Die Tourenleiter von morgen Jugend-Co-Leiterkurse als Einstieg
Der SAC bietet Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren einen Kurs als Vorbereitung für spätere Tourenleiterkurse an. So sollen auch aktive Tourenleitende in ihren Sektionen unterstützt werden können.
Eigentlich wäre für diesen Tag das Einüben von Spaltenrettungen oder das Gehen am langen Seil auf dem Programm gestanden. Doch der viele Neuschnee oberhalb von Meiringen verunmöglicht an diesem Dienstagmorgen Mitte Oktober den Zugang von den Strassenpässen zu den nahe gelegenen Gletschern. Die Kursleiter des Jugend-Co-Leiterkurses haben aber schnell ein Ausweichprogramm zusammengestellt. Kletterlehrer Armando Bodeo arbeitet gemeinsam mit den Bergführern Jean-Paul Imboden, Andreas Oggier und Ariane Stäubli.
Anstelle einer Gletscherbegehung geht es für die rund ein Dutzend Kursteilnehmenden zwischen 14 und 17 Jahren an die Staldenflue – ganz in der Nähe der Unterkunft in Meiringen. Dort findet sich ein Stück trockener Fels. Für die Kursleiter kommt der spontane Programmwechsel gar nicht ungelegen, er wird sogleich als Thema in den Kurs eingebaut. «Aus jedem Tag das Beste zu machen, ist eine wichtige Eigenschaft für künftige Tourenleiter», so Armando Bodeo.
Der Kletterlehrer hilft den Teilnehmenden zwar bei der Routenauswahl und gibt Tipps, wie sich die Schlüsselstellen einfacher klettern lassen. Zu viel eingreifen will er aber nicht. «Es geht in diesem Kurs darum, zu lernen, Leitungsfunktionen zu übernehmen und eigene Entscheidungen zu treffen», sagt Armando Bodeo. Die Teilnehmenden sollen nicht nur möglichst viel lernen, sondern auch mit Eigeninitiative und Verantwortung umzugehen wissen.
Der schlammige Boden am Wandeinstieg lädt an diesem Herbstmorgen zwar nicht gerade zum Verweilen ein. Die Teilnehmenden nehmen es jedoch gelassen und unterstützen sich gegenseitig. Die Rucksäcke werden mithilfe von mobilen Sicherungsgeräten an einem Riss am Wandfuss aufgehängt, beim Anziehen der Kletterschuhe im Morast hilft man sich gegenseitig. «Kannst du mich sichern? – Ja, klar.» Nach vier gemeinsamen Tagen am Fels haben sich in der Gruppe viele Abläufe eingespielt. Nach dem gegenseitigen Partnercheck geht es los. Wenige Minuten nach der Ankunft der Gruppe sind vier Seilschaften bereits am Klettern. Es ist der letzte von vier intensiven Tagen mit abwechslungsreichen Kursinhalten. «Am ersten Tag in der Kletterhalle standen Themen wie Anseilen, Sichern, Abseilen und das Fädeln am Standplatz auf dem Programm», erzählt Bergführer Imboden. Das Ziel: Alle teilnehmenden Jugendlichen auf den gleichen Wissensstand zu bringen und die Standardverfahren einzuüben. Am zweiten Tag kletterte die Gruppe gemeinsam mit den Bergführern in Seilschaften über einen Felsgrat oberhalb von Sigriswil. Das Gehen am kurzen Seil ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die zukünftige Tourenleitende erlernen müssen. Etwas, das jahrelange Erfahrung voraussetzt.
«Es geht bei diesem Kurs denn auch nicht darum, dass die Jugendlichen bereits eigenständig Touren führen können, sondern dass sie aktive Leiter in ihrer Sektion auf Touren unterstützen», sagt Silvan Schüpbach. Er ist beim SAC verantwortlich für die Organisation des Jugend-Co-Leiterkurses und ergänzt: «Und natürlich hoffen wir, dass möglichst viele von ihnen dereinst selbst als Tourenleitende unterwegs sein werden.»