Dufour Map auf CD. Zeitdokument zum Anklicken
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Dufour Map auf CD. Zeitdokument zum Anklicken

Dufour Map auf CD

Mit der Gründung der Eidgenossenschaft wurde auch die schweizerische Topografie begründet. Ihr erstes grosses Werk war die Dufourkarte, zwischen 1845 und 1864 im Massstab 1:100 000 publiziert, die unser Land erstmals geometrisch korrekt abbildete. Nun liegt sie als Dufour Map auf einer CD vor – und erlaubt spannende Zeitreisen. 1

Zum Glück blieb General Guillaume-Henri Dufour, 1787–1875, seine erste CD-Taufe erspart. Der Anblick der Silber-scheibe anlässlich ihrer Präsentation an der OLMA 2003 in St. Gallen hätte ihn wohl kaum amüsiert: Sein Lebenswerk, und jenes einer ganzen Generation helvetischer Topografen, auf 15 g Datenträ-ger komprimiert, wirkt nicht eben sehr angemessen. Für ein solches Ding hatten – und hätten – sie definitiv nicht ge-schuftet.

Erstaunlich präzise Tatsächlich findet sich auf der Dufour Map die ganze « Topographische Karte der Schweiz », die zwischen 1845 und 1864 im Massstab 1:100 000 publiziert wurde und erstmals das ganze Land geometrisch korrekt darstellte. Dieses Werk, das den Weltruf der Schweizer Kartografie begründete 2, wies zwar statt der heute üblichen Höhenkurven eine Geländedarstellung mit Schraffen auf. Dennoch ist die Dufourkarte die Vorläuferin der heutigen Landeskarte im Massstab 1:25 00O. Und sie erstaunt noch immer durch ihre Präzision. Wer sich an der de-zenten Farbgebung nicht stört, könnte sie auch heute noch für einfache Wanderungen oder Skitouren benutzen – hätte sich die Landschaft während der letzten fünf Generationen nicht derart gewandelt.

Genau an diesen Punkt knüpft die Dufour Map an. Denn nebst der alten Dufourkarte – und einem umfangreichen Lexikon zu ihrer Entstehung – enthält die CD auch die aktuelle Landeskarte im gleichen Massstab. Dank einer einfach zu bedienenden Software kann man wahlweise die Dufourkarte oder die Landeskarte betrachten oder von der einen auf die andere überblenden. Besonders übersichtlich ist jene Darstellung, bei der die alte und die neue Version nebeneinander erscheinen: Das linke Auge sieht schwarzweiss in die Vergangenheit, das rechte farbig in die Gegenwart.. " " .Was dabei herauskommt, ist eine Zeitreise durch 150 Jahre Schweiz – eine Zeitspanne, in der nicht mal die Alpen stillstanden.

Eine Zeitreise durch 150 Jahre Vor 150 Jahren wurden viele hochalpine Regionen erstmals entdeckt. Clubhütten gabs damals noch keine, der SAC wurde ja erst 1863 gegründet, und auch der Alpintourismus hatte noch kaum eingesetzt. Ortschaften wie Verbier oder der glarnerische Braunwaldberg zeigen sich noch als kleine, rein landwirtschaftliche Streusiedlungen. Dennoch entdeckt man erste Anzeichen touristischer Aktivität. So gibt es bereits abgelegene Berggasthäuser wie das heute überflutete Hôtel Mattmark, auf 2123 m im hinteren Saastal. Viele Gletscher sind schon mit Routen überzogen. Auf dem 1862 erschienenen Blatt « Domo d' Ossola, Arona » ist die Aufstiegsroute auf die « Höchste Spitze » des Monte Rosa schön eingezeichnet,

1 Dufour Map: dreisprachig, d/f/e, Mac- und Windows-kompatibel, mit Lexikon und Glossar, Fr. 148.–. Zu beziehen in Buchhandlungen oder bei www.swisstopo.ch. Für SAC-Mitglieder Vorzugspreis von Fr. 136.– beim Bezug über den SAC-Verlag, www.sac-verlag.ch, oder Tel. 081 258 33 35 2 Vgl. Caminada Paul Pioniere der Alpentopo-grafie – Die Geschichte der Schweizer Kartenkunst, AS-Verlag, Zürich 2003; Rezension vgl. S. 49 Guillaume-Henri Dufour, 1787–1875, der Schöpfer der legendären Dufourkarte und General der eidgenössischen Armee Auf dem 1862 erschienenen Blatt « Domo d' Ossola, Arona » ist die Aufstiegsroute auf die « Höchste Spitze » des Monte Rosa eingezeichnet, obwohl sie erst 1855 erstbestiegen worden war. Zu Ehren von General Dufour wurde sie dann 1863 per Bundesratsbeschluss zur « Dufourspitze ».

