mit seiner Frau Chiara – auch sie Autorin eines kürzlich erschienenen Wanderführers – auf dem Monti Motti, einem jener zahl- reichen Adlerhorste, der ihn und seine Familie aufgenommen hat und auf- nimmt. Führerautor mit offenem Blick Seine Führer sind das Ergebnis des syste- matischen und intensiven Studiums eines ausgedehnten, komplizierten und faszi- nierenden alpinen Gebietes, einer Gegend « des Abenteuers und der Freiheit », wie sein Lehrmeister und Freund Maurice Brandt über die Tessiner Berge zu sagen pflegte. Damit verbunden Aufstieg um Aufstieg – fast immer allein und oft zwi- schen zwei Arbeitstagen – zu verlorenen Winkeln, wo man niemanden mehr an- trifft. In seine Führer fliessen nicht nur technische Daten oder in der Alpinwelt gebräuchliche Symbole ein, sondern auch die Beschreibung dessen, was Brenna sieht. Es sind jene Gefühle, die durch die Entdeckung von Dingen aus- gelöst werden. Darunter sind sowohl diese, die einem sofort ins Auge sprin- gen, als auch jene, die in einem Men- schen mit offenem Geist nach und nach heranreifen. Sie entstehen durch das genaue Ergründen der Dinge, durch die Überzeugung, dass der Mensch inner- lich durch seinen Willen und seine Opferbereitschaft wächst.
Breites Spektrum Die Führer von Giuseppe Brenna sind reich an Beiträgen von Experten der al- pinen Welt – das Dialektglossar ist ein leuchtendes Beispiel dafür – und an Hin- weisen auf berühmte Persönlichkeiten der Berge und bedeutende alpinistische Unternehmungen. Es sind Blicke, die in die Vergangenheit gerichtet sind, Lebens- stücke, Geschichten von Erfolgen und Misserfolgen, von Freuden und Enttäu- schungen, welche die Geschichte des Menschen ausmachen. Zu seiner Philo- sophie, die Berge zu betrachten und zu erleben, passt ein Gedanke von de Saus- sure 1, einer seiner meistzitierten Persönlichkeiten: « Wer auf die Berge steigt, muss die Anstrengung ertragen; aber aus der Anstrengung entstehen die Kraft, nicht nur jene der Muskeln, und das Er- wachen aller Fähigkeiten, und von der Kraft kommt das Vergnügen. » Es geht also nicht um die Eroberung der Berge, sondern um ihr Erleben als Spiegel des Kosmos, in dem der Mensch in vergan- genen Zeiten seine eigene Existenz mit Mühe, mit Anstrengungen und im Kampf gegen die Widrigkeiten der Na- tur aufgebaut hat: Das ist die Geschichte der Tessiner Täler und ihrer Bergge- meinschaften; es wäre falsch, wenn man sie vergessen würde.
Ehrenmitgliedschaft als Anerkennung Das Erkunden, die Reflexion über die Entdeckungen und ihr Sammeln und Einordnen auf Papier und im Geist sind ein komplexer Vorgang, ein Zusammen- fügen von Kenntnissen und Erfahrun- gen, das die Persönlichkeit eines jeden von uns bereichert. Zu den uns dafür zur Verfügung stehenden Mitteln gehören die Bücher. Die Ernennung von Giusep- pe Brenna zum Ehrenmitglied des SAC ist die Anerkennung der Qualität seiner Führer: Sie sind eine Bereicherung für jene, die sich nicht nur mit dem blossen Besteigen der Berge oder dem Entdecken weiterer Ecken ihrer Heimat begnügen, sondern eine echte Entdeckungsreise mit frischen Augen und erneuerter Sen- sibilität unternehmen wollen. a A u g u s t o C o l o m b o, ehemaliges Mitglied der SAC-Verlags- und Zeitschriftenkommissionen ( ü ) 1 Horace-Bénédict de Saussure, 1740–1799, berühmter Alpinist und Forscher, gehört zu den Protagonisten der Montblanc-Bezwingung.
Giuseppa Brenna, unser neues Ehrenmitglied an der AV 2003 in Nyon Foto: Dieter Spinnlerq D I E A L P E N 7 / 2 0 0 3 AUS DEM CLUBLEBEN