Die Minya-Konka-Expedition von Eduard Imhof 1930
Viola Imhof, Erlenbach ZH
Mit Texten von Eduard Imhof aus dem Jahre 19831 Minya Konka von Westen. Bleistiftzeichnung von Eduard Imhof Einleitung Als die Abgeordneten-Versammlung 1958 in Basel Eduard Imhof zum Ehrenmitglied des SAC ernannte, lautete die Laudatio dm Hinblick auf seine hervorragenden Leistungen im Gebiet der Topographie und Kartographie, seine Erforschung des Minya-Konka-Gebirges, ferner in Erinnerung an Ed. Imhofs unermüdlichen Einsatz bei der Gestaltung der neuen Landeskarte der Schweiz und an seine wertvollen Beiträge für die Publikationen des SAC>. Am 25. Januar 1995 jährte sich Imhofs Geburtstag zum hundertsten Male. Das war Anlass für Dr. Georg Budmiger, den Direktor des Schweizerischen Alpinen Museums in Bern, im Herbst 1995 eine Imhof-Ausstellung zu veranstalten, und zwar eine, die vor allem dieser Imhof-Expedition von 1930 in das ferne innerasiatische Hochgebirge um den 7600 m hohen Minya Konka gewidmet ist. Es wird versucht, dieses Hochgebirge in seiner Ganzheit darzustellen. Dazu tragen Imhofs Vermessungs- und Kartierungsarbei-ten bei, aber auch seine Aquarelle und Zeichnungen, sonstige Forschungsmateria-lien sowie dort gesammelte Gegenstände. Weiter werden die übrigen schweizerischen Expeditionen in dieses Gebirge dokumentiert. Eine eigene Ausstellungsgruppe ist der jüngsten schweizerischen Expedition dorthin gewidmet, derjenigen des Berner Geographen Martin Ryser in den vergangenen Jahren. Diese Ausstellung ist der Grund, hier eine zusammenfassende Darstellung von Imhofs Minya-Konka-Expedition zu geben. Ich stütze mich dabei auf die Erzählungen meines Mannes, auf seine Tagebücher, seinen ausführlichen Expedi-tions-Bericht, der 1974 als Buch Die Grossen Kalten Berge von Szetschuan erschienen ist, und auf eine gekürzte Darstellung seiner Reise, wie er sie nochmals 1983 anlässlich einer China-Ausstellung in Berlin verfasst hat.
Mit unserem Reisebericht gehen wir zurück ins Jahr 1930. Eigentlich lebte man damals fast so wie heute.Viele Erfindun- 1 Im Text hervorgehoben durch < Ich danke Biblio-theksdirektor Dr. Lothar Zögner für die Abdrucks-erlaubnis.
gen, die uns heute das Leben erleichtern, waren bereits alltäglich. So auch Flugzeuge, aber für die grosse Reise nach China musste Imhof ein Schiff besteigen, und so dauerte die Reise 1930 von Zürich bis ins Expeditionsgebiet 3 Monate und nicht nur 5 Tage wie 1994 bei Martin Ryser ( vgl. dessen Beitrag im vorliegenden QH ). Fotografieren war schon damals ein beliebtes Hobby. Aber man konnte nur Schwarzweissaufnahmen machen, und die Negative standen vielfach noch auf starken Glasplatten. Um sicher zu sein, dass sich die Aufnahmen nach der Rückkehr in die Schweiz noch machen liessen, musste Imhof jeweils alle Aufnahmen sofort entwickeln und fixieren, das heisst mit besonderen Chemikalien in einem kleinen schwarzen Sack, in dem nur seine Hände Platz hatten, behandeln. So entstanden die Aufnahmen, von denen dann, ein Jahr später, nach der Rückkehr in die Schweiz, Kopien abgezogen werden konnten, darunter auch die hier abgebildeten.
Eine Bemerkung zu den geographischen Namen: für den Berg Minya Konka zählt Imhof in seinem Buch bereits 14 ihm bekannte und auf Karten und in Büchern gebräuchliche auf. Namen, die von Chinesen, Tibetern, den übrigen Bergvölkern dort und in den verschiedenen europäischen Umschriften gebraucht wurden und werden. Namen ändern sich, wir haben das ja auch auf schweizerischen Karten erlebt. Ich halte mich hier an die Schreibweise, wie sie Imhof 1974 und 1983 verwendet hat. Damit man auf jeder Karte die Region des Minya Konka auffinden kann, ob er eingetragen ist oder nicht, stehen hier die geographischen Gradnetzangaben, die ebenfalls, wie die Höhe des Berges, von Eduard Imhof während seiner Expedition 1930 ermittelt wurden: Der Minya Konka ist 7597,5 m ( aufgerundet 7600 m ) hoch, mit einem möglichen Höhenfehler von 20-40 Metern. Seine geographische Lage ist: 29° 35'Nord und 101° 52'Ost.
