Freier Zugang: nicht ohne uns
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Freier Zugang: nicht ohne uns Der SAC am Verhandlungstisch

Nach den 150-Jahr-Feiern war die Präsidentenkonferenz im November 2013 in Ittigen die Gelegenheit, an die Herausforderungen zu denken. Zentral ist die Frage des weitgehend freien Zugangs in die Bergwelt.

Der Haut de Cry (2969 m) oberhalb von Chamoson/VS ist neuerdings im Winter für Skitourengänger gesperrt. Der Kanton Wallis hat beschlossen, die Route mit Ausgangspunkt Derborence von der Ausgabe 2013 der Schneeschuh- und Skitourenkarte 272S St-Maurice zu streichen. Fünf anderen Routenvarianten in der Region erging es nicht besser. Sie alle liegen im Jagdbanngebiet Haut de Cry-Derborence, das sich über 58 Quadratkilometer erstreckt. Die Stimme des in dieser Sache konsultierten SAC hatte schliesslich kein gros­ses Gewicht. «Wir haben die lokalen Sektionen konsultiert und anschliessend Argumente und Kompromisse eingebracht. Letztlich war unser Einfluss in der Konfliktbereinigung zwischen swisstopo und kantonaler Fachstelle jedoch sehr beschränkt», erklärte Philippe Wäger, Fachleiter Natursport-Naturschutz auf der Geschäftsstelle.

Der Haut de Cry ist kein Einzelfall. In den letzten Jahren mussten insbesondere die Freunde des winterlichen Bergsports zusehen, wie ihr Tummelfeld an verschiedenen Orten immer kleiner wird. «Es ist nicht selten, dass die Zugangsbeschränkungen im Rahmen von grossen Bauprojekten beschlossen werden», sagte René Michel, Verantwortlicher für das Ressort Umwelt im Zentralvorstand, an der Präsidentenkonferenz. «Als ökologische Ausgleichsmassnahme bei solchen Projekten werden oft Ruhezonen ausgeschieden, ohne dass die Interessen der Sportler in Betracht gezogen werden. So haben die Kantone Obwalden und Nidwalden dem Bundesrat im vergangenen Sommer vorgeschlagen, einen Teil des Jagdbanngebiets Hutstock in die Bannalp zu verlegen, damit im Raum Trübsee eine neue Bahn gebaut werden kann.» Der freie Zugang wird somit nicht nur durch die Interessen des Wildtierschutzes, sondern indirekt auch durch Erschliessungsprojekte beschnitten. Eine doppelte Belastung.

 

Auf dem Weg zu einem Mitwirkungsverfahren

«Wir setzen uns stark ein für eine umwelt- und naturverträgliche Nutzung der Gebirgswelt, beispielsweise mit der Kampagne ‹Respektiere deine Grenzen›. Gleichzeitig fordern wir aber, bei geplanten Einschränkungen frühzeitig involviert zu werden, um gemeinsam verhältnismässige Lösungen zu finden», sagte René Michel weiter. Schon anlässlich der Revision der Jagdverordnung (JSV) 2012 hatte der SAC in einer Stellungnahme eine frühzeitige, obligatorische Partizipation bei der Ausscheidung von Wildruhezonen gefordert. Im definitiv verabschiedeten Gesetzestext wurde diese Forderung auf eine Mitwirkung «in geeigneter Art und Weise» entkräftet. Zu wenig, wie die Erfahrung nach einem Jahr zeigt. Ein Mitwirkungsverfahren, das den SAC einbezieht, ist wichtiger denn je. Immerhin wird künftig in der Diskussionsplattform «Wildtierschutz und Bergsport», die den SAC, das Bundesamt für Umwelt (BAFU), den Schweizer Bergführerverband (SBV) und die Jagd- und Fischereiverwalterkonferenz (JFK) verbindet, miteinander diskutiert. «Ich hoffe, dass das BAFU den Kantonen bessere Vollzugsleitlinien in die Hand geben kann, wie sie bei geplanten Einschränkungen des freien Zugangs vorgehen sollen», umriss René Michel die Forderungen des SAC.

 

Die Routen in den Führern müssen gelten

Eine Frage, die zu klären ist: In Jagdbanngebieten ist das Skifahren ausserhalb von markierten Pisten, Routen und Loipen seit 1991 verboten. Seither galten die Routen in den Skitourenkarten und in der SAC-Führerliteratur als «erlaubte» Routen. Seit der Revision der Jagdverordnung von 2012 sind nur noch Routen erlaubt, die auf der swisstopo-Skitourenkarte eingezeichnet sind. Aus Sicht des SAC ist klar, dass die Routen in den Führern weitgehend erhalten bleiben müssen. René Michel bedauert zudem das Fehlen eines Monitorings in den Schutzzonen. «Statt auf Vermutungen über den Nutzen für die Wildtiere zu setzen, könnten sich die Kantone auf wissenschaftliche Untersuchungen abstützen. So liessen sich Sektoren definieren, in denen sich Berggänger bewegen dürfen, ohne der Natur zu schaden», sagte er. Konkrete, nachvollziehbare Begründungen für Einschränkungen würden vonseiten der Bergsportler nämlich auch besser akzeptiert.