Fo to :A us « P ionie re de r A lpen topog ra fie » ,AS -V er la g Zür ic h Fo to :A us « P ionie re de r A lpen topog ra fie » ,AS -V er la g Zür ic h DIE ALPEN 1/2004

dabei war diese Spitze erst 1855 erstbestiegen worden. 1863 wurde sie übrigens per Bundesratsbeschluss zu Ehren von Guillaume-Henri Dufour Dufourspitze getauft.

Vor 150 Jahren erreichten die Alpengletscher am Ende der Kleinen Eiszeit ihre maximale Ausdehnung. Dank einer Grafikfunktion lassen sich die Veränderungen einfach messen: So hat sich der Untere Grindelwaldgletscher, dessen Zunge auf der 1864 publizierten Karte bis auf eine Höhe von 983 m vordringt, seither um etwa 2 km zurückgezogen. Vor 150 Jahren hatten viele Berge andere Namen. Viele Flurnamen wurden erst später eruiert oder gar erfunden. Im Bergell bezeichneten die Topografen den heutigen Pizzo Badile als Cima di Tschingel, den Pizzo Cengalo als Punta Trubinesca, den Pizzo Trubinasca gar nicht, und die ganze Sciora-Gruppe wurde als Pizzo di Cacciabella, der sich heute wesentlich weiter nördlich befindet, abgetan.

Vor 150 Jahren gabs noch wenig Strassen im Alpenraum, und die Eisenbahn war eben erst erfunden worden. Über den Gotthard schlängelte sich, in augenfälligem Kontrast zu heute, nur die Tremola-Strasse, über den Nufenenpass gar nur ein Weglein. Vor 150 Jahren hatte die Schweiz ihre Gewässer noch nicht gezähmt. Auf der Dufourkarte ähnelt der Ticino einem Arm des Amazonas, und das Rhonetal ist noch eine weiträumige Auenlandschaft. Stauseen gabs noch keine: Barberine, noch als Weiler zu erkennen, wurde später vom Emosson-Stausee überflutet. Vor 150 Jahren war auch der Staat noch jung. Seither wurden mehrere Grenzverläufe angepasst. Das ganze Gebiet um den Pizzo Stella ob Chiavenna, um das Val d' Avigna im Val Müstair oder um die Montagne des Tuffes hinter der La Dôle gehören in Dufours Karte noch der Eidgenossenschaft. Tempi passati.

Dufours Werk – ein Meisterwerk Die Dufour Map erlaubt also einen spannenden Vergleich zwischen der damaligen Meisterleistung des Eidgenössischen topographischen Bureaus in Genf und der heutigen Landestopografie, der swisstopo in Wabern. Wir bewundern dabei Dufours Werk. Dufour selber dürfte nach dem ersten CD-Schock eher über den heutigen Stand der Kartografie staunen – und vielleicht auch über die Veränderungen der Landschaft. a

Marco Volken, Zürich

Ausstellung mit Wettbewerb für bildende Kunst

Kultursommer GREINA 2004

Mit dem Kultursommer GREINA 2004 lädt die SAC-Sektion Piz Terri Kulturschaffende ein, sich mit dem Greinagebiet auseinander zu setzen. Die von einer Jury ausgewählten Kunstwerke werden im kommenden Sommer in der « Carpet la Greina » ausgestellt.

Die Greina gehört zu den wenigen zusammenhängenden alpinen Naturlandschaften der Schweiz. Im letzten Jahrhundert wurde sie erfolgreich gegen verschiedene Kraftwerkprojekte und die damit verbundene Überflutung durch einen Stausee verteidigt. Die Auseinandersetzung mit der Greina, dieser einmaligen wilden Berglandschaft, schneebedeckt bis in den Juni hinein und ohne Anschluss an die Zivilisation, dürfte für viele Kunstschaffende eine Herausforderung sein. Die Themen sind frei wählbar, sollen aber im weitesten Sinne einen Bezug zur Gebirgs- und Naturlandschaft Greina haben. Mehr Infos finden Sie im Internet unter www.sac-pizterri.ch, Rubrik Kultur. Unterlagen und Wettbewerbs-formulare können via E-Mail collenberg.ilanz.ag(at)bluewin.ch oder schriftlich bei Christa Collenberg, via S. Clau Sura 20, Postfach 256, 7130 Ilanz, angefordert werden. Einsendeschluss für die Bewerbung ist der 1. März 2004. a

Gem. Mtlg.

Ausschnitt aus dem Unterengadin. Die ganze Hochebene südöstlich des Piz Lischana, die heute von unzähligen niedlichen Bergseen geschmückt ist, stand zu Zeiten der Im kommenden Sommer wird die Greina Zentrum einer Kunstausstellung sein.

Foto: Walter Peier Dufourkarte noch unter kompakten Gletschermassen ( links Stand ca. 1850, rechts Stand 1997 ). Das Dorf Sins wurde 1879 offiziell zu Sent umbenannt.

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