Expedition nach Chinesisch-Tibet im Jahre 1930 Als Imhof 1930 zu seiner Expedition aufbrach, galt der Minya Konka als unbekannt. Wie konnte das sein? Es erscheint uns Eduard Imhof in Hueli heute fast unglaubwürdig, dass ein solcher Berg so lange unbekannt gewesen sein soll. So möchte ich diese Tatsache hier etwas präzisieren, wie ich sie mir erkläre. In seiner näheren Umgebung, bei den Einheimischen, kannte man den Minya Konka natürlich. Am Fusse des Berges befand sich ein Wallfahrtskloster, und die Mönche dort erbaten den Schutz des Donnergottes Dorjelu-tru. Auch weit weg, auf dem Berge ( Mount ) Orni bei Kia ting-fu, in Luftlinie etwa 150 km, hatte man schon vor 1900 wegen der ganz seltenen und darum Aussicht von dort auf ein ausserordentlich hohes Schneegebirge einen Tempel errichtet.
Aber dieses grosse und hohe Schneegebirge war nicht zu lokalisieren. Auf den wenigen vorhandenen Karten vorwiegend europäischen Ursprungs stand über dem ganzen Gebiet ( nicht kartiert ). Auch Die Expeditionsteilnehmer auf dem letzten Wagen der Eisenbahn von Hanoi nach Kunming. Von links nach rechts: Ngiu, Eduard Imhof, Paul Nabholz, Li, Karl Krejci-Graf, Su. Foto: Arnold Heim. Nach Tagebucheintragung ver- brachten Imhof und Nabholz fast die ganze Reise auf der Plattform des letzten Bahnwagens:
war das Gebirge nur ausnahmsweise sichtbar, die meiste Zeit des Jahres wurde es von Monsunwolken verhüllt. So war es verständlich, dass eine Zeitungsmeldung 1929 die moderne chinesische Welt und ihre Universitäten aufschrecken konnte.
Ein Rückblick 200 bis 300 Jahre zurück auf die Entdeckungsgeschichte der Alpen lässt Analogien erkennen. Die einheimischen Bauern, Sennen, Kristallsucher, Gemsjäger und Wallfahrer kannten z.B. manchen Pass oder Übergang zwischen dem Wallis und dem Aostatal oder zwischen Meiringen und Engelberg, der von auswärtigen Touristen, Aargauern wie Engländern, erst nach 1800 wurde, eine Tatsache, die heute Stoff für geographische Dissertationen abgibt.
1930 also brach Eduard Imhof auf, um im fernen Grenzland zwischen China und Tibet diesen höchsten bisher unbekannt gebliebenen Berg auf der Erde zu vermessen. Aben- Imhof s Reiseroute 1930. Karte aus dem Schweizerischen Mittelschulatlas von Eduard Imhof, Auflagen 1962-1976. ( Dem Lehrmittelverlag des Kantons Zürich wird für die Abdruckerlaubnis gedankt .) teuerlich waren die mit dieser Reise verbundenen Erlebnisse und Erfahrungen. Lesen wir, was er selbst darüber 1983 schrieb:
Eduard Imhof: Kartierungen im Minya-Konka-Gebirge in West-Szetschuan
Es gelang dem schweizerischen Geologen Dr.Arnold Heim ( 1882-1965 ), damals Professor an der Sun Yat-sen-Universität in Canton ( Guangzhou ), die Unterstützung chinesischer Regierungsstellen zur Durchführung einer für den Sommer und Herbst 1930 geplanten Expedition in jenes Gebiet zu erwirken. Vom Präsidenten der genannten Universität wurde ich eingeladen, als Topograph an diesem Unternehmen mitzuwirken. Vor allem sollte ich Lage und Höhe des Minya Konka feststellen. Begeistert griff ich zu; denn für einen Topographen gibt es nichts Verlockenderes, als einen leeren Fleck der Erdkarte auszufüllen.