 

Für freie Ausübung des Bergsports

René Michel verteidigte damit das Konzept des freien Zugangs, das der SAC 2001 genehmigte, worin er sich im Gegenzug dafür einsetzte, den Respekt gegenüber der Natur in seine Tätigkeiten zu integrieren. Die bereits erwähnte Kampagne «Respektiere deine Grenzen» oder die Überprüfung der SAC-Ski- und -Schneeschuhtouren, aber auch der Kletterführer auf die Naturverträglichkeit sind Beispiele. «Wir können verhältnismässige Einschränkungen des freien Zugangs akzeptieren, wenn sie sachlich begründet sind und in einem partizipativen Prozess mit den Nutzern erarbeitet wurden», erklärte René Michel den Standpunkt des SAC.

Ein Beispiel dafür, wie es funktionieren kann, ist der Kompromiss, den swisstopo unter Einbezug des SAC (Sektion Gruyère und Geschäftsstelle) im September 2013 mit den Freiburger Behörden an der Dent de Lys gefunden hat. Die klassische Route über die Südflanke darf nicht mehr begangen werden; stattdessen wurde eine neue, allerdings deutlich steilere und damit viel weniger begangene Route über die Südostflanke festgelegt. Damit ist der Gipfel von Osten erreichbar, und die Ruhe der Wildtiere ist gewährleistet.

Die Präsidentenkonferenz 2013 in Kürze

Hütten online

Ein neues Online-Hüttenreservations­system ist aufgeschaltet. Seit Ende 2013 haben die Hütten die Gelegenheit, gratis die Version 1.0 des Programms zu verwenden, das laut Bruno Lüthi, Leiter Marketing/Kommunikation Hütten, in «knapp zwei Stunden konfigurierbar ist». Das in vier Sprachen verfügbare System macht es möglich, die Belegung der Hütte in Echtzeit abzufragen und Anmeldungen online vorzunehmen, abzuändern oder zu widerrufen. «Das System wurde während des Sommers 2013 in sechs Hütten erfolgreich getestet, und für 2014 sind Erweiterungen vorgesehen», kündigte Bruno Lüthi an. Mehr Infos auf S. 18.

Geodaten zugänglicher machen

Eine Tour von A bis Z auf einer Informationsplattform online vorbereiten? Das ist eines der Ziele des Projekts Geodatenmanagement, das 2012 vom SAC lanciert wurde. Von Routen über Hütten bis zu Klettergebieten – der SAC verfügt über eine Vielfalt und Vielzahl von Daten, die an verschiedenen Orten verstreut und auf diversen Trägern gespeichert sind. Einige sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. «Unser Ziel ist es, alle diese Informationen zentral verwalten zu können mit dem Ziel, sie online für verschiedene Nutzungen verfügbar zu machen», erklärte Ruedi Spiess, im Zentralvor­stand zuständig für Publizistik und Kultur. «Die bisher geprüfte Lösung erwies sich als sehr kostspielig. Der Zentralvorstand hat deshalb beschlossen, die Zusammenarbeit mit anderen Part­nern zu prüfen, die ähnliche digitale Plattformen betreiben», sagte er. Konkrete Vorschläge dürften anlässlich der nächsten Abgeordnetenversammlung vorgelegt werden.

Hütten: zwei Projekte unterstützt

Die Präsidentenkonferenz unterstützt zwei Hüttenprojekte. Die Sektion Oldenhorn erhält maximal 295 400 Fran­ken aus dem Hüttenfonds für die Renovation der Geltenhütte. Die Sektion Bern ihrerseits erhält einen Beitrag von maximal 509 800 Franken für den Aus- und Umbau der Gspaltenhornhütte sowie einen zweiten von maximal 20 000 Franken für den Bau einer Anlage zur Behandlung von Schmutz­wasser.

Abschied von Cédric Lachat

Der Ausnahmekletterer Cédric Lachat aus dem Jura gab nach 15 Jahren im SAC Swiss Team seinen Rücktritt vom Wettkampf­sport bekannt. (s. S. 36).

Erfreuliches Budget 2014

Die Präsidentenkonferenz genehmigte die Jahresplanung und das Budget 2014. Philippe Choffat, Finanzchef im Zentralvorstand, zeigte sich «erfreut». Der Gewinn verbesserte sich nämlich gegenüber der im Juni der AV vorgelegten Planung 2014 auf der Einnahmenseite um 14 063 auf 269 804 Franken.

Die nächsten Termine

Abgeordnetenversammlung: 14. Juni 2014, Thun

Präsidentenkonferenz: 8. November 2014, Ittigen

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