«Es war das perfekte Sprungbrett» SAC-Expeditionsteam
Der Profibergsteiger Nicolas Hojac erinnert sich an seine Zeit beim SAC-Expeditionsteam und sagt, was er gelernt und was es ihm persönlich gebracht hat.
Das frisch lancierte Expeditionsteam befindet sich in der Aufbauphase. Wie beurteilst du deine Teilnahme am SAC-Expeditionsteam ein paar Jahre danach?
Nicolas Hojac: Das SAC-Expeditionsteam war das perfekte Sprungbrett für mich. Ich lernte bergsteigerisch vieles dazu – insbesondere was Bigwall-Techniken und Expeditionsvorbereitungen angeht. Ausserdem traf ich viele neue Kollegen aus der ganzen Schweiz, woraus sich Freundschaften ergaben, die über die Zeit beim Expeditionsteam hinaus Bestand hatten.
Was hat dir die Teilnahme persönlich gebracht?
Durch die Teilnahme waren wir von heute auf morgen plötzlich bekannte Gesichter innerhalb der Szene – und durch die Fernsehdokumentationen auch darüber hinaus. Das war für mich hinsichtlich meines Ziels, Profibergsportler zu werden, eine geniale Ausgangslage. Davon profitiere ich bis heute. Noch jetzt melden sich immer mal wieder Leute per E-Mail oder auf den sozialen Medien und sprechen mich auf das SAC-Expeditionsteam an.
Dank dem SAC-Expeditionsteam hast du den Sprung zum Profisportler geschafft?
Ja, auf jeden Fall ist es dadurch sicher schneller gegangen. Das Interessante: Von uns fünf Expeditionsteilnehmern von damals verdienen alle mittlerweile ihr Geld mit dem Bergsport. Vier sind als Bergführer tätig, und ich habe ein Einkommen über Sponsoren und Vorträge.
Die Expeditionsteilnehmenden sind zwischen 17 und 23 Jahre alt. Das richtige Alter für diese Ausbildung?
Mit 20 Jahren befinden sich die meisten mitten in der bergsteigerischen Sturm-und-Drang-Phase. Man ist technisch bereits sehr weit entwickelt, aber die Erfahrung im Gebirge und besonders bei Expeditionen fehlt einem noch. Der Lehrgang gibt den Teilnehmenden einen Rahmen, um diesbezüglich Unterstützung zu erhalten und die Gefahren noch besser einschätzen zu können. In jungen Jahren bereits eine grosse Expedition zu machen, ist eine Erfahrung, die sich nicht vielen Bergsteigenden bietet.
Wie bist du darauf gekommen, dich beim SAC-Expeditionsteam zu bewerben?
Bei der ersten Durchführung im Jahr 2009 hätte ich das Niveau dafür noch nicht gehabt. Bruno Hasler, der damalige Chef des Expeditionsteams, hatte mich beim Bouldern in der Kletterhalle darauf angesprochen. Ich meinte zuvor eigentlich, ich sei bereits zu alt. Aber schliesslich hat es vom Alter her gerade noch gereicht.
Wie lief der Start damals bei euch ab?
Man war natürlich gespannt, wer sich alles für das Team bewirbt. Bei uns war damals das Schweizer Fernsehen über die ganzen drei Jahre mit dabei. Als sie sich beim Eignungstest vorgestellt haben, schluckten wir kurz leer. Wir wussten: Ab jetzt stehen wir im Rampenlicht. Trotzdem haben wir uns als Gruppe schnell gefunden und harmonierten gut.
Was hast du konkret mitgenommen aus der Zeit beim SAC-Expeditionsteam?
Es war meine erste Erfahrung in grosser Höhe. Die ersten beiden Gipfelziele hatten wir erreicht, beim Hauptziel musste ich schliesslich jedoch unterhalb des Gipfels abbrechen, weil ich höhenkrank wurde. Ich war mir von den Alpen her gewohnt, immer Vollgas zu geben, und das funktioniert in der Höhe einfach nicht mehr. Eine wertvolle Erfahrung für weitere Expeditionen.
Welchen Tipp gibst du den neuen Teilnehmenden des SAC-Expeditionsteams mit?
Es ist eine einmalige Chance, in diesem Alter bereits eine grosse Expedition zu planen und durchzuführen, am besten versucht man also möglichst viel mitzunehmen und von den Erfahrungen des Leadguides zu profitieren. Bei der Expeditionsplanung konnten wir unsere Ideen gut einbringen, daher lohnt es sich, viel Eigeninitiative zu zeigen.