Unsere Expedition wurde durchgeführt vom Frühjahr bis Ende 1930. Eingehende Berichte darüber finden sich in den Büchern von Arnold Heim 1933 und Eduard Imhof 1974. Meinem Buch beigegeben sind auch die von mir erstellten Karten, die seither mehreren Expeditionen als Hilfe gedient haben. » Seltsame Reise durch ein seltsames Land
Auf einem kleinen chinesischen Küstendampfer erreichten wir Haiphong im damaligen Französisch-Indochina. Von dort mit der Eisenbahn Hanoi und weiter Yünnanfu ( Kunming ). Diese alte, mauerumgürtete Hauptstadt der südwestchinesischen Provinz Yünnan, auf 2000 Meter Meereshöhe gelegen, war damals Endstation der Bahnlinie. Am 14. Juni 1930 trafen wir dort ein, erst am 6. Juli aber ritten wir auf unseren Maultieren zum Tore hinaus. Warum solche Verzögerung? Auch in dieser Gegend bekriegten sich einige Lokalgenerale. Dies hatte zur Folge, dass wir für unsere Weiterreise drei Wochen auf die uns unentbehrlichen Reit- Minya Konka, Westflanke. Aquarell von Eduard Imhof und Tragtiere warten mussten. Nun endlich starteten wir zu unserem langen Marsch nach Norden, sechs Wochen auf schlechtesten Holperpfaden, anfänglich zwischen weiten, flachen Reissümpfen und Reisterrassen, weiter durch hügelige landschaftliche Paradiese mit leuchtend grünem, in leisem Winde zitterndem Laubwerk der Bambusbüsche, dunkeln, knorrigen Kiefern, roterdigen Bergen und vorüberziehenden weissen Wolken. Bald aber durch nackte Gebirgsein-öden, über hohe Pässe und durch tiefe heisse Schluchten. Erregend die Fahrt auf einem Ruderboot über den aus Felsenklu-sen herausdonnernden Yangtsekiang ( Changjiäng ), und Tag für Tag weiter durch Bergwildnisse, wildrauschenden Strömen entlang und in das steilwandige, heiss-trok-kene, nordsüdlich gerichtete Längstal des Tungho ( Tatu-ho, Dädühe ), längs der Ostseite des Minya-Konka-Gebirges. Aus diesem tief eingeschnittenen Tale führte uns schliesslich ein achtstündiger Marsch durch eine steil ansteigende finstere Schlucht westwärts hinauf nach dem 2600 Meter über Meer gelegenen Städtchen Tatsienlu ( K'ang-ting ). Hier erreichten wir die Bereiche tibetischer Bevölkerung, tibetischer Bauernhöfe und Klöster. Es war bereits der 7.August 1930.
Der Umweg über die Provinz Yünnan und die Verzögerung in ihrer Hauptstadt hatten uns unersetzliche Tage gekostet, aber andererseits innerchinesische Zustände zum Riechen nahe gebracht. Überall wo sich Menschen mühten und drängten, in den stinkenden Gassen der Dörfer und Bergstädtchen dasselbe Bild: Elend, Armut, Seuchen, Zerfall, hoffnungslose Apathie der Bevölkerung. Grosse Städte mittelalterlich ummauert, an den Toren endigten die Stadtgassen. Ausserhalb nirgends eine fahrbare Strasse, keine Fuhrwerke. Auf schlechtesten Fusspfaden schleppten Männer, oft auch Frauen und Kinder, ihre schweren Lasten auf dem Rücken, die einzig mögliche Art, Waren von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt zu transportieren. Manche Dörfer und Bauernhöfe zerfallen, ausgebrannte Ruinen, nirgends ein Neubeginn, nirgends ein Neuaufbau. Glasfenster und andere Einrichtungen westlicher Zivilisation fanden sich nur an Häusern der wenigen ausländischen Missionen. Die Ein- geborenen hier im Hinterlande verschlossen ihre Fensterlöcher mit papierverklebten Holz-gittern, im Gebirge auch mittels Ziegeln aus Stroh und Mist. Die Nächte blieben dunkel, höchstens abends da und dort schwach erhellt durch Ölflämmchen, so wie im biblischen Altertum. Abgesehen von Dolchen, Lanzenspitzen und importierten Schusswaffen war es, als ob die Eisenzeit noch nicht angebrochen sei. Das Schlimmste aber war jeglicher Mangel an hygienischen Einrichtungen. In den Gassen offene Kloakenrinn-sale. Als Aborte dienten Jauchegruben. In mancher Dorfgasse kauerte oder lag ein Leprakranker mit abgefaulten Gliedern, bettelnd, um damit Hunger- und Leidenstod noch eine kurze Weile hinauszuschieben. Als Folge solcher Zustände das Banditenun-wesen, die Furcht der Bevölkerung vor räuberischen Horden. Auch wir mussten uns auf unserem Marsch von Yünnanfu bis Tatsienlu durch kleine Trupps gemieteter, halb- nackter Söldner gegen solches Gesindel wappnen. So zeigten sich weitherum im Lande die Sturmzeichen der kommenden, da und dort bereits aufflammenden grossen Revolution.
Mit dem bisher leidlich guten Wetter war es dann im Hochgebirge zu Ende. Nebel und Wolken verhüllten die Höhen, Dauerregen setzte ein, und Schnee fiel oft bis in die Taltiefen. Nur selten kurze Sonnenblicke. Solche aber genügten, um uns die Grossartigkeit asiatischer Bergriesen ahnen zu lassen. Ein weiteres Übel: unsere Zeitnot. Seit Mitte August befanden wird uns nun im Arbeitsgebiet, noch einige Tagesmärsche vom Minya Konka entfernt. Schon bald darauf aber waren alle Höhen eingeschneit. Der Herbst rückte heran und damit das baldige Ende unserer ohnehin zu kurz bemessenen Arbeitszeit. ) Vorbereitungen für die topographische Aufnahme
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tung der Topoplatten in Zürich lieferte das Material für die meinem Buche von 1974 beigegebenen entsprechenden lokalen Karten 1:100000 und half damit, alle meine Karten-gefüge massstäblich festzulegen. ) Die Routenaufnahmen Weitere topographische Arbeiten Imhofs.
Jeden Abend erfolgte dann eine provisorische Ausarbeitung der Tagesaufzeichnun-gen. Paul Nabholz konstruierte nach seinen Osttibetisches Hochland. Das ( Goldblumental ) bei Tagonse. Aquarellskizze von Eduard Imhof. Diesem Bild entspricht die Routenskizze vom 17. Oktober 1930.
Tagesergebnissen ein entsprechendes Punkt- und Liniennetz im Massstab 1:100000. Eingepasst in dieses Netz erstellte ich darauf eine Umformung und verbesserte die Reinzeichnung meiner Tagesskizze. Dies besorgten wir vor und nach dem Abendessen, bei Kerzenlicht in irgendeiner Dorfbaracke, einem Tempelraum zu Fussen einer hölzernen Gottheit, oder aber dann im hohen Gebirge in unserem engen Zelte. Diese während vieler Wochen an jedem Marschtage, bei jedem Wetter, auch bei Schneegehudel und, trotz Störungen aller Art, von morgens früh bis abends in der Nacht durchgeführten Arbeiten bedeuteten für uns höchste pausenlose Aufmerksamkeit und Anspannung aller Kräfte. Das Ergebnis musste uns darüber hinwegtrösten, dass wir dabei viel Interessantes und Schönes weder beachten noch photographieren oder durch Skizzen festhalten konnten. Diese ununterbrochene Intensivarbeit lieferte mir dann aber das Aufnahmematerial für die später in den Massstab 1:200000 reduzierten, meinem Buche von 1974 beigegebenen Routenaufnahmekarten. Zu diesen trug auch Arnold Heim Gewichtiges bei; denn auch er hatte Routenkarten einiger seiner Reisestrecken skizziert und mir dann später in Zürich zur Verfügung gestellt. Ich arbeitete, in solcher Weise aufnehmend, vor allem an der West- und Nordseite des Minya-Konka-Gebirges, Arnold Heim an der Süd- und Ostseite. ) Lage und Höhe des Minya Konka
Nahe beim Klostergebäude, auf buckeli-ger Altmoräne, errichtete ich durch theodoli-tische Messungen eine etwa 450 Meter lange Basisstrecke. Auf jedem ihrer beiden Endpunkte gelang es mir, die erforderlichen horizontalen Anschlusswinkel und die Höhenwinkel zur Spitze des Berges zu messen. Daraus Messen sich, bezogen auf das Kloster, Lage und Höhenunterschied berechnen. Freilich erheischte dies mehrwöchige geduldige Belagerung; denn dieser'Heilige'verbarg sein Haupt andauernd hinter dichtem Gewölke.
