Die Tagfalter des Gebirges
Ein grosser Teil der in der Schweiz bekannten Tagfalter lebt im Gebirge: 25% in einer Höhe zwischen 1200 und 1500 m; 30% steigen bis auf 2000 m auf; 25% überschreiten die 2000-m-Marke; 3 Arten leben sogar in einer Höhe bis zu 3200 m! Ausschliesslich auf Höhen zwischen 1500 und 3200 m leben ca. 15%.
Dass so viele Schmetterlinge in einem derart rauhen Klima leben, erklärt sich nicht nur aus der Anpassung einiger Arten an die Lebensbedingungen im Gebirge, sondern auch durch das Verschwinden für sie geeigneter Biotope in geringerer Höhe.
Der Zyklus der Falter Die Entwicklung der Schmetterlinge vom Ei bis zum fliegenden Insekt ist faszinierend. Nach der Paarung legt das weibliche Tier, meist auf einer für die Art speziellen Pflanze, der sogenannten Wirtspflanze, seine Eier ab; die Anzahl ist variabel. Es folgen mehrere Verwandlungen: Auf das Ei folgt die Raupe, dann die Puppe, schliesslich der Schmetterling. Wie lange diese einzelnen Stadien dauern, hängt von der Art und von der Höhe, in der sie lebt, ab.
Verschiedene Lebensformen Die Mehrzahl der Arten ist spezialisiert, das heisst ihr Bestehen hängt von bestimmten Bedingungen ab, zum Beispiel dem Vorhandensein für ihr Überleben notwendiger Pflanzen ( Wirts- und Nahrungspflanzen ). Im 2O. Jahrhundert hat diese Abhängigkeit zum Verschwinden der meisten Arten ( z.. " " .B. des Schlehenzipfelfalters ) aus der Ebene geführt, weil sie nicht in der Lage sind, sich den - vor allem durch die Intensiv-Landwirtschaft -stark veränderten Umweltverhältnis-sen anzupassen. Andererseits sichert sie eine verhältnismässige Stabilität Der Kleine Fuchs ist weit verbreitet, seine Wirtspflanze ist die Brennessel. Er kommt darum häufig in Dörfern und auf Alpen vor und kann bis über 3000 m aufsteigen.
Man kann sie dann manchmal auf Alpenpässen und über den Gletschern entdecken.
der Schmetterlingsbestände im Gebirge, wo sich die Umwelt weniger verändert hat. Die Ansprüche anderer Schmetterlinge sind weniger strikt. Es handelt sich um eine Minderheit, um Arten, die unter einer Anzahl von Pflanzen wählen können ( Kleiner Fuchs, Schwalbenschwanz, Brauner Waldvogel ), oder solche, die nicht nur Wie der Distelfalter ist auch der Admiral ein « wandernder » Schmetterling, der sich sehr gut anpassen kann; er kann in Höhen bis über 2000 m leben.
Der prächtige Schwalbenschwanz kommt sowohl in der Ebene als auch im Gebirge bis auf 2000 m Höhe vor.
Fauna und Flora 4 o> Q von der Qualität der Biotope unseres Landes abhängig sind, weil sie - ähnlich den Zugvögeln - das Gebiet wechseln ( Distelfalter, Admiral ).
Die Gebirgs-Biotope Das Gebirge ist weniger verändert worden als die Regionen in der Ebene und bietet dadurch noch Zufluchtsge-biete mit einer grossen Anzahl verschiedener Biotope. Diese Vielfalt besteht vor allem im Wallis ( dort wurden die meisten der diesen Beitrag illustrierenden Aufnahmen gemacht ) und im Tessin. Die beiden Kantone beherbergen jeder 140 Arten von Tagfaltern. In den trockenen, heissen und steinigen Zonen lebt zum Beispiel der Segelfalter in Höhen bis über 1000 m, der Baumweissling bis zu 1800 m, und der Apollo ist noch über 2000 m anzutreffen. Andere sind auf Feuchtgebiete spezialisiert: Zu ihnen gehören der sehr seltene Hoch-moorgelbling, der über Torfmooren anzutreffen ist, und der Violette Silberfalter der Feuchtwiesen. Beide Arten steigen bis über 2000 m auf. Hier ist anzumerken, dass selbst im Gebirge sowohl die Trocken- als auch die Feuchtgebiete am stärksten bedroht sind.
