«Es sind die Engel» Willy Hartmann, Präsident SAC-Kulturkommission
Kunst und Kultur beim SAC? Da führt kein Weg an Willy Hartmann vorbei. Dabei kommt der gebürtige Baselbieter aus der minutiösen Welt der Technik.
«Die Jurierung für den Kunstpreis 2023, die Jubiläumsausstellung für die Sektion Zofingen 2024, die Kunstausstellung 2025 …» Er sitzt da und erzählt von seinen Projekten. Da kommt man als Zuhörer oft gar nicht mehr mit. Es gibt so vieles, was er realisieren will. Und so vieles aus der Vergangenheit. Die Dinge den richtigen Themen zuordnen, den Faden nicht verlieren, darum gehts, wenn man Willy Hartmann zuhört.
Treffpunkt unseres Meetings: das Einsteincafé in Bern. Wir trinken also Cappuccino im Erdgeschoss des Hauses, in dem Albert Einstein einst zwei Jahre lang gewohnt hat. Ein besonderes Gefühl. Auch weil einem immer wieder Sätze des berühmten Wissenschaftlers in den Sinn kommen: «Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine Hauptsorge sicher nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen können.» Willy Hartmann, gelernter Elektroingenieur, lacht auf. Dann zieht er seine Augenbrauen hoch und sagt: «Er war grossartig. Ich habe mich oft mit Einstein und seinen Theorien befasst.»
Faszinierende Boxkamera 1954
Der letzte Satz zieht sich wie ein roter Faden durch unser Gespräch über sein Leben. Denn später an diesem Vormittag wird klar, dass Willy Hartmann seinen Weg nur erfolgreich gegangen ist, weil er sich immer ernsthaft mit Dingen befasst hat, ihnen auf den Grund gegangen ist und versucht hat, sie zu verstehen und weiterzuentwickeln.
1954, mit zehn Jahren, bekam er von seinem Vater die erste Kamera geschenkt - eine Boxkamera Kodak Brownie Nr. 2. Es war so etwas wie der Einstieg in die Welt der Technik. Der junge Willy war fasziniert von dem Gerät. Und fing an, sich für die Aufnahmetechnik zu interessieren.
Bereits zwei Jahre später heimste er sich im kleinen Dorf Bretzwil/BL den Spitznamen Daniel Düsentrieb ein. Vielleicht auch, weil er immer wieder mit Erfindungen und Streichen von sich reden machte. Einmal funkte Willy Hartmann Radio Beromünster auf Mittelwelle mit einem Schwarzsender dazwischen und verbreitete falsche Nachrichten, wonach Schnee fallen würde - mitten im Sommer.
Reiz des Konträren
Tüfteleien und die heute digitale Technik begeistern Hartmann immer noch. Er ist 78 Jahre alt und postet gern auf Facebook von seinen Bergtouren. Bemerkenswert ist aber, dass ihn die Technik, seine Passion, nie ganz erfüllt hat. Er suchte schon in der Jugend das Konträre, eine neue Liebhaberei, die ihn beschwingte und glücklich machte. Und was wäre konträrer als Kunst und Kultur? Der junge Hartmann, in der Berufswelt als Ingenieur für die Uhren- und Medizinaltechnik unterwegs, trat parallel dem Musikverein bei, besuchte Konzerte und Lesungen, spielte in einer Dixieland-Gruppe, las Bücher, ging an Ausstellungen und Vorträge und brachte im Pensionsalter das zusammen, was sein Leben prägte: Technik, Berge und Kunst!
Legendäre Kulturwanderungen
Der zweifache Grossvater hat beim SAC gleich mehrere ehrenamtliche Funktionen inne. In seiner Sektion Zofingen arbeitet er als Webmaster, Kulturbeauftragter und Tourenleiter (bekannt für seine kulturellen Hintergrundinformationen auf den Routen, «denn eine Kulturwanderung hat ihren Schwerpunkt bei der Vermittlung der natürlichen und historischen Besonderheiten der Landschaften, durch die gewandert wird»). Zudem amtet er seit 2021 als Präsident der SAC-Kulturkommission.
«Ob das alles zu viel ist?», fragt Willy Hartmann. «Wissen Sie, ein Satz von Einstein hat mich in meinem bisherigen Leben begleitet. Er geht so: ‹Die angestrengte geistige Arbeit und das Anschauen von Gottes Natur sind die Engel, welche mich versöhnend, stärkend und doch unerbittlich streng durch mein bisheriges Leben führten.›»