Die Meereshöhen der Basis-Endpunkte ergaben sich aus längeren Reihen von Ane-roid-Ablesungen ( barometrische Höhenmessungen ), sowohl beim Kloster als auch gleichzeitig in Tatsienlu, wo es in freundlicher Weise durch Herrn Urech, einen dortigen französischen Missionar, besorgt wurde. Mein Resultat: Höhe des Minya Konka = 7600 Meter. Dieser Wert mag, so wie es für alle innerasiatischen Höhenkoten der Fall ist, um etwa 20 bis 40 Meter auf-und abwärts unsicher sein; denn er basiert für weiteste Bereiche auf barometrischen Mittelwerten, wobei die Ausgangshöhe Null, d.h. die Meeresküste, in der Luftlinie 1500 bis 2000 km von Tatsienlu entfernt liegt. Trigonometrische oder gar nivelliti-sche Höhenüberbrückung solcher Strecken liegen meines Wissens auch heute ( 1972 ) dort noch nicht vor. Unser Phototheodolit lechzte nun aber nach weiteren Taten. Wo es eine Wetterberuhigung zuliess, bemühten wir uns, mit seiner Hilfe dem vernebelten Gebirge einige lokale Geländekartierun-gen abzutrotzen. So entstanden die Karten der Westflanke des Minya Konka und des Tales Yülinggung bei Tatsienlu, beide im Massstab 1:100000. » Auf die gleiche Art hat Imhof dann noch den nördlich gelegenen, 6000 m hohen Dshara kartiert und gemessen.
( Am I. November traten Paul Nabholz und ich von Tatsienlu aus den Rückweg nach Osten, nach Shanghai, an. Wintereinbruch im Hochgebirge und leere Kassen hatten uns dazu gezwungen. Arnold Heim war noch nicht von seiner erstaunlichen Rundtour um das Minya-Konka-Massiv zurückgekehrt. Er hatte mir melden lassen, dass er vorläufig noch nicht nach Tatsienlu kommen werde.
Nach langem, beschwerlichem Gebirgsmarsch und abenteuerlicher Fahrt auf kleinen und grossen Strömen, hierbei zwei Tage auf einem Bambusfloss über Stromschnellen des Ya-River ( Ya-an-ho ) hinab, dann eine halsbrecherische motorisierte Pistenfahrt nach Tschöngtu ( Chengdu ), weiter dann mit einem starken Ruderboot auf grossen Strömen Minho, Tungho, Yangtse- Das Kloster Konka Gompa am Minya Konka. Bleistiftzeichnung von Eduard Imhof vom 27. September 1930 kiang bis nach Tschungking ( Chongging ). Von dort auf einem Yangtse-Dampfer den gewaltigen Strom weiter hinab, dabei Schiffbruch in der Wuhan-Gorge, weiter nach Itshang ( Yichang ), bald darauf eine kleine'Seeschlacht'zur Abwehr von Rebellen, die vom Ufer her mit Kanonen auf uns schössen, oberhalb der Riesenstadt Wuhan in nächtlichem Dunkel am nahen Ufer eine in helllodernden Flammen stehende grosse Ortschaft.
So trafen wir endlich am 10. Dezember 1930 in Shanghai ein. Nach einwöchigem Aufenthalt dann in Peking ( Beijing ) brachte mich die mandschurisch-sibirische Eisenbahn im Januar und Februar 1931 nach Europa zurück. ) Die Karten des Minya Konka Nach seiner Rückkehr in die Schweiz wertete Eduard Imhof mit Hilfe von Paul Nabholz zunächst die Ergebnisse seiner topographischen Aufnahmen aus und zeichnete die verschiedenen Karten, und zwar eine Karte von Tatsienlu und dem Tal von Yü-ling-gung 1:100000; die Karte der Westseite des Minya-Konka 1:100000; Routenaufnahmen östlich und südlich des Tungho in West-Szetschuan 1:200000, zusammen etwa für eine Strecke von 300 km in der Luftlinie! Dazu die grosse Karte des Zentralen Teils des Minya-Konka-Gebirges 1:200000. Imhof sandte druckreife Kopien aller Reinzeichnungen davon zwei Mal nach China. Ob seine Karten aber dort jemals publiziert wurden, darüber hat er nie etwas erfahren.
Weitere Expeditionen und Ausklang Um 1970, nachdem er an der Hochschule pensioniert war, hat sich Imhof daran gemacht, seinen grossen Expeditionsbericht zu schreiben, dem viele Fotos, Zeichnungen und auch alle von ihm aufgenommenen Karten beigegeben wurden; er ist 1974 gedruckt worden und fand ein gutes Echo. Da die Reisemöglichkeiten inzwischen etwas erleichtert waren, wählten junge zürcherische Alpinisten den Minya Konka zum Ziel ihrer Expedition. Sie verteilten sich aus beruflichen Gründen in zwei verschiedene Gruppen, die in verschiedenen Jahren reisten. Eine Gruppe des Akademischen Alpenclubs Zürich reiste 1981, sie wurde geleitet von Roman Boutellier und dem später am Montblanc tödlich verunglückten Felix Müller. Der zweiten Gruppe, unter der Leitung von Erwin Herren ( Sektion Ledifluh SAC ), gelang die dritte Besteigung des Minya Konka am 25.5.1982 durch die jungen Alpinisten Ruedi Alder und Andreas Eschmann, damals JO-Leiter der Sektion Uto SAC, und Georges Herren, wie sein Bruder Sektion Ledifluh SAC. Leider ist Andreas Eschmann beim Abstieg kurz unter dem Gipfel tödlich verunglückt.
In diesem Aufsatz war jetzt etwas mehr über die Aufnahme von topographischen Karten und etwas weniger von eigentlichen Berg- und Expeditionserlebnissen die Rede. Wie Imhof seine kartographischen Arbeiten in seinem Buch beschrieben hat, ist ausserhalb der mit Formeln gespickten, vermessungstechnischen Literatur eine Rarität. Und doch vermittelt uns diese Schilderung ein Bild, auf welche Weise nicht nur in früherer Zeit unsere Erde erforscht wurde. Auch manche der heute noch von Alpinisten gebrauchten und auch durchaus noch verwendbaren Karten sind so entstanden, z.B. die Karten der schweizerischen Topographen H.F. Bossart ( 1949 ), Ernst Huber aus Küsnacht am Rigi ( 1941/1951 ) und Ernst Spiess mit der Karte der Cordillera Vilcabamba ( Peru ), Blatt Panta 1:25000, aufgenommen anlässlich der Anden-Expedition des SAC 1959. Unterstützt wurden die schweizerischen topographisch-kartographi-schen Arbeiten, vor allem die kostspielige Herausgabe der gedruckten Karten, in verdankenswerter Weise durch die Schweizerische Stiftung für alpine Forschungen ( SSAF ).
Noch heute ist das Gebiet um den Minya Konka eine
Literatur Little, Archibald John: Mount Orni and beyond. A record of travel on the Thibetan border. London 1901 Rock, Joseph F.: The glories of the Minya Konka. In: The National Geographic Magazine. Washington. Vol.58, 1930 Heim, Arnold: Minya Gongkar. Bern 1933 Emmons, Arthur B. 3rd: The reconnaissance of the Minya Konka. In: American Alpine Journal. New York, Vol.2, 1934 Burdsall, Richard L., und Emmons, Arthur B. 3rd: Men against the clouds. The conquest of Minya Konka. With contributions by Terris Moore and Jack Theodore Young. London 1935. Revised edition with prologue and epilogue by Terris Moore. Seattle 1980 Imhof, Eduard: Der Minya Konka, Chinas höchster Berg. In: Geographica Helvetica, Bern. Jg.2, 1947 Imhof, Eduard: Der Minya Konka. In: Nos Montagnes. Winterthur, Jg.27, 1948 srMinya Konka, Westseite, 1:100000. Karte, aufgenommen und gezeichnet von Eduard Imhof. ( Die Karte ist verkleinert reproduziert, so dass der Massstab 1:100000 nicht mehr zutrifft. ) 7*NÖrn. Wei
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\ Imhof, Eduard: Rekognoszierungsfahrt zum Minya Konka. In: Berge der Welt. Bern, Bd. 5, 1950 Imhof, Eduard: Die Grossen Kalten Berge von Szetschuan. Ergebnisse, Forschungen und Kartierungen im Minya-Konka-Gebirge. Herausgegeben von der Schweizerischen Stiftung für alpine Forschungen, Zürich 1974 ( mit Bibliographie ) Imhof, Eduard: Kartierungen im Minya-Konka-Gebirge in West-Szetschuan. In: China cartographica. Ausstellung in der Staatsbibliothek Berlin 1983, S. 128-137 ( Alle diese Bücher sind in der Zentralbibliothek des Schweizer Alpenclubs in Zürich vorhanden und können dort ausgeliehen werden, auch die Bestellung mit Briefpost ist möglich. ) Minya-Konka, Wescsette Aujgcnommcn im Herbtt 1930 durch Eduard ImhoTund Paul Nabhob Bearbeitet von Eduard Imhof Minya-Konka, Wesi-side Surveyed during autumn I93O by Edward ImhoTand Paul Nabhob Cartography by Edward Imhof