Es gibt noch weitere Biotope: blühende Wiesen, die eine grosse Zahl von Arten, darunter den Dukatenfalter, beherbergen; lichte Wälder, in denen Kaisermantel und Waldbrettspiel anzutreffen sind; alpine Rasen, die von Alpenvögelchen, Mohrenfal-tern, Bläulingen und Scheckenfaltern belebt sind; schliesslich auch die Umgebung von Siedlungen, die verschiedene Arten anzieht.
Ein Hochmoorgelbling auf mehr als 2000 m; dieser herrliche Schmetterling ist ebenso bedroht wie sein bevorzugter Lebensraum, das Hochmoor.
Alpine Lebensbedingungen Wenn das Gebirge einerseits ein Rückzugsgebiet für Falter ist, deren Lebensbedingungen in niedrigeren Lagen nicht mehr gut sind, so beherbergt es andererseits auch eine ganze Reihe von Arten, die seinen Verhältnissen vollkommen angepasst sind. Ein Viertel unserer Arten kann über 2000 m leben! Oft sind sie darauf spezialisiert. Welche Eigenheiten haben diese Schmetterlinge der extremen Höhe entwickelt, um zu überleben? Ihr Lebenszyklus, die Phasen ihrer Verwandlung und ihr Stoffwechsel, ist vielleicht das deutlichste Zeichen dieser Spezialisierung. In der Ebene verläuft die Entwicklung des Schmetterlings schneller als im Gebirge, wo Klima und Lebensbedingungen härter sind. Mit zunehmender Höhe wird die Zahl der Arten, die pro Jahr zwei bis drei Generationen hervorbringen, geringer, dagegen steigt die Zahl jener, deren Zyklus sich über zwei Jahre erstreckt. Zum Beispiel bringt der Schwalbenschwanz in der Ebene zwei bis drei Generationen hervor, auf 2000 m dagegen nur eine. Die langsame Entwicklung der Gebirgs-Schmetterlinge hängt mit dem durch das Klima dieser Gebiete bedingten reduzierten Rhythmus ihrer Aktivität zusammen: In verschiedenen Stadien des Zyklus läuft bei ungünstigen Wetterverhältnissen - sowohl bei langdauernden ( Winter ) als auch bei kurzzeitigen ( sommerliche Unwetter ) -der Stoffwechsel der Schmetterlinge verlangsamt ab; in beiden Fällen zieht eine Wetterbesserung eine Wiederaufnahme der Aktivität und damit der Entwicklung nach sich. Aus diesem Grund können die meisten Arten ihren Zyklus nicht in einer Saison vollenden, sondern überwintern als Raupen. Nicht nur die Körperfunktionen sind ein Zeichen der Spezialisierung dieser Schmetterlinge, auch an der äussern Erscheinung ist sie zu erkennen. So hat die Farbgebung der am besten an die Höhe angepassten Arten, zum Beispiel der Mohrenfalter, eine doppelte Funktion: Einmal macht die dunkle Tönung der Flügel-oberseiten es möglich, auch die geringste Sonneneinstrahlung besonders gut aufzunehmen und deren Energie dem Körper in Form der zum Flug nötigen Wärme weiterzugeben. Manche Mohrenfalterarten im Gebirge können dadurch noch fliegen, wenn die Temperatur im Schatten weniger als 0° C beträgt! Zum andern grenzt die Farbe der Flügelunterseite dieser Falter, wenn sie nicht auch sehr dunkel ist, an Grau, ist also bei steinigem Boden eine ausgezeichnete Tarnung. Mehrere dieser Arten leben in Höhen von 2500 bis 3200 m c < Männliche Distelfalter auf einer ihrer bevorzugten Nahrungspflanzen, der Schafgarbe; dieser Schmetterling ist bis auf 2000 m Höhe anzutreffen.
