Ein World Café im SAC
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Ein World Café im SAC Erste Reaktionen aus den Sektionen zur neuen SAC-Strategie

An der Präsidentenkonferenz 2011 ging es nicht nur um Hüttenumbauten, das Budget 2012 und um den Erwachsenensport (esa). Die Sektionspräsidentinnen und -präsidenten haben auch intensiv über die Zukunft des SAC debattiert.

Haus des Sports in Ittigen bei Bern. Hier tagen jeweils Anfang November die Sektionspräsidenten. Normalerweise ist die Präsidentenkonferenz (PK) klar strukturiert: vorne auf dem Podium die Mitglieder des Zentralvorstands, im Saal die Präsidentinnen und Präsidenten, debattiert wird entlang der Traktandenliste. Doch diese PK ist anders: Nach dem Stehlunch leert sich der Saal, ein World Café steht auf dem Programm. Die künftige Welt des SAC wird hier debattiert. Die strategischen Ziele (vgl. «Die Alpen» 11/2011), wie sie der Zentralvorstand (ZV) vorschlägt, sind auf dem Prüfstand.

Die Sitzungszimmer sind nun «Debattierhütten»: eine Leistungssporthütte, eine Kulturhütte, eine Bergsport- und Jugendhütte, eine Ressourcenhütte, aber auch eine Umwelt- und eine Hüttenhütte. Anstelle des Hüttenwarts steht vorne ein Themenwart, er sammelt Reaktionen, notiert Stichworte und achtet darauf, dass die Diskussion nicht aus dem Ruder läuft. Nach einer halben Stunde wird gewechselt.

Schmale Grate

Wie es in Hütten so ist, geht es in einigen ruhiger zu und her, in anderen schlagen die Wellen höher. Insgesamt lässt sich sagen, dass man im SAC gepflegt miteinander redet, auch wenn es sachliche Differenzen gibt. Ausgeprägt sind die Meinungsverschiedenheiten – wen wunderts –, wenn es um die Umwelt geht. René Michel, der neue Ressortleiter Umwelt, sieht sich auf einem schmalen Grat. «Wo ist das Gleichgewicht zwischen Nutzen und Schützen?», fragt er in seiner Zusammenfassung. Aus Sicht der Präsidenten ist es nötig, dass der SAC eine «eigenständige, bergsportorientierte, grüne» Position vertritt. In seiner Hütte wurde viel über Dialog und Toleranz zwischen den Berg- und Talsektionen, aber auch dem Zentralverband geredet. «Es geht aber auch darum, dass sich der SAC selber umweltgerecht verhalten soll und hier eine Vorbildfunktion übernimmt», so Michel.

Olympia lockt

Vorbilder sind im Leistungssport zu finden. Sportklettern und Skitourenrennen könnten in nächster Zeit olympisch werden. Der Zentralvorstand möchte diese Entwicklung unterstützen, nicht zuletzt mit dem Ziel, den Breitensport zu fördern. Der Entscheid, ob und wann, wird zwar an anderer Stelle gefällt, das Signal aus dem nationalen Bergsportverband ist aber dennoch wichtig. Es zeigte sich ein gewisses Unbehagen, weil der SAC seine Aktivitäten im Wesentlichen dank dem Engagement Ehrenamtlicher entwickelt. Wer aber Spitzenleistungen abliefern will, ist auf professionelle Strukturen angewiesen, und das kostet. Die Präsidenten wünschten sich, dass hier eine klare Position entwickelt wird.

Das Aushängeschild des SAC in der Öffentlichkeit sind die Hütten. Jahr für Jahr fliessen mehrere Millionen Franken in Hüttenprojekte, Tendenz steigend. Wegweisend soll die Frage sein, welche Funktion eine Hütte erfüllt: Dient sie als Ausgangspunkt für eine Tour, oder sind dort im Wesentlichen Tagesgäste anzutreffen? Sicher ist die grosse emotionale Bindung an eine Hütte: «Eine Sektion leistet sich ihre Hütte», so Fridolin Brunner, Ressortleiter Hütten, «eine Hütte aufzugeben, ist der letzte Ausweg.» Als Lösung könnte künftig ein Teil der Mitgliederbeiträge den Hütten zugutekommen, oder es könnten Patenschaften von nicht hüttenbesitzenden Sektionen übernommen werden.

Wachstum und Kosten

Wer in die Zukunft blickt, sollte wissen, welche Mittel er einsetzen kann und will, um seine Ziele zu erreichen. Philippe Choffat, im ZV für die Finanzen zuständig, sammelte die Rückmeldungen zum Thema Ressourcen. Für den ZV ist klar, dass der Verband weiterwachsen soll. Offen ist die Frage, wie stark. Das finden auch die Gesprächsteilnehmer. In Zukunft muss auch die Qualität im Auge behalten werden. Angesichts der enorm hohen emotionalen Bindung der Mitglieder an den SAC ist die Ausgangslage zwar komfortabel, die Bereitschaft sich ehrenamtlich für den SAC einzusetzen, sinkt jedoch. Das soll nicht sein. Um dem entgegenzuwirken, wurde vorgeschlagen, regelmässig Erfahrungen auszutauschen und den Ehrenamtlichen Vergünstigungen zu gewähren.

Rudolf K. Spiess konnte in Sachen Publizistik und Verlag im Wesentlichen auf zwei Punkte hinweisen: dass man am Ziel festhalten will, die Alpen weiterhin flächendeckend zu beschreiben – gedruckt und/oder digital. Einzelne Führer dürfen auch nicht kostendeckend sein. Und dass die Kultur im SAC insgesamt gut eingebettet ist.

So weit die Inputs aus den Gesprächen in den einzelnen Hütten. Wie geht es nun weiter? Zunächst werden die Inputs gesammelt und konkretere Vorschläge zu den Strategien in den einzelnen Bereichen erarbeitet. Ende nächsten Jahres werden die Teilstrategien an die Sektionen weitergeleitet, um 2013 der Abgeordnetenversammlung vorgelegt zu werden.

Präsidentenkonferenz 2011 in Kürze

Erwachsenensport esa

Zu reden gab vor allem die Teilnahme des SAC am Bundesprogramm Erwachsenensport Schweiz (esa). Es will die Schweizerinnen und Schweizer motivieren, bis ins Alter Sport zu treiben. Der Zentralvorstand (ZV) hatte sich nach einer Umfrage bei den Sektionen entschlossen, am Programm teilzunehmen.

Teilnahme freiwillig

Seitens der Präsidenten kamen Fragen auf. Befürchtet wurde vor allem mehr administrativer Aufwand, weil die Kurse über esa abgewickelt werden müssen, und dass der Bund den Sektionen künftig vorschreiben könnte, wie sie ihre Ausbildung zu organisieren hätten. Françoise Jacquet – im Zentralvorstand zuständig für Bergsport und Jugend – betonte, dass die Teilnahme am Programm für alle Sektionen freiwillig sei. Entscheidend für den Beschluss des ZV, bei esa mitzumachen, sei gewesen, dass die Ausbildung der Leiterinnen und Leiter vom Bund finanziell unterstützt werde und dass sich der SAC vermehrt als Sportverband etablieren könne. Nachteilig sei zwar, dass der administrative Aufwand steige, was im Budget 2012 Anpassungen nötig macht. Ein Antrag der Sektion Weissenstein, aus dem Programm esa auszusteigen, wurde von den Präsidentinnen und Präsidenten deutlich abgelehnt.

Solides Budget

Philippe Choffat, Ressortleiter Finanzen, war zufrieden mit der Entwicklung der Zahlen. Er rechne mit einem positiven Jahresergebnis von rund 185 000 Franken. Dies bringe den ZV dem Ziel näher, eine Eigenkapitalreserve von 25 Prozent eines Jahresumsatzes zu äufnen. Man dürfe aber nicht in Euphorie verfallen, mahnte Choffat, bevor die Präsidenten das überarbeitete Budget mit grossem Mehr absegneten.

Knifflige Hüttenbauprojekte

Für Spannung sorgte wie immer die Präsentation der Hüttenbauprojekte. Die Präsidentenkonferenz ist zuständig für die Bewilligung der Beiträge aus dem Hüttenfonds. Insgesamt fünf Sek-tionen haben nächstes Jahr Bauprojekte eingegeben, die vom Hüttenfonds mitfinanziert werden. Jürg Hiltbrunner, Co-Präsident der Hüttenkomission, sagte, es gehe bei allen Projekten in etwa um dasselbe: um um die Anpassung der Infrastruktur an die gesetzlichen und betrieblichen Anforderungen. Die Projekte wurden deutlich gutgeheissen. Zu reden gab der Neubau der Cabane de Tracuit, das mit 5,6 Millionen teuerste Projekt. Noch ist die Finanzierung des an sich unbestrittenen Neubaus nicht gesichert, es fehlen knapp 700 000 Franken. Es sei aktuell schwierig, Sponsoren zu finden, so der Präsident der Sektion Chaussy, der um Unterstützung bat.

Ausgaben für Leistungssport

Schon an der Abgeordnetenversammlung im Juni in Davos wurde über eine Beschränkung der Ausgaben für den Leistungssport nachgedacht. Ein Antrag der Sektion Basel, diesen Betrag auf maximal 10 Prozent des Budgets des Zentralverbands zu limitieren, wurde deutlich abgelehnt. Die unterlegenen Sektionen kündeten allerdings einen neuen Vorstoss zum Thema an. Die Frage wird also die nächste Abgeordnetenversammlung beschäftigen.

Anwesende

98 Sektionen waren an der Präsidentenkonferenz in Ittigen vertreten.13 liessen sich entschuldigen.

Nächste Termine

AV 2012: 9. Juni, Bern

PK 2012: 10. November, Ittigen

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