«Die Expedition ist ein absoluter Erfolg». Co-Expeditionsleiter Urs Hefti
Co-Expeditionsleiter Urs Hefti
« Die Expedition ist ein
absoluter Erfolg »
Die höhenmedizinische Muztagh-Ata- Expedition stand unter der Leitung der beiden Höhenmediziner Tobias Merz, Bern, und Urs Hefti, Aarau. Beide aktiv in der medizinischen Kommission SAC als Präsident und Kommissionsmitglied. Unmittelbar nach der Rückkehr hat Urs Hefti für die ALPEN kurz eine erste Bilanz ge- zogen.
Urs Hefti, alle Expeditionsteilnehmer sind wohlbehalten wieder zu Hause. Die letzten Tests und Untersuchungen sind abge- schlossen. Wie gross ist der Stein, der Ihnen vom Herzen gefallen ist?
Urs Hefti: Es ist kein Felsbrocken. Aber ich bin froh, dass alles gut gelun- gen ist und die Expedition als absoluter Erfolg be- zeichnet werden kann. Die Organisation hat vor- bildlich geklappt, die Zu- sammenarbeit mit den lo- kalen Partnern hat sich bewährt, das ehrgeizige Forschungspro- gramm konnte durchgeführt werden, und schliesslich hatten wir auch Wetter- und Gipfelglück. Was würden sie rückblickend anders orga- nisieren?
Wir haben die Strapazen für die For- scher unterschätzt. Der lange Aufenthalt und die Arbeit in den verschiedenen Hochlagern unter den extremen klimati- schen Bedingungen waren eine Tortur. Bei einem nächsten Mal müssten die Forscher noch besser von täglichen Ar- beiten wie Wasserkochen, Essenzuberei- ten oder Zelteaufstellen entlastet werden. Ein Zehnstundenarbeitstag auf dieser Höhe zehrt an Körper und Geist. Und wer auf dieser Höhe einmal krank wird, erholt sich nicht mehr. 48 Expeditionsmitglieder waren auf dem Gipfel... Sie haben es nicht geschafft. Sind Sie enttäuscht?
Nein. Als Co-Expeditionsleiter müs- sen persönliche Bedürfnisse hinten an- gestellt werden. Die Organisation und Verantwortung für das ganze Projekt so- wie die aufwändige Rettungsaktion für einen Hochträger haben mich zwei Tage vor dem möglichen Gipfelerlebnis an die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit ge- bracht. Mein Körper hat mir klar signali- siert, dass nur ein Abstieg Sinn macht. Zudem war es bei ähnlichen Unterneh- men auch schon so, dass ich den Gipfel erreicht habe und andere Kollegen um- kehren mussten. Würden Sie sich wieder einmal für ein derart grosses Berg- und Forschungspro- jekt engagieren?
So kurz nach der Rückkehr aus China sind die Batterien leer. Aber ich könnte mir vorstellen, dass ich mich bei einem angemessenen Engagement von Wirt- schaft und öffentlicher Hand wieder für ein ähnliches Projekt begeistern könnte. Ein solch grosses, auch national wie in- ternational beachtetes Projekt wie diese Muztagh-Ata-Expedition sollte nicht hauptsächlich von Freiwilligen und in Fronarbeit getragen werden müssen. Ein grosser Dank gehört deshalb all jenen, die uns bei dieser Expedition unterstützt haben. a
Tommy Dätwyler, Kölliken Die aufwändige Rettung eines Hochträgers war eine zusätzliche Belastung.
T E X T / F O T O SStéphane Maire, Commeire ( ü )