Satyrus ferula, eine im Süden Europas lebende Art, ist an den sonnigen Felshängen im Wallis und Tessin bis zu 1600 m anzutreffen.
Der Apollo liebt der Sonne ausgesetzte Felsgebiete.
Fauna und Flora Ein Kaisermantel auf Som-merflieder, der in den Gärten - hier auf über 1000 m - viele Schmetterlingsarten anzieht.
Die Mohrenfalter sind die am besten der Höhe angepassten Schmetterlinge; 26 Schweizer Arten dieser Gattung ( Erebia ), die sich alle sehr ähnlich sehen, erreichen 2000 m, drei dieser Arten leben sogar auf mehr als 3000 m!
Ein Skabiosenscheckenfalter auf einem Breitblättrigen Knabenkraut; bei den Schek-kenfaltern bestehen nur geringe Unterschiede zwischen den Arten.
zwischen Felsen, Geröll und Moränen. Ein anderer Beweis für die erstaunliche Anpassung an härteste klimatische Bedingungen ist die Verteilung mehrerer Arten: Zur Höhenverteilung vgl. die Angaben am Anfang des vorliegenden Beitrags, bei der geographischen Verteilung verhält es sich so, dass mehrere Arten nur in den Alpen, und zwar in sehr begrenzten Teilen der Alpen ( Simplon, Graubünden ) vorkommen.
Schutz der Schmetterlinge Wer sich für das Überleben dieser in einem streng auf Ordnung bedachten Land stark bedrohten geflügelten Wunder einsetzen will, kann zum Beispiel in seinem Garten einheimischen Pflanzen den Vorzug geben, auf den Gebrauch von Herbiziden, Insektizi-den, Kunstdünger und Torf verzichten oder auch seine Wiese nur ein- oder zweimal im Jahr ( nicht vor August ) mähen, was eine reiche Flora begünstigt, die ihrerseits Schmetterlinge anzieht.
Alexandre Scheuren Lausanne ( ü ) Bibliographie Tagfalter und ihre Lebensräume. SBN, Basel 1987 Auf den Alpen der subalpinen und alpinen Etage bis 3000 m kann man den Hoch-alpenperlmutterfalter antreffen.
Die meisten Bläulinge sind sehr klein, die männlichen Tiere sind in der Regel bläulich gefärbt, die weiblichen braun, eine genaue Differenzierung der einzelnen Arten ist schwierig.
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nenbereich hinauszufahren. Möglichst schnell musst du dich von Ski und Stöcken befreien, damit du Bewegungsfreiheit gewinnst. Ebenso gilt es, sich gegen die Schneemassen zu wehren. Das geht nur ohne Fangriemen! Hältst du die Knie gegen die Brust und die Arme schützend vors Gesicht, kannst du hoffen, dass du beim Stillstand der Lawine über einen kleinen Hohlraum zum Atmen verfügst.
Die erste Viertelstunde entscheidet Eine Lawinenverschüttung ist in jedem Fall lebensgefährlich. Jedoch überleben immerhin über 90% der ganz Verschütteten die erste Viertelstunde. Nach einer halben Stunde sind allerdings nur noch gut 35 % am Leben. Deshalb ist es für jeden Freerider, Skitouren- und Variantenfahrer unabdingbar, sich in der Kameradenrettung zu üben und, natürlich, die nötigen Rettungsmittel dabeizuhaben, insbesondere LVS1, Lawinenschaufel und -sonde.
Alle LVS ausschalten Wenn möglich sollten die Nichtver-schütteten den Weg des oder der von der Lawine Mitgerissenen verfolgen und sich insbesondere den Verschwindepunkt des Opfers merken. Darunter, in Fliessrichtung, befindet sich dann der primäre Suchstreifen. Jetzt gilt es, Ruhe zu bewahren und sich einen Überblick zu verschaffen, um möglichst gut organisiert und schnell zu helfen: