«Ein Schritt in die Zukunft» Da ist es nur noch eine
Die Frauensektion Drei Tannen hat mit der Sektion Olten fusioniert. Damit verschwand am 1. Januar 2017 die zweitletzte Frauensektion des SAC. Präsidentin Marie-Theres Gubler erzählt, wie es dazu kam.
Anfang 2016 haben die Frauen der Sektion Drei Tannen dem Fusionsvertrag mit der Sektion Olten zugestimmt. Welche Überlegungen gingen diesem Beschluss voraus?
Marie-Theres Gubler: Die entscheidenden Gründe waren der kontinuierliche Schwund der Mitgliederzahlen und das hohe Durchschnittsalter in unserer Sektion. Wir waren am Schluss noch 42, vornehmlich etwas ältere Frauen. Das machte unter anderem die Rekrutierung von Vorstandsmitgliedern schwierig.
Weshalb hat die Sektion den Schritt nicht schon früher gemacht?
1978, im Zug der Fusionsverhandlungen des SAC und des Schweizerischen Frauen-Alpen-Clubs (SFAC) auf nationaler Ebene, fand bereits ein erstes Gespräch zwischen den beiden Oltner Sektionen statt. Der damalige Präsident der Männersektion soll von einer Fusion aber nicht begeistert gewesen sein. Er plädierte für Abwarten. Auch der Vorstand der SFAC-Sektion beschloss, selbstständig zu bleiben, wollte man doch weiterhin ein eigenes Tourenprogramm führen und das vorhandene Clubvermögen selber verwalten. Als die beiden Schweizer Alpen-Clubs 1980 schliesslich fusionierten, zählte unsere Sektion 105 Mitglieder. Nur ein Mitglied trat der Sektion Olten bei, alle übrigen hielten der Frauensektion die Treue. Deshalb bestand in den kommenden Jahren kein Handlungsbedarf. Zwischen den Mitgliedern der beiden Sektionen bestand übrigens ein gutes Verhältnis, so fanden zum Beispiel gemeinsame Kletterübungen statt.
Wie kam die Sektion zu ihrem speziellen Namen?
Da sich unsere Sektion nach der Fusion von SAC und SFAC entschloss, eigenständig zu bleiben, musste ein neuer Name gefunden werden. Die 1909 gegründete Sektion Olten des SAC bestand ja bereits. Der Vorstand schlug die Namen Belchen, Froburg und Drei Tannen vor. Ausschlaggebend für Drei Tannen war sicher auch, dass die Stadt Olten drei Tannen in ihrem Wappen hat.
Wer hat seinerzeit die Sektion Olten des SFAC gegründet?
Sie wurde im Jahr 1934 von bergsportbegeisterten Oltnerinnen gegründet. Ziel und Zweck war, die Freude an den Bergen zu wecken und die alpinistischen Bestrebungen der Frauen zu fördern und zu unterstützen. Zu den Gründungsmitgliedern gehörte Jenny Kull, eine Augenärztin mit eigener Praxis. Sie war auch die erste Präsidentin der neuen Sektion. Während vieler Jahre fanden die Vorstandssitzungen im Wartezimmer ihrer Praxis statt. Die Frauen standen den Männern in nichts nach und unternahmen Hochtouren mit Bergführern, Skitouren sowie Touren- und Wanderwochen.
Was waren die Unterschiede zwischen einer Frauen- und einer Männersektion?
In den Anfängen gingen die Frauen nach den Touren nicht ins Restaurant für einen Schlusstrunk. Das sei zu dieser Zeit einfach nicht Mode gewesen, hat mir ein langjähriges Mitglied versichert. Heute hat die Sektion auch eine soziale Funktion. Etliche Mitglieder sind alleinstehend oder verwitwet. Die Touren sind ein fester Bestandteil in ihrer Lebensgestaltung. Man kennt und schätzt sich gegenseitig, und einige Mitglieder unternehmen auch ausserhalb der Sektion zusammen Aktivitäten. Neueintritte erfolgten in den letzten Jahren weitgehend auf Empfehlung von bestehenden Mitgliedern.
Wie waren die Reaktionen der Mitglieder auf die Fusionsabsichten?
Verhalten positiv. Da uns die Sektion Olten zugestanden hat, weiterhin ein eigenes Tourenprogramm führen zu können, und uns viel Selbstständigkeit erhalten bleibt, ist die anfängliche Skepsis bald gewichen. Beide Sektionen haben der Fusion einstimmig zugestimmt. Einen grossen Anteil am guten Gelingen hatten der Präsident und der Seniorenobmann der Sektion Olten. Sie haben den Mitgliedern der Sektion Drei Tannen die Aktivitäten und das «Who is Who» ihrer Sektion umfassend vorgestellt. Wir haben uns willkommen gefühlt. Nach dem Übertritt können wir von einem noch vielseitigeren Tourenprogramm profitieren.
Also kein weinendes Auge?
Ob noch Wehmut aufkommen wird, wird die Zeit zeigen. Für mich ist es ein Schritt in die Zukunft, und ich bin sicher, die meisten Mitglieder empfinden es